Mit Grünroggen, Welschem Weidelgras und dem Landsberger Gemenge beginnt die Siliersaison 2022. Die aktuelle Preisexplosion zwingt mehr denn je, Futter mit höchster Akzeptanz und Qualität zu bergen. Was es bei der Silierung dieser Winterzwischenfrüchte zu beachten gilt, damit die Nährstoff- und Energiedichte stimmt, lesen Sie im Folgenden.
Die zurückliegenden Trockenheitsjahre haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Futterproduktion abzusichern. Winterzwischenfrüchte schöpfen von der Winterfeuchtigkeit. Letztere war erfreulicherweise in unserer nordwestdeutschen Region immer noch ausreichend vorhanden. Eine entsprechende Massebildung ist damit gewährleistet.
Mit dem Krieg in der Ukraine gehen aktuell extreme Preissteigerungen für Futter-, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie Kraftstoffe und Energie einher. Vor dem Hintergrund wird es umso wichtiger, auf den eigenen Flächen Grundfutter mit höchsten Nährstoff- und Energiewerten und bester Futterakzeptanz zu erzeugen. Das gilt auch für die Silierung der Winterzwischenfrüchte. Wesentliche Tipps zur Ernte und Silierung der wichtigsten Winterzwischenfrüchte lesen Sie im Folgenden
Der Grünroggen ist die erste Kultur, die zur Silierung je nach Witterung und Saattermin etwa Ende April ansteht. Wer viel Nährstoffdichte und Energie ernten will, sollte exakt die Reifeentwicklung beobachten.
Optimal ist die Ernte, aus diesem Blickwinkel betrachtet, kurz vor dem Grannenspitzen bis zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 45 - 51). Die Grannen sind noch nicht sichtbar und die Ähre in der geschwollenen Blattscheide lediglich fühlbar.
Das anfänglich rohproteinreiche Futter verändert sich sehr rasch mit dem Übergang zur generativen Phase. Innerhalb von zwei bis drei Tagen kann die Ähre vollständig geschoben sein, was mit einem deutlichen Rückgang an Energie verbunden ist.
Das Grüngetreide zeichnet sich bei dem verhältnismäßig frühen Mahdzeitpunkt durch ein Plus an Rohprotein aus, während die Zuckergehalte noch verhältnismäßig gering sind. Das Futter muss folglich als mittelschwer vergärbar eingestuft werden. Es macht Sinn, sich auf einen geeigneten Siliermittelzusatz vorzubereiten, da es ungewiss ist, ob ein schnelles und effizientes Anwelken von mindestens 28 % erreicht werden kann. Für die exakte Auswahl des Siliermittels nutzen Sie den nachfolgenden Link der DLG-Seite. Hier erhalten Sie auf Grundlage Ihrer einzelbetrieblichen Angaben zur Silierung Vorschläge für das geeignete DLG-geprüfte Siliermittel. Wenn ein Anwelken nicht möglich bzw. nicht ausreichend ist, muss der bei der Silierung anfallende Sickersaft ordnungsgemäß abgeleitet und mittels Sickersaftgruben aufgefangen werden.
Um Futterverschmutzungen zu vermeiden, ist auf Schnitthöhen von mindestens 8 cm Wert zu legen. Auch der Anwelkprozess profitiert von dieser Schnitthöhe.
Über die Reifeentwicklung des Welschen Weidelgrases wird im Rahmen der Reifeprüfung berichtet. Im Rückblick der Reifeprüfung betrachtet, lassen sich bei frühen Schnittzeitpunkten (d.h. Rohfasergehalte liegen zwischen 21-23 % TM) Energiekonzentration von 6,7 MJ NEL/kg TM und Rohproteingehalte von 18,5 % TM erreichen.
Je nach Saatzeitpunkt, Sorte und Region ist mit der Mahd gleichfalls ab Ende April bis Anfang Mai zu rechnen.
Natürlicherweise enthält Welsches Weidelgras mehr Zucker als beispielsweise Grünroggen. Damit sind die Voraussetzungen für die buttersäurefreie Silierung zwar besser, doch die Einordnung des Futters in die Kategorie „leicht vergärbar“ ist damit nicht zwangsweise gegeben. Es kommt zusätzlich immer auf die Welkbedingungen an, die nicht planbar sind. Daher ist ein prophylaktischer Siliermittelzusatz auch hier empfehlenswert. Gelingt die Silierung, ist das mit geringeren Verlusten und mit einer besseren Futterakzeptanz verbunden.
Landsberger Gemenge
Als artenvielfältige Winterzwischenfrucht ist auch zunehmend das Landsberger Gemenge auf unseren Flächen zu finden. Unter Landsberger Gemenge versteht man die Mischung aus Zottelwicke (21 kg/ha), Inkarnatklee (9 kg/ha) und Welschem Weidelgras (30 kg/ha). Die Zusammensetzung verdeutlicht, dass es sich um ein ertragreiches, hochwertiges und proteinreiches Futter handeln kann. Es setzt allerdings voraus, dass sich die Leguminosen im Bestand gut etabliert konnten.
