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Landessortenversuche 2017: Winterweizen

Webcode: 01032761

Aktuelle Ergebnisse der LSV Winterweizen.

Anbaustatistik Winterweizen

Jahr Anbaufläche in ha % der Ackerfläche Ertrag [dt/ha]
2008 427.651 22,6 89,0
2009 428.310 22,7 85,0
2010 430.181 23,1 79,3
2011 403.134 21,5 77,2
2012 327.649

17,4

75,1
2013 400.772 21,4 87,2
2014 410.899 21,8 89,6
2015 426.600 22,5 88,1
2016 404.300 21,2 83,3
2017* 412.000 21,9 83,0

* vorläufig


Landessortenversuch Winterweizen
Landessortenversuch WinterweizenWilli Thiel
Die hohe Bedeutung des Winterweizens als Marktfrucht wird durch den leichten Anstieg der Anbaufläche wiederum untermauert. Laut den vorläufigen Zahlen des Landesamtes für Statistik in Niedersachsen wurde er 2017 auf gut 412.000 ha ausgedehnt und macht damit einen Anteil an der Ackerfläche von knapp 22 % aus.

Wie bei der Wintergerste, vor allem aber beim Winterraps, so wurden auch beim Weizen insgesamt gesehen keine Höchsterträge eingefahren. In der Marsch und den guten Lehmstandorten ist von guten Ertragsleistungen auszugehen. Berichte von schwächeren Leistungen stammen aus den nördlichen Regionen mit leichteren Böden.

Verantwortlich dafür sind neben dem kühlen und trockenen Frühjahr auch die kräftigen Regenfälle zur Erntezeit. Im nördlichen Bereich waren bis Mitte August witterungsbedingt noch viele Bestände nicht beerntet. In Regionen mit Starkregenereignissen und Überschwemmungen ist noch offen wann und ob sie geerntet werden können. Die Ausweitung der Weizenanbaufläche wird voraussichtlich die etwas schwächeren Erträge kompensieren, sodass das Mengenangebot auf dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Spannend wird es sein, welche Auswirkungen sich bei den spät geernteten Beständen auf die Backqualität ergeben.

Der insgesamt gesehen milde Winter begünstigte die Entwicklung der Bestände. Auswinterungsschäden traten im Prinzip nicht auf, sodass das Merkmal Winterhärte bei den Sorten nicht gefordert war. Insgesamt unterdurchschnittliche Niederschläge während der Wintermonate verstärkten die negative Bodenwasserbilanz seit dem letzten Sommer. So mag es sein, dass ein gewisser Trockenstress im Mai zu Beeinträchtigungen im Ertragsaufbau geführt haben. Auch auf den Bördestandorten waren in manchen Beständen Bodenunterschiede oder Mängel in der Bodenbearbeitung erkennbar. Auf den leichteren nördlichen Standorten war ein intensiver Beregnungseinsatz in der Regel dank regelmäßig gefallener Niederschläge nicht erforderlich. 


Durchführung der Landessortenversuche

Die Landessortenversuche (LSV) Winterweizen werden aufgrund der hohen Bedeutung dieser Kultur intensiv an einer Vielzahl von Standorten in insgesamt 6 Anbauregionen Niedersachsens geprüft. In der Region Marsch fließen zusätzliche Versuchsergebnisse aus Schleswig-Holstein mit ein. In den westlichen Regionen der Sand- und Lehmstandorte sowie bei den Höhenlagen wird die Datengrundlage zur Sortenbeurteilung durch Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen ergänzt. Erstmalig wird in den Ertragstabellen der sechs Anbauregionen auch ein mehrjähriger Durchschnittsertrag mit Angabe der dahinterstehenden Anzahl Versuchsergebnisse ausgewiesen. Für die Anbauregion Sandböden Nordwest fließen ergänzend die Ergebnisse der Anbauregion Sandböden Nordwest mit geringerer Gewichtung mit ein. In dem dargestellten Durchschnittsertrag, der aus den vorliegenden Versuchsergebnissen aus den Jahren 2014 bis 2017 berechnet wird, sind – wenn vorhanden – auch Ergebnisse aus sogenannten Vorversuchen, wie Wert- und EU-Prüfungen enthalten. Durch Einbeziehung dieser zusätzlichen Ergebnisse können auch die im LSV ein- und zweijährig geprüften Sorten bereits verlässlicher beurteilt werden. Diese Ergebnisse werden durch das bundesweit anerkannte Berechnungsverfahren, der sogenannten Hohenheim-Gülzower-Serienauswertung, berechnet.

