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Landessortenversuche 2017: Ackerbohnen und Futtererbsen

Webcode: 01033152

Ergebnisse 2017

Während sich die Anbauzahlen von Ackerbohnen laut dem niedersächsischen Landesamt für Statistik nochmals leicht auf nunmehr 5.500 ha erhöht haben, sank die Anbaufläche der Futtererbsen auf 2.100 ha. Schwierige Erntebedingungen und dementsprechend geringe Durchschnittserträge im Jahr 2016 waren mögliche Ursachen für den Anbaurückgang der Futtererbsen. Der Anbau von Ackerbohnen und Futtererbsen im konventionellen Anbau geschah auch 2017 wieder vermehrt auf sogenannten ökologischen Vorrangflächen, um die geforderten Greeningauflagen damit zu erfüllen.

Ackerbohne
AckerbohneMarkus Mücke
 Die hier dargestellten Anbauflächen der letzten Jahre beinhalten sowohl die konventionell als auch die ökologisch bewirtschafteten Flächen. Eine genaue Aufteilung der Anbauverhältnisse lässt sich dabei nur schwer ermitteln. Allerdings geht der sprunghafte Anstieg der letzten Jahre in erster Linie auf das Konto der konventionell bewirtschafteten Flächen, um die besagten Greeninganforderungen durch den Leguminosenanbau zu erfüllen. Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Erträge fielen bei den Futtererbsen mit knapp 37 dt/ha wie im vorangegangenen Jahr recht enttäuschend aus. Die Ackerbohnen hingegen erreichten mit gut 50 dt/ha ein deutlich verbessertes Ertragsniveau im Vergleich zu den beiden Vorjahren. Die 2016 vielfach zu beobachtenden Schäden durch Befall mit Nanoviren, die durch Blattläuse übertragen werden, spielte 2017 im Prinzip keine Rolle.

Allgemeine Anbauhinweise

Ackerbohnen werden vornehmlich auf tiefgründigen, wassernachliefernden Böden mit hoher Speicher- und Pufferkapazität angebaut. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs sollte die Aussaat möglichst früh ab Ende Februar - sobald die Flächen bestellbar sind - mit einer Saatstärke von 35 - 40 Körnern/m², wegen Ablagetiefe und Standfestigkeit möglichst mit Einzelkornsaat erfolgen. Als Saattiefe sind 6 - 8 cm auf schweren Böden und 8 - 10 cm auf leichten Böden anzustreben. Spätere Aussaaten sind zu vermeiden, da Tageslänge und Temperatur darauf hinwirken, dass das vegetative Wachstum im Vergleich zur Hülsen- und Samenbildung gefördert wird. Eine Spätsaat kann nicht durch höhere Saatmengen ausgeglichen werden. Ferner verfügen die Pflanzen in früh ausgesäten Beständen aufgrund der geringeren Wuchshöhen über eine bessere Standfestigkeit.

Der Anbau auf derselben Fläche darf sich nur alle 4 - 5 Jahre wiederholen. Ackerbohnen benötigen ausreichende Sommerniederschläge. Bei Trockenheit kann es zu Blütenabwurf kommen.

Besondere Bedingungen zur Aussaat 2018

Inwieweit sich eine zeitige Aussaat in diesem Frühjahr realisieren lässt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden. Viele Flächen zeigen sich derzeit nach wie vor stark vernässt. Strukturschäden, die bei der Ernte der Vorfrüchte auf Grund der feuchten Bodenverhältnisse entstanden sind, lassen sich auch durch angepasste Bodenbearbeitungsmaßnahmen nur bedingt wieder beheben. Da die Wintergetreideaussaat insbesondere auf den für Ackerbohnen günstigen Standorten witterungsbedingt teilweise nicht möglich war, könnte hier die Ackerbohne eine sinnvolle Anbaualternative sein; vorausgesetzt die Aussaatbedingungen sind dann entsprechend gegeben.

Für den Anbau von Futtererbsen sind auch leichte oder flachgründige Böden und Standorte mit Sommertrockenheit geeignet. Diese dürfen aber keine Strukturschäden aufweisen. Für Futtererbsen ist eine Anbaupause von 6 - 7 Jahren einzuhalten.  Die Aussaat mit einer Stärke von 70 Körnern/m² in Drillsaat erfolgt ab Mitte März bis Mitte April in trockene Böden 3 - 4 cm tief. Das Saatbett darf wegen Verschlämmungsgefahr nicht zu fein sein.

pH-Wert beachten

Ackerbohnen und Erbsen reagieren auf unzureichende pH-Werte mit Ertragseinbußen, da die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien der Leguminosen dann eingeschränkt ist. Bei pH-Werten unter 6,3 (lehmige, tonige Böden) bzw. 5,8 (sandige Böden) sollten auf jeden Fall vor der Aussaat entsprechende Kalkmengen ausgebracht und eingearbeitet werden. Branntkalk bietet sich vor allem auf mittleren und schweren Böden an, um eine schnelle Wirkung zu erzielen. Er muss aber unmittelbar nach der Ausbringung eingearbeitet werden. Wenn Branntkalk nach der Ausbringung an der Bodenoberfläche abbindet, kann er nicht mehr schnell genug wirken. Wer Kalk bei Frost ausbringen möchte, sollte deshalb Carbokalk oder andere, schneller verfügbare Kalkformen einsetzen.  


