Die Anbaufläche 2021 lag nach Angaben des Statistischen Bundesamtes für Kartoffeln bei vorläufig 259.300 ha, das entspricht einem Rückgang von 5,2 %. Gleichzeitig erreichte der mittlere Ertrag mit 410,2 dt/ha ein etwa 18 dt/ha niedrigeres Ertragsniveau als im Vorjahr. Dieser liegt damit in etwa im Bereich des mehrjährigen Durchschnitts. Zwischen den Bundesländern und innerhalb der einzelnen Bundesländer traten starke regionale Unterschiede auf. Mit 418 – 461 dt/ha Ertrag liegen Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen an der Spitze. Die vorläufige Erntemenge wird mit 10,6 Mio. t beziffert, das sind knapp 1,1 Mio. t weniger als im Jahr 2020 und liegt damit im Mittel der Jahre 2015/2020.
Verzögerte Auspflanzung und Ernte
Die Kartoffelpflanzung ging teilweise bis in die erste Junidekade hinein. Besonders betroffen waren z. B. in Niedersachsen die ostfriesisch/friesische Küstenmarsch sowie der Stader-Raum (nasses Dreieck) sowie einzelne Standorte auf den besseren aber schwereren Standorten in Südniedersachsen. Der Auflauf verzögerte sich dann ebenso vielfach, weil fast der gesamte Mai bis fast zum Ende recht kühl, insgesamt für die Jahreszeit zu kalt insbesondere in Norddeutschland war. Durch die oft verspätete oder zumindest in Teilen verspätete Auspflanzung verzögerte sich auch die gesamte Kartoffelentwicklung und auch die Abreife, so dass die Ernte teilweise bis in den November hineinging. Das Gros war bis Ende Oktober geerntet. Teilweise wurde unter recht feuchten Bedingungen gerodet und nicht selten waren an solchen Tagen auch die dann folgenden Nachttemperaturen nicht geeignet für ein rasches Abtrocknen der gerodeten Kartoffeln mit entsprechenden Folgeerscheinungen für die Qualität.
Wie sieht es mit den Qualitäten in diesem Jahr aus?
Der ermittelte durchschnittliche Mängelwert im 1. Halbjahr (01.06.-30.11.2021) liegt mit 11,3 % etwas höher im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Durchschnittswert fußt auf 8.270 bonitierten Partien.
Bereits im Feld spielte Nassfäule (Schwarzbeinigkeitserreger) und teilweise auch Krautfäule eine Rolle. Teilweise im Zusammenspiel mit den Erntebedingungen waren unmittelbar nach der Ernte eine Reihe von Partien nicht für eine Einlagerung geeignet. Nicht unerwartet hielt sich der Schorfbefall in Grenzen. Vielfach traten erhöhte Wurmfraß-Schäden auf, die auch auf Befall mit Drahtwürmern aber auch sonstige Raupen zurückgeführt werden können. Verstärkt werden auch hohlherzige Knollen angetroffen und dies nicht nur im Übergrößenbereich, sondern in allen Fraktionen.
Schließlich sind auch erheblich mehr ergrünte Knollen vorhanden (Abwaschung, erhöhte Nestanlage im Damm wegen Feuchtigkeit etc. (s. Bild 1)), so dass bei der Abpackung für den Konsumbereich teilweise immense Ableseraten zu bewerkstelligen waren. Wie immer spielen Beschädigungen und Missgestaltungen in der Mängelliste eine wesentliche Rolle. Insgesamt erschien in der Erntephase die Qualität nicht unproblematisch.
Die Stärkegehalte gemessen an 2.541 Partien liegen mit durchschnittlich 13,9 % etwas unter dem Niveau des Vorjahres (14,2%).
Die Mittelwerte für die einzelnen Qualitätsparameter sind in Abbildung 1 dargestellt (s. blaue Säule, Maßstab links). Wie immer gibt es hier eine erhebliche Streubreite, die von 0 % bis fast 70 % reicht (s. schwarze Linie, Maßstab rechts). Ergänzend wird in Abbildung 2 das Auftreten der Mängel dargestellt in den Partien, in welchen die Mängel tatsächlich aufgetreten sind. Dadurch ergeben sich zwangsläufig höhere Mittelwerte für die Einzelmängel. Abbildung 3 gibt einen Überblick über Sortenunterschiede bei den zehn meist bonitierten Sorten.
Die wesentlichen Qualitätsmängel im Einzelnen
Im Folgenden wird zumindest auszugsweise auf die wesentlichen Qualitätsparameter eingegangen, sofern sie in diesem Jahr von Relevanz waren. Theoretisch erfasst werden bis zu 27 Qualitätsparameter für jede einzelne Partie.
Etwa 62 % aller Partien wiesen Fraßschäden auf (Vorjahr: 69 %). Das sind 7 % weniger als im Vorjahr, aber verglichen mit anderen Jahren immer noch ein erheblicher Anteil an fraßgeschädigten Knollen. Die Spanne reichte in einzelnen Partien im Extrem an 44% ran. (s. Bild 2).
Nass- und Braunfäule:
Wenig überraschend wurde anders wie in den drei Vorjahren an deutlich mehr Partien Nassfäule vorgefunden und auch das Befallsniveau lag erkennbar höher als in 2020, nämlich knapp 8 % der Partien wiesen nassfaule Knollen auf. Der mittlere Befall über alle Partien lag bei 0,2 % mit einer Schwankungsbreite von 0 % bis 27 % und war somit auch höher als im Vorjahr (s. Bild 3).
Mehr als doppelt so viele Partien wie im Vorjahr waren von Braunfäule betroffen. Es gab also Krautfäule, aber längst nicht so ausgeprägt wie im Nässejahr 2017.
Knollen mit Eisenfleckigkeit traten in diesem Jahr an etwas mehr Partien in Erscheinung auf. 3,7 % der Partien waren betroffen, im Vorjahr waren es 2,3 %. Insgesamt waren also nicht sonderlich viele Partien betroffen, zumindest, wenn man einen Vergleich zum Jahr 2014 anstellt, wo im gleichen Zeitraum fast 10 % betroffen waren. Der Mittelwert bewegte sich mit 5,9 % in den Befallspartien aber erkennbar über dem Niveau des Vorjahres. Im Einzelfall wurden dabei Partien angetroffen, bei denen mehr als 38 % der Knollen Eisenfleckigkeitssymptome aufwiesen (s. Bild 4).
Hohlherzigkeit:
Die Symptomatik Hohlherzigkeit, die insbesondere bei großfallenden Sorten und in Jahren mit einem hohen Anteil an Übergrößen größere Ausmaße annehmen kann, war in diesem Jahr anders als in den Jahren 2018 – 2020 erheblich stärker ausgeprägt und nicht nur die Übergrößenfraktion war betroffen (s. Bild 5). Sie trat an 515 Partien auf (2020: 115) und erreichte bei einzelnen Partien einen Anteil von fast 46 % hohlherzigen Knollen im Extrem.
Dry core:
Etwa 7 % der Partien wiesen Dry core-Symptome auf. Das ist fast die Hälfte des Vorjahreswerts (13 %). Allerdings wiesen im Extrem einzelne Partien mehr als 51 % (Vorjahr: 30 %) Beschädigungen durch Dry core auf. Die Symptome werden durch den Pilz Rhizoctonia solani verursacht (s. Bild 6).
Oberflächenschorf:
Der Anteil an schorfbefallenen Partien lag mit etwa 15 % erwartungsgemäß deutlich niedriger wie in den Jahren 2018 – 2020. Die Schwankungsbreite des Befalls mit Oberflächenschorf reichte von 0,3 % bis fast 37 %. Im vergangenen Jahr gab es einzelne Partien, in welchen mehr als ⅔ der Knollen Oberflächenschof in einer relevanten Größenordnung aufwiesen (s. Bild 7). Das Auftreten des Kartoffelschorfes ist somit in starkem Maße von den Umweltbedingungen abhängig, so dass auch von typischen Schorfjahren gesprochen werden kann, wozu eindeutig die Jahre 2018 – 2020 zu rechnen sind, während in diesem Jahr auch die häufigen Niederschläge den Schorfbefall bremsten.
Andere Qualitätsparameter wie Keime, Frost- und Hitzeschäden, Lagerdruck und Glasigkeit traten nur vereinzelt auf. Auch Trockenfäule blieb von untergeordneter Bedeutung. Ebenso zeigten weniger Partien die virös bedingte Pfropfenbildung und auch Schwarzfleckigkeit im Knollenfleisch trat weniger stark als im Vorjahr auf. Weniger erfreulich ist, dass in diesem Jahr in deutlich mehr Partien Fremdsorten vorgefunden wurden als im Vorjahr. Es gab einzelne Partien, die einen erheblichen Besatz mit Fremdknollen aufwiesen. Eine zusammenfassende grafische Darstellung zu den Qualitätsparametern liegt in Abbildung 3 vor.
Fazit
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag die Erntemenge bundesweit betrachtet spürbar niedriger als im Vorjahr, wozu auch eine erkennbar reduzierte Kartoffelanbaufläche beigetragen hat. Dennoch liegt diese Erntemenge offenbar im Großen und Ganzen im Bereich des Bedarfs. Die Preise für Speisekartoffeln liegen zurzeit spürbar höher als im Vorjahr, aber niedriger als im Jahr 2019.
Deutlich stärker als im Vorjahr traten Partien mit ergrünten Knollen, Partien mit Nass- und Braunfäule und auch Partien mit hohlherzigen Knollen in Erscheinung. Insbesondere bakteriell bedingte Schorfsymptome waren jahrestypisch deutlich geringer ausgeprägt als in den Jahren 2018 – 2020.
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