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Protein- und Aminosäurenversorgung in der Ebermast

Webcode: 01019965

In einem Versuch der Landwirtschaftskammer Niedersachen im Jahr 2009 erreichten Jungeber im Ver­gleich zu kastrierten Tieren in etwa gleich hohe  Tageszunahmen. Sie wiesen aber bei geringerer täglicher Futteraufnahme einen deutlich günstigeren Futterverbrauch je kg Zuwachs auf. Gleichzeitig zeichneten sich die Schlachtkörper der Eber durch höhere Muskelfleischanteile sowie eine geringere Verfettung aus.

Ebermastversuch
Ebermastversuch - © Andrea Meyer, FB 3.5Andrea Meyer

Daraus lässt sich ableiten, dass Jungeber andere Anforderungen an das Mastfutter als Kastrate stellen, wobei besonderes Augenmerk auf die Proteinversorgung zu richten ist. Um weitere Erkenntnisse zur Eberfütterung zu gewinnen, führte die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Zusammenarbeit mit der Firma Ahrhoff, Bönen, in der Leistungsprüfungsanstalt (LPA) Quakenbrück einen Ebermastversuch durch.

Er sollte zeigen, ob das Leistungspotenzial von Mastebern mit einem speziellen proteinreduzierten und hinsichtlich der Aminosäurenzusammensetzung optimierten Ebermastfutter nach dem Konzept der Firma Ahrhoff ausgeschöpft werden kann.

Versuchsaufbauin der LPA Quakenbrück

In die LPA wurden 80 Eberferkel (PI x Danzucht) vergleichbaren Alters, die aus einem  Herkunftsbetrieb stammten, in Grup­pen von jeweils zehn Tieren pro Bucht eingestallt. Die Tiere wurden je zur Hälfte auf die Kontrollgruppe (LPA-Standardfutter) und die Ver­suchsgruppe (Ahrhoff-Futter) aufgeteilt. Die Fütterung erfolgte ad libitum über Abrufstationen der Fa. Insentec (Transponder­fütterungsanlage). Dadurch können die Futteraufnahmemengen täglich tierindividuell auch bei Gruppenhaltung erfasst werden. Das Mastendgewicht wurde auf  mindestens 125 kg festgelegt. Alle Tiere wurden bei Einstallung, bei Futterwechsel sowie bei Mastende gewogen.

Die Tiere wurden auf dem Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet und nach Auto-FOM klassifiziert. Die Erfassung der Schlachtkörpermerk­male erfolgte nach LPA-Standard. Zusätzlich wurde der Tropf­saftverlust über die EZ-DripLoss-Methode ermittelt. Die Ergebnisse zum Auftreten von eberspezifischen Geruchsabweichungen stammen von den schlachthofeigenen Untersuchungen.

Fütterung und Futteranalysen

Die Versuchstiere wurden drei­phasig mit einem Vor-, Mittel- und Endmastfutter der Firma Ahrhoff gefüttert. Die Umstellung auf Mittelmastfutter erfolgte bei ca. 70 kg LG, bei 95 kg LG wurde auf Endmastfutter umgestellt.  Das Versuchsfutter wurde nach Firmenvorgabe auf den Nährstoffbedarf nicht kastrierter Tiere  abgestimmt. Neben einem moderat reduzierten Rohproteingehalt wurde die Aminosäurezusammensetzung speziell für Eber optimiert.

Die Kontrollgruppe erhielt durchgehend das LPA-Futter. Die Vorgaben für das LPA-Futter  beruhen auf einer bundesweit gültigen ZDS-Richtlinie für Stationsprüfungen beim Schwein, in der die eingesetzten Komponenten und Mindestanforderungen an die Inhaltsstoffe des Futters genau festgelegt werden. Dabei handelt sich um ein protein- und energiereiches Futter, das die Leistungsreserven fleischreicher Herkünfte, die in der LPA schwerpunktmäßig ge­prüft werden, möglichst gut ausschöpfen soll. Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Nährstoffgehalte der eingesetzten Futtermittel. Hieraus wird ersichtlich, dass im Vergleich zur Kontrollgruppe die Aminosäurenversorgung der Versuchsgruppe in der Vormast deutlich höher und in der Endmast deutlich geringer ausfällt.

