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Niedersachsens Landwirtschaft braucht zündende Ideen und die richtige Einstellung zum Glück

Webcode: 01041889
Stand: 14.06.2023

21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer befasst sich in Cloppenburg mit neuen Strategien für den besten Umgang mit den grundlegenden Veränderungen in der Branche

Mit Bio-Chicorée Erfolg in der Marktnische: Landwirtin Kerstin Klünemann auf dem 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Cloppenburger Stadthalle. 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Cloppenburger Stadthalle. Bauernfamilien trügen durch ihre wichtige Arbeit für die Gemeinschaft einen Schlüssel zum Glück in sich, sagte Glücksforscherin Maike van den Boom auf dem 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Cloppenburger Stadthalle. Von allen ist Veränderungsbereitschaft gefragt: Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte auf dem 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Cloppenburger Stadthalle. Rund 200 Besucherinnen und Besucher kamen zum 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in die Cloppenburger Stadthalle und hörten unter anderem die Rede von Agrarministerin Miriam Staudte (vorne rechts). Politische Rahmenbedingungen müssen passen: Kammerpräsident Gerhard Schwetje auf dem 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Cloppenburger Stadthalle. Will Betrieb und Milchproduktion CO2-neutral stellen: Landwirt Lutz Decker aus Bierbergen (Kreis Peine) als Referent auf dem 21. Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Cloppenburger Stadthalle.
Cloppenburg – Öko-Gemüsebau statt Zuchtsauen, auf Klima- und Bodenschutz optimierter Ackerbau mit Rinderhaltung, Glück als unerschöpfliche Energiequelle: Ausgefeilte und kreative Betriebskonzepte sowie eine gesunde Einstellung zu Leben und Arbeiten können Niedersachsens Landwirtinnen und Landwirte sowie ihre Betriebe fit machen für die Zukunft. Diese Botschaft nahmen am Mittwoch (14.06.2023) die gut 200 Besucherinnen und Besucher des 21. Unternehmertags mit nach Hause. Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) und die Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems hatten dazu in die Stadthalle Cloppenburg eingeladen.

Familienbetriebe vor großen Herausforderungen

„Klimaschutz, Verbraucherwünsche und politisch gewünschte Transformationen stellen die landwirtschaftlichen Unternehmen, aber auch die vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche zunehmend vor große Herausforderungen“, berichtete Kammerpräsident Gerhard Schwetje.

„Die Betriebe müssen neue Wege suchen, um unter den veränderten Bedingungen auch in Zukunft die Produktion hochwertiger Lebens- und Futtermittel sicherzustellen, ihre Aufgaben beim Natur- und Artenschutz wahrzunehmen und ihre Betriebe weiterzuentwickeln“, hob Schwetje etwa mit Blick auf Strukturwandel, Marktturbulenzen, Preissteigerungen und auf den Rückgang in der Produktion tierischer Erzeugnisse hervor.

Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Ökologie miteinander verbinden

„Nur mit dem Mut zu Veränderung und auch einer gewissen Risikobereitschaft ist es möglich, Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Ökologie miteinander zu verbinden und für die folgenden Generationen eine sichere und solide Basis zu schaffen“, so der Kammerpräsident.

Ministerin: Von allen ist Veränderungsbereitschaft gefragt

Welche Veränderungen aus Sicht der Landesregierung auf die Landwirtinnen und Landwirte zukommen, beschrieb Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte: „Die Klimakrise und der Wunsch beispielsweise nach mehr Tierschutz erfordern Veränderungsbereitschaft von allen, der Landwirtschaft aber auch der gesamten Gesellschaft.“ Die Landesregierung unterstütze schweinehaltende Betriebe durch das „Zukunftsprogramm Diversifizierung“, um wirtschaftlich und ökologisch tragfähige neue Geschäftsfelder zu entwickeln.

„Aber auch die Verbraucherinnen und Verbraucher sind gefragt, beim Einkauf genau hinzuschauen und zu saisonalen, regionalen Erzeugnissen zu greifen“, betonte die Ministerin.

Erfolg mit Nischenprodukt Bio-Chicorée

Auf neue unternehmerische Wege haben sich Kerstin und Stephan Klünemann vom Hof Klünemann in Geeste (Kreis Emsland) begeben. Beim Unternehmertag berichteten sie, wie sie aus der Sauenhaltung aus- und in die Produktion von Chicorée einstiegen. Innerhalb von drei Jahren stellten sie ihren Betrieb mit 30 Hektar Ackerfläche, Putenhaltung und Gemüsebau auf Öko-Standards um.

„Die ständigen Veränderungen der politischen Rahmenbedingungen und Haltungsanforderungen sowie die sich ändernden Konsumgewohnheiten haben uns zu der Entscheidung geführt, die Tierhaltung nicht zu erweitern und stattdessen auf ökologisch erzeugten Chicorée als Nischenprodukt zu setzen“, sagte Kerstin Klünemann. Zufall, Glück und Mut hätten sie innerhalb eines Jahres von der Idee zum ersten Chicorée-Anbau geführt.

Aus der Idee ist mittlerweile ein ansehnlicher Produktionszweig mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geworden: Kamen anfänglich 750 Kilo Chicorée pro Woche aus dem ehemaligen Sauenstall, werden mittlerweile sieben Tonnen Gemüse pro Woche in einer neuen Halle am zweiten Unternehmensstandort produziert. „Den Chicorée-Anbau wollen wir weiter ausbauen“, kündigte Klünemann in Cloppenburg an.

