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Landessortenversuche 2015: Winterraps

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Die Anbaufläche von Winterraps ist gegenüber dem Vorjahr deutlich zurückgegangen und bewegt sich in einem Bereich von rund 120.000 Hektar. Auch das Ertragsniveau liegt nach einer ersten Schätzung des Landesamtes für Statistik unter dem Vorjahresniveau. Die Ergebnisse der Landessortenversuche 2015 finden Sie hier.

Marktleistung vorrangig berücksichtigen

In den aufgeführten Darstellungen der Landessortenversuche Winterraps soll das Augenmerk vornehmlich auf die Marktleistungen der jeweiligen Sorten in den verschiedenen Anbauregionen gelegt werden. Diese sollten eine stärkere Berücksichtigung finden als der reine Kornertrag, da der monetäre Ertrag, der sich durch den Anbau einer Kultur erzielen lässt, in erster Linie ausschlaggebend ist. Gerade beim Raps ist nicht nur alleine der Ertrag entscheidend. Der Ölgehalt spielt aufgrund der Preiszuschläge für hohe Ölgehalte ebenfalls eine bedeutende Rolle.

Die hier dargestellte relative Marktleistung setzt sich aus den Erträgen und den Ölgehalten inklusive Preisaufschlägen von 1,5 Prozent je Prozent Ölgehalt bei 9 Prozent Feuchte und 2 Prozent Besatz zusammen. Für die Berechnungen der relativen Marktleistung wurde für die aktuelle Ernte ein Preis von 39 € je Dezitonne inklusive Mehrwertsteuer angenommen. Bei der Berechnung der Marktleistung werden auch die unterschiedlichen Saatgutpreise von Hybrid- und Liniensorten berücksichtigt. Für Hybridsaatgut kommt ein Aufschlag von 50 € je Hektar zum Ansatz. Die Berücksichtigung dieser Mehrkosten führt in der Berechnung letztlich von der Marktleistung zur bereinigten Marktleistung.

Blühendes Rapsfeld
Blühendes RapsfeldKorthaus
Ergebnisse der Sorten

Auch wenn die nachfolgende Betrachtung der Sortenleistungen auf die bereinigte relative Marktleistung bezogen ist, sind die Relativerträge zur Orientierung mit dargestellt.

Unter den mehrjährig geprüften Sorten stellen sich in der Marsch PT 206, Avatar und Sherpa nach vorn. Alle drei Kandidaten präsentieren sich somit aktuell besser als in den beiden zurückliegenden durchschnittlichen Jahren. Genau umgekehrt verhält es sich mit Raptor, der zur Ernte 2015 in Höhe des Standardmittels abschneidet, in den Vorjahren aber durch deutlich bessere Leistungen auffiel. Immerhin gelingt es dieser Sorte, den vergleichsweise schwächeren Ertrag durch den sehr hohen Ölgehalt in der abschließenden Betrachtung der relativen Marktleistung etwas auszugleichen. PR46W20 und Genie positionieren sich knapp durchschnittlich. Es folgt DK Exstorm. Nach einer erfreulichen Leistung in 2013 ist bei SY Alister eine fallende Tendenz erkennbar. Aktuell enttäuscht diese mit einer Resistenz gegenüber Kohlhernie ausgestattete Sorte.
Im Bereich der zweijährig geprüften Kandidaten bestätigt Mercedes das gut mittlere Ergebnis des Vorjahres. Dieses gelingt SY Vesuvio und Marathon nicht.
Das Feld der neuen Sorten können Penn und der sich durch einen hohen Ölgehalt auszeichnende Raffiness anführen. Die Leistung liegt jedoch nicht über der von älteren leistungsstarken Sorten. Bei Mentor handelt es sich um eine neue, gegenüber Kohlhernie resistente Sorte. Aus ertraglicher Sicht präsentiert sie sich mit einem gut mittleren Ergebnis und damit deutlich besser als der ebenfalls resistente Mendelson oder der bereits erwähnte SY Alister.

