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Der Boden bringts - Alte Potentiale neu entdeckt!

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In den letzten Jahrzehnten wurden die Erträge im Ackerbau ständig gesteigert. Dies gelang durch die Entwicklung neuer Technologien und der Züchtung sowie dem Einsatz von mineralischem Düngern und Pflanzenschutz. Derzeit scheint es eine Stagnation der Steigerung zu geben. Die Potentiale des Bodens wie Bodenleben, Bodenstruktur und Nährstoffnachlieferung bleiben häufig ungenutzt. 

Bodenstruktur schwerer Marschboden
Bodenstruktur schwerer MarschbodenMarion Senger
Der Boden ist unsere Lebensgrundlage. Das System Boden ist ein Wechselspiel von Biologie, Chemie und Physik. Möchte man die natürlichen Potentiale des Bodens nutzen, sollte man beim Ackerbau drei Grundregeln folgen: 1. Bodenbedeckung, 2. Bodenruhe und 3. Wechsel der Fruchtarten. Mit welchen Maßnahmen wir das erreichen können bzw. uns annähern können, soll hier ausgeführt werden. Diese sind als Anregungen gemeint und sollten so angewendet werden, dass es in den Betrieb passt. Vieles ist schon lange bekannt.

1. Bodenbedeckung
Die Bodenbedeckung kann durch Gründüngung, Untersaaten und organischer Düngung sowie mit dem Verbleib der Erntereste auf dem Acker erfolgen. Der Boden kann gerade bei Starkniederschlägen mehr Regenwasser aufnehmen, wenn er bedeckt ist. Je stärker die Bodenbedeckung, desto größer ist die Regenverdaulichkeit. Durch die Bodenbedeckung ist die Verdunstung geringer und der Boden gegen Trockenheit geschützt. Die Pflanzen halten länger durch. Hinzu kommt, dass der Boden weniger Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Er ist geschützt gegen hohe Temperaturen, die unbedeckt 60° C erreichen können. Die Bodenbedeckung ist nicht nur Schutz des Bodens, sondern auch Nahrung für das Bodenleben. Ist der Boden aktiv, dann ist der Boden auch im Winter und Frühjahr wärmer als Flächen, die keine Bodenbedeckung aufweisen. Das Bodenleben sorgt dafür, dass organisch gebundene Nährstoffe pflanzenverfügbar werden. Wie eine Kuh gefüttert wird, so muss auch der Boden mit organischem Material gefüttert werden, damit er hohe Leistungen bringen und die Pflanze optimal ernähren kann. Dabei ist nicht der Humusgehalt an sich entscheidend, sondern viel wichtiger ist es, dass dem Boden organisches Material regelmäßig zugeführt wird. Erntereste, Stroh und Wurzeln sind eine wichtige Grundlage für das System Boden. Zusätzlich sollte eine Gründüngung über Zwischenfrüchte und Untersaaten erfolgen sowie organische Düngung möglichst mit Feststoffen. Dabei ist eine Kombination von Gründüngung und Mist besonders zu empfehlen. Ausreichende Kalkung ist die Grundlage für die Verfügbarkeit der Nährstoffe. Damit die Pflanzen an die Nährstoffe herankommen, ist eine gute Durchwurzelung im Boden wichtig. Die in der Pflanze durch Photosynthese aufgebauten Stoffe werden an die Wurzeln weitergegeben. Die Wurzeln scheiden Stoffe aus und diese werden von den Bodenorganismen aufgenommen, die dann wieder organisch gebundene Nährstoffe für die Pflanzen mobilisieren. Verdichtung hemmt das Wurzelwachstum. Die Wurzeln wachsen nicht mehr in die Tiefe, sondern parallel zur Verdichtung und verbrauchen viel Energie. Sie leiden unter Sauerstoffmangel bei Nässe und unter Trockenheit bei geringem Niederschlag. Der Ertrag geht zurück.

2. Bodenruhe
Die Intensität der Bodenbearbeitung beeinflusst das Bodenleben und die Struktur im Boden. Derzeit bestehen in Niedersachsen verschiedene Systeme der Bodennutzung im Ackerbau. Es wird je nach Bodenverhältnissen unterschiedlich tief mit dem Pflug gearbeitet. Einige Bauern ersetzen den Pflug durch mischende oder lockernde Bearbeitung. Abhängig von der Fruchtart verzichten einige auf jegliche Bodenbearbeitung. Wintergetreide nach Raps sowie Ackerbohnen werden direkt gesät. Ganz umzustellen auf Direktsaat, haben in Niedersachsen bisher nur wenige gewagt.
Beim Grubbern und Pflügen im Herbst sollte wenn möglich mit der Bearbeitung möglichst früh begonnen werden. Hierdurch kann sich der Boden wieder setzen und das Bodenleben hat vor Beginn des Winters noch ausreichend Zeit sich wieder aufzubauen. Wird auf die Stoppelbearbeitung vor dem Pflügen verzichtet, besteht die Gefahr der Bildung von Strohmatten besonders in nassen oder sehr trockenen Jahren besonders bei wenig garen Böden.
Es stellt sich immer wieder die Frage "Muss man den Boden tiefer oder flacher bearbeiten?". Die bekannte Antwort lautet „So tief wie nötig, so flach wie möglich“. Hierdurch können Kosten, Zeit gespart und der Eingriff in das System Boden möglichst gering gehalten werden. Je geringer die Bearbeitungsintensität, desto mehr Feuchte im Boden bei trockenen Verhältnissen und je höher die Drainwirkung besonders im Winter, wenn der Boden nach unten offen ist und genügend Regenwurmröhren da sind. Flachere Bearbeitung bedeutet aber nicht in jedem Fall bessere Bodenstruktur. Wie es um die Bodenstruktur bestellt ist, sollte man daher regelmäßig überprüfen. Neben einer Pflugsohle kann auch eine Mulchsohle vorkommen. Vielfach wird zu Raps oder zu Mais oder Hackfrüchten tiefer gearbeitet. Dabei kann man die Kombination wählen flach mischen und tiefer lockern. Eine Möglichkeit auf tiefere Bearbeitung im Frühjahr zu verzichten könnte sein, den Aussaatzeitpunkt um eine Woche später zu verlegen oder die Temperatur durch gezielte Förderung des Bodenlebens zu erhöhen. Je mehr Aktivität, desto höher ist die Bodentemperatur. Das Bodenleben ist in den ersten 10 bis 15 cm am aktivsten. Auf schwereren Standorten wird die Gefügebildung zusätzlich noch durch Quellen und Schrumpfen des Bodens unterstützt. Die Krümelbildung, der idealste Gefügezustand für die Pflanzen, wird durch Lebendverbauung der Bodenorganismen erreicht. Durch mechanische Bearbeitung wird der Boden gelockert und grobe Strukturen aufgebrochen. Eine dauerhafte Wirkung der Lockerung und Gefügebildung allein durch mechanische Bearbeitung ist allerdings begrenzt.
Eine Verminderung des Eingriffs in das System Boden lässt sich auch durch Verzicht oder Kombination von Bodenbearbeitungsgängen erreichen. Am Anfang der Mulchsaat ist das Bodenleben meist noch nicht so gut ausgebildet und das Stroh muss mehrmals eingearbeitet werden, um die Zersetzung zu fördern. Im Laufe der Jahre kann auf Bearbeitungsgänge verzichtet werden.
Bei der Umstellung von Pflug auf dauerhafte Mulchsaat oder Direktsaat sollte sich der Boden in einem guten Zustand befinden. Es dürfen keine Verdichtungsschäden vorhanden sein. Diese sollten durch Zwischenfrüchte oder durch Tiefenlockerung in Kombination mit Zwischenfrüchten beseitigt werden. Der Bearbeitungszeitpunkt sollte so gewählt werden, dass der Boden nicht zu feucht und nicht zu trocken ist. Wenn die Oberfläche des Bodens abgetrocknet ist kann der Boden in der Bearbeitungstiefe noch zu feucht sein und bildet bei der Bodenbearbeitung eine Schmierschicht. Vor der Bearbeitung sollte man die Bodenfeuchte und Verdichtungstiefe mit Hilfe des Spatens und der Bodensonde überprüfen. Der Boden sollte ausreichend mit Kalk und Grundnährstoffen versorgt sein. Zur besseren Verteilung von Kalk und Grundnährstoffen ist bei schlechter Versorgung einmalig eine wendende Bodenbearbeitung notwendig. Wenn der Boden durch Mulchsaat eine gute Struktur und ein aktives Bodenleben aufweist, werden die Nährstoffe durch Bodenleben, Pflanzenwurzeln und Bodenfeuchte ausreichend verteilt und für die Pflanzen verfügbar. Regenwürmer stabilisieren ihre Gänge mit einem Gemisch aus Ton und Humus. Diese so genannten Ton-Humustapeten weisen das 8-fache der Phospat-Konzentration im Vergleich zur Krume auf. Um einfacher und schneller in die Tiefe (bis ca. 2 m) wachsen zu können, nutzen die Pflanzen das Röhrensystem der Regenwürmer. Der Unterboden ist der Vorratskeller der Pflanzen für Wasser und Nährstoffe.

3. Wechsel der Fruchtarten
Aus Erzählungen weiß man, dass es früher Fruchtfolgen mit bis zu acht Fruchtfolgegliedern mit Futternutzung gab. Mit Spezialisierung der Betriebe wurden diese durch einseitigere Fruchtfolgen und Monokulturen abgelöst. Heute treten in diesen Fruchtfolgen vermehrt Krankheiten und Schädlinge auf. Die Lösung der Probleme mit dem Einsatz von Dünger, Pflanzenschutz oder Bodenbearbeitung reicht oft nicht mehr aus. Das Risiko und die Kosten des Anbaus steigen gerade bei hohen oder ausbleibenden Niederschlägen.
Die Fruchtfolgen müssen wieder vielseitiger werden. Einmal in drei oder vier Jahren könnte man den Stoppelweizen durch eine Leguminose wie Ackerbohnen austauschen. Die bekannten Effekte wie Düngewirkung und Verbesserte Bodenfruchtbarkeit können ausgenutzt werden. Man kann auf altbekannte Systeme mit Wechsel von Halm- und Blattfrucht oder Wechsel von Sommer- und Winterung setzen. Soll die Fruchtfolge beibehalten werden kann mit Zwischenfrüchten und Untersaaten die Fruchtfolge erweitert werden. Bei dem Anbau von Zwischenfrüchten kann der Anbau vor einer Sommerung oder zwischen zwei Winterungen erfolgen. Beim Anbau zwischen zwei Winterungen sollten acht Wochen Wachstumszeit vorhanden sein. Zur Einsparung von Kosten bei der Aussaat können Bodenbearbeitung und Aussaat kombiniert werden oder als Schneidwerkssaat ausgebracht werden. Zur Verbesserung des Auflaufens der Zwischenfrucht ist die Aussaat am Tag der Ernte zu empfehlen, da noch genug Feuchtigkeit vorhanden ist. Das erfordert natürlich eine höhere logistische Leistung. Die Zwischenfrucht ist kein Wasserkonkurrent zur Hauptfrucht. Nach Untersuchungen aus Österreich weißt die Schwarzbrache besonders unter trockenen Bedingungen eine höhere Verdunstung auf als Zwischenfruchtbestände. Auch bei wenig entwickelten Beständen wie im letzten Jahr, ist noch eine ausreichende Wurzelentwicklung zu beobachten. Beim Anbau von Zwischenfrüchten sind Mischungen empfehlenswert, um verschiedene Wurzelsysteme ausnutzen zu können. Hierdurch ist gewährleistet, dass möglichst viel Boden von den Wurzeln erschlossen wird. Dies Wurzelgänge können nachfolgenden Pflanzen nutzen. Zwischenfrüchte sind Futter für das Bodenleben, bieten Schattengare und lockern den Boden.


Bei Beachtung der drei Grundregeln treten die Boden- und Standortsunterschiede auf einer Fläche durch verbesserte Bodenfruchtbarkeit weniger in den Vordergrund. Das System ist weniger anfällig für Extremwetterlagen. Die Abhängigkeit vom Input von außen wird geringer, weil der Boden als natürliches System funktionieren kann. Nehmen Sie den Spaten zur Hand und beobachten Sie selbst, alleine, mit anderen, mit einem guten Berater!