Wirtschaftlichen Erfolg und Nachhaltigkeit vereinen

Betriebswirtschaftliche Ziele und Nachhaltigkeitsziele sind keine Gegensätze, sondern eine zukunftsweisende Geschäftsidee für die Branche: Mit dieser Motivation ist Lutz Decker aus Bierbergen im Kreis Peine angetreten, um seinen 245 Hektar großen Ackerbau- und Milchviehbetrieb mit Biogasanlage ganz auf Klima- und Bodenschutz auszurichten. Auf dem Unternehmertag berichtete Decker, welche Vorteile ein ausgefeiltes Haltungssystem mit genauem Blick auf die Tiergesundheit für die Milchleistung und die Klimabilanz haben können: „Der Methanausstoß pro Kilo Milch ist bei hoher Milchleistung pro Tier geringer als wenn mehr Tiere bei geringerer Milchleistung dieselbe Gesamtmenge produzieren würden“, nannte er als Beispiel.

Bodenschonende Direktsaat

An ausgefeilten, neuen Lösungen arbeitet Decker nicht nur im Stall und auf dem Grünland, sondern auch auf dem Acker: Statt auf Pflügen und Tieflockern setzt der konventionell wirtschaftende Unternehmer mittlerweile auf bodenschonende Direktsaat und digitale Landtechnik. „Wir setzen den Fokus darauf, die Ressource Boden zu beleben, Vögel und Insekten zurückzuholen, Humus aufzubauen und dadurch unseren Betrieb und unsere Milchproduktion CO2-neutral zu stellen“, fasste Decker seine Ziele zusammen. „Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher wieder eine höhere Akzeptanz für die technologischen Möglichkeiten und das Wissen der Landwirtschaft entwickeln.“

Glück ist ein Ergebnis gelebter Werte

Doch was nützt die beste unternehmerische Idee, wenn die passende Einstellung zum Leben fehlt? Die Glücksforscherin und Bestsellerautorin Maike van den Boom („Wo gehts denn hier zum Glück", „Acht Stunden mehr Glück") berichtete dem Publikum in der Cloppenburger Stadthalle über ihre beiden Forschungsreisen durch die glücklichsten Länder der Welt.

Von Costa Rica über Australien bis nach Finnland teilten die Bewohnerinnen und Bewohner der Glücksländer mit ihr Rezepte für ein glückliches Leben und Arbeiten. „Glückliche, zuversichtliche, positiv denkende Menschen haben mehr Möglichkeiten, denken schneller, sind gesünder und leben länger“, hob van den Boom hervor. Glück sei viel mehr als das Gefühl der Euphorie – nämlich das Ergebnis der Werte, die die Menschen täglich zusammen lebten.

Wichtige Aufgabe für die Gemeinschaft

Bei Bauernfamilien liege ein Schlüssel zum Glück in ihrer wichtigen Aufgabe für die Gemeinschaft, sagte van den Boom: „Diese Familien sind so wichtig für uns alle, weil sie für die Ernährung der Menschen und die Gestaltung der Kulturlandschaft arbeiten; wer sich dieser Bedeutung bewusst ist, der empfindet Stolz und Verantwortung – und fördert damit das eigene Glücklichsein.“

Glück sei ein unerschöpflicher Energie-Lieferant, so van den Boom: „Wer in seiner Tagesplanung den Dingen und Aufgaben bewusst Platz einräumt, die er gern macht, schafft voller Energie auch die weniger reizvollen Pflichtaufgaben.“ Zum Umgang mit der vom Glück gespendeten Energie gehöre es auch, bewusst Pausen zu machen, um die Batterien wieder aufzuladen. „Wer ohne Pause und mit Druck versucht, etwas hinzubekommen, wird auf Dauer schlechter funktionieren“, warnte die Glücksforscherin.

Politische Rahmenbedingungen müssen passen

Den landwirtschaftlichen Betrieben in Niedersachsen fehle es weder an Mut noch an Kreativität und der Bereitschaft, ihr Glück selbst in die Hand zu nehmen und Veränderungen in die Tat umzusetzen, sagte Kammerpräsident Schwetje. Neben der richtigen inneren Einstellung fürs persönliche Glück bedürfe es politischer Unterstützung von außen: „Auch die Rahmenbedingungen müssen passen: Sie müssen Planungssicherheit bieten – und das nicht nur in Krisenzeiten“, so Schwetje. „Diese Rahmenbedingungen müssen verlässlich sein und der Sicherheit und den sozialen Bedürfnissen der landwirtschaftlichen Familienunternehmen gerecht werden.“

In Weser-Ems hängt viel an der Landwirtschaft

„Wir Volks- und Raiffeisenbanken aus Weser-Ems wissen sehr wohl, was in unserer Region an der Landwirtschaft hängt“, ergänzte Rainer Herbers, Vorstand der VR-Bank in Südoldenburg eG sowie stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Landwirtschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems. „Unser Menschenschlag zwischen Weser und Ems, zwischen der Küste und dem Osnabrücker Land ist von jeher geprägt, anzupacken, wenn es nötig ist – deshalb ist uns auch nun nicht bange, die Herausforderungen zusammen anzugehen.“

Ausführlicher Bildtext zum Gruppenfoto:

Beim Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in der Stadthalle Cloppenburg (von links): Moderator Mathias Klahsen (bei der LWK Leiter des Sachgebiets Markt), Rainer Herbers (stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Landwirtschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems), Referent Lutz Decker (Landwirt aus Bierbergen im Kreis Peine), Glücksforscherin und Unternehmertag-Referentin Maike van den Boom, Kammerdirektor Dr. Bernd von Garmissen, Referentin Kerstin Klünemann (Landwirtin aus Geeste im Kreis Emsland), Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte, Landwirt Lutz Decker und Kammerpräsident Gerhard Schwetje.


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