Ergebnisse der Sortenversuche

Futtererbsen

Da die Anzahl an Neuzulassungen im Bereich der Futtererbsen in den letzten Jahren doch sehr eingeschränkt war, wurde mit fünf bzw. sechs Prüfsorten in den beiden Anbauregionen nur ein recht begrenztes Sortiment geprüft. Mit der Sorte LG Amigo wurde erstmals nach 2014 wieder eine neue Sorte in die Prüfungen gestellt. Mit Astronaute, Alvesta, Salamanca und Respect wurden etablierte Sorten weiter geprüft, die auch bundesweit die höchsten Vermehrungsflächen aufweisen. Dazu zählt auch Navarro, deren Vermehrungsfläche jedoch gegenüber den Vorjahren deutlich zurückgefahren wurde.

2017 waren in der Anbauregion Marsch, Geest, Hügelland Nord nur zwei schleswig-holsteinische Standorte auswertbar, auf denen insgesamt fünf Sorten geprüft wurden. 

Das Ertragsniveau dieser Prüfstandorte liegt mit durchschnittlich 68 dt/ha deutlich über dem niedersächsischen Praxisdurchschnitt. 2017 erzielten Astronaute, Navarro und LG Amigo die besten Ergebnisse, während Salamanca das gute Vorjahresergebnis nicht wiederholen konnte. Respect erreichte wie in den Vorjahren nur ein unterdurchschnittliches Ertragsergebnis. Im mehrjährigen Vergleich erreichten die Sorten Astronaute, Navarro und Salamanca die besten Erträge.

In der Anbauregion Sand- und Lehmböden Nordwest konnten ein niedersächsischer sowie zwei nordrhein-westfälische Standorte zur Sortenbeurteilung herangezogen werden. Mit durchschnittlich 44 dt/ha Kornertrag wurde hier nur ein schwaches Ergebnis erzielt. Astronaute überzeugte ertraglich auch hier und konnte das schwache Vorjahresergebnis wettmachen. Dank sehr guter Standfestigkeit erzielte Respect ein sehr gutes Ergebnis gegenüber den übrigen Sorten. Aus ertraglicher Sicht erreichte Astronaute mehrjährig die besten Leistungen, gefolgt von Navarro. Salamanca erreichte zweijährig betrachtet ein durchschnittliches Ergebnis, wobei die Erträge wie auch bei Navarro in den letzten zwei Jahren recht schwankend waren. Die nur in dieser Region weitergeprüfte Sorte Alvesta erreichte ein konstantes, allerdings leicht unterdurchschnittliches Ergebnis, sowohl einjährig als auch mehrjährig. LG Amigo wies dank guter Wertprüfungszahlen mehrjährig betrachtet ein durchschnittliches Ergebnis auf.

Kriterium Standfestigkeit 

Mindestens genauso wichtig wie der Ertrag ist beim Anbau von Futtererbsen die Berücksichtigung der Standfestigkeit und der Pflanzenlänge. Bestände, die vor der Ernte stark zusammenbrechen, lassen sich nur erschwert beernten, was zwangsläufig zu Ernteverlusten bis hin zu Totalausfällen führt. In Bezug auf Standfestigkeit und Pflanzenlänge können in erster Linie die altbekannte Sorte Respect und Salamanca sowie Astronaute überzeugen. So resultieren überdurchschnittliche Ertragsergebnisse einer sehr standfesten, aber eher ertragsschwächeren Sorte oftmals daraus, dass die anderen Sorten bedingt durch stärkeres Lager nicht verlustfrei geerntet werden konnten.

Für den Anbau werden folgende Sorten empfohlen:

Dank der sehr guten Standfestigkeit ist die Sorte Respect trotz schwächerer Ertragsleistungen die sichere Anbaustrategie. Astronaute bietet eine gute Kombination aus hoher Ertragsleistung bei gleichzeitig guter Standfestigkeit. Salamanca ist aufgrund der Pflanzenlänge und der Standfestigkeit bei gleichzeitig guter Ertragsleistung ebenfalls in beiden Anbauregionen zu empfehlen. Navarro liefert hohe Erträge, wobei die Standfestigkeit hier etwas schwächer einzustufen ist.

Ackerbohnen

In der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes sind aktuell 10 Sorten in ihren Sorteneigenschaften beschrieben, wovon sechs in Deutschland zugelassen sind und die übrigen als EU-Sorten in Deutschland vertriebsfähig sind. Mit der Sorte Birgit wurde eine Neuzulassung in die Sortenversuche neu aufgenommen. Außer der dreijährig geprüften Sorte Tiffany sind mit Fuego, Fanfare und Taifun drei bereits etablierte Sorten in den Prüfungen. Auch bei den Ackerbohnen ist die züchterische Aktivität derzeit also recht begrenzt.