Mit der Einführung des sogenannten Bundessortenversuches (BSV), der an insgesamt 31 Standorten bundesweit durchgeführt wird, werden die zur Zulassung vom Bundessortenamt in Frage kommenden Sorten nach dem dritten Wertprüfungsjahr weiter beprobt. Als Aufsteiger in den LSV wurden nur die aussichtsreichsten Kandidaten bereits parallel in den LSV gestellt. Die Zahl der neu im LSV aufgenommenen Sorten hat sich damit deutlich reduziert. Die Ergebnisse des BSV können im Internet unter www.Bundessortenversuch.de eingesehen werden. 

Sortenempfehlungen

Vor allem Sorten, die sich durch konstante Leistungen in den Versuchen und Jahren positiv hervorgetan haben, gilt es bei der Sortenwahl zu berücksichtigen. Neben dem Ertrag sollten dabei auch viele weitere Faktoren wie die Festigkeit gegen Lager, Resistenzen gegen Krankheiten und nicht zuletzt die Winterhärte der Sorten berücksichtigt werden. Aber auch Qualitätskriterien, wie die Rohproteingehalte und die Fallzahl bzw. Fallzahlstabilität sind wichtige Parameter. Die Einstufung der Sorten finden sie in der Tabelle „Eigenschaften“. Zu den Qualitäten ist in diesem Artikel vorerst die Einstufung des BSA abgebildet. Im zweiten Bericht zur Qualitätsbeurteilung werden die eigenen Untersuchungen und Ergebnisse dargestellt und bewertet.

Im Merkmal Winterhärte zeigten laut Untersuchungen der Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern zahlreiche Sorten erhebliche Schwächen. Viele dieser Sorten stehen auch in Niedersachsen in den Landessortenversuchen und zeichnen sich zum Teil durch sehr gute Ertragsleistungen aus. Bei den besonders stark betroffenen Sorten handelt es sich um KWS Maddox, Rubisko, Benchmark und Porthus.   Ob diese betroffenen Sorten, wie auch weitere Sorten mit Schwächen in der Winterhärte, dennoch für den Anbau ausgewählt werden, liegt in der unternehmerischen Entscheidung jedes Einzelnen und sollte vor allem auch vor dem Hintergrund des Standortes entschieden werden. Grundsätzlich beobachten wir jedoch eine Zunahme von Wetterextremen sowohl im Sommer als auch im Winter. 

Mit LG Alpha und Hyvento wurden auch 2017 wieder zwei Hybridsorten geprüft, die zum Teil aus ertraglicher Sicht empfehlenswert wären, unter Berücksichtigung der erhöhten Aussaatkosten wirtschaftlich gesehen jedoch ihren Vorteil verlieren.

Folgende Sorten sind für die unterschiedlichen Anbauregionen zu empfehlen:

Aus dem Bereich der A-Sorten ist in erster Linie die Sorte RGT Reform für alle Anbauregionen zu nennen und sie ist von daher zu Recht die vermehrungsstärkste Sorte niedersachsen- und bundesweit. Sie überzeugt durch hohe und in der Regel konstante Ertragsleistungen und zeigt keine gravierenden Schwächen gegenüber Krankheiten. Bei hoher Fallzahl und auch Fallzahlstabilität sind einzig die geringeren RP-Gehalte als gewisse Schwäche zu benennen.

Die neue Sorte Kashmir überrascht durch hohe Erträge in allen Anbauregionen mit Ausnahme der Sandböden Nordwest. Zu beachten sind die Schwächen im Hinblick auf Lagerneigung sowie die Anfälligkeit gegenüber Gelbrost, Blattseptoria, Halmbruch und DTR. Mit sehr gute Fallzahleinstufung erreicht sie im Rohproteingehalt allerdings auch nur unterdurchschnittliche Werte.

