Roggen für Mastschweine
Düngeverordnung und Stoffstrombilanz werden viele Mastbetriebe zwingen, den Nährstoffanfall weiter zu senken. Dies gelingt am einfachsten über eine nährstoffangepasste Fütterung. Um den Proteingehalt der Ration zu reduzieren, bietet sich von den Getreidearten der Roggen wegen seines geringen Eiweißgehalts geradezu an. Roggen ist häufig vom Preis eine interessante Futterkomponente, allerdings besteht in der Praxis immer noch eine gewisse Skepsis gegenüber hohen Roggenanteilen im Schweinefutter. Wie andere Getreidearten enthält auch der Roggen Kohlenhydrate, sogenannte Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP), die das Schwein mangels körpereigener Enzyme kaum verdauen kann. Größtenteils bestehen die NSP des Roggens aus Pentosanen. Diese wirken nachteilig, da sie die Energiekonzentration des Futters senken und hochverdauliche Nährstoffe umhüllen (Käfigeffekt). Als ungünstig ist auch die Steigerung der Viskosität im Verdauungstrakt zu beurteilen, da sich dadurch die Passagerate des Futters verringert. Bei jüngeren Tieren sind diese Effekte ausgeprägter als bei älteren Schweinen. Mikrobiell erzeugte Enzyme können diese Nachteile mindern oder sogar beseitigen, indem sie die Pentosane spalten und dadurch die Nährstoffverdauung verbessern. Welche Leistungen Mastschweine mit sehr hohen Roggenanteilen erzielen können, hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen in einem neuen Versuch geprüft.
Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück
In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 116 Ferkel (Pi x Danzucht) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in Einzelbuchten gehalten. In beiden Gruppen wurde das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis 70 kg Lebendgewicht und anschließend das RAM 2.2 gefüttert. Das Kontrollfutter enthielt keinen Roggen, im Versuchsfutter stellte Roggen die einzige Getreidekomponente dar. Im RAM 2.1 betrug der Roggenanteil 55 % und im RAM 2.2 67 %. Den Roggenfuttern waren keine NSP-spaltenden Enzyme zugesetzt. Die Trockenfütterung erfolgte ad libitum. In der Ferkelkaufzucht wurde kein Roggen eingesetzt. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 26 bis 123 kg.
Kontrollgruppe |
Versuchsgruppe |
RAM 2.1 |
RAM 2.1 mit 55 % Roggen |
Die Futter sollten folgende Gehalte aufweisen:
Tabelle 2: Nährstoffgehalte der beiden Mischfutter
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RAM |
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2.1 26 – 70 kg |
2.2 70 – 123 kg |
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Rohprotein Lysin Phosphor ME |
% % % MJ/kg |
17,0 1,10 0,47 13,4 |
14,0 0,90 0,43 13,0 |
Das Aminosäurenverhältnis (Lysin: Methionin+Cystin: Threonin: Tryptophan) wurde auf 1: 0,55:0,65:0,18 eingestellt.
Tabelle 3: Futteranalysen
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Kontrollgruppe |
Roggengruppe |
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RAM 2.1 |
RAM 2.2 |
RAM 2.1 |
RAM 2.2 |
Rohprotein Lysin Met+ Cys Threonin Phosphor ME Lysin/ME |
% % % % % MJ/kg MJ/kg |
17,1 1,08 0,58 0,68 0,46 13,4 0,81 |
13,9 0,87 0,52 0,58 0,44 13,1 0,66 |
17,2 1,13 0,58 0,71 0,48 13,2 0,86 |
13,7 0,87 0,49 0,58 0,45 13,1 0,66 |
Ergebnisse
Die Schweine erzielten mit Tageszunahmen von 971 g und einem Futteraufwand je kg Zuwachs von 2,58 kg exakt gleiche Mastleistungen. Da auch der tägliche Futterverbrauch mit 2,50 kg identisch war, ist der Nachweis geführt, dass Roggen die Futterakzeptanz nicht senkt, wie oftmals noch behauptet wird. Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Die mit Roggen gefütterten Schweine wiesen mit 77,6 % eine signifikant geringere Schlachtausbeute auf, folglich lag auch das Schlachtkörpergewicht um 1,2 kg niedriger. Alle anderen Schlachtkörpermerkmale waren nahezu identisch. In der Kontrollgruppe fiel ein Tier wegen Beinschadens vorzeitig aus.
Die Berechnung der Futterkosten beruhte auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs lagen in der Kontrollgruppe bei 61,82 € und in der Versuchsgruppe bei 61,03 €.
Tabelle 4: Mastleistung und Schlachtkörperbewertung
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Kontrollgruppe |
Roggengruppe |
Anzahl Tiere Anfangsgewicht Endgewicht Tageszunahmen Futteraufwand/kg Zuwachs Futterverbrauch/Tag |
kg kg g kg kg |
55 26,1 122,6 971 2,58 2,50 |
60 26,1 122,6 972 2,58 2,50 |
Schlachtkörpergewicht Schlachtausbeute Schinken Lachs Schulter Bauch MFA Bauch Speckmaß Fleischmaß Indexpunkte/kg |
kg % kg kg kg kg % mm mm |
96,2 a 78,3 a 18,2 7,1 8,9 13,9 56,3 14,2 63,2 0,993 |
95,0 b 77,6 b 18,2 7,2 8,9 13,8 56,6 14,2 63,3 0,994 |
a,b: Unterschiedliche Buchstaben kennzeichnen signifikante Differenzen (p< 0,05)
Fazit
In einem Mastversuch wurde überprüft, welche Leistungen mit roggenreichen Rationen erzielt werden können. Das Anfangsmastfutter der Versuchsgruppe enthielt 55 %, das Endmastfutter 67 % Roggen. Im Versuchsfutter war kein anderes Getreide enthalten, das Kontrollfutter war roggenfrei. Die Schweine erzielten mit 971 g Tageszunahmen und einem Futteraufwand je kg Zuwachs von 2,58 kg identische Mastleistungen. Gesicherte Unterschiede zu Lasten der Roggengruppe traten bei der Schlachtausbeute und folglich beim Schlachtkörpergewicht auf. In einem früheren Versuch mit sehr hohen Roggenanteilen wurden diese Differenzen nicht festgestellt. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs betrugen 61,82 € in der Kontrollgruppe und 61,03 € in der Roggengruppe.