Der Schnittzeitpunkt richtet sich nach den Hauptbestandesbildnern. Überwiegen die Grasanteile, so fällt die Ernte vergleichbar früh an wie das Welsche Weidelgras. Haben die Leguminosen nennenswerte Anteile erreicht, so darf sich der Schnittzeitpunkt an der Entwicklung des Inkarnatklees orientieren. Hohe Rohproteingehalte lassen sich bei Schnittzeitpunkten vor der Blüte, günstigenfalls sogar noch im Knospenstadium erzielen.
Ein früher Schnitt hat hier auch den Vorteil, dass die Fläche früher für die Nachfolgefrucht zur Verfügung steht.
Die Silierbarkeit des Gemenges wird erwartungsgemäß von den Leguminosenanteilen beeinflusst. Ist viel Wicke und Inkarnatklee im Bestand vertreten, ist das futterbaulich wegen des guten Rohproteinertrages positiv zu werten, auch wenn sich die Siliereignung damit verschlechtert. Vor dem Hintergrund ist ebenfalls eine Siliermittelanwendung empfehlenswert. Je älter das Futter ist, umso mehr sollte auf eine gute Zerkleinerung, insbesondere grobstängeligen Wicken, Wert gelegt werden, damit eine hinreichende Verdichtungsarbeit gesichert ist.
Auf Wildtierschutz achten
Das erste hohe, dichte Grün auf den Flächen wird auch vom Wild bevorzugt aufgesucht, gerade weil der Zeitraum auch in die Brut- und Setzzeit fällt. Der Flächenbewirtschafter ist tierschutzrechtlich verpflichtet, Leid von Tieren während landwirtschaftlicher Arbeiten zu vermeiden. Vor allem dort, wo Wildtiervorkommen bekannt sind, müssen Erntetermine rechtzeitig mit dem Jagdpächter abgesprochen werden.
Nutzen Sie möglichst alle Präventionsmaßnahmen, um Schäden an Wildtieren auszuschließen, indem beispielsweise
- von innen nach außen gemäht wird
- Knistertüten oder Flatterbänder an den Flächen kurz vor der Ernte angebracht werden
- mit Drohnen und Wärmebildkameras gezielt nach Tieren in der Fläche gesucht wird
- elektronische Wildscheuchen zum Einsatz kommen
- akustische Wildretter an den Erntemaschinen angebracht werden.
Jede noch so scheinbar kleine Maßnahme ist besser als keine Vorsorge zu treffen.
Fazit
Mit der Silierung von Winterzwischenfrüchten steht die erste Frühjahrsmahd an.
Die Aufwüchse profitieren in aller Regel von der Winterfeuchte und erbringen gute Erträge.
Winterzwischenfrüchte leisten somit einen Beitrag zur Sicherung der Futterproduktion.
Gerade die Dürrejahre haben gezeigt, dass mit üppigen Aufwuchsmengen im Vegetationsverlauf nicht sicher zu rechnen ist.
Mit Winterzwischenfrüchten lassen sich gute Futterqualitäten erzielen, wenn exakt auf den optimalen Schnittzeitpunkt geachtet wird.
Für ein Mehr an Rohprotein sollte die Mahd bewusst früh des empfohlenen Erntezeitfensters erfolgen.
Winterzwischenfrüchte sind in aller Regel als mittelschwer vergärbar einzustufen, besonders bei frühem Schnitt.
Ein prophylaktischer Siliermittelzusatz wird empfohlen.
Grünlandfeldtag am 08. Juni 2022 in Ovelgönne
Lassen Sie uns mit dem Grünlandtag auf der LWK-Versuchsfläche wieder fachlich in Kontakt treten, informieren und diskutieren zu wesentlich wichtigen Themen wie beispielsweise:
- Klimawandel und Grünlandresilienz
- Niedersächsischer Weg – mehr Artenvielfalt fördern
- Niedersächsischer Weg – Technikdemonstration unter Blickwinkel Biodiversität
- Niedersächsischer Weg – Beachtenswertes zu Gewässerrandstreifen
- Steigende Düngepreise – passende aktuelle Düngungsstrategien
- Grünland neu ansäen – was geht noch und wie und mit was
- Mein Blick in den Boden – Basis zur Ertragssicherheit
- Herdenschutz
- u.v.m
Mehr Details demnächst. Termin bitte vormerken.
Kontakte
Dr. Christine Kalzendorf
Beraterin Grünland, mehrj. Ackerfutterbau und Futterkonservierung
0441 801-428


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