 Tabelle1: Futteranalysenergebnisse

Versuchs-Gruppe

Kontroll-Gruppe

 Gewichtsabschnitt

 kg

VM
27 - 70

MM
70 - 95

EM
95 - 125

einphasig
27 - 125

Trockensubstanz

%

87,8

87,8

89,3

89,0

Rohprotein

%

18,4

17,1

16,2

17,9

Lysin

%

    1,21

    1,09

    0,96

    1,13

ME

MJ/kg

13,4

13,2

13,3

13,6

Lysin/ME

g/MJ

    0,90

    0,83

    0,72

    0,83

Mastleistungen

Die Prüfung umfasste den Gewichtsabschnitt von 27,8 bis127,4 kg. Von den 80 Ebern konnten 75 Tiere ausgewertet werden. Die Ursachen für die Ausfälle waren nicht fütterungsbedingt. In Tabelle 2 sind die Mastleistungen für alle Tiere der Versuchs- und Kontrollgruppe gegenübergestellt.

 Tabelle 2:     Mastleistungen

 

 

Versuch

 

Kontrolle

Anzahl Tiere

 

37

 

38

Anfangsgewicht

kg

27,9

 

27,8

Endgewicht

kg

127,4

 

127,4

Mastleistung in der Vormast

 

 

 

 

Tageszunahmen

g

872

 

871

Futterverbrauch je kg Zuwachs

kg

1,79

 

1,76

Futteraufnahme je Tag

kg

1,56

 

1,54

Mastleistung in der Mittelmast

 

 

 

 

Tageszunahmen

g

1076

 

1091

Futterverbrauch je kg Zuwachs

kg

2,25

 

2,15

Futteraufnahme je Tag

kg

2,40

 

2,33

Mastleistung in der Endmast

 

 

 

 

Tageszunahmen

g

1050

 

1046

Futterverbrauch je kg Zuwachs

kg

2,66

 

2,68

Futteraufnahme je Tag

kg

2,76

 

2,76

Mastleistung gesamt

 

 

 

 

Tageszunahmen

g

967

 

969

Futterverbrauch je kg Zuwachs gesamt

kg

2,17

 

2,13

Futteraufnahme je Tag

kg

2,14

 

2,12

Beide Gruppen erreichten ein hohes Zunahmeniveau, verbunden mit einem sehr günstigen Futterverbrauch pro kg Zuwachs. Im Vormastabschnitt (bis ca. 70 kg) erreichten die Tiere beider Futtergrup­pen identische tägliche Zunahmen (872 g / 871 g) und einen gleichen Futterverbrauch je kg Zuwachs von 1,79 (Versuchsgruppe) bzw. 1,76 (Kontrollgruppe). Sowohl in der Mittelmast (ab 70 kg), als auch in der Endmast (ab 95 kg) lagen beide Futtergruppen bei den Zunahmen und beim Futterverbrauch je kg Zuwachs ebenfalls auf ei­nem vergleichbar hohen Leistungsniveau. So wurden in der Endmast tägliche Lebendmassezunahmen von rund 1050 g bei einem Futterverbrauch von im Mittel 2,67 kg je kg Zuwachs erreicht.

Folglich ergaben sich auch für den ge­samten Mastabschnitt (27 bis 127 kg) keine signifikanten Unterschiede in der täglichen Lebendmassezunahme (967g / 969 g) und im Futterverbrauch je kg Zuwachs (2,17 bzw. 2,13). Die im Vergleich zu Kastraten geringere Futteraufnahme der Eber wurde mit 2,13 kg je Tag in diesem Versuch bestätigt.

 Schlachtkörpermerkmale und Fleischbeschaffenheit

 Tabelle 3 gibt eine Übersicht über die Schlachtkörperbewertung und Fleischbeschaf­fenheit.