Die Qualitätsgruppe der B-Weizensorten umfasst das größte Sortenspektrum. Hier sticht die Sorte Benchmark mit konstanten und sehr guten Ertragsleistungen in allen Anbauregionen hervor. Hauptschwäche dieser Sorte ist die mangelnde Winterhärte. Sie ist daher nicht für Frühsaaten nach beispielsweise Raps oder in auswinterungsgefährdeten Lagen geeignet. Bei mittlerer Lagerneigung muss vor allem die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Braunrost beachtet werden. Als hochertragreiche Sorte liegen die Rohproteingehalte und Hektolitergewichte auf einem sehr geringen Niveau, wohingegen die Fallzahleinstufung sehr gut ist.

Die Sorte Bergamo ist ebenfalls aus ertraglicher Sicht für alle Anbauregionen geeignet. Zur Erzielung konstanter Erträge müssen rechtzeitig Behandlungsmaßnahmen gegen Mehltau eingeplant werden. Schwache Fallzahlen müssen bei der Ernteterminierung beachtet werden, auch die Winterhärte ist etwas kritisch zu sehen.

Die zweijährig geprüfte Sorte KWS Maddox erreicht bis auf die Marsch hohe Erträge. Die Gefahr zur Auswinterung ist bei dieser Sorte am ausgeprägtesten. Geringe RP-Gehalte und die Gefahr von Ährenfusarium sind zu beachten. Porthus erreicht bis auf die Sandböden Nordwest hohe Erträge. Zu beachten ist die mangelnde Winterhärte und Schwächen in der Standfestigkeit sowie eine geringe Festigkeit gegenüber Mehltau und Halmbruch. Als ertragsstarke Sorte ist die spät abreifende Sorte Alexander mit sehr schwachen Rohproteinhalten sowie einem geringen TKG anzusprechen. Zu beachten ist die geringe Festigkeit gegenüber Gelbrost, Blattseptoria und Ährenfusarium. Johnny überzeugte ertraglich auf den Lehmstandorten Nordwest, wobei neben geringer Winterhärte auch die Anfälligkeit gegenüber den Rosten, Blattseptoria und Halmbruch sowie die schwache Fallzahlstabilität beachtet werden muss. Bosporus erreicht auf den Sandböden Nordhannover gute Erträge und ist neben einer guten Winterhärte vor allem als sehr gesund einzustufen. Daher käme die Sorte trotz durchschnittlicher Erträge auch für weitere Anbauregionen mit vermindertem Fungizideinsatz in Frage. Die lageranfällige Sorte Smaragd erreicht auf den Sandböden Nordwest gute Erträge bei Schwächen gegenüber Ährenfusarium. Die Sorte Faustus ist als frühreife Sorte bereits bekannt und bestätigt in den LSV-Versuchen die guten Leistungen und ist von daher bis auf die Region Lehmstandorte Nordwest zu empfehlen. Gegenüber der Sorte Rumor aus gleichem Hause ist sie weniger lageranfällig und gegenüber Gelbrost robust. Zu beachten sind Schwächen bei Mehltau, Braunrost und Halmbruch.

Die neuen Sorten

KWS Talent überzeugte in allen Anbauregionen durch hohe Erträge und ist bis auf die Anfälligkeit gegenüber Halmbruch als gesunde Sorte mit guter Winterhärte einzustufen; kommt daher für den Probeanbau in Frage.

Die stark auswinterungsgefährdete und mit einem sehr geringen TKG ausgestattete Sorte KWS Barny erreichte auf den Sandböden Nordhannover gute Erträge, ist jedoch recht krankheitsanfällig, insbesondere in Bezug auf Gelb- und Braunrost. Insgesamt daher nur sehr eingeschränkt zu empfehlen. Für den Weizenanbau in Maisfruchtfolgen wurde verstärkt Anapolis empfohlen, die allerdings in der Ertragsleistung zunehmend schwächer einzustufen ist. Neuere B-Sorten, wie Kamerad oder LG Imposanto sind gegenüber Ährenfusarium vergleichbar gut eingestuft und könnten künftig in entsprechenden Fruchtfolgen eingesetzt werden.


Änderung der Ergebnisdarstellung

Die Ertragsergebnisse für das Jahr 2017 bilden das Leistungsvermögen der Sorten bei optimaler Gesunderhaltung der Bestände ab. Die ertraglichen Auswirkungen des Verzichts von Wachstums- und Fungizidmaßnahmen wird in der Spalte Minderertrag dargestellt. Sorten mit einer guten Festigkeit gegenüber Krankheiten bei gleichzeitig geringer Lagerneigung weisen hier nur geringe Werte auf.


