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Fütterungstechnik Sauen - alles im grünen Bereich?

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Das Futter macht in der Sauenhaltung und Ferkelaufzucht einen großen Teil der veränderlichen Kosten aus. Im Sinne eines möglichst störungs- und stressfreien Arbeitsablaufs für Mensch und Tier soll die Fütterungstechnik dauerhaft störungsfrei funktionieren. Hochwertiges Futter in Verbindung mit reibungslos funktionierender und gut eingestellter Technik sind Garanten für hohe Tierleistungen und hohe Arbeitseffizienz, mithin also eine Voraussetzung für ökonomischen Erfolg. Dafür sind regelmäßige Wartungen und Kontrollen zu empfehlen. Wir zeigen, worauf zu achten ist.

 

Volumendosierer
VolumendosiererJan Südhoff
Je nach Vorliebe des Betriebsleiters und betrieblichen Notwendigkeiten werden Sauen in der Praxis trocken oder flüssig gefüttert. Die Vorteile der Trockenfütterung liegen in den günstigen Anschaffungskosten und vergleichsweise einfacher Technik. Für den Fertigfuttereinsatz ist die Trockenfütterung häufig das Mittel der Wahl. Größere Betriebe und Kombibetriebe setzen zunehmend auch auf die Flüssigfütterung, besonders, wenn günstige Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie oder auch CCM eingesetzt werden sollen oder wenn eine entsprechende Fütterungsanlage bereits für die Schweinemast vorhanden ist.

Zur Futterlagerung kommen häufig Außensilos aus GfK oder Wellblech zum Einsatz. Sonneneinstrahlung und wechselnde Temperaturen können zur Kondenswasserbildung führen. Futterreste backen an den Siloinnenwänden an und verderben. Deshalb sollten Außensilos grundsätzlich über große Revisionsöffnungen verfügen, die eine regelmäßige Innenreinigung möglich machen. Bei der Befüllung der Silos mittels Blastankwagen oder Mühle entsteht viel Staub, der über die Entlüftungsrohre aus dem Silo austritt. Um eine Verschmutzung zu vermeiden, können Staubabscheider verbaut werden, die den Staub sammeln und ggfs. über eine Schnecke oder Spirale der Fütterung zuführen.

Übergabetrichter unter dem Silo übernehmen die Futterdosierung auf die Förderkette. Wichtig ist die Abstimmung zwischen Übergabestation und Futterkette. Wird zu viel Futter auf die Kette gelegt, kann diese unter Umständen reißen. Zumindest der Kraftaufwand und damit der Stromverbrauch steigen dann überproportional an. Als Faustregel sollte die Rohrkette je nach Anlagenlänge zu maximal 30-50% gefüllt sein.

Rohrketten- oder Seilförderanlagen sind in der Praxis je nach Auslegung bis zu 400 m, mit Zusatzantrieben auch bis zu 600 m lang. Ein Sanftanlaufgerät begrenzt den Einschaltstrom und vermindert dadurch ruckartige, starke Belastungen der mechanischen Bauteile beim Anlagenstart. Kettenrisse können auf diese Weise minimiert werden. Die Kosten für die Nachrüstung sind überschaubar.

Im Deckzentrum und im Abferkelstall werden die Sauen in der Regel über Volumendosierer gefüttert. Um eine jederzeit bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen, muss das spezifische Gewicht des Futters bekannt sein. Je nach Qualität und Herkunft der Futterbestandteile und Ausgangskomponenten kann das spezifische Gewicht der Fertigfutter durchaus schwanken. Aus diesem Grund sollte regelmäßig ausgelitert werden.

Im Wartebereich sind Abruffütterungen weit verbreitet. Die Stationen verfügen in der Regel über Vorratsbehälter, die über eine Kette befüllt werden. Ein- und Ausgangstüren und teilweise auch der Dosiermechanismus werden häufig pneumatisch betrieben. Hier sind eventuelle Undichtigkeiten zeitnah zu beseitigen, denn Druckluftleckagen können sich schnell auf drei- bis vierstellige Beträge aufsummieren. In der Kleingruppenhaltung mit 8-16 Sauen werden auch oft Rohrbreiautomaten eingesetzt. Wichtig ist dann die Zusammenstellung der Gruppen nach Körperkondition, um eine Verfettung einzelner, schnell fressender Tiere auf Kosten der Buchtengenossen zu vermeiden. Um Rangkämpfe und Futterneid zu unterbinden, sollten Fressplatzteiler installiert werden. Diese sollten etwa schulterlang und blickdicht sein. So können an einem Automaten 4 Sauen gleichzeitig fressen. Die Installation von Fressplatzteilern ist auch für andere Systeme wie z.B. die Dribbelfütterung oder den Quickfeeder zu empfehlen. Abferkelbuchten sollten nach Möglichkeit mit Kipptrögen versehen sein, dies erleichtert das Entfernen von Futterresten für den Betreuer ungemein.

