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Interessiert mich nicht die Bohne? Uns schon: Die Ackerbohne als hofeigenes Eiweißfuttermittel in der Milchkuhfütterung

Webcode: 01040282
Stand: 01.03.2022

Zahlreiche Versuche haben gezeigt, dass sich Soja- durch Rapsextraktionsschrot (RES) in der Fütterung von Milchkühen auch in der Hochleistungsphase gut substituieren lässt und somit eine GVO-freie Fütterung unter Einsatz heimischer Proteinträger durchaus möglich ist.

Ackerbohne
AckerbohneDr. Manfred Weber
Letztes Jahr lag der Rapspreis allerdings auf einem neuen Rekordniveau von über 70 Euro/dt, und auch der Preis für Rapsextraktionsschrot lag bei über 38 Euro/dt. Unterstützt durch die Eiweißpflanzenstrategie des Bundes und im Rahmen einer nachhaltigen Landwirtschaft nimmt der Anbau von Körnerleguminosen aber stetig zu. In den letzten zehn Jahren hat er sich deutschlandweit verdreifacht. Reizvoll ist der Anbau in Folge des im Jahr 2015 eingeführten Greenings geworden, in dem die Ackerbohne als ökologische Vorrangfläche eingeht. In den Jahren 2015 bis 2017 wurde ein bundesweites Monitoring zum Futterwert von Körnerleguminosen durchgeführt. Im Mittel enthielten die Ackerbohnen 257 g Rohprotein, 170 g nXP, 393 g Stärke und 7,6 MJ NEL/kg. Sie bringen also nicht nur Eiweiß, sondern auch eine Menge Stärke in die Ration.

 

 

 

 

 

Tabelle 1: Energie- und ausgewählte Nährstoffgehalte von Einzelfuttermitteln im Vergleich

                  (Angaben auf Basis TM)

Futtermittel

 NEL

MJ

Rohprotein g

UDP

%

nXP

g

Stärke

g

Zucker

g

Sojaextraktionsschrot

8,8

510

30

295

69

108

Rapsextraktionsschrot

7,2

380

35

251

12

98

Ackerbohnen

8,6

292

15

193

447

34

Ob sich die Ackerbohne als hofeigenes Eiweißfuttermittel in der Fütterung von Hochleistungskühen eignet und welche Auswirkungen sie auf Leistungsparameter hat, wurde in einem Einzeltier-Fütterungsversuch untersucht.

Fütterungsversuch in Iden

Fress-Wiege-Trog in Iden
Fress-Wiege-Trog in IdenM. Zschiesche

Dafür wurde am Zentrum für Tierhaltung und Technik (ZTT) in Iden in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ein Versuch zum Einsatz von Ackerbohnen in der Milchkuhfütterung durchgeführt. Die Kontrollgruppe wurde mit Rapsextraktionsschrot als Eiweißfuttermittel versorgt. Die Versuchsgruppe erhielt eine TMR, in der Rapsextraktionsschrot anteilig durch geschrotete Ackerbohnen der Sorten „Fanfare“ und „Hiverna“ ersetzt wurde. Beide Sorten sind tanninhaltig, was für die Milchkuhfütterung aber nicht von Bedeutung ist. Teilweise wird der Tanningehalt sogar positiv bewertet, da er den UDP-Anteil erhöhen kann. Wegen des hohen Stärke- und Energiegehalts der Ackerbohnen wurde der Getreideanteil der Versuchsgruppe geringfügig angepasst. Beide Gruppen erhielten identische Anteile an Grobfutter.

 

 

 

 

 

Tabelle 2: Zusammensetzung und Gehaltswerte der Rationen

Parameter

Kontrollgruppe

Versuchsgruppe

Futtermittel, % TM der TMR

 

 

Maissilage | Grassilage

25 | 23

25 | 23

Luzernesilage | Pressschnitzelsilage

6 | 3

6 | 3

Stroh, gehäckselt

2

2

Rapsextraktionsschrot

12

8

Ackerbohnen, geschrotet

0

14

Getreidemischung1, pelletiert

28

18

Mineralfutter | Kalk | Harnstoff

1| 0 | 0,2

1 | 0,1 | 0

Nährstoffgehalte, g/kg TM der TMR

 

 

NEL, MJ

7,06

7,12

Rohprotein | nxP | RNB

159 | 161 | -0,3

165 | 159 | 1,1

Rohfaser | strukturwirksame Rohf.