Auf den Sandböden Nordwestkönnen unter den mindestens dreijährig geprüften Sorten DK Exstorm, Hybrirock und PR46W20 wieder einmal mit einem sehr guten Ergebnis abschneiden. Auch Avatar präsentiert sich überdurchschnittlich. Sherpa positioniert sich mit einem knapp mittleren Ertrag im Bereich der Leistungen der Vergangenheit. SY Allister fällt nach zwei leicht überdurchschnittlichen Jahren aktuell leicht zurück. Genie setzt den leistungsmäßigen Abwärtstrend fort. Nachdem Raptor in den beiden Vorjahren gute bereinigte Marktleistungen erzielen konnte, ist aktuell ein dramatischer Einbruch zu verzeichnen. Auch der sehr hohe Ölgehalt der Sorte kann die schwachen Erträge nicht ausgleichen.
Unter den nunmehr zweijährig geprüften Kandidaten positioniert sich Patron leicht über dem Standardmittel. PT 211, Mercedes und SY Vesuvio erreichen eine durchschnittliche Leistung. Die beiden ersteren zeigten sich im vergangenen Jahr stärker. Arabella fällt mit einem knapp mittleren Ertrag gegenüber 2014 deutlich zurück. Marathon bestätigt dagegen das Ergebnis des Vorjahres. Die Halbzwerghybride PX 104 fällt leistungsmäßig gegenüber den anderen Kandidaten des Sortimentes stark zurück.
Als erstmalig geprüfte Sorte stellt sich Fencer klar an die Spitze des Gesamtsortimentes. Auch Penn ist vielversprechend. Mit gewissem Abstand aber immer noch überdurchschnittlich sind Flyer und Raffiness. Medea positioniert sich auf Höhe des Standardmittels. Frodo KWS kann nicht überzeugen.      

 In der Anbauregion der Lehmböden Nordwest stellt sich DK Exstorm an die Spitze der mehrjährig geprüften Sorten. Hybrirock stellt seine Leistungsfähigkeit erneut unter Beweis.  Beide Sorten scheinen jedoch anfälliger für Lager zu sein. Avatar kann nach einem vergleichsweise schwächeren Vorjahr ein überzeugendes Ergebnis abliefern. Sherpa positioniert sich leicht über dem Standardmittel, PR46W20 wie auch Sherlock knapp darunter. Es folgt Genie. PT 206, PR46W26 und Raptor haben gegenüber der Vergangenheit teilweise massive Einbußen zu verzeichnen. SY Allister liegt in der bereinigten Marktleistung weit abgeschlagen hinten. Auf Kohlhernie-Verdachtsflächen macht es jedoch durchaus Sinn, eine vermeintlich schwächere Sorte anzubauen, die ihrerseits aber über eine Resistenz gegenüber dem Erreger besitzt.
Unter den zweijährig geprüften Sorten erreichen Patron und Arabella ein gut mittleres Ergebnis. Beide sind damit etwas schwächer als in der letztjährigen Ernte. Auch PT 211 kann mit einem aktuell durchschnittlichen Ergebnis nicht an die Leistung des Jahres 2014 anschließen. Marathon und Mercedes verfehlen knapp das Standardmittel. SY Vesuvio ist im Vergleich schwächer. Der Halbzwerg PX 104 zeigt ein Ergebnis, das auf dem Niveau der schwächeren Normalstrohsorten liegt.
Aus dem Teilsortiment der neuen Kandidaten können Fencer und Penn eine sehr erfreuliche Leistung erbringen. Auch Flyer ist interessant. Medea und Raffiness positionieren sich leicht über bzw. leicht unter dem Mittel. Frodo enttäuscht.

