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Grobfutterbedarf rechtzeitig planen

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Hohe Erträge erfordern eine ausreichende Wasserversorgung. Intensives Grünland benötigt zur Bildung von 1 kg Trockenmasse ca. 650 bis 850 l Wasser. Der Mais benötigt dafür ca. 200 bis 400 l Wasser. Wird der Wasserbedarf der Pflanzen nicht gedeckt, stellen sie die Assimilation und damit die Nährstoff- und Trockenmassebildung ein. Die Wasserversorgung wird unter anderem von der Bodengüte (Speicher- und Abgabevermögen von Wasser und Nährstoffen sowie Durchwurzelungsvermögen), der Wasserdampfsättigung der Luft und der Niederschlagsmenge bestimmt. Je weniger Wasser aus dem Boden nachgeliefert werden kann und je trockener die Luft ist, desto stärker wird der Ertrag durch die Niederschlagsmenge und Verteilung während der Vegetationsperiode bestimmt.

Auch wenn noch Regen fällt, ist bei diesem Maisbestand keine Kolbenausbildung mehr zu erwarten.
Auch wenn noch Regen fällt, ist bei diesem Maisbestand keine Kolbenausbildung mehr zu erwarten.Dirk Albers
Auch wenn im Frühjahr noch ausreichend und mancherorts auch zu viel Regen gefallen ist, hat die langanhaltende Wärme und Trockenheit der vergangenen Wochen dazu geführt, dass die Wasservorräte in den Wurzelzonen vieler Standorte aufgebraucht sind. Folgen sind erhebliche Schäden an den Pflanzen und Ertragsausfälle im Acker- und Futterbau. Auf einigen Mineralböden oder auf trockenen Hochmoorstandorten sind die Grasbestände regelrecht verbrannt. Auch wenn in absehbarer Zeit Niederschlag fällt, ist die Ertragserwartung von diesen Beständen in dieser Vegetationsperiode eher gering. Gleiches gilt für viele Maisbestände auf leichten Böden oder solche, die zu spät gelegt wurden. Neben den Ausfällen an Masse werden erfahrungsgemäß auch die Futterqualitäten im Hinblick auf die Nährstoff- und Energiegehalte geringer ausfallen.

Futterbedarf planen

Eigentlich ist qualitativ hochwertiges und hygienisch einwandfreies Grobfutter die Basis für die Erzielung hoher Milch- und Wachstumsleistungen sowie für die Gesunderhaltung des Viehs. In einigen Betrieben wird es bis zur nächstjährigen Erntesaison aber eher darum gehen, dass die Tiere satt werden und die Versorgung mit ausreichend Strukturfutter gesichert ist.  Um den Fehlbedarf bestimmen zu können, muss zunächst der Grobfuttertrockenmassebedarf abgeschätzt werden (vgl. Übersicht 1). Auch wenn die Futteraufnahme und damit der Trockenmassebedarf aus dem Grobfutter von vielen Faktoren abhängt, können die in Übersicht 1 unterstellten Trockenmasseaufnahmen für die unterschiedlichen Altersklassen für überschlägige Kalkulationen verwendet werden. Nachdem der Trockenmassebedarf aus dem Grobfutter ermittelt wurde, sollten die Volumina (m3) aller Silomieten des Betriebes bestimmt werden (vgl. Übersicht 2). Anhand der Lagerdichte (kg TM/m3) lassen sich dann die Trockenmassevorräte abschätzen. Die Lagerdichten der Silagen sind in der Regel nicht bekannt und hängen von vielen Faktoren wie Trockenmassegehalt des Ernteguts, Häcksellänge oder Zerkleinerungsgrad, Silobefüllung, Walzarbeit etc. ab. Nach eigenen Erhebungen streuen die Lagerdichten in der Praxis sehr. Bei Grassilagen bewegen sich diese im Bereich von 160 bis 230 kg, beim Mais zwischen 180 und 270 kg Trockenmasse je Kubikmeter. Um die Vorräte nicht zu überschätzen, sollten mit den Mittel- oder unteren Werten gerechnet werden. Der Mittelwert der Grassilagen lag bei ca. 180 kg, der der Maissilagen bei ca. 220 kg Trockenmasse je Kubikmeter. Nach Anbruch der Silomieten sollten dann die geschätzten Werte durch Wiegen der täglich bzw. wöchentlich verbrauchten Futtermengen und Volumen überprüft werden. Darüber hinaus sollten die Futtermengen der anstehenden Ernten gewogen werden, um genauere Daten für die Futterplanung zu erhalten.