Die Trockenfütterung ist in der Anschaffung günstig und erfüllt alle wesentlichen Anforderungen an eine optimale Versorgung der Tiere. Mögliche Schwachstellen, die einer regelmäßigen Kontrolle und Wartung unterzogen werden sollten, sind vor allen Dingen die Umlenk-Ecken und die Förderseile bzw. –ketten. Futterreste können sich in den Ecken sammeln und mit der Zeit verderben. Das ist einerseits hygienisch unvorteilhaft, auf der anderen Seite kann ein höherer Kraftaufwand und damit ein höherer Stromverbrauch resultieren. Im Extremfall kann die Förderkette sogar reißen. Umlenkecken sollten daher regelmäßig geöffnet und gereinigt werden, bestenfalls mit Druckluft. Wichtig ist dies besonders bei den Ecken vor Steigungen, weil es hier durch zurückfallendes Futter zum „Futterstau“ kommen kann, was dazu führt, dass ein Teil des Futters von den Umlenkrollen mit „in die Runde“ genommen wird. Am Markt werden bereits Ecken mit integrierter Revisionsklappe angeboten, über die man Futterreste und Blockaden entfernen kann. Förderseile und Ketten längen sich mit der Zeit. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen, verbauen die Anlagenhersteller Kettenspannvorrichtungen. Zu lange Ketten oder Seile müssen bei Bedarf gekürzt werden. Dazu sind spezielle Verbindungsglieder bzw. Kettenschlösser erhältlich.

Probleme können dort auftreten, wo der Förderkreislauf mit Wasser in Verbindung kommt. Wanddurchbrüche am Übergang vom Außen- zum Innenbereich des Stalles sind dafür prädestiniert. Durch den Übergang von kalt zu warm entsteht Kondenswasser, das zur Korrosion an der Rohrleitung führen kann. Die Förderleitung sollte daher zumindest im Bereich von etwa einem Meter nach Eintritt in den Stall in Edelstahl ausgeführt werden. Ablaufrohre und Übergabestellen sollten keinesfalls von innen mit Wasser gereinigt werden.

Die Flüssigfütterung kommt überall dort zum Einsatz, wo viele verschiedene Komponenten oder günstige Nebenprodukte eingesetzt werden sollen oder lange Futterwege überbrückt werden müssen, die Tiere aber von einer Futterzentrale aus versorgt werden sollen. Die Anlagenhygiene ist hier oberstes Gebot. Da im Vergleich zur Schweinemast vergleichsweise geringe Futtermengen bei gleichzeitig vielen Futterventilen verarbeitet werden, sind diese Anlagen anfälliger für mikrobiologischen Futterverderb durch unerwünschte Bakterien und Hefen. Aus diesem Grund werden Flüssigfütterungsanlagen für die Sauenhaltung meistens als Restlosfütterungen ausgelegt. Nach der Beendigung der Fütterung werden die Futterleitungen mit Wasser oder einem Wasser-Säure-Gemisch befüllt. Das Schiebewasser wird zum Anmischen der nächsten Mahlzeit verwendet und in Brauchwassertanks zwischengelagert. Anmischbehälter und Brauchwassertanks sollten als Quellen einer möglichen Anlagenverkeimung stets im Auge behalten und sorgfältig gereinigt werden, am besten mit Hilfe eines Hochdruckreinigers. Automatische Reinigungsprogramme und Säurenebler gehören heute zur Standardausstattung für die Gewährleistung einwandfreier Behälterhygiene. Anmischbehälter sollten je nach Betriebsgröße und zu versorgender Produktionsbereiche nach Geometrie und Behältergröße abgestimmt werden. Bei Kombianlagen für die Fütterung der Sauen, Ferkel und Mastschweine empfiehlt sich der Einsatz eines zweiten Anmischbehälters, um Anmisch- und Fütterungszeiten zu verkürzen und die Anlagenlaufzeit zu begrenzen. Rohrleitungsdurchmesser sollten im Hinblick auf die vergleichsweise geringen Tierzahlen pro Anlage nicht größer als nötig gewählt werden. 50mm – Leitungen sind in der Regel ausreichend. Die Trogablaufrohre sollten regelmäßig mit einem Hochdruckreiniger und Spülmaus von innen gereinigt werden. Hier lagern sich hier Futterreste ab, die unter dem Einfluss der warmen Stallluft schnell verderben können.

Die Auswahl und Auslegung der Fütterungstechnik für die Sauenhaltung ist von vielen, auch betriebsindividuellen Aspekten und auch von den Vorlieben des Betriebsleiters abhängig. Pflege und Wartung der Fütterungstechnik sollten in den Betriebsablauf so integriert werden, dass nicht erst dann repariert oder ausgetauscht wird, wenn die Technik ausfällt. Das kann neben „Nerven“ nämlich auch Geld kosten, bedingt durch Produktionsausfälle oder Unruhe im Bestand. Kleine, aber regelmäßige Handgriffe und Kontrollen können hier vorbeugen, z.B. anhand von Checklisten.

Fazit

  • Hochwertiges Futter und gut funktionierende und eingestellte Technik sind Voraussetzung für hohe Leistungen und ökonomischen Erfolg
  • Deshalb sind regelmäßige Wartungen und Kontrollen zu empfehlen, z.B. anhand von Checklisten
  • Außensilos sollten regelmäßig gereinigt werden, Revisionsöffnungen vorsehen
  • Rohrketten nicht zu stark befüllen, sonst sind Störungen und Kettenrisse vorprogrammiert, Kettenlängen kontrollieren
  • Umlenkrollen und Innen-Außen-Übergänge sind mögliche Schwachstellen
  • Sanftanlaufgeräte schonen die Mechanik
  • Regelmäßiges Auslitern und Kalibrierung der Volumendosierer
  • Bei Flüssigfütterung auf Hygiene achten: Anmischbehälter, Brauchwasser- und Nebenprodukttanks