164 | 129

170 |128

ADFom

200

203

aNDFom

327

318

Stärke | Zucker

208 | 55

216 | 50

Rohfett

32

29

Ca | P

8,0 |4,1

8,0 | 4,1

DCAB, meq

148

160

1Milchleistungsfutter: 35 % Roggen, 35 % Gerste, 26 % Körnermais, 2 % Rohglycerin, 2 % Melasse

In dem Einzeltier-Fütterungsversuch mit 74 Milchkühen (im Mittel ab dem 80. Laktationstag) wurden 4,1 kg Ackerbohnen je Tier und Tag über 15 Wochen eingesetzt. Diese Menge entspricht der empfohlenen Höchstmenge von 4 bis 5 kg Ackerbohnen je Tier und Tag.

Leistungsunterschiede durch Ackerbohnen?

Beide Gruppen lagen auf einem hohen Niveau von durchschnittlich über 26 kg Trockenmasseaufnahme je Tier und Tag.  Zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe gab es keine Unterschiede in der Futteraufnahme, in der Milchmenge und in den Milchinhaltsstoffen Fett und Eiweiß (Tab. 3). Identisch in beiden Gruppen waren auch die Zunahmen an Gewicht und Rückenfettdicke, welche als physiologisch für diesen Laktationsabschnitt zu werten sind.

Tabelle 3: Ausgewählte Ergebnisse

Parameter, je Kuh und Tag

Kontrollgruppe

Versuchsgruppe

TM-Aufnahme, kg

26,1

26,5

Milchmenge, kg

38,0

38,5

Energiekorrigierte Milchmenge, kg

38,4

39,4

Fett, %

4,0

4,1

Eiweiß, %

3,6

3,6

Milchharnstoffgehalt, mg/l

196a

234b

N-Ausscheidungen, g

388a

411b

a, b kennzeichnen signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen (p<0,00,1)

Im Milchharnstoffgehalt war im gesamten Versuchsverlauf ein signifikanter Unterschied zu erkennen. Auch wenn sich dieser in beiden Gruppen im Optimalbereich (150 bis 250 mg/l) befand, lagen die Werte der Versuchsgruppe im gesamten Untersuchungszeitraum über denen der Kontrollgruppe. Der Rohproteingehalt der TMR hat einen wesentlichen Einfluss auf die Höhe des Milchharnstoffgehalts. Um die Ration bedarfsgerecht zu gestalten und ausreichend nutzbares Rohprotein (nXP) zu sichern, enthielt die Versuchsration etwas mehr Rohprotein als die Kontrollration.

Bedingt durch den höheren Milchharnstoffgehalt waren auch die über die Milch geschätzten N-Ausscheidungen in der Versuchsgruppe höher als in der Kontrollgruppe. Dennoch lagen sie in beiden Fütterungsgruppen unterhalb der Literaturangaben (152 kg N/Tier/Jahr) für diesen Leistungsbereich.

Weniger Getreideeinsatz und geringere Futtermittelkosten bei gleichen Leistungen der Tiere führten zu einer etwas besseren ökonomischen Bewertung der Versuchsgruppe. Wirtschaftlich betrachtet lohnt sich der Ackerbohneneinsatz demnach besonders bei hohen Kosten für Rapsextraktionsschrot – vorausgesetzt hofeigene Ackerbohnen sind verfügbar.

Fazit

Auch mit einer hohen täglichen Einsatzmenge von 4,1 kg eignet sich die Ackerbohne sehr gut als Rationskomponente für Kühe im mittleren Laktationsabschnitt. Entscheidend für den Einsatz sind die Verfügbarkeit wie auch der Futterwert, der vorab unbedingt bestimmt werden sollte, um eine bedarfsgerechte Ration füttern zu können.

Andrea Meyer, LWK Niedersachsen

Thomas Engelhard und Marleen Zschiesche, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt (LLG)

Dr. Martin Hünerberg, Georg-August-Universität Göttingen, Department für Nutztierwissenschaften, Abteilung Wiederkäuerfütterung