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Zu Besuch in Echem: Wolfsabweisende Zäune zum Sehen und Anfassen begeistern

Webcode: 01039467 Stand: 26.07.2021

Landwirtschaftskammer Niedersachsen informiert Umweltminister Olaf Lies im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum über verschiedene Einzäunungen – Austausch über aktuelle Probleme

Umweltminister Olaf Lies hat die Zaunausstellung am LBZ Echem besucht.
Kammerdirektor Hans-Joachim Harms (von rechts) tauschte sich mit Umweltminister Olaf Lies, Herdenschutz-Koordinatorin Elke Steinbach sowie Dr. Uwe Clar vom LBZ Echem über das Thema Herdenschutz aus.Anne Zetl
Echem – Wie sieht eigentlich ein wolfsabweisender Zaun für Pferde aus? Wie funktioniert das mit der Elektrifizierung von Elektrozäunen? Seit dem vergangenen März können sich Nutztierhalter*innen im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK) in Echem im Kreis Lüneburg ganz genau ansehen, wie sie ihre Tiere bestmöglich vor Wolfsübergriffen schützen können: Acht Zaunreihen repräsentieren für die Weidetierarten Schaf, Ziege, Gehegewild, Rind und Pferde mechanisch abweisende sowie auch elektrifizierbare Zaunabschnitte.

Dieser Dauerausstellung für fachgerechten Zaunbau und wolfsabweisenden Herdenschutz hat am Donnerstagabend, 22. Juli, auch Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies im Rahmen seiner Sommertour einen Besuch abgestattet. Kammerdirektor Hans-Joachim Harms begrüßte den Minister in Echem, Elke Steinbach, bei der LWK Koordinatorin für Herdenschutz, erläuterte dem Minister unter anderem die Unterschiede der verschiedenen Zäune. Der studierte Elektroingenieur zeigte sich beeindruckt von der Anlage, insbesondere von den unterschiedlichen Wirkungsprinzipien an den verschiedenen Elektronetzen. „Der Herdenschutz ist eine wichtige Säule unserer Wolfsstrategie in Niedersachsen. Hier in Echem wird sehr anschaulich gezeigt, was hier derzeit technologisch möglich ist“, sagte Lies.

Hintergrund

Da der Wolf für Generationen in Deutschland kein Thema gewesen ist, reichte eine ausbruchsichere Einzäunung der Weidetiere. Die wolfsabweisende Einzäunung spielte dagegen eine untergeordnete Rolle, da es keine Raubtiere gab. Doch mit der zunehmenden Ausbreitung des Wolfs hat sich das geändert: Es muss investiert werden – und das in einem kurzen Zeitraum. Anfang 2020 hat die LWK im Auftrag des Umweltministeriums die Aufgabe der Herdenschutzberatung übernommen.

Alle errichteten Zaunabschnitte und Weidetore der Dauerausstellung entsprechen den Vorgaben der Richtlinie Wolf. Gemäß dieser Richtlinie können alle Halter*innen kleiner Wiederkäuer und auch von Wolfsübergriffen betroffene Rinder- und Pferdehalter*innen Fördermittel als Präventivmaßnahme zur Errichtung einer wolfsabweisenden Einzäunung beantragen. So gingen im vergangenen Jahr 581 Präventionsanträge bei der Kammer ein, für 2021 liegen bislang 361 Präventionsanträge vor.

Kritik: Unterhaltskosten

Allerdings, so berichtete Steinbach, sei ein Dauer-Kritikpunkt der niedersächsischen Tierhalter*innen, dass es nur eine reine Sachförderung gebe. Unterhaltskosten werden dagegen nicht gezahlt – anders als beispielsweise in Sachsen-Anhalt. Dort werden sowohl der Unterhalt für Elektrozäune als auch für zertifizierte Herdenschutzhunde unterstützt. Lies signalisierte, dass zeitnah geplant sei, Gespräche mit der LWK aufzunehmen, um Kriterien auszuloten, nach denen die Unterhaltskosten auch in Niedersachsen gefördert werden könnten.

Umweltminister Olaf Lies hat die Zaunausstellung am LBZ Echem besucht.
Das Freischneiden der wolfsabweisenden Zäune ist problematisch: Aktuell gibt es fast keine Mähtechnik, die die unterste Zaunhöhe von Bewuchs freihalten kann.Anne Zetl
Wie schwierig es ist, bei einem Draht- oder Litzenzaun die unterste wolfsabweisende Zaunhöhe (20 cm über dem Boden) vom Bewuchs freizuhalten, konnte die Herdenschutz-Expertin dem Umweltminister in Echem verdeutlichen. Denn die bisherige Mähtechnik des LBZ ist für das Freischneiden der wolfsabweisenden Zäune nicht geeignet. „Aktuell gibt es fast keine Technik, die den Anforderungen dieser neuen Zäunung gerecht wird“, berichtete Steinbach. Um die Koexistenz mit dem Wolf zu ermöglichen, müsse auch auf technischer Ebene entwickelt werden, bestätigte Lies.

Umweltminister Olaf Lies hat die Zaunausstellung am LBZ Echem besucht.
Herdenschutz-Koordinatorin Elke Steinbach zeigte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies unter anderem, wie ein aufgerüsteter Pferdezaun aussieht. Anne Zetl
Ein wichtiger Aspekt der Herdenschutzberatung und der Ausstellung ist laut Steinbach, dass sie sowohl Möglichkeiten der Aufrüstung bestehender Zäune als auch der Errichtung neuer Zäune aufzeigt. „Vor allem Pferdezäune sind immer aufwendig und teuer“, erklärte Steinbach, „solche bestehenden Zäune sollte man idealerweise aufrüsten statt sie zu entfernen. Und in Echem zeigen wir unter anderem solch eine Umgestaltung.“ Das Credo lautet: Minimaler Einsatz bei bestmöglichem Herdenschutz. „Was in dieser Ausstellung zum Sehen und Anfassen aber auch deutlich wird: Wenn man kostengünstige Materialien verwendet, muss man sie schneller wieder erneuern“, sagte Dr. Uwe Clar, stellvertretender LBZ-Leiter.

„Ich bin sehr froh, dass es im LBZ Echem nun diese Musterzaunanlage gibt, in der unterschiedliche technische Zaunbaulösungen sehr anschaulich gezeigt werden“, sagte Lies. Es sei ein idealer Ausgangspunkt für die weitere Herdenschutzberatung. Der Minister betonte, dass er die Zusammenarbeit mit der LWK auf diesem Gebiet sehr gerne fortsetzen und ausbauen möchte und in ihr eine gute Verbindung zur Praxis sieht. Auch Kammerdirektor Hans-Joachim Harms bestätigte die gute Zusammenarbeit zwischen LWK und Umweltministerium – wie zuletzt beispielsweise beim Niedersächsischen Weg.

Weitere Informationen

Informationen zur wolfsabweisenden Herdenschutzzäunung finden Sie in den Merkblättern für den Herdenschutz: bit.ly/merkblatt-herdenschutz.

Weidetierhalter*innen, die einen Besichtigungstermin der Zaunanlage vereinbaren möchten und Fragen rund um wolfsabweisende Zäune haben, wenden sich an Herdenschutz-Expertin Steinbach telefonisch unter 0441/801-639 oder per Mail unter elke.steinbach@lwk-niedersachsen.de.

Hier finden Tierhalter*innen Informationen zum Antrag auf Präventionsmaßnahmen, die Fachleute für Förderung sind per Mail unter richtlinie-wolf@lwk-niedersachsen.de erreichbar.

 


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