Futterlücken schließen

Um Futterlücken zu schließen, bieten sich noch verschiedene Möglichkeiten an. Eine ist der Anbau von massenwüchsigen Zwischen- und Zweitfrüchtenfrüchten, die noch in diesem Jahr für Futterzwecke genutzt werden können. Für den Anbau eignen sich bereits abgeerntete Getreideäcker. Hierfür sollten auch unterentwickelte oder vertrocknete Maisbestände, bei denen kein Massenzuwachs und keine Kolbenausbildung mehr zu erwarten ist, frühzeitig gehäckselt werden. Auch um den noch vorhandenen Futterwert zu retten. Vor der Ernte sollte unbedingt der Trockenmassegehalt der Maispflanzen ermittelt werden. Dieser sollte um die 30 % betragen. Bei geringeren Gehalten sollten in den unteren Schichten unpelletierte Trocken- oder Melasseschnitzel eingearbeitet werden, um den Austritt von Sickersaft zu vermeiden. Da viele Rinderhalter in der Regel nicht über ausreichend Fläche für den Zwischenfruchtanbau verfügen, sollten sie regionale Allianzen mit Veredlungs- oder Marktfruchtbaubetrieben eingehen, um zumindest einen Teil der abgeernteten Äcker zu nutzen. Dadurch wird vermieden, dass Grobfutter teuer über weite Strecken transportiert oder aus dem Ausland zugekauft werden muss. Der regionale Anbau beugt auch der Verschleppung von Tierseuchen (z.B. Afrikanische Schweinepest) aus den benachbarten Staaten vor. Sollen Zwischenfrüchte angebaut werden, die vorher nicht geplant waren, ist unbedingt eine neue Düngebedarfsermittlung durchzuführen!

Stroh sichern

Da bis auf einige Weizenschläge das Getreide aufgrund der fortgeschrittenen Abreife nicht mehr für Ganzpflanzensilage geeignet ist, kann das Stroh gut für Futterzwecke genutzt werden. Auch wenn Stroh in der bedarfsorientierten Fütterung nur wenig eingesetzt wird, kann es einen wesentlichen Beitrag zur Strukturversorgung leisten. Aufgrund der Trockenheit der letzten Wochen ist das Stroh wenig verpilzt und aus hygienischer Sicht gut für Futterzwecke geeignet. Vor allem in der Jungrinder- und Trockensteherfütterung kann es bei entsprechendem Nährstoff-, Mineralien- und Vitaminausgleich in größeren Mengen eingesetzt werden. Dieses gilt auch für Heu von extensiven Grünland-, Brachland- oder Naturschutzflächen. Vor der Heu- oder Silagegewinnung von solchen Flächen sollten die Bestände auf das Vorkommen von Giftpflanzen, wie z.B. Jakobskreuzkraut, Sumpfschachtelhalm etc., oder von gelbem Steinklee oder Ruchgras überprüft werden. Der gelbe Steinklee und das Ruchgras enthalten Zimtsäure, die nach der Ernte zu Cumarin umgewandelt werden kann. Ein hoher Gehalt an Cumarin in der Ration kann die Tiergesundheit gefährden.

