Ackergras- und Dauergrünlandbestände sind gut durch den milden Winter gekommen. Die Voraussetzungen für eine gute Grasernte sind durch ausreichende Niederschläge und ein bisher sehr sonniges Frühjahr gegeben. Die Entwicklung der Feldgras- und Grünlandbestände bis zur Silierreife des ersten Aufwuchses wird mit zunehmenden Temperaturen entscheidend von weiteren notwendigen Niederschlägen beeinflusst.
Die Grünlandreifeprüfung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen umfasst die Dokumentation und Beschreibung von Erträgen und Futterqualitäten der ersten Aufwüchse von Welschem Weidelgras (Ackergras) und von Dauergrünland bis zum empfohlenen Schnitttermin für die Ernte und Konservierung der Bestände als Grundfutter für die intensive Milchviehhaltung.
Reifeprüfung 2022
Es werden wöchentlich sechs Ackergras-und 17 Dauergrünlandstandorte in den fünf niedersächsischen Klimaregionen (Abbildung 1, Tabelle 1) untersucht und hiervon berichtet. Zusätzlich zum Stand der Ertragsentwicklung wird auch über die vorhersehbare weitere Entwicklung (Prognose) berichtet. Zur Bereitstellung der Prognosedaten nutzt der Deutsche Wetterdienst Braunschweig das Prognosemodell der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, basierend auf den Ergebnissen unserer Reifeprüfung und den Wetterprognosen für die berichteten Klimaregionen.
Stand der Feldgrasbestände
Das im Herbst ausgesäte Ackergras konnte allgemein gut etabliert werden und ist gut erholt durch einen mittlerweile typisch norddeutschen `milden´ Winter gekommen. Die Voraussetzungen für eine gute Grasernte wurden durch Niederschläge und ein sehr sonniges Frühjahr bisher an den meisten Standorten gut erfüllt.
Wie aus Tabelle 2 hervorgeht, sind die Aufwüchse unterschiedlich stark entwickelt. Allein im westlichen Niedersachsen (3 Standorte) lag zu Beginn der 16. Kalenderwoche die Spanne der Wuchshöhen zwischen 25,5 cm an einem Standort im Emsland und 53 cm an einem Standort im Raum Oldenburg . Erwartungsgemäß fielen auch die Erträge und Rohfasergehalte dieser Klimaregion unterschiedlich aus. Die Größenordnungen lagen in dem Bereich zwischen 19,2 dt TM (Landkreis Diepholz) und 44,1 dt TM (Oldenburg) beim Ertrag und zwischen 14,8 bis 20,1 % XF i.TM beim Rohfasergehalt. .
In den weiteren Klimaregionen wurde jeweils nur ein Standort Ackergras beprobt.
Der ertragsstarke Küstenstandort `Otterham´ im Landkreis Aurich (43,6 dt TM/ha) ist mit 48 cm Aufwuchshöhe und 19,2 % xF i. TM bereits ähnlich weit entwickelt wie der Standort in Oldenburg im westlichen Niedersachsen. Es handelt sich in beiden Fällen um Versuchsstandorte mit mineralisch gedüngten und entsprechend optimal versorgten Beständen. Insbesondere die Stickstoffdüngung wurde in Praxisbetrieben aufgrund der sehr hohen Preise für mineralische Düngemittel zum Teil reduziert oder gar gänzlich eingespart und stattdessen die Nährstoffzufuhr durch Wirtschaftsdünger bevorzugt. Durch die verzögerte Nährstoffwirkung dieser organisch gebundenen Stickstoffreserven, insbesondere bei kühler Witterung, entwickeln sich die rein organisch gedüngten Bestände deutlich langsamer und konnten bisher nicht das Ertragsvermögen der Versuchsstandorte ausschöpfen. Für Das Welsche Weidelgras im Landkreis Diepholz (Standort Nr. 24) fällt in diesem Zusammenhang, trotz guter Etablierung (Aussaat 01.08.2021), die geringe Masseentwicklung im Vergleich zu den anderen Standorten auf . Der Standort wurde mit 40 m³ Rindergülle in zwei Gaben (Herbst / Frühjahr) versorgt und auf eine mineralische Ergänzungsdüngung aus Kostengründen verzichtet!
