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Landessortenversuche 2016: Ackerbohnen und Futtererbsen

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Ergebnisse

Ackerbohne
AckerbohneMarkus Mücke
Die Körnerleguminosen zur Eiweißproduktion im Hauptfruchtanbau haben dank der politischen Rahmenbedingungen in den letzten zwei Jahren wieder eine Renaissance erlebt. Um die geforderten Greeningauflagen zu erfüllen, setzen zunehmend Landwirte Leguminosen ein, um sie als ökologische Vorrangfläche einzubringen. So sind insbesondere bei den Ackerbohnen nochmals deutliche Anbauzuwächse auf aktuell 6.100 ha festzustellen. Aber auch die Anbauzahlen der Futtererbsen haben sich laut dem niedersächsischen Statistischen Landesamt auf ca. 2.700 ha gegenüber 2015 verdoppelt.

Die hier dargestellten Anbauflächen der letzten Jahre beinhalten sowohl die konventionell als auch die ökologisch bewirtschafteten Flächen. Eine genaue Aufteilung der Anbauverhältnisse lässt sich hier nur schwer ermitteln. Allerdings geht der sprunghafte Anstieg der letzten zwei Jahre in erster Linie auf das Konto der konventionell bewirtschafteten Flächen, um die besagten Greeninganforderungen durch den Leguminosenanbau zu erfüllen. Die vom Statistischem Landesamt veröffentlichten Erträge fielen bei den Futtererbsen mit knapp 36 dt/ha nochmals niedriger als im Vorjahr aus. Die Ackerbohnen hingegen erreichten mit ca. 45 dt/ha das Vorjahresniveau. Besorgnis erregend war in diesem Jahr das Auftreten eines Virusbefalls in Erbsen und Ackerbohnen. Das sogenannte Nanovirus wurde durch Blattläuse übertragen, wobei die Gefahr und das Ausmaß nicht erwartet wurden. Inwieweit sich diese Schäden, die vor allem an der Küste und in den Höhenlagen auftraten, auf den Durchschnittsertrag auswirkten, kann nicht eindeutig beziffert werden. Die angelegten Versuche waren durch einen Befall nicht geschädigt.

Ein zunehmender Anbau von Körnerleguminosen ist grundsätzlich zu begrüßen, da die gute Vorfruchtwirkung einen zusätzlichen Nutzen bei der Fruchtfolgebewertung liefert. Leguminosen unterbrechen den Entwicklungszyklus von Getreide- und Rapskrankheiten und tragen damit zu einem geringeren Krankheits- aber auch Schädlingsbefall sowie Ungrasdruck (Problemgräser Trespe und Ackerfuchsschwanz) bei. Letzteres spielt insbesondere in bestimmten Regionen mit Problemen der Ungrasbekämpfung eine wichtige Rolle. Darüber hinaus fördern Leguminosen die strukturverbessernde Bodengare des Oberbodens. Durch die Stickstofffixierung der Knöllchenbakterien schneiden sie auch in der N-Bilanzierung günstig ab und führen darüberhinaus zu Einspareffekten bei der N-Düngung der Folgekulturen. Insgesamt kann durch die beschriebenen Faktoren der Pflanzenschutz- und Düngeaufwand in der Fruchtfolge verringert werden.

Ackerbohnen benötigen tiefgründige, wassernachliefernde Böden mit hoher Speicher- und Pufferkapazität. Aufgrund des hohen Wasserbedarfs sollte die Aussaat möglichst früh ab Ende Februar - sobald die Flächen bestellbar sind - mit einer Saatstärke von 35 - 40 Körner/m², wegen Ablagetiefe und Standfestigkeit möglichst mit Einzelkornsaat erfolgen. Als Saattiefe sind 6 - 8 cm auf schweren Böden und 8 - 10 cm auf leichten Böden anzustreben. Spätere Aussaaten sind zu vermeiden, da Tageslänge und Temperatur darauf hin wirken, dass das vegetative Wachstum im Vergleich zur Hülsen- und Samenbildung gefördert wird. Eine Spätsaat kann nicht durch höhere Saatmengen ausgeglichen werden. Ferner verfügen die Pflanzen in früh ausgesäten Beständen aufgrund der geringeren Wuchshöhen über eine bessere Standfestigkeit. Der Anbau auf derselben Fläche darf sich nur alle 4 - 5 Jahre wiederholen. Ackerbohnen benötigen ausreichende Sommerniederschläge. Bei Trockenheit kann es zu Blütenabwurf kommen.

