Bezirksstelle Osnabrück

Festgefahren? Raus aus der Sackgasse!

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Wenn Landwirte sich auf dem Acker festgefahren haben, wissen sie, wie sie aus dem Schlamassel wieder rauskommen. Aktuell scheint vergleichbar auch auf vielen Betrieben die Situation festgefahren zu sein. Die Stimmung auf vielen Höfen ist schon seit längerem schlecht, Perspektiven fehlen und die teilweise hohen Erlöse werden durch hohe Kosten aufgefressen. Wie nun rauskommen aus der gefühlten Sackgasse? Im Folgenden sollen die oftmals festgefahrenen Situationen anhand von fiktiven Beispielen dargestellt und Handlungsansätze für Lösungen aufgezeigt werden.

Sozioökonomische Beratung
Sozioökonomische BeratungWolfgang Ehrecke
Im Betrieb Schulze wird Schweinehaltung im geschlossenen System betrieben. Die erzeugten Ferkel der rund 300 Sauen werden in den eigenen sowie auch zugepachteten Mastställen gemästet. Die Leistungen im Stall sind sehr gut und auch die Fremdkapitalbelastung ist tragbar. Herr und Frau Schulze sind Anfang 50 und sie haben drei Kinder, die allerdings alle außerhalb der Landwirtschaft eine Beschäftigung gesucht und gefunden haben. Keiner wird den Betrieb übernehmen.

Das Paar Schulze war sich also sicher: „Wir werden den Betrieb bis zu unserer Rente fortführen und dann vermutlich auslaufen lassen.“ Für die beiden war eigentlich auch klar, dass sie die anstehenden Umbaumaßnahmen zur Erreichung der Tierschutzvorgaben in der Sauenhaltung umsetzen können und werden. Zusammen mit der Beratung wurden hier schon Konzepte überlegt und durchdacht.

Blick ins Deckzentrum (gem. der 7. Änderung der TierSchNutztVO)
Deckzentrum mit StroheinstreuGerd Hermeling
Die aktuell schlechte finanzielle Situation in der Schweinehaltung, die ja auch in der Vergangenheit in immer längeren Preistälern durchlebt werden musste, hat das Paar zum intensiven Nachdenken gebracht: „Kommen wir finanziell wirklich noch mit unserem Betrieb bis zur Rente?“ Der Fall von Afrikanischer Schweinepest im Sommer im Emsland hat die Zweifel dann noch weiter verstärkt. Die Schulzes lagen zwar gerade so außerhalb der Restriktionszone und waren somit nicht von Liefereinschränkungen betroffen. Aber die Angst war da, dass bei einem weiteren Ausbruchsfall auch sie weitere Einschränkungen erleiden müssten. Die hohen Baupreise lassen nun auch die fast schon als sicher anvisierten Umbaumaßnahmen ins Wanken kommen. Herr und Frau Schulze sind nunmehr völlig verunsichert. Um weiterhin handlungsfähig zu bleiben, denken Schulzes verschiedene Alternativen mit allen Vor- und Nachteilen durch:

  • Die Umbaumaßnahme wird noch einmal völlig neu mit den zu erwartenden höheren Baukosten und auch den vielleicht dauerhaft höheren Produktionskosten insbesondere bei Energie und Futter durchkalkuliert.
  • Alternativ betrachten die Schulzes die Aufgabe der Sauenhaltung. Dann könnten sie sich voll auf die Mast konzentrieren. Geprüft werden muss, inwieweit die Sauen und Ferkelställe für die Mast nutzbar sind. Im Zusammenhang mit der Reduzierung der Tierhaltung könnte ein Teil der relativ teuer zugepachteten Flächen abgestoßen werden. Die frei gewordene Arbeitszeit könnte Frau Schulze dazu nutzen, wieder in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten.
  • Ergänzend schauen Schulzes sich nun auch an, wie sich die komplette Betriebsaufgabe auswirken würde. Das können sie sich zwar gar nicht vorstellen, aber ihr Berater hat sie dazu motiviert, einfach „mal quer zu denken“. Denn nur weil man etwas mal durchdacht hat, muss man es ja nicht umsetzen! Viele offene Fragen sind hier zu betrachten. Wie kann man die nicht mehr genutzten Ställe anders nutzen? Was machen beide mit ihrer Zeit? Wieviel müssen Sie noch ergänzend zu den Pachteinnahmen hinzuverdienen? Was ist mit den (Sozial)Versicherungen und der Rente?