Futterverluste vermeiden

Eigene Erhebungen im Rahmen des Silocontrollings in Niedersachsen haben ergeben, dass über 60 Prozent der geöffneten Silomieten zumindest an den Rand- und Oberschichten nacherwärmt und/oder verpilzt waren. Beides führt nicht nur zu einer schlechten Futterhygiene, sondern auch direkt zum Trockenmasse- und Nährstoffverlust. Forciert werden diese Abbauprozesse durch eine hohe Umgebungstemperatur. Diese vermeidbaren Verluste werden oftmals unterschätzt und können durchaus 20 Prozent und mehr betragen, wenn das ganze Silo sich nacherwärmt. Häufig ist zu beobachten, dass in Milchviehbetrieben mehrere Grassilagemieten gleichzeitig geöffnet und nacherwärmt sind. Um die Verluste zu reduzieren, muss der Vorschub erhöht werden. Daher sollte nur eine Miete geöffnet bleiben. Grundsätzlich sollten Silier- und Fütterungsmanagement in vielen Betrieben überdacht werden, um die vermeidbaren Verluste vom Feld bis in die Futterkrippe zu minimieren.

Rationen planen

Vor allem bei Futterknappheit sollten die Vorräte zeitnah beprobt werden, damit entsprechende Rationen geplant werden können. Zunächst gilt es zu überprüfen, ob der Strukturbedarf der Tiere gedeckt werden kann. Eine rechtzeitige Planung deckt Lücken auf und gibt Hinweise auf den weiteren Zukaufbedarf von Grobfuttermitteln und/oder von Nebenprodukten aus der Lebensmittelerzeugung, wie z.B. Pressschnitzel, Biertreber etc., die in gewissem Umfang Mais- oder Grassilage ersetzen können. Solche Nebenprodukte werden in diesem Jahr sehr nachgefragt und dadurch erfahrungsgemäß knapp und teuer. Nur wer rechtzeitig und zeitnah plant, kann auch zeitnah Futtermittel ordern und sicherstellen, dass er benötigte Mengen auch erhält. Sofern die Futterlücken nicht zu schließen sind, bleibt nur die Abstockung des Viehbestandes. Auch hierfür ist eine rechtzeitige Planung von Bedeutung, denn auch der Zwangsverkauf von hochwertigen Tieren unter Preis ist teuer.

Übersicht 1: Beispielhafte Ermittlung des Grobfuttertrockenmassebedarfs eines Milchkuhbetriebes inclusive Jungrinderaufzucht.

Tierkategorie

Anzahl

Grobfuttertrocken-masseaufnahme

Futtertage

Grobfuttertrocken-massebedarf

 

(Stück)

(kg/Tier u. Tag)

(Tage)

(dt)

(t)

Milchkühe

150

13

365

7118

712

Jungrinder

 

 

 

 

 

7 bis 12 Monate

25

5

365

456

46

13 bis 24 Monate

50

7

365

1278

128

25 bis 27 Monate

12

10

365

438

44

 

9290

930

 

Übersicht 2: Beispielhafte Ermittlung der Grobfuttertrockenmassevorräte und des Fehlbarfs für den Rinderbestand aus Übersicht 1

1. Bestimmung der Volumina aller vorhandenen Silagen

 

Länge

X

Breite

X

Höhe

Volumen

 

(m)

 

(m)

 

(m)

 

(m3)

Grassilage 1

45

 

12

 

2,3

 

1242

Grassilage 2

40

 

12

 

2

 

960

Grassilage 3

38

 

10

 

2,2

 

836

∑ Grassilagen

 

3038

 

Maissilage

35

 

12

 

2,5

 

1050

 

2. Berechnen der Grobfuttertrockenmassevorräte

 

Volumen

X

Lagerdichte

 =

Futtertrockenmasse

 

 

(m3)

 

(kg TM/m3)

 

(dt)

(t)

∑ Grassilagen

3038

 

180

 

5468

547

∑ Maissilagen

1050

 

220

 

2310

231

∑ Futtertrockenmasse

 

7778

778

 

3. Bilanzierung: Grobfuttertrockenmassebedarf - Grobfuttertrockenmassevorräte

 

(dt)

 

(t)

 

 Trockenmassebedarf

9290

930

-Trockenmassevorräte

7778

778

Saldo

-1512

-152