Sortenleistungen in den einzelnen Regionen

In der Anbauregion der Marsch liegt das Ertragsniveau mit 112 dt/ha auf dem hohen Niveau des Jahres 2015.

Die Sorte RGT Reform konnte unter den A-Sorten die schwächeren Ergebnisse aus den Vorjahren deutlich verbessern, während Julius ertraglich eher enttäuschte. Die zweijährig geprüfte Sorte Nordkap erreichte mit rel. 99 ein leicht verbessertes Ertragsniveau. Von den beiden neu aufgenommenen Sorten konnte Kashmir sehr gute Erträge, Achim hingegen nur unterdurchschnittliche Leistungen erzielen.

Aus dem B-Segment lagen von den mehrjährig geprüften Sorten Johnny, Benchmark, Bergamo, Alexander und zweijährig Porthus ertraglich vorn. Bei den einjährig geprüften Sorten erreichte KWS Talent die höchsten Erträge, aber auch die bereits im frühreifen Sortenversuch getestete Sorte Faustus konnte im LSV überzeugen.

Alle geprüften C-Sorten erreichten 2017 lediglich nur durchschnittliche bis unterdurchschnittliche Ergebnisse. Mehrjährig betrachtet liefert Elixer noch die besten Erträge, gefolgt von den zweijährig geprüften Sorten Sheriff und der mit höheren Aussaatkosten belastete Hybridsorte LG Alpha.

Zu empfehlen sind: RGT Reform (A), Benchmark, Johnny, Bergamo, Alexander, Porthus, Faustus (alle B); für den Probeanbau: Kashmir (A). KWS Talent (B). In der Praxis haben sich darüber hinaus auch die C-Sorten Elixer, Sheriff, LG Alpha und die frühreife Sorte Expert etabliert.

Auf den Sandböden Nordwest überzeugt bei den A-Sorten RGT Reform dies- und mehrjährig mit einem hohen Ertrag. Julius, sowie die zweijährig geprüften Sorten Nordkap und Leandrus erreichten leicht unterdurchschnittliche Leistungen. Die in dieser Region geprüfte Hybridsorte Hyvento erreicht zweijährig hohe Erträge. Von den neuen Sorten Kashmir und Achim konnte nur erstgenannte Sorte ertraglich überzeugen.

Folgende B-Sorten erreichen insgesamt die höchsten Erträge: Bergamo, Benchmark, Smaragd, sowie die zweijährig geprüfte Sorte KWS Maddox. Johnny und Porthus erzielen durchschnittliche Leistungen, während die in dieser Region wieder geprüfte Sorte Rumor und Gustav bessere Erträge lieferten. Bei den einjährig geprüften Sorten überzeugt die bereits als frühreif geprüfte Sorte Faustus auch hier im LSV. Kamerad und KWS Talent lieferten mittlere Erträge ab, LG Imposanto nur unterdurchschnittliche. Durch die Berücksichtigung der nordhannoverschen Anbauregion profitiert KWS Talent in der Darstellung der mehrjährigen Ergebnisse

Die C-Sorten können wiederum das Ertragsniveau der besten B-Sorten sowohl einjährig als auch mehrjährig nicht erreichen. Lediglich Sheriff und Manitou erreichten bessere Erträge.

Die insbesondere in maisdominierten Fruchtfolgen interessante Sorte Anapolis erreicht im dreijährigen Vergleich nur ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis. Aufgrund der Fusariumresistenz spielt sie hier dennoch eine wichtige Rolle. Es handelt sich bei Ährenfusarium nicht nur um einen Schaderreger, der Ertrags- und Qualitätseinbußen beim Getreide hervorrufen kann. Bei Kontamination mit Mykotoxinen aufgrund von Fusariumbefall kann es zu erheblichen Problemen in der Fütterung, insbesondere bei Sauenhaltung, führen. Kontaminiertes Erntegut ist bei Überschreiten der Grenzwerte im schlimmsten Fall sogar als Sondermüll zu entsorgen. Die Sortenwahl und eine angepasste Bodenbearbeitung sind die beiden wichtigsten Stellgrößen um Mykotoxinbildung zu vermeiden. Mit einer guten Ährenfusariumeinstufung sind jetzt mit Kamerad und LG Imponsant jedoch neue Sorten am Markt, die ein vergleichbares bzw. höheres Ertragsniveau aufweisen als Anapolis.