Für den Anbau von Futtererbsen sind auch leichte oder flachgründige Böden und Standorte mit Sommertrockenheit geeignet. Diese dürfen aber keine Strukturschäden aufweisen. Für Futtererbsen ist eine Anbaupause 6 - 7 Jahre einzuhalten.  Die Aussaat mit einer Stärke von 70 Körnern/m² in Drillsaat erfolgt ab Mitte März bis Mitte April in trockene Böden 3 - 4 cm tief. Das Saatbett darf wegen Verschlämmungsgefahr nicht zu fein sein.

pH-Wert beachten

Ackerbohnen und Erbsen reagieren auf unzureichende pH-Werte mit Ertragseinbußen, da die Stickstoffbindung durch die Knöllchenbakterien der Leguminosen bei unzureichenden pH-Werten dann eingeschränkt ist. Bei pH-Werten unter 6,3 (lehmige, tonige Böden) bzw. 5,8 (sandige Böden) sollten auf jeden Fall vor der Aussaat entsprechende Kalkmengen ausgebracht und eingearbeitet werden. Branntkalk bietet sich vor allem auf mittleren und schweren Böden an, um eine schnelle Wirkung zu erzielen. Branntkalk muss aber unmittelbar nach der Ausbringung eingearbeitet werden. Wenn der Branntkalk nach der Ausbringung an der Bodenoberfläche abbindet, kann er nicht mehr schnell genug wirken. Wer Kalk bei Frost ausbringen möchte, sollte deshalb Carbokalk oder andere, schneller verfügbare Kalkformen einsetzen. Die Bodenreaktion sollte im neutralen Bereich (möglichst über pH 6,3 auf lehmigen Böden und über pH 6,0 auf sandigen Böden) liegen, ansonsten unbedingt vorher kalken.


Die Erträge der  Sorten

Futtererbsen

Die züchterischen Aktivitäten liegen in diesem Bereich auf einem bescheidenen Niveau. Die Aufrechterhaltung der Zuchtprogramme macht nur dann Sinn, wenn zumindest die Aufwendungen auch durch entsprechende Saatgutverkäufe wieder ausgeglichen werden können. Seit 2013 wurde keine neue Sorte mehr vom Bundessortenamt zugelassen.

Für das Anbaugebiet Marsch, Geest, Hügelland kann im aktuellen Jahr lediglich auf Versuchsergebnisse von Standorten aus Schleswig-Holstein zurückgegriffen werden. Das Ertragsniveau dieser Prüfstandorte liegt mit durchschnittlich 55 dt/ha deutlich über dem niedersächsischen Schnitt. 2016 erzielten Salamanca, Astronaute und Navarro die besten Ergebnisse, während Respect nicht überzeugen konnte. Diese Ergebnisse spiegeln im Grunde auch die Vorjahresergebnisse wider.