 Tabelle 3:     Schlachtkörperbewertung und Fleischbeschaffenheit

 

 

Versuch

 

Kontrolle

Anzahl Tiere

 

37

 

38

Schlachtkörpergewicht

kg

98,6

 

99,1

Schlachtausbeute

%

77,37a

 

78,08b

LPA-Schlachtdaten

 

 

 

 

Länge

cm

102,89

 

102,90

Schinkenanteil

%

31,79

 

31,92

Rückenspeck

cm

2,06

 

2,17

Fleischfläche

cm2

59,19

 

57,82

Fleisch-Fettverhältnis

1:

0,25

 

0,27

Fleischbeschaffenheit

 

 

 

 

pH1 Kotelett

 

6,46

 

6,51

LF24 Kotelett

mS

4,94

 

4,70

Tropfsaftverlust

%

3,58

 

2,98

Auto-FOM:

 

 

 

 

Speck

mm

13,84

 

14,54

Schinken schier

kg

19,28

 

19,44

Lachs

kg

7,47

 

7,48

Schulter schier

kg

8,68

 

8,63

Bauch

kg

15,20

 

15,34

Bauch-Fleischanteil

%

55,72

 

54,90

Index

Pkt.

101,15

 

100,44

Index/kg Schlachtkörpergewicht

Pkt.

1,024

 

1,016

Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Unterschiede mit p < 0,05

Die Tiere der Versuchsgruppe erreichten ein durchschnittliches Schlachtkörpergewicht von 98,6 kg, die Tiere der Kontrollgruppe eines von 99,1 kg bei einer Schlachtausbeute von 77,4 bzw. 78,1 %. Die letztgenannte Differenz konnte statistisch abgesichert werden, was aber versuchsbedingt nicht erklärbar ist.

Alle anderen Unterschiede in den Merkmalen der Schlachtkörperbe­wertung waren nicht signifikant.

Die untersuchten Tiere wiesen eine sehr gute Fleischbeschaffenheit auf. Bei den  Fleischbeschaffenheitsmerkmalen und bei den Tropfsaftverlusten (Versuchsgruppe 3,58 % / Kontrollgruppe 2,98 %) ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Geruchsprüfung

Von den 75 ausgewerteten Tieren dieser Untersuchung zeigten 73 keine Auffällig­keiten bei der Geruchsprüfung am Schlachthof. Lediglich ein Eber aus der Kontrollgruppe wurde als leicht abweichend (aber kein Ebergeruch) und ein Eber der Versuchsgruppe mit leichtem Ebergeruch einge­stuft.

 Fazit

In einem Fütterungsversuch in der Leistungsprüfungsanstalt für Schweine in Qua­kenbrück wurden insgesamt 80 Eber jeweils in 10er-Gruppen an Abrufautomaten gemästet. Dabei wurde die Hälfte der Tiere (Versuchsgruppe) nach dem Fütterungskonzept der Firma Ahrhoff (dreiphasig) und die andere Hälfte (Kontrollgruppe) mit dem LPA-Standardfutter (ein­phasig) gemästet. Beide Futtergruppen erzielten gleiche Mastleistungen. Die Schlachtkörperbewertung ergab nur im Merkmal Schlachtausbeute einen signifikanten Unterschied zugunsten der Kontroll­gruppe, der aber nicht versuchsbedingt zu erklären war. Die Differenzen in den Fleischbeschaffenheitskriterien waren nicht abzusichern. Jeweils nur ein Schlachtkörper aus den beiden Futtergruppen fiel bei der Kontrolle auf geschlechtsspezifischen Geruch auf. Somit waren auch hier keine Unterschiede zwischen der Versuchs- und Kontrollgruppe feststellbar.

Auch bei einer im Vergleich zur Kontrollgruppe in der Endmast deutlich geringeren Protein- und Aminosäurenversorgung der Versuchstiere erzielten in diesem Versuch beide Fütterungsvarianten insgesamt vergleichbare Leistungen.