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Futterkosten in der Schweinemast senken

Webcode: 01040341 Stand: 25.02.2022

Explodierende Futterkosten bei gleichzeitig desaströsen Schlachtschweinepreisen sind hauptverantwortlich für die katastrophale Lage der verzweifelten Schweinehalter. Teures Getreide und Eiweißfutter treiben die Mischfutterpreise in schwindelerregende Höhen. Auch die enorme Verteuerung der Aminosäuren bietet wenig Spielraum, Kosten durch eine sehr proteinreduzierte Fütterung zu sparen. Die verheerende Erlössituation und der Schweinestau veranlassen immer mehr Betriebe, ihre Produktion zu drosseln. Schweinemäster, die auch weiterhin wirtschaften wollen, suchen nach Möglichkeiten, wenigstens eine kleine Kostensenkung zu realisieren. 

Und es gibt sie noch, die kleinen Schrauben, an denen der Schweinemäster drehen kann, um Futterkosten zu reduzieren. Denn es lohnt sich, zuerst bei den Futterkosten anzusetzen, da sie momentan rund 80 % der Erlöse ausmachen. Ansatzpunkte gibt es bekanntlich viele, und sie sind auch nicht neu: Neben Faktoren wie Futterpreis, Futterhygiene, Leistungsniveau, Futterverluste u.a. ist es vor allem die Senkung des Futteraufwands, die zu nennenswerten Kostenreduzierungen führen kann. Benötigt ein Mastschein 0,1 kg weniger Futter je kg Zuwachs, spart der Mäster rund 3,20 € je Tier bei einem Preis von 34 €/dt. Dieses Geld über ein preiswerteres Futter einzusparen, ist nicht ganz so einfach, wie ein aktueller Versuch der LWK Niedersachsen zeigt. Die eingesetzten Versuchsfutter waren zwar um 0,50 bis 0,70 €/dt günstiger. Dieser Preisunterschied reichte allerdings nicht aus, um die geringeren Tageszunahmen von 25 g wettzumachen. Den Futteraufwand ad hoc zu senken, ist aber leichter gesagt als getan. Was aber möglicherweise schon jetzt geändert werden kann, ist die Zusammensetzung der Ration. Die größten Kostenblöcke sind i.d.R. Getreide und Eiweißfutter. Und hier lohnt sich der Vergleich verschiedener Futterkomponenten. 

Weizenanteil reduzieren?
Derzeit kostet Weizen um die 30 €/dt, Triticale und Körnermais liegen leicht darunter, Gerste und Roggen werden mit 29 € notiert. Werden die unterschiedlichen Energie- und Lysingehalte mit berücksichtigt, ergeben sich folgende Preiswürdigkeiten. Dabei sind die diesjährigen Getreidequalitäten und ein HP-Sojaschrotpreis von 50 €/dt unterstellt.

Übersicht 1: Preiswürdigkeit von Getreide (Basis ME und Lysin)

Bei einem Preis je dt Weizen von

27 €

31 €

darf ... €/dt kosten

   

Gerste
Roggen
Triticale

25,20
26,50
27,00

28,80
30,40
30,90

Da letztendlich die verdaulichen Aminosäuren und nicht die Brutto-Aminosäuren maßgeblich sind, wird die Preiswürdigkeit zusätzlich auf Basis des praecaecal verdaulichen (pcv) Lysins kalkuliert.

Übersicht 2: Preiswürdigkeit von Getreide (Basis ME und pcv Lysin)

Bei einem Preis je dt Weizen von

27 € 31 €

darf ... €/dt kosten

   

Gerste
Roggen
Triticale

25,00
26,30
27,10

28,60
30,20
31,00

Hiernach darf Triticale so viel kosten wie Weizen. Gerste lohnt sich einzusetzen, wenn sie 1,80 bis 2,40 € günstiger als Weizen zu kaufen ist. Roggen rechnet sich noch, wenn der Preisabstand zum Weizen nur 50 bis 80 Cent beträgt.  Der Sojaschrotpreis wirkt sich nur minimal auf die Preiswürdigkeit aus.

