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Walzarbeit bei Grassilagen: Worauf kommt es an?

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Aus wirtschaftlicher Sicht ist es wichtig, möglichst viel Milch aus dem Grundfutter zu erzielen. Eine Grundvoraussetzung sind bestmöglich verdichtete Silagen, denn nur so kann die erforderliche optimale Silierung stattfinden.

Walzarbeit
WalzarbeitAlfons Fübbeker
Einfluss der Lagerstätte
Grundsätzlich sollte die Lagerstätte einen befestigten Untergrund haben, die Silobreite und -höhe ist unter Berücksichtigung des Futterbedarfs zu wählen, um einen ausreichenden Vorschub von mind. 1,5 m je Woche zu gewährleisten. Jedoch ist eine Mindestbreite erforderlich, um parallel abladen und walzen zu können. Bei Siloanlagen ohne Wände ist das Silo aufgrund der schrägen Seiten breiter anzulegen, ansonsten kann es dazu führen, dass im oberen Silobereich ein paralleles Arbeiten nicht mehr möglich ist und im Extremfall nicht mal mehr spurversetzt gefahren (gewalzt) werden kann. Unter solchen Umständen wird viel Walzkapazität blockiert. Beengte Zufahrten zum Siloplatz, um Ecken herum oder durch Hindernisse wie z.B. Baumreihen sollten in jedem Fall vermieden werden. Neben ausreichend Platz ist eine befestigte Zuwegung zum Siloplatz und ausreichend Rangierfläche um den Siloplatz dem Silierprozess und der Silagehandhabung förderlich.

Erntegut
Ob eine gute Verdichtung gelingen kann, ist im erheblichen Maß davon abhängig, mit welchem Anwelkgrad und Rohfasergehalt das Gras eingefahren wird. Sinnvoll sind TM-Gehalte zwischen 30 und 40 % und ein Rohfasergehalt von 23 bis 25 %. Damit der TM-Gehalt nicht zu hoch wird, muss die Grasbergung mit ausreichend Schlagkraft durchgeführt werden. Zudem ist zu überlegen, ob nicht zuerst nahegelegene und zum Schluss entferntere Flächen eingefahren werden, da dann aufgrund der längeren Transportwege die angelieferte Futtermenge häufig geringer ist und somit mehr Zeit für die Walzarbeit zur Verfügung steht. Des Weiteren kann der unterschiedliche Anwelkgrad der verschiedenen Grasbestände genutzt werden. Neuansaaten, zuletzt gemähte Flächen oder auch Flächen mit hohen Aufwuchsmengen sind in der Regel noch nicht so stark angewelkt. Diese Flächen bieten sich an, am Schluss eingefahren zu werden, um im oberen Silobereich eine bessere Verdichtung zu erreichen. Generell gilt, das bei höheren TM-Gehalten kurze Schnittlängen vorteilhafter sind, um noch ausreichend verdichten zu können.

Silobefüllung
Damit das Walzen zügig und effektiv gelingt, ist eine schichtweise und gleichmäßige Befüllung sehr wichtig. Ideal dafür sind Lade- bzw. Silierwagen mit Dosierwalzen. Die optimale Schichthöhe liegt im Bereich von 20 - 30 cm. Zudem hat die Schichtweise Befüllung des Silostocks den Vorteil, dass bei der Futterentnahme eine gute Vermischung der verschiedenen Anlieferungspartien stattfindet und somit das Futter gleichmäßiger ist. Höhere Schichten, bedingt durch eine zu kleine Silogrundfläche und große Transportvolumen, erschweren die Walzarbeit zum Teil erheblich. Dies ist besonders dann der Fall, wenn das angelieferte Gras in Haufen vor dem Silo oder auf dem Silo abgeladen wird und somit noch hochgeschoben bzw. verteilt werden muss. Diese Methode der Silobefüllung ist schwieriger durchzuführen und reduziert die zur Verfügung stehende Zeit für die Walzarbeit erheblich.