Damit wurden 2017 fünf Sorten in den beiden Anbauregionen Küste und Lehmböden West geprüft. Mit durchschnittlich 76 dt/ha konnten auf den sieben schleswig-holsteinischen Marschstandorten gute Versuchserträge erzielt werden. Die Ertragsunterschiede zwischen den Standorten waren mit 57 bis 105 dt/ha allerdings sehr ausgeprägt. Der niedersächsische Marschstandort musste auf Grund von Gänsefraß im Frühjahr leider vorzeitig aufgegeben werden. Mit konstant guten Einzelergebnissen erreichten Fanfare und die neue Sorte Birgit die besten Ergebnisse. Aber auch die bereits 2004 zugelassene Sorte Fuego konnte mit einer Ausnahme auf den Standorten mit überdurchschnittlichen Ergebnissen überzeugen. Tiffany erreichte wie im Vorjahr ebenfalls ein gutes Ergebnis. Lediglich die tanninfreie Sorte Taifun enttäuschte ertraglich.

Mehrjährig betrachtet sind Fanfare, Fuego und Tiffany am ertragsstärksten einzustufen und werden damit empfohlen. Birgit wird aufgrund ihrer 2017 gezeigten Leistungen und guten Wertprüfungsergebnissen für den Probeanbau empfohlen.  

In der Anbauregion Lehmböden West war das Ertragsniveau mit 44 dt/ha enttäuschend. Die Erträge zwischen den sechs Prüfstandorten (je 3 Standorte aus NRW u. NI) schwankten zwischen 33 und 53 dt/ha. Die Erträge der einzelnen Sorten zeigten in dieser Anbauregion eine stärkere Streuung. Einzig die langjährig geprüfte Sorte Fanfare konnte auf allen Standorten überdurchschnittliche Erträge erzielen. Mit etwas stärkeren Schwankungen in den Einzelortergebnissen konnte allerdings Tiffany den höchsten Durchschnittsertrag erreichen. Fuego und die neue Sorte Birgit zeigten mittlere Leistungen bei ebenfalls schwankenden Einzelergebnissen.

Mehrjährig erreichte Tiffany die konstantesten und höchsten Erträge und ist daher für den Anbau zu empfehlen. Als vicin- und convicinarme Sorte könnte sie zunehmend eine Bedeutung in der Legehennenhaltung erreichen. Fanfare erreichte auf Grund der drei letzten Jahre ebenfalls überdurchschnittliche Leistungen, während Fuego in den Erträgen etwas abnahm. Beide Sorten sind nach wie vor für diese Anbauregion zu empfehlen. Birgit konnte hier noch nicht voll überzeugen; es sollten weitere Ergebnisse abgewartet werden. Taifun ist auch in dieser Anbauregion aus ertraglicher Sicht nicht zu empfehlen. Als tanninfreie Sorte könnte sie jedoch für den Einsatz in der Schweine- und Geflügelfütterung interessant sein, weil Tannine sich negativ auf die Protein- bzw. Aminosäureverdaulichkeit bei diesen Tierarten auswirken können. 


Ausblick

Eine Steigerung des Leguminosenanbaus erweitert das Fruchtartenspektrum und lockert relativ enge Fruchtfolgen auf. Damit kann das Auftreten von Schadorganismen reduziert und die Wirksamkeit der Unkrautbekämpfung durch Wechsel zwischen Sommerung und Winterung sowie Blatt- und Halmfrüchten verbessert werden. Diese Aspekte kommen in diesem Jahr vielerorts ungewollt auf Grund der Nichtbefahrbarkeit der Flächen im Herbst zum Tragen. Weiter gestellte Fruchtfolgen fördern den integrierten Pflanzenschutz und mindern das Risiko von Resistenzbildungen gegen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe. Darüber hinaus fördern Leguminosen die strukturverbessernde Bodengare des Oberbodens. Durch die Stickstofffixierung der Knöllchenbakterien können Einspareffekte bei der N-Düngung der Folgekulturen genutzt werden.

Der Anbau von Leguminosen auf ökologischen Vorrangflächen wird 2018 sicherlich einzelbetrieblich überprüft werden, da hierbei dann keine Pflanzenschutzmittel mehr eingesetzt werden dürfen. Die positiven Aspekte des Leguminosenanbaus sollten daher stärkere Berücksichtigung finden, um diese Kulturen auch ohne die Anrechenbarkeit als ökologische Vorrangfläche in die Fruchtfolge zu integrieren.

Damit könnte ein Beitrag der großkörnigen Leguminosen wie Futtererbse und Ackerbohne zur Steigerung der nationalen Eiweißversorgung nach wie vor gewährleistet sein.