Zu empfehlen sind folgende Sorten: RGT Reform (A), Benchmark, Bergamo, Smaragd, KWS Maddox, Faustus (alle B), Anapolis in Maisfruchtfolgen. Für den Probeanbau: Kashmir (A), KWS Talent (B),

In der Region Sandböden Nordhannover erreicht RGT Reform aktuell und mehrjährig die besten Erträge. Zweijährig kann auch die Hybridsorte Hyvento überzeugen. Julius und Nordkap zeigen nur unterdurchschnittliche Leistungen. Die beiden neuen Sorten Kashmir und Achim liegen mit rel. 99 auf einem knapp durchschnittlichen Niveau.

Bei den zwei- und mehrjährig geprüften B-Sorten liefert wie in den Vorjahren Benchmark die höchsten Erträge. Bergamo bestätigt knapp die gute Leistung des Vorjahres. Johnny und Rumor können die schwächeren Ergebnisse des Vorjahres deutlich verbessern, während Alexander und Smaragd einen Abwärtstrend erkennen lassen. Die auswinterungsgefährdete Sorte KWS Maddox überzeugt durch konstant hohe Erträge, die auch Porthus dieses Jahr erreicht. Gute Leistungen erzielt überdies auch Bosporus. Von den in dieser Region erstmalig geprüften Sorten erreichen KWS Talent, die auswinterungsgefährdete Sorte KWS Barny und die frühreife Sorte Faustus sehr hohe Erträge. LG Imposanto und Kamerad konnten noch nicht ertraglich überzeugen.

Mehrjährig betrachtet erzielen Benchmark, KWS Maddox, Porthus, Bergamo und Bosporus die höchsten Erträge.

Im Bereich der C-Sorten zählt Lear in dieser Anbauregion trotz schwacher aktueller Ergebnisse zu den ertragsstärksten Sorten. LG Alpha und Sheriff liegen zweijährig über dem Durchschnitt. Insgesamt ist festzuhalten, dass mit ertragsbetonten B-Sorten gleichhohe bzw. bessere Erträge erreicht werden können.  

Empfohlen werden: RGT Reform (A), Benchmark, Bergamo, Porthus, Bosporus, KWS Maddox, Faustus (alle B); für den Probeanbau: KWS Talent, (KWS Barny stark eingeschränkt)

Auf den Lehmstandorten Nordwest konnte RGT Reform die guten Vorjahresergebnisse nicht ganz wiederholen. Generell lagen die mehrjährig geprüften A-Sorten ertraglich deutlich unter den meisten B-Sorten. Lediglich die neue Sorte Kashmir konnte hier einen sehr guten Ertrag erreichen. Mehrjährig betrachtet ist neben RGT Reform lediglich noch Julius ertraglich als anbauwürdig zu erachten. Bei den B-Sorten konnten die Sorten Benchmark, Johnny und Bergamo im aktuellen Jahr sowie mehrjährig durch konstante Leistungen überzeugen. Alexander und Rumor erreichen durchschnittliche Leistungen. KWS Maddox und Porthus liefern leicht überdurchschnittliche Ergebnisse ab, während Bosporus mittlere und Gustav durch schwache Vorversuchsergebnisse leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse erreicht. Von den neuen Sorten erreicht nur KWS Talent einen hohen Ertrag. 

Im Bereich der C-Sorten erreichen Elixer, Manitou und Sheriff gute Erträge, die aber nicht an das Niveau der ertragsbetonten B-Sorten heranreichen. Mehrjährig betrachtet erreichen Sheriff und LG Alpha die besten Leistungen.