In der Anbauregion Sand- und Lehmböden Nordwest konnten ebenfalls nur zwei Standorte in die Auswertung fließen, wobei hier bei einzelnen Sorten gegenläufige Ertragsleistungen erzielt wurden. Mit sehr guten Ergebnissen auf beiden Standorten konnte lediglich die Sorte Navarro überzeugen. Salamaca überraschte auf dem einzelnen Standort mit einem guten Einstandsergebnis. Die Erträge auf beiden Standorten lagen insgesamt mit knapp 43 dt/ha leicht über dem Landesdurchschnitt. Mehrjährig erzielte in dieser Anbauregion Navarro die besten Leistungen. Das schwächere aktuelle Ergebnis der Sorte Astronaute sollte vielleicht nicht zu hoch bewertet werden, weil speziell an einem Standort die Leistungen enttäuschten. Alvesta zeigt sich mehrjährig betrachtet ertragsstärker als die Sorte Respect.

Kriterium Standfestigkeit 

Mindestens genauso wichtig wie der Ertrag ist beim Anbau von Futtererbsen die Berücksichtigung der Standfestigkeit und der Pflanzenlänge. Bestände, die vor der Ernte stark zusammenbrechen, lassen sich nur erschwert beernten, was zwangsläufig zu Ernteverlusten bis hin zu Totalausfällen führt. Im Bezug auf Standfestigkeit und Pflanzenlänge können in erster Linie die altbekannte Sorte Respect und Salamanca überzeugen.


Ackerbohnen

Auch bei den Ackerbohnen ist die züchterische Aktivität derzeit recht begrenzt.

2016 wurden lediglich sechs bzw. sieben Sorten in den beiden Anbauregionen Küste und Lehmböden West geprüft. Mit durchschnittlich 70 dt/ha konnten gute Versuchserträge erzielt werden, wobei die Bandbreite zwischen den Standorten von 42 bis 87 dt/ha reichte. Die bereits 2004 zugelassene Sorte Fuego konnte auf allen Standorten in der Küstenregion mit überdurchschnittlichen Ergebnissen überzeugen. Fanfare und Tiffany erreichten ebenfalls ein gutes Ergebnis. Boxer rangiert kurz dahinter. Lediglich die tanninfreie Sorte Taifun enttäuschte.

Mehrjährig betrachtet sind Fuego und Fanfare am ertragsstärksten einzustufen. Von den beiden zweijährig geprüften Sorten erzielte Tiffany das bessere Ergebnis. Auf die Weiterprüfung der Sorte Pyramid wurde aufgrund schwacher Ergebnisse in 2016 verzichtet.

In der Anbauregion Lehmböden West lag das Ertragsniveau mit ca. 60 dt/ha deutlich niedriger, wobei einzelne Standorte hierfür ursächlich sind. Die langjährig geprüften Sorten Fuego und Fanfare konnten wiederum überzeugen. Vor allem aber bestätigte Tiffany als zweijährig geprüfte Sorte ihr gutes Vorjahresergebnis. Als vicin- und convicinarme Sorte könnte sie zunehmend eine Bedeutung in der Legehennenhaltung erreichen. Boxer hingegen erreichte auf drei der vier Standorte nur ein unterdurchschnittliches Ergebnis. Pyramid erzielte in dieser Anbauregion aktuell und mehrjährig ein leicht überdurchschnittliches Ergebnis. Taifun konnte auch in dieser Anbauregion zumindest aus ertraglicher Sicht nicht überzeugen. Als tanninfreie Sorte könnte sie jedoch für den Einsatz in der Schweine- und Geflügelfütterung interessant sein, weil Tannine sich negativ auf die Protein- bzw. Aminosäureverdaulichkeit bei diesen Tierarten auswirken.


Ausblick

Es bleibt abzuwarten, ob durch politische Änderungen mit einer Nachjustierung der Greeningauflagen die positive Anbauentwicklung des Eiweißpflanzenanbaus wieder zu Nichte gemacht wird. In der EU Kommision wird darüber diskutiert, für den Anbau von Eiweißpflanzen auf ökologischen Vorrangflächen nun ein Verbot für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aufzusetzen.

Damit könnte ein Beitrag der großkörnigen Leguminosen wie Futtererbse und Ackerbohne zur Steigerung der nationalen Eiweißzufuhr wieder ausgebremst werden.