Gemeinsam Insekten in Agrarlandschaften fördern
Interessante Vorträge und Maßnahmen beim Feldtag im Elm
Rund 50 Interessierte – Landwirte und Vertreter unterschiedlicher Organisationen – informierten sich am 20. Oktober auf einem Feldtag im Elm über Möglichkeiten zur Förderung von Insekten im Rahmen des FInAl-Projekts. Professor Jens Dauber vom Institut für Biodiversität, Dr. Stefan Krüssel vom Pflanzenschutzamt und Dr. Annette Bartels vom Projekt FInAL gaben den fachlichen Rahmen vor. Darüber hinaus konnte sich jeder Teilnehmer selbst ein Bild der praktischen Umsetzung machen. Neben einer artenreichen Zwischenfrucht waren der ungewohnte Anbau von Raps mit Erbsenuntersaat sowie ein Feld mit Winterhanf zu sehen.
Im FInAL-Projekt steht besonders die Landschaft per se im Fokus. Professor Jens Dauber, Leiter des Instituts für Biodiversitätsforschung, erklärte deren Potentiale. So wechseln viele Insekten wegen ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse die Habitate. Die Nahrungssuche der Wildbiene findet zum Beispiel in anderen Landschaftsräumen statt als ihre Fortpflanzung und Vermehrung. Wichtig ist, dass die Insekten unterschiedliche Bereiche vorfinden, aber auch die räumliche Distanz dazwischen überwinden.
Insekten als Nützlinge und Schädlinge - Umfangreicher Maßnahmenkatalog
Landwirte profitieren von Insekten durch deren Ökosystemleistungen wie z. B. Bestäubung oder Schädlingskontrolle. Zugleich zählen die auf Kulturpflanzen spezialisierten Insekten als Schädlinge. Am Beispiel der Blattläuse erläuterte Dr. Stefan Krüssel vom Pflanzenschutzamt die Konflikte, die bei der Bekämpfung abzuwägen sind. So gefährden Blattläuse als Überträger von Pflanzenviren bereits als Einzelindividuen. Andererseits sind sie Nahrungsgrundlage für nützliche Insekten.
Mit dem richtigen Know-how kann das Räuber-Beute-System genutzt werden, um auf Insektizide zur Schädlingsbekämpfung zu verzichten. Allerdings sind dabei die Bekämpfungsrichtwerte konsequent zu beachten. Das gezielte Anwenden des Integrierten Pflanzenschutzes ist folglich ein Beitrag zum Insektenschutz.
Ziel des FInAL-Projekts ist es, möglichst verschiedene insektenfördernde Maßnahmen zu verorten. Sie ermöglichen Insekten ein breites Spektrum an Nahrung oder einen Ort zur Reproduktion, bzw. stellen ein attraktives Habitat dar und sichern das Überleben. Entsprechend dienen z. B. Käferbänke als Überwinterungs- und Reproduktionshabitate. Für ein größeres Blühangebot sorgen Sonnenblumenfelder und Mischkulturen wie z. B. Mais-Stangenbohne und Hafer-Erbse. Nützlingsblühstreifen bieten Pollen und Nektar. Diese und weitere Maßnahmen wurden im Projekt FInAL von Wissenschaftlern und Landwirten in einem umfangreichen Katalog zusammengestellt. Etliches wurde bereits umgesetzt, bzw. ist für das nächste Jahr geplant.
Raps mit Erbsenunterssaat
Landwirt Burkhard Fromme aus Scheppau hat im Rahmen des FInAL-Projekts Raps mit einer Erbsenuntersaat angebaut. Ziel ist es kräftige Rapspflanzen zu etablieren. Schließlich sorgt die Erbsenuntersaat für eine schnelle Bodenbedeckung und unterstützt die Unkrautunterdrückung. Das Erbsenstroh friert über den Winter ab und bleibt als Strohmatte auf dem Boden, was sich positiv auf den Wasserhaushalt auswirkt. Kräftige Rapspflanzen können einen höheren Schädlingsdruck tolerieren.
Gesät wurde der Raps mit einer Einzelkornsämaschine in einem Reihenabstand von 45 cm. Zeitgleich erfolgte die Aussaat der Erbse zwischen den Rapsreihen. Das Auflaufen und die Jugendentwicklung der Rapspflanzen sollte auch in diesem System durch regelmäßige Feldkontrollen und das Aufstellen von Gelbschalen begleitet werden.
In diesem Jahr führte das Massenauftreten vom Rapserdfloh auf der Besichtigungsfläche zum Überschreiten der Bekämpfungsrichtwerte. Deshalb war eine gezielte Pflanzenschutzmaßnahme zum Zeitpunkt des Einwanderns der Schädlingslarven notwendig. Rückschlüsse über den Erfolg können durch ein großzügiges Spritzfenster, eine Fläche auf der kein Insektizid ausgebracht wurde, gezogen werden. Möglicherweise wirken Erbsenpflanzen als Ablenkung bei der Eiablage. Eine Bonitur erfolgt Anfang November.
Nutzhanf als Zweit- oder Zwischenfrucht
Als weitere Maßnahme wurde am Feldtag eine artenreiche Zwischenfrucht aus sechs ver-schiedenen Arten – Phacelia, Wicke, Erbse, Ackerbohne, Öllein und Bitterlupine - demons-triert. Sie bedeckt nicht nur den Boden, sondern schafft zugleich Rückzugsräume für Insek-ten. Kommen sie zur Blüte liefern sie Pollen und Nektar. Auch Nutzhanf bietet als Zweit- oder Zwischenfrucht eine Bodenbedeckung und fungiert als Rückzugsort.
Vor dem Hintergrund im Projekt ökonomisch tragfähige Maßnahmen zu entwickeln, baute der FInAL Landwirt auf zwei Flächen erstmals Winterhanf an. Die Aussaat erfolgte Anfang Juli nach Vorfrucht Gerste. Hanf bevorzugt ein feinkrümeliges Saatbett und eine ausreichende Stickstoffversorgung.
Aber Achtung: Der Anbau ist meldepflichtig. Sowohl bei der Landwirtschaftskammer als auch bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung muss dieser vor dem 15.5. angezeigt werden. Meldepflichtig ist auch der Blühbeginn.
Gelingt die Ansaat, erreicht Hanf eine Wuchshöhe von mehr als 150 cm. Zum Ende der Vegetationsperiode sterben die Pflanzen ab und bleiben über den Winter stehen. Die Strohernte findet dann im Februar oder März statt. Aus dem Stroh lassen sich Fasern für die Textilindustrie oder Dämmstoffe fertigen. Noch ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Bereits vor der Bestellung sollte unbedingt die Abnahme der Fasern vertraglich abgesichert sein.
Autoren: Dr. Annette Bartels (LWK) und Veronika Fick-Haas (JKI)
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