Bei den derzeitigen Preisen bietet es sich an, den Roggenanteil im Mastfutter zu erhöhen. Versuche mit bis zu 70 % Roggen belegen, dass hohe Mengen ohne Leistungseinbußen möglich sind. Positiv sind auch die Effekte auf die Darmgesundheit zu bewerten. Ein Knackpunkt des Roggens ist die niedri¬gere Aminosäurenverdaulichkeit im Vergleich zum Weizen. Deshalb benötigen roggenbetonte Mischungen höhere Ergänzungen mit Aminosäuren, was bei den derzeit hohen Aminosäurepreisen unbedingt berücksichtigt werden muss. 

Sofern noch verfügbar, können Rationen auch durch den Einsatz von Nebenprodukten preiswerter zusammengesetzt werden.

Weniger Soja?
Es geht in der Mast auch ohne Sojaschrot. Aber die Auswahl anderer Proteinfuttermittel ist bekanntlich begrenzt. Der Anbau von Körnerleguminosen ist sehr überschaubar, nimmt aber stetig zu.  Betriebe mit eigenem Anbau von Ackerbohnen, Erbsen oder Lupinen können diese Eiweißergänzung sinnvoll in der Schweinemast verwerten. Zu berücksichtigen sind der im Vergleich zu Sojaschrot niedrigere Gehalt an Rohprotein und an schwefelhaltigen Aminosäuren sowie die geringere Verdaulichkeit der Aminosäuren. Vorteile dieser heimischen Eiweißfutter können sich im Hinblick auf die GVO-freie Fütterung ergeben, die schon von Teilen des LEHs gefordert wird. 
Soll weniger Geld für kostspieliges Sojaschrot ausgegeben werden, können Betriebe auch auf Rapsextraktionsschrot zurückgreifen, sofern die Preiswürdigkeit es hergibt. Allerdings ist der europäische Markt mit Rapsschrot derzeit sehr knapp versorgt, so dass Preissenkungen noch nicht in Sicht sind.  Anteile von 10 % bis hin zu 15 % in der Endmast haben sich bewährt. Der im Vergleich zu Sojaschrot geringere Energie- und höhere Rohfasergehalt ist in der Rationsgestaltung zu beachten. Die niedrigere Verdaulichkeit der Aminosäuren kann über eine angepasste Mineralfutterergänzung kompensiert werden.  Bei aktuellen Preisen von 39 €/dt ist Rapsschrot momentan zu teuer.

Nährstoffangepasst füttern
Eiweißfutter zu sparen, heißt auch, mehrphasig zu füttern, den Rohproteingehalt im Mastverlauf zu reduzieren und freie Aminosäuren einzusetzen. Gerade die bedarfsangepasste Fütterung birgt in vielen Betrieben noch Reserven und bringt häufig mehr als ein um einige Cent günstigeres Mischfutter. Zu hohe Proteingehalte sind grundsätzlich zu vermeiden, denn das Entsorgen der Überschüsse kostet Energie. Lohnenswert ist eine angepasste Aminosäurenversorgung vor allem in der Endmast. Auch ein Lysingehalt von 0,75 % kann ausreichend sein. So konnten in einem Versuch der LWK Niedersachsen 1 € Futterkosten je 100 kg Zuwachs gespart werden, wenn statt 0,90 nur 0,75 % Lysin ab 90 kg LG in einem Futter mit 12 % Rohprotein enthalten waren. Damit dies funktionieren kann, muss genügend Futter aufgenommen werden. Nur so kann die Lysinmenge, die das Schwein täglich braucht, sichergestellt werden. 

Was muss noch beachtet werden?

  • Hohes Leistungsniveau halten: Schlechte Mastleistungen sind geradezu Gift in Phasen mit hohen Kosten. Je besser die Leistung, desto geringer der Anteil des Erhaltungsbedarfs. Je höher die Tageszunahmen, desto geringer der Futteraufwand.
  • Geringeres Endgewicht: Dadurch reduziert sich der Futteraufwand in der Endmast. Je schwerer die Schweine, desto länger die Phase mit hohem Futteraufwand. Schlachthöfe müssen ggf. die Preismaske anpassen.
  • Futter analysieren: Nur so ist eine Fütterung auf den Punkt möglich.
  • Futterverluste minimieren: Fütterungstechnik anpassen, auf ein ausreichendes Tier: Fressplatz-Verhältnis achten
  • Bedarfsgerechte Wasserversorgung: Sie sichert hohe Futteraufnahmen.
  • Hoher Gesundheitsstaus: Nur gesunde Tieren bringen hohe Leistungen.
  • Stalltemperatur: Bei niedrigen Temperaturen wird Futter für die Wärmebildung benötigt.