Der am selben Standort in der Klimaregion Westliches Niedersachsen untersuchte Futterroggen (Aussaat: 22-9-2021; 30 m3 Rindergülle) ist dem Welschen Weidelgras (Aussaat 01-08-2021;40m3 Rindergülle) in der Entwicklung mit 42,1 dt TM/ha bei 24,3 % XF und mit 13,6% XP deutlich überlegen. Die Wirtschaftsdünger wurden jeweils in zwei gleichen Gaben im Herbst 2021 und im Frühjahr 2022 ausgebracht.
Bei deutlich kürzerer Wachstumszeit wurden die Ressourcen vom Roggen damit wesentlich effizienter genutzt. Das Beispiel verdeutlicht sehr schön, dass sich mit Roggen als Winterzwischenfrucht vor Silomais, die Futterproduktion gut absichern lässt.
Weitere Entwicklung des Ackergrases
In Tabelle 3 sind die vom Deutschen Wetterdienst analysierten Prognosedaten zu entnehmen. Für alle Regionen werden deutliche Ertragszuwächse von 10 bis 12 dt TM/ha erwartet. Die Rohfasergehalte (% XF) nehmen bis kommende Woche voraussichtlich nur um 1,2 bis 1,5 % in der Trockenmasse zu.
Die negative Korrelation der Reifentwicklung zum Rohproteingehalt ist in der Tabelle sehr schön erkennbar. Die Proteingehalte werden sich trotz weiterhin hoher Energiegehalte (6,7 bis 7,2 MJ NEL/kg TM) deutlich reduzieren.
Als optimalen Erntezeitraum für die Siloreife empfehlen wir Rohfasergehalte in dem Bereich ab 21 bis 23 % XF i.TM. In aller Regel liegen dann die Rohproteingehalte deutlich unter 18 % XP i.TM, je nach Aufwuchsleistung.
Sehr gut nährstoffversorgte Ackergrasbestände können voraussichtlich in den letzten Apriltagen einsiliert werden, während unterversorgte und kalte Standorte sich deutlich verzögert entwickeln.
Bestände ohne oder mit stark reduzierter mineralischer Stickstoffergänzung aus Handelsdüngern sind in ihrer Entwicklung zurück, damit aber auch nutzungselastischer als optimal versorgte Bestände. Ihre Ernte ist später zu erwarten.
Gemäß DWD-Prognose wird eine eher zögerliche Entwicklung vorausgesagt, denn es fehlen aktuell Niederschläge. Ob sich die Ernte der Ackergrasflächen im Einzelfall dann eher an der Wuchshöhe orientieren sollte, wird auch ein Augenmerk des nächsten Berichtes sein. Erfahrungsgemäß sollten Wuchshöhen von 50-55 cm vorliegen, damit sich ein günstiges Halm- / Stängelverhältnis mit ausreichender Rohfaserbildung einstellt.
Grünland startet jetzt durch
Bei kühler Witterung und teilweise Bodenfrost verzögerte sich der Vegetationsbeginn nach Erreichen der korrigierten Temperatursumme 200°C in den Klimaregionen zunächst. Spätestens am Osterwochenende war eine deutliche Zunahme der Aufwuchsmasse auch im Dauergrünland zu beobachten. Von den insgesamt 18 Standorten im Dauergrünland wurden zwölf Standorte beprobt. In drei Klimaregionen konnten repräsentative Werte ermittelt werden, welche eine Prognose rechtfertigen.
Weitere Entwicklung im Dauergrünland
Insgesamt ist damit zu rechnen, dass die Reifeentwicklung im Dauergrünland zunächst noch verhalten bleibt, insbesondere bei anhaltender kühler Witterung.
Die Niederschläge zum Monatsende April und Anfang Mai werden auch für die weitere Entwicklung entscheidend sein, denn die vorhandene Bodenfeuchte ist mit zunehmendem Wachstum schnell aufgebraucht und bis zur Schnittreife werden noch Wochen vergehen. Wünschenswert sind also weitere Niederschläge um mit Zunahme der Tages- und Nachttemperaturen Nährstoffe aus der Bodenlösung zu mobilisieren, insbesondere auf den vorwiegend organisch gedüngten Grünlandflächen.
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