Hohe Proteinerträge mit Leguminosengras sichern
Der mehrjährige Anbau von Leguminosengras oder Leguminosen hat viele agronomische Vorteile. Zudem punkten die Mischungen durch gute Erträge und ansprechende Futterqualitäten. Viel Protein kann hier vom Hektar bei Beachtung des richtigen Schnittzeitpunktes geerntet werden.
Welche Mischungen für die Sommersaaten in Betracht kommen, orientiert sich an einzelbetrieblichen Produktionszielen.
In Anbetracht des hohen Preisniveaus von Kraftfutter ist eine wirtschaftliche Milchproduktion schwierig. Daran ändert auch der aktuell akzeptable Milchauszahlungspreis nichts.
Grundfutter mit besten Qualitäten und geringen Verlusten zu erzielen, wird wichtiger denn je. Hierzu gehört es auch, die Proteinerträge des Grundfutters anzuheben. Mehrjährige Kleegras bzw. Leguminosengrasmischungen haben das entsprechende Potential, sowohl einen hohen Futterwert als auch viel Ertrag miteinander zu verbinden. Das sollten vor allem Gemischtbetriebe auf ausgewählten Ackerflächen nutzen.
Mit Kleegras kann Futter mit Proteingehalten oberhalb von 17 % i.d. TM erzeugt werden. Wichtig ist hierbei, dass der Schnittzeitpunkt richtig gewählt wird und die Leguminosenanteile im Bestand mindestens 30 Prozent erreichen. Günstigenfalls sollte die Mahd ab Knospenstadium der Leguminosen bis zu Beginn der Blüte erfolgen. Im jungen Stadium ist auch der Mineralstoffgehalt von den Leguminosen hervorzuheben. Leguminosen sind im Vergleich zu den Gräsern nutzungselastischer, denn sie lagern trotz Ausbildung der generativen Triebe nicht so schