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Qualitäten der Weizenernte 2017

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Die Sortenwahl spielt auch bei der Produktion von Qualitätsweizen eine entscheidende Rolle. Je nach Verwertungsrichtung müssen bestimmte Qualitätsparameter erfüllt werden, um den Ansprüchen der aufnehmenden Hand gerecht zu werden. Hier gibt es für die unterschiedlichen Verwertungslinien unterschiedliche Anforderungen. Wird die Ernteware zum Landhandel direkt in der Ernte geliefert, so sind hier vor allem das hl-Gewicht, der Rohproteingehalt, die Fallzahl sowie die Angabe der Sorte wichtige Parameter; in diesem Jahr wurde verstärkt vor allem bei spät geernteten Partien auch ein möglicher Fusariumbesatz kritisch untersucht.

Wird die Ernte konkret an die Verarbeiter geliefert, so sind zusätzliche Parameter mitentscheidend, wie z. B. der Feuchtklebergehalt; Rohproteinwerte sind dann u. U. weniger relevant.  Ob gerechtfertigt oder nicht, ein Großteil der Abrechnungsmodalitäten zur Bemessung möglicher Aufschläge orientiert sich am Rohproteingehalt, da er die Basis für Exportware ist und in absehbarer Zeit wohl auch noch bleiben wird.

Im Rahmen der Landessortenversuche werden neben der Ertragsleistung, der Standfestigkeit und Festigkeit gegenüber Krankheiten wichtige Parameter zur Qualitätseinstufung untersucht. Rohproteingehalt, hl-Gewicht und TKG sind dabei relativ einfach zu bestimmende Kriterien, während die Fallzahl, vor allem aber die Sedimentationswerte, aufwändiger zu ermitteln sind. Deren Ergebnisse basieren daher auf einer geringeren Datengrundlage.

Im folgenden Artikel werden die Qualitätsergebnisse der diesjährigen Landessortenversuche dargestellt.

Fallzahlen

Die Weizenernte erstreckte sich in diesem Jahr über einen langen Zeitraum, weil mit Beginn der Druschperiode ab dem 20. Juli die Ernte regelmäßig durch Niederschläge im zwei- bis drei Tagesrhythmus unterbrochen wurde. Starkniederschläge Ende Juli führten regional zum Erntestillstand, weil Flächen überflutet bzw. stark durchfeuchtet und damit nicht befahrbar waren. Die Folge war eine verspätete Ernte, Lager, Durch- und Auswuchs und höhere Feuchtegehalte beim Drusch. Dies hatte entsprechende Konsequenzen bei der Fallzahl des Ernteprodukts.

Von den Landessortenversuchen wurden an Proben aus insgesamt 14 Versuchen Fallzahluntersuchungen durchgeführt, wobei bei drei spät gedroschenen Versuchen die durchschnittlichen Fallzahlen unter den Wert von 160 lagen. Diese Ergebnisse werden in der Tabelle gesondert dargestellt, da sie wichtige Hinweise auf die Fallzahlstabilität der Sorten geben. Größtenteils bestätigen sich die Einstufungen des Bundessortenamtes in diesem Merkmal, einzelne Sorte zeigen jedoch in diesem Jahr stärkere Abweichungen. In kritischen Jahren müssen bei Kenntnis der Fallzahlstabilität gefährdete Sorten vorrangig beerntet werden.

Die Ergebnisse liegen mit durchschnittlichen Werten von 270 Sekunden (s) auf einem mittleren Niveau; gegenüber den Vorjahren aber um 30 (2016) bzw. 60 (2015) geringer. Bei später Ernte sank die Fallzahl im Mittel der Sorten unter den Wert von 160 ab.

Die höchsten Fallzahlen erreicht die Sorte Ponticus, die auch bei später Beerntung noch Werte über 300 Sekunden erreicht. Bernstein und Barranco erreichen ebenfalls gute Werte, während sich bei KWS Montana die Fallzahlstabilität in den diesjährigen Ergebnissen nicht widerspiegelt.

Im Bereich der A-Sorten erreichen Julius, RGT Reform, Apostel, Hyvento und Kashmir bei früher Ernte sehr gute Ergebnisse. Julius und RGT Reform konnten auch bei später Ernte noch Fallzahlen oberhalb 200 Sekunden halten, ebenso wie Achim. Bei der Gruppe der C-Sorten erreichen vor allem Elixer und Sheriff gute Werte, wobei Sheriff zumindest in diesem Jahr etwas stabilere Ergebnisse bei später Ernte zeigt. Im B-Bereich überzeugen Alexander, Smaragd sowie die neue Sorte KWS Talent bei früher und später Ernte. Die fallzahlschwachen Sorten Johnny, Bergamo bestätigen die Ergebnisse der Vorjahre. Aber auch KWS Maddox und Bonanza, sowie die neue Sorte LG Imposanto weichen in der Fallzahlstabilität von der BSA Einstufung leider ab.  

Die Hektolitergewichte fallen in diesem Jahr generell schwächer aus und erreichten oftmals nicht die geforderten Werte von 76 kg. Von den E- und A-Sorten erreicht Bernstein mit 79 kg den höchsten Wert, aber auch Ponticus, KWS Montana, sowie die A-Sorten Julius und RGT Reform erreichen die Norm. Im B-Segment können in diesem Merkmal Rumor, Porthus und Faustus gute Ergebnisse erzielen, während Benchmark, Alexander und Partner schwache Werte aufweisen. Von den C-Sorten erreicht keine die Norm.

Die Proteingehalte zeigen in der Praxis bei der diesjährigen Ernte etwas unterschiedliche Ergebnisse. Neben hohen Werten werden aber auch zahlreiche Mengen mit geringen Proteingehalten vermarktet. In den Landessortenversuchen wurden im Mittel über alle Sorten 12,4 % erreicht und sie liegen damit knapp auf dem Niveau des Vorjahres. Alle vier geprüften E-Sorten liefern erwartungsgemäß einen guten Proteingehalt ohne jedoch den erforderlichen Mindestproteingehalt für diese Qualitätsgruppe zu erreichen. Die für E-Sorten mögliche höhere Düngung gegenüber den A- und B-Sorten erfolgte nicht, da die Düngung der Landessortenversuche einheitlich vorgenommen wird.

Die A-Sorten erreichen alle Werte oberhalb von 12,5 %. Unter den B-Sorten zeigen vor allem jene Sorten höhere Proteingehalte, die in der Tendenz eher schwächere Erträge erzielen. Die ertragsstärksten Sorten, wie beispielsweise Benchmark, KWS Talent und Alexander erreichen hingegen eher unterdurchschnittliche Gehalte. Bemerkenswert ist der Proteingehalt der C-Sorte Anapolis, die wie schon in den vorherigen Ernten auf dem Niveau der E-Sorten liegt.

Ein Maß für die Proteinqualität ist der Sedimentationswert. Im Durchschnitt über die Sorten fällt der Sedimentationswert auf Basis der vorliegenden 7 Standortergebnisse sogar besser als in den Vorjahren aus. Da in die Mittelwertbildung auch die Werte der C-Sorten mit einfließen ist eine genauere Betrachtung der unterschiedlichen Qualitätsgruppen erforderlich. Die E-Sorte KWS Montana erzielt in diesem Jahr die höchsten Werte. Mit Ausnahme von Barranco liegen die Werte von Bernstein und Ponticus auch über 50. Von den A-Sorten konnte Nordkap wieder überzeugen, aber auch Julius und RGT Reform liefern Werte von 50 und darüber ab.

Im Bereich der B-Sorten erreichen Gustav, LG Imposanto, Bergamo, KWS Maddox und KWS Talent für diese Qualitätsgruppe hohe Werte.   Unterdurchschnittliche Ergebnisse liefern hingegen Johnny, Benchmark, Porthus und Kamerad ab. Erwartungsgemäß fallen die Sedimentationswerte der C-Weizen deutlich ab, wobei Anapolis und Sheriff auf dem Niveau mittlerer B-Sorten rangieren.

Weiterführende Qualitätsuntersuchungen der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizen

In der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizenanbau im Gebiet der Landwirtschaftskammer Niedersachsen sind Vertreter aller an der Wertschöpfungskette beteiligten Partner, vom Landwirt bis zur Mühle, vereint.

Ergänzend zu den indirekten Qualitätseigenschaften werden in Zusammenarbeit zwischen Arbeitsgemeinschaft und Landwirtschaftskammer ausgewählte Sorten auf weiterführende Eigenschaften untersucht. Folgende Sorten wurden 2017 untersucht: KWS Montana, Ponticus (E), Julius, RGT Reform, Nordkap (A), Benchmark, Bosporus, Faustus (B).

In den Mahl- und Backuntersuchungen der Mühlen werden neben der Mehlausbeute und der Wasseraufnahme auch der Feuchtklebergehalt sowie das Backvolumen bestimmt. Diese Parameter sind für den Landwirt von eher untergeordneter Bedeutung. Sie liefern aber wichtige Informationen zur ganzheitlichen Beurteilung einer Sorte vor allem für die weiterverarbeitenden Betriebe. Die Wasseraufnahme des Mehles ist in erster Linie für die Verarbeiter des Rohstoffs Mehl von Interesse. Auch in Bezug auf dieses Merkmal zeigen sich recht deutliche Sortenunterschiede.

Der Feuchtkleber ist ein Oberbegriff für Getreideeiweiße. Der Kleber beeinflusst die Wasserbindung im Teig, die Krumen- und Krustenbildung des Teiges sowie auch die Frischhaltung von Gebäcken. Der Kleberanteil eines Mehles ist entscheidend für dessen Backfähigkeit.

Letztlich entscheidend für die gesamtheitliche Beurteilung einer Sorte ist das Backvolumen, welches im so genannten Rapid-Mix-Test ermittelt wird.

Sortenempfehlungen der Arbeitsgemeinschaft

Basierend auf den Qualitätsuntersuchungen wurden die aus der Ernte 2017 ermittelten Eigenschaften sowie unter weiterer Einbeziehung der Ertragsleistungen und agronomischer Eigenschaften folgende Sorten für den Qualitätsweizenanbau empfohlen. Aus dem Bereich der A-Sorten sind dies RGT Reform, Julius und Nordkap. Aufgrund der agronomischen Eigenschaften käme Apostel für den Probeanbau in Frage. Im Bereich der B-Sorten werden von der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätsweizenanbau Faustus, Rumor und unter Beachtung der mangelnden Winterhärte Benchmark empfohlen.

Als Keks- oder Waffelweizen kann Elixer weiter für einen Anbau eingeplant werden. Wichtig ist es, bei der Produktion auf das Erzielen eines geringen Proteingehaltes zu achten. Genau wie beim Eliteweizen, sollten auch bei einer angestrebten Vermarktung als Keksweizen bereits im Vorfeld Gespräche mit der aufnehmenden Hand geführt werden, um eventuelle Preisaufschläge erreichen zu können.

Die Erzeugung von Eliteweizen sollte grundsätzlich vertraglich abgesichert werden um entsprechende Erlöse erzielen zu können. Auch eine getrennte Lagerung der Partien sollte gewährleistet werden. Als Sorten bieten sich dabei Barranco und KWS Montana sowie Ponticus für den Probeanbau an.

Ausblick

Inwiefern sich durch die neue Düngeverordnung Auswirkungen auf den Qualitätsweizenanbau ergeben, lässt sich momentan noch nicht eindeutig abschätzen. Eine tendenziell rückläufige N-Versorgung der Weizenbestände, insbesondere in Form von Qualitätsspätgaben wird in erster Linie die Rohproteinwerte negativ beeinflussen. Dadurch wird der Druck zunehmen für die Qualitätseinstufung andere Parameter, wie beispielsweise den Feuchtklebergehalt stärker in den Focus zu stellen. Für Exportware, und das ist und bleibt nach wie vor ein sehr wichtiger Faktor, werden sich Änderungen der Qualitätsmaßstäbe in naher Zukunft kaum ergeben. Wichtig wäre es, für den innerdeutschen Markt Anpassungen vorzunehmen. Anlässlich der Qualitätsweizentagung in Bad Salzdetfurth am 08. September wurde über die Bedeutung des Rohproteingehaltes und der -qualität für die Backqualität entsprechend intensiv diskutiert.