In den Höhenlagen stellen sich DK Exstorm klar nach vorn und zeigt damit, dass das letztjährige Abschneiden offenbar ein Ausrutscher war. Hybrirock und               PR 46W20 zeigen dagegen über die Jahre konstant gute Leistungen. Aktuell leicht überdurchschnittlich, in den Vorjahren stets positiv ist Avatar. PR46W26 zeigt mit einem durchschnittlichen Ergebnis ebenfalls Konstanz. Geringfügig schwächer aber auch konstant kann sich Genie präsentieren. Treffer, Sherpa und Raptor erzielen ein etwas schwächeres Ergebnis. Vor allem Raptor hat damit einen massiven Einbruch gegenüber der in 2014 erbrachten Leistung zu verzeichnen. SY Allister präsentiert sich im Vergleich deutlich schwächer, sollte aber ohnehin nur auf Flächen, die möglicherweise mit dem Kohlhernieerreger befallen sind, zum Anbau kommen.
Unter den zweijährig geprüften Sorten erreicht lediglich PT 211, wie schon im Vorjahr,  ein überdurchschnittliches Ergebnis. Marathon und Arabella positionieren sich in Höhe des Standardmittels. Mercedes präsentiert sich unterdurchschnittlich. Im Vergleich ebenfalls schwächer sind SY Vesuvio und Patron, die somit die guten Leistungen aus der vorjährigen Ernte nicht bestätigen können.
Sehr stark zeigt sich die neue Sorte Fencer. Auch Flyer, Penn und Raffiness können im ersten Jahr der Prüfung überzeugen. Dieses gelingt Medea und insbesondere Frodo KWS nicht.

Reifeverzögerung des Strohs

Die Abreife des Rapses beginnt an der Spitze der Pflanze und setzt sich nach unten hin fort. Das in die Eigenschaftentabelle neu aufgenommene Merkmal  „Reifeverzögerung des Strohs“ beschreibt das Verhältnis zwischen Schoten- und Strohabreife. Günstig ist es, wenn zum Zeitpunkt der Samenreife auch die Stängel einer Sorte abgereift sind). Sind die Schoten schon druschreif, aber der Stängel noch grün, können sich in der Praxis einige Nachteile bei der Ernte in Form von Druschverlusten, erhöhtem Treibstoffbedarf und feuchterem Erntegut ergeben. Bei Sorten mit einer höheren Reifeverzögerung des Strohs kann der Landwirt durch eine spätere Ernte die Nachteile nicht ausgleichen, da die Schoten dieser Sorten druschreif sind und somit ein Ausfall der Körner droht.

Kohlhernie-Resistenz

In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist das vermehrte Auftreten der Rapskrankheit Kohlhernie seit längerem bekannt. Mittlerweile lassen sich aber auch in Niedersachsen immer häufiger Symptomen des Erregers beobachten. Grund dafür ist nicht zuletzt der in der Vergangenheit zunehmende Anbau von Winterraps und die damit verbundene Einengung von Fruchtfolgen. Die Auswirkungen eines Befalls reichen von Welkeerscheinungen über verminderten Wuchs bis hin zu Totalausfällen. Das tatsächliche Schadausmaß auf betroffenen Flächen ist jahres- und witterungsabhängig letztlich schwer vorherzusagen.
Die Erreger können im Boden sehr lange überdauern und sind nur schwer zu bekämpfen. Ein wachsendes Schadpotenzial erfordert Minderungsstrategien, um dem Problem zu begegnen. Die regelmäßige Reinigung der Bodenbearbeitungsgeräte und Sämaschinen ist eine der wichtigsten Maßnahmen, um eine Verbreitung zu verhindern, da die Erreger über den Transport kontaminierter Erde leicht verbreitet werden können. Dieses ist umso wichtiger, da nach Erkenntnissen des JKI Braunschweig erste Pathotypen die Resistenz der älteren Sorte Mendel bereits durchbrochen haben und diese Typen in Monitorings vereinzelt auch in Südniedersachsen festgestellt werden konnten.
Neben einigen pflanzenbaulichen Maßnahmen bietet auch der Anbau resistenter Sorten eine Chance. Entsprechende Sorten vermeiden einen Befall der Rapspflanzen und reduzieren die Anzahl von Sporen im Boden. Auf bekannten Kohlhernie-Flächen sollte die Beseitigung von Ausfallraps so schnell wie möglich erfolgen, um dem Erreger keine Möglichkeit zu geben, Sporen auszubilden.
Momentan beruht die Resistenz des Rapses lediglich auf einem Gen, so dass die Gefahr der Resistenzbrechung durch den Erreger groß ist. Resistente Sorten sollten daher ausdrücklich nur auf Verdachtsflächen angebaut werden, um einem möglichen Überwinden der Resistenz durch den Erreger so lange wie möglich vorzubeugen!