Empfohlen werden: RGT Reform (A), Benchmark, Johnny, Bergamo, Porthus, KWS Maddox (alle B); für den Probeanbau Kashmir (A), KWS Talent (B)

Die Standortgruppe der Lehmböden Südhannover umfasst das vergleichsweise größte Sortiment an Weizensorten. Die einbezogenen Standorte sind allesamt in Niedersachsen, wobei an drei Standorten das Prüfsortiment sowohl nach Blattvorfrucht als auch als Stoppelweizen getestet wird. Der Bedeutung des Qualitätsweizenanbaus wird u.a. dadurch Rechnung getragen, in dem auch vier E-Weizensorten geprüft werden. Das Ertragsniveau der Versuche liegt bei ca. 105 dt/ha und damit gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert.

Im Bereich der A-Sorten erreicht von den etablierten Sorten RGT Reform dies- und mehrjährig die besten Erträge. Julius fällt gegenüber dem Vorjahr deutlich ab und Nordkap erreicht wiederum nur einen leicht unterdurchschnittlichen Ertrag. Apostel hingegen konnte sich leicht verbessern. Die neue Sorte Kashmir erreicht innerhalb dieser Qualitätsgruppe die höchsten Erträge, während Achim eher enttäuschte. Von den B-Sorten unterstreicht Benchmark seine konstant sehr hohe Ertragsleistung. Bergamo kann ebenfalls mit sehr guten Erträgen überzeugen. Johnny profitiert von den diesjährigen hohen Erträgen. Alexander konnte die sehr guten Vorjahresergebnisse nicht ganz wiederholen, liegt mehrjährig betrachtet aber über dem Durchschnitt der Sorten. Rumor und die seit Jahren geprüfte Sorte Mulan liefern unterdurchschnittliche Ergebnisse. Von den zweijährig geprüften Sorten konnten Porthus und KWS Maddox in beiden Jahren hohe Erträge erreichen. Die bereits im Versuch der frühreifen Sorten getestete Sorte Faustus erreicht auch im LSV in dieser Anbauregion ein sehr gutes Ergebnis, das gleiche trifft unter Berücksichtigung der WP-Ergebnisse auch für KWS Talent zu. Die Neuzulassungen Kamerad und KWS Barny erzielen lediglich gute bis durchschnittliche Erträge; LG Imposanto enttäuschte. Von den geprüften C-Sorten erreichte keine Sorte überzeugende Erträge. Auch im mehrjährigen Vergleich erreichen die Sorten nicht das Ertragsniveau der besten B-Sorten. Besonderheiten, wie die Robustheit gegenüber Ährenfusarium bei der Sorte Anapolis können Argumente für den Anbau in Maisfruchtfolgen sein. Ertraglich kämen in erster Linie Landsknecht, Sheriff, Elixer und Lear in Frage.

Empfohlen werden: RGT Reform (A), Bergamo, Alexander Faustus sowie unter Berücksichtigung der Auswinterungsgefahr Benchmark, Porthus, KWS Maddox, (alle B); für den Probeanbau Kashmir (A), Talent (B)

Um bei dem Anbau von Eliteweizen zufrieden stellende Erlöse zu erzielen, sollte die Vermarktung optimalerweise bereits im Vorfeld mit den Erfassungsinstitutionen abgesichert werden. Die neueren Sorten KWS Montana und Ponticus wurden in die Versuche aufgenommen, da von Seiten der Mühlen bzw. Verarbeiter Interesse signalisiert wurde und diese Sorten auch in Niedersachsen eine gewisse Vermehrungsfläche aufweisen. Ertraglich erscheint die Sorte Ponticus neben Barranco nach den vorliegenden Zahlen am interessantesten zu sein, zumal sie auch am ehesten die geforderten Eiweißgehalte erreichen kann. Um den Anbau wirtschaftlich erscheinen zu lassen, müssen bei der Vermarktung aufgrund der Qualität entsprechende Mehrerlöse realisierbar sein. Andernfalls werden sich die Anbauer nicht für eine solche Sorte entscheiden.

In den Höhenlagen Mitte/West macht RGT Reform das schwächere Vorjahresergebnis eindrucksvoll wieder wett und unterstreicht mehrjährig die klare Ertragsstärke gegenüber den weiteren A-Sorten. Julius, aber auch die zweijährige Sorte Nordkap erreichen schwache Leistungen. Apostel hingegen konnte sich gegenüber dem Vorjahr mit guten Ergebnissen steigern. Die neue Sorte Kashmir überraschte positiv mit sehr guten Erträgen, während Achim und die in NRW geprüfte Sorte Leandrus nur unterdurchschnittlich abschneiden.

