Biodiversitätscheckliste – Den Betrieb mit anderen Augen sehen
Biodiversität, Artenvielfalt, Insektenschutz und vieles mehr prasselt von allen Seiten auf die Landwirtschaft ein. Oft mit dem Vorwurf, die Landwirtschaft trage die alleinige Schuld am Rückgang der Arten. Eine Anschuldigung, die so nur einen Teil der Wahrheit wiederspiegelt.
Drei kurze Fakten zu Artenvielfalt und Landwirtschaft:
- Ohne die Urbarmachung der Landschaft sähe die Gegend, in der wir leben, völlig anders aus.
- Nur durch die Bewirtschaftung sind Landschaften entstanden, die eine größere Vielfalt an Arten bewirkt haben.
- Viele der Arten, die wir heute schützen müssen, leben nur hier, weil es die Kulturlandschaft gibt.
Einzelne Arten sind dabei auf die Strukturen der landwirtschaftlichen Nutzung angewiesen, wie z. B. Kornblumen, Klatsch-Mohn und Feldlerche. Früher war die Artenvielfalt ein Nebenprodukt der landwirtschaftlichen Nutzung, doch der stetige Wandel in der Landwirtschaft hin zur Intensivierung und Modernisierung veränderte das Bild der Landschaft nachhaltig. Bedingt durch technischen Fortschritt, veränderte Bewirtschaftungsbedingungen, Veränderungen in der Feldstruktur durch Flurbereinigungen und die Ansprüche von außen an die Landwirtschaft, verringern sich diese Lebensräume.
Die Nutzungsaufgabe unrentabler Standorte lässt wichtige Strukturen wie Heiden, Streuobstwiesen, Magerrasen und damit die an diese Standorte angepassten Arten verschwinden.
Die Landwirtschaft hat jedoch kein Interesse daran, die oft nützlichen Helfer aus dem Umfeld ihrer Produktionsflächen zu vertreiben. Im Gegenteil, die Landwirtschaft braucht viele dieser Helfer, um weiter produzieren zu können. Aus diesem Grunde fördern Landwirte zum Teil unbewusst Elemente der Biodiversität, ohne dies so zu benennen. Die Kooperation mit Imkern, das Anlegen von Brachen, Bejagungsschneisen oder Blühflächen auf unrentablen Teilflächen sind nur einige dieser Maßnahmen.
In den letzten Jahren wurden die Rufe aus vielen Schichten der Bevölkerung laut, die Produktion solle nachhaltiger, umweltverträglicher werden. Große Konzerne haben dies als Marketingmöglichkeit erkannt und fragen nun von oben herab über die Zulieferer bis auf die Ebene der Urproduktion, die Landwirtschaft, wie nachhaltig die Produkte erzeugt sind. Es werden Fragenkataloge und Anforderungen erarbeitet und Standards definiert, die weltweit gleichermaßen gelten sollen. Dabei werden sowohl Fragen zu in Deutschland rechtlich geregelten als auch zu nicht relevanten Themenfelder (z. B. Regenwaldrodungen, Kinderarbeit) gestellt. Zudem wird gefragt, welche Biodiversitätsaktionspläne die einzelnen Landwirte haben.
Solche Biodiversitätsaktionspläne sind dabei nicht näher inhaltlich definiert.
Aus diesem Grunde wurde im Hause der Landwirtschaftskammer Niedersachsen eine Checkliste erarbeitet, die den Betriebsleitern, allein oder zusammen mit einem Berater, Anregungen für die Erstellung solcher Pläne geben sollen. Zudem gibt die Checkliste die Möglichkeit, den eigenen Betrieb einmal mit anderen Augen zu sehen. Plötzlich ist der Haufen mit den Steinen vom letzten Bauprojekt zu einem Lebensraum für Echsen und Insekten geworden. Die Schlammkuhle hinterm Stall wird zur Quelle für den Nestbau von Schwalben, die im Stall oder an der Außenmauer ihre Nester haben. Die alte Feldscheune dient als Quartier für Fledermäuse und Eulen.
Im Download zu diesem Artikel stellen wir die Checkliste zur Verfügung. Sie erhebt dabei keinen Anspruch schon alles zu berücksichtigen, denn auch wenn viele kluge Köpfe sie erarbeitet haben, gibt es sicher noch viele weitere Ideen. Haben Sie Anregungen, Kritik, Hinweise oder wollen einfach ein paar Fragen stellen, wenden Sie sich vertrauensvoll an uns.
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Kontakte
Anke Paulsen
Klimaschutz- und Biodiversitätsberatung, Planungen im ldl. Raum (Dorferneuerung, Betroffenheit bei gr. Infrastrukturmaßnahmen)
Nora Kretzschmar
Leiterin Fachbereich Klima, Natur- und Ressourcenschutz, Biodiversität
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