Ebenso wird Zeit verloren, wenn das Walzfahrzeug falls erforderlich auch zum Hochziehen von Transport- bzw. Ladewagen eingesetzt wird. Idealerweise sollte für das Hochziehen ein separater Schlepper mit Fahrer zur Verfügung zu stehen, damit die Walzarbeit durchgängig erfolgen kann. Fahren in der Transportkette auch deutlich kleinere Transportwagen mit, fällt bezogen auf die angelieferte Futtermenge relativ viel Zeitaufwand für das Überfahren bzw. Abladen an. Zudem sind die kleinen Transportfahrzeuge häufig nicht mit Dosierwalzen ausgestattet. Wenn möglich sollte die Silierarbeiten bei Tageslicht erfolgen. Dunkelheit erschwert den Arbeitsablauf der gesamten Kette und erhöht die Gefahr von Bruch und Beschädigungen. Die Schlagkraft und die Arbeitsqualität einer Silierkette steigen deutlich, wenn geübte und erfahrene Fahrer zum Einsatz kommen.

Walzfahrzeug
Das Walzfahrzeug (Radlader, Schlepper) sollte ein hohes Gesamtgewicht (10 bis 16 t) aufweisen. Für die Gewichtserhöhung wird häufig ein Front- oder Heckgewicht angebaut und für eine bessere Verteilung ein Siloverteiler (mit Kreiselarmen oder als Trommel) eingesetzt. Besonders bei Silos ohne Seitenwände ist eine gute Ausfüllung des Randbereichs wichtig, um feste Kanten zu erreichen. Zudem ist es aus Sicherheitsgründen empfehlenswert, ein Zwillingsreifen an der Schlepperseite zu verwenden, mit der an den Silokanten gearbeitet wird. Der Reifendruck sollte bei über zwei bar liegen, da er für einen höheren Punktdruck (kg/cm²) sorgt. Die Walzarbeit muss mit langsamer Fahrgeschwindigkeit (optimal 2-4 km/h) durch zwei bis vier Überfahrten je Fahrspur erfolgen. Werden diese Werte beim Festfahren nicht mehr erreicht, ist es unumgänglich die Walzkapazität durch den Einsatz eines größeren oder eines weiteren Walzschleppers bzw. Radladers zu erhöhen. Nur so ist eine ausreichende Verdichtung und darüber hinaus ein sicheres Überfahren des Silos durch die Lade- bzw. Silierwagen (kein Abrutschen) gewährleistet.

Falls bei der Walzarbeit, z.B. aufgrund von zeitgleich ankommenden Transport- bzw. Ladewagen trotzdem ein Engpass auftritt, ist es besser, die Silierkette kurz warten zu lassen als das Risiko einer Nacherwärmung durch eine schlechtere Verdichtung in Kauf zu nehmen. Eine Nacherwärmung führt zu Energieverlusten und die Futteraufnahme geht deutlich zurück, wodurch wesentlich höhere Kosten als beim kurzfristigen Stillstand der Silierkette entstehen. Die Entscheidung, ob die Silierkette kurz warten muss, sollte sinnvoller Weise beim Walzschlepperfahrer (Chef der Silierkette) liegen.

In jedem Fall ist nach Beendigung der Silobefüllung noch ausreichend nachzuwalzen. Darüber hinaus muss der Silohaufen schnellstmöglich und luftdicht abgedeckt werden, da bereits in den ersten Stunden nach Beendigung des Einsilierens der Gärprozess beginnt und dieser nur unter Luftabschluss optimal abläuft. Der Gärprozess ist frühestens vier bis sechs Wochen nach dem Einsilieren vollständig beendet, erst dann darf die Silage geöffnet und verfüttert werden.

Lässt sich der obere Silobereich z.B. aufgrund eines zu hohen TM-Gehaltes nicht mehr gut verdichten, muss der Silohaufen mit möglichst viel Gewicht belastet werden, um dennoch eine gute Silierung zu ermöglichen. Eine zusätzliche Sandschicht bietet sich in diesem Fall an. Der Mehraufwand zahlt sich durch bessere Futterqualitäten aus.

Fazit
Es gibt viele Punkte die auf den Erfolg der Walzarbeitet einen großen Einfluss haben.  Eine richtig bemessene Größe der Silolagerstätte, ein optimaler TM-Gehalt des Erntegutes, eine gleichmäßige Befüllung in kleinen Schichten sowie eine angepasste Walztechnik und -arbeit zählen zu den wichtigsten Faktoren. Alle Aspekte beim Silierablauf sollten regelmäßig auf den Prüfstand kommen, um das bestmögliche Futter für die Tiere zu erzeugen, denn eine gute Grundfutterqualität ist eine wichtige Vorraussetzung für gesunde Tiere und hohe Milchleistungen.