Benchmark und Bergamo sind im Bereich der B-Qualitäten 2017 und mehrjährig die ertragsstärksten Sorten und bestätigen die sehr hohen Erträge des Vorjahres. Insbesondere für diese Region ist nochmals auf die deutliche Schwäche in der Winterhärte bei Benchmark hinzuweisen. Frühsaaten nach beispielsweise Raps sollten vermieden werden. Als Stoppelweizen mit nicht zu üppiger Vorwinterentwicklung wäre vielleicht eine Möglichkeit für den Anbau von Benchmark.

Alexander profitiert von den guten Vorjahresergebnissen, die der Sorte ein mehrjährig überdurchschnittliches Ergebnis sichern. Gut behaupten kann sich nach wie vor auch Johnny mit konstanten Leistungen. Rumor liegt insgesamt leicht unter dem Durchschnitt. Bei den zweijährig geprüften Sorten liegt Porthus trotz schwächerer diesjähriger Ergebnisse vor der stark auswinterungsgefährdeten Sorte KWS Maddox auf einem überdurchschnittlichen Ertragsniveau. KWS Talent kann als einzige neue Sorte an das Niveau der ertragsbetonten B-Sorten heranreichen. LG Imposanto und Kamerad liegen im knapp durchschnittlichen Bereich. Die nur auf den niedersächsischen Standorten geprüfte frühreife Sorte Faustus bestätigt die Vorjahresergebnisse der Prüfung frühreifer Sorten mit allerdings geringer Datenbasis.

Fast alle C-Sorten liefern 2017 lediglich durchschnittliche Ergebnisse und bewegen sich damit auf dem Vorjahresniveau. Die 2016 sehr ertragsstarke Hybridsorte LG Alpha enttäuschte in diesem Jahr. Die in Maisfruchtfolgen häufig angebaute Sorte Anapolis kann in dieser Anbauregion noch ihr bestes Ergebnis erreichen. Bei dieser Sorte ist gerade in den am stärksten frostgefährdeten Höhenlagen zwischen der guten Eignung als Maisweizen und der erhöhten Gefahr der Auswinterung abzuwägen. Neue B-Sorten, wie LG Imposanto und Kamerad scheinen das gleiche Ertragsniveau zu erreichen bei deutlich besserer Winterhärte.

Zu empfehlen sind: RGT Reform (A), Bergamo (B), Alexander (B), Faustus (B) sowie Julius (A) und Bosporus (B) aufgrund ihrer guten Winterhärte. Porthus, Benchmark und KWS Maddox sind wegen der Gefahr zur Auswinterung nur eingeschränkt zu empfehlen; für den Probeanbau KWS Talent (alle B).


Zusammenfassung

Die diesjährigen Weizensortenergebnisse zeigen, dass viele der bewährten Sorten nach wie vor ihre Anbaubedeutung behalten. Der Ertragsfortschritt bei neueren Sorten ist verhalten. Die diesjährige Ernte mit sehr stark schwankenden Erträgen und großen Ernteproblemen in Folge der extremen Witterung verdeutlicht, dass die Erträge häufig durch pflanzenbauliche Maßnahmen stärker beeinflusst werden, als durch die Sortenleistung. Darüber hinaus spielen neben dem Ertrag andere Parameter wie Standfestigkeit, Gesundheit und Winterhärte eine sehr große Rolle. In Folge der neuen Düngeverordnung bekommt die Qualitätseinstufung darüber hinaus einen größeren Stellenwert bei der Sortenwahl. Während bei E-Sorten ein Aufschlag von 30 kg N/ha bei der N-Bedarfsermittlung genutzt werden kann, ist die N-Menge bei C-Sorten um 20 kg N/ha gegenüber dem Bedarfswert von 230 kg/ha bei A- und B-Sorten zu reduzieren. Dadurch werden C-Sorten in Zukunft benachteiligt und ihr Anbau muss künftig hinterfragt werden, zumal viele Sorten aus dem B-Bereich gleichhohe, zum Teil auch höhere Erträge erzielen. Die Begrenzung der Düngung und ihre Auswirkungen auf die Qualität der Weizensorten wird daher künftig ein wichtiges Thema sein.