Der alte Friedhof in Thomasburg
Manchmal hat man das Glück, Orte zu finden, die ihre Ursprünglichkeit und Identität in einer Weise bewahrt haben, dass man selber innehält und herausgerissen wird aus der lauten und hektischen Welt um sich herum. So erging es mir, als ich das erste Mal nach Thomasburg kam und gegenüber der alten Kirche auf einer kleinen Anhöhe versteckt den alten Friedhof vorfand.
Er liegt dort oben im kühlen Schatten großer Baumkronen - ein Feld voller Grabsteine,überwachsen mit einer grünen Decke aus verschiedenen Bodendeckern, vor allem Efeu. Eine Einheit und Gleichheit ohne nennenswerte Unterschiede, so wie wir uns das Leben nach dem Tode vorstellen.
Heute wird wieder vielfach über den Einsatz von Efeu auf Friedhöfen nachgedacht. Efeubepflanzte Gräber sind pflegeleicht und kostengünstig. Auch frei werdende Flächen zwischen einzelnen Grabstellen können mit Efeu eingegrünt werden.
Immergrüne Gehölze wie Buchsbaum, Ilex, Hemlocktanne und Wacholder, aber auch Wildgehölze wie Holunder, Eberesche und Hasel bilden den Rahmen und schaffen den Übergang zu den größeren Bäumen. Manche wurden irgendwann einmal dort gepflanzt, andere haben sich eingesamt und ihren Platz erobert.
An den Grabsteinen erkennt man das Alter der Gräber. Sie haben ihr Aussehen im Laufe der Jahrzehnte verändert.
Die Älteren bestehen aus einem Stein, der einen Rahmen für eine schwere beschriftete Glasplatte bildet.
Vielfach stehen Kreuze auf der Mitte dieses Rahmens. Die meisten sind abgebrochen und liegen auf den Gräbern, was aber nur positiv den Eindruck der Vergänglichkeit untermalt.
Viele Symbole christlichen Glaubens kann man hier finden. Sie sind als Verzierungen auf den Kreuzen und Grabsteinen angebracht.
Die Gräber sind nach Osten ausgerichtet, ein alter christlicher Brauch, der aus der Antike übernommen wurde. Auf diese Weise kann der Verstorbene in Erwartung des jüngsten Gerichts nach Osten blicken.
Viele der Grabsteine, die dadurch mit dem Rücken zum Weg stehen, sind auf der Rückseite zusätzlich mit Sprüchen versehen.
Die ältesten Gräber auf dem Friedhof entstanden Ende des 19. Jahrhunderts. Die letzte Bestattung fand in den 40er Jahren statt.
Danach wurde in Thomasburg ein neuer Friedhof angelegt und der alte blieb so erhalten. Wahrscheinlich wurde es schwer ihn zu erreichen als die Durchgangsstraße verbreitert wurde. Der Weg, auf dem die Verstorbenen mit einem Pferdefuhrwerk die Anhöhe hinauf gebracht wurden, musste weichen.
Es entstand ein Trampelpfad, den man nur zu Fuß begehen kann.
Manchem Besucher dieses Friedhofes wird die Gradlinigkeit, Ordnung und Pflege einer öffentlichen Grünanlage fehlen. Aber gerade durch diese Ursprünglichkeit entsteht eine besondere stimmungsvolle Atmosphäre. In der Garten- und Landschaftsplanung spricht man auch vom „Genius loci“. Dieser antike Begriff beruht auf dem Verständnis, dass bestimmten Orten auch ein besonderer Geist innewohnt. Es wäre schade, wenn dieser Geist durch unbedachte Instandsetzungs- und Pflegearbeiten verloren ginge.
Bild 1
Eines der ältesten Grabmale auf dem Friedhof. Das Kreuz, aus dem die Hoffnung auf neues Leben erwächst, ist hier als Baum dargestellt. Der Anker ist das Zeichen für die himmlische Seeligkeit und das Herz steht für die Liebe zu Gott.
Bild 2
Der Weinstock ist ein Symbol für die Verbundenheit zwischen Christus und den Gläubigen
Bild 3
Blick auf die gegenüberliegende historische Kirche
Bild 4
Pflanzen wie Maiglöckchen, Goldnessel, Vinca und
Efeu haben den Boden mit einer grünen Decke
überzogen
.
Bild 5
Die alte Schwengelpumpe hat sicher einmal gute Dienste geleistet, ist aber nicht mehr in Betrieb.
Bild 6
Alte Sträucher rahmen die Steine ein und verbinden die Bodendecke mit den Laubbäumen. Sie gliedern die Fläche und schaffen Interessante Räume.
Bild 7
Immer wieder öffnen sich dem Betrachter neue Nischen.
Bild 8
Ein Pfad führt zum alten Friedhof hinaus.
Bild 9
Bäume schaffen Raum und eine behütete Umgebung.
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