Hof-Milchvieh
Blick auf einen MilchviehbetriebStefan Müller
Bei der Familie Meier sieht es ganz anders aus. Sie bewirtschaften einen Milchviehbetrieb mit aktuell 300 Kühen. Das Betriebsleiterpaar ist Mitte/Ende 50 und beide haben den Betrieb kontinuierlich mit viel Engagement weiterentwickelt. Vor fünf Jahren erfolgte der letzte größere Investitionsschritt auch vor dem Hintergrund, dass der jetzt 25-jährige Sohn den Hof fortführen will. Doch in der letzten Zeit häufen sich die Diskussionen und Streits zwischen Eltern und Sohn. Anlass sind häufig betriebliche Entscheidungen, bei denen es unterschiedliche Ansichten zwischen den Generationen gibt.

Ein weiteres Problem ist die Arbeitssituation. Mit dem Einstieg des Sohnes hatten Meiers gedacht, dass sie den Weggang eines langjährigen Mitarbeiters nicht kompensieren müssten. Seitdem ein weiterer Teilzeitmitarbeiter gekündigt hat und kein neuer Mitarbeiter zu finden war, kommen Sohn und Eltern häufiger an ihre Belastungsgrenze bzw. überschreiten diese immer wieder. Der Sohn stellt sich immer häufiger Sinn- und Zukunftsfragen, wie: „Was mache ich hier eigentlich? Kann ich den Betrieb überhaupt fortführen?“ Vor diesem Hintergrund stellt sich der Vater zunehmend die Frage, ob sein Sohn den Hof erfolgreich in der nächsten Generation bewirtschaften kann – aber aufhören geht ja aufgrund der letzten Investitionen und der laufenden Kredite auch nicht. Meiers merken, dass es so nicht weitergehen kann. Verschiedene „Baustellen“ wollen Sie zum Teil mit Hilfe von Beratern bearbeiten:

  • Sie erkennen, dass der Einstieg des Sohnes ohne klare Strukturen und Absprachen erfolgt ist. Sie wollen nun gemeinsam klare betriebliche Zuständigkeiten und Verantwortungen beschreiben und Arbeitspläne erstellen. Durch Unterstützung eines Beraters sollen auch die aktuellen Konflikte aufgearbeitet werden.
  • Der Junior Meier möchte für sich klären, wo er seine Zukunft in der Fortführung des elterlichen Betriebs sieht und dabei auch berücksichtigen, wie das mit seiner körperlichen und psychischen Belastungsgrenze vereinbar ist. Dafür nimmt er ein Einzelfallcoaching in Anspruch.
  • Hinsichtlich der Arbeitsbelastung wollen Meiers genau prüfen, welche Arbeiten sie noch auslagern können, sei es an Lohnunternehmer oder durch Reduzierung der Jungviehaufzucht. Zudem soll verstärkt nach einer Teilzeitkraft fürs Melken gesucht werden. Vielleicht bietet auch eine Kooperation mit einem benachbarten Betrieb Synergieeffekte.
  • Da sich in der Vergangenheit die Rahmenbedingungen in der Milchviehhaltung deutlich verändert haben, soll auch die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion unter diesen Vorgaben noch einmal realistisch analysiert werden. 

Fazit

Die dargestellten Situationen gelten so oder auch in abgewandelter Form für viele Betriebe in Niedersachsen und Deutschland. Neben den wirtschaftlichen Problemen spielen oftmals auch körperliche Überlastungen eine große Rolle, die dann auch zu gesundheitlichen Problemen führen können. Ein erster Schritt aus dieser Sackgasse ist die realistische Einschätzung der eigenen Situation und der Analyse aller dazugehörigen Stärken und Schwächen. Auf der Grundlage dieser Standortbestimmung können dann verschiedene Alternativen mit allen Chancen und Risiken bewertet werden, so dass eine Entscheidungsfindung möglich wird. Sprechen Sie uns gerne an, wenn wir Sie dabei unterstützen sollen. Besonders erfolgreich ist diese Methode, wenn alles gedacht werden darf und keine Alternative von vornherein ausgeschlossen wird. Oftmals ist am Ende die Kombination von vorher undenkbaren Alternativen der Weg raus aus der Sackgasse. Momentan ist auf vielen Betrieben von einer (Teil-) Aufgabe die Rede. Für viele aktuell gut aufgestellte landwirtschaftliche Familienbetriebe wird die Landwirtschaft aber auch zukünftig das Standbein sein und bleiben. 

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Kontakte

Stefan Müller
Dipl.-Ing. agr.
Stefan Müller

Betriebswirtschaft, Sozioökonomische Beratung, Mediation

0541 56008-162

stefan.mueller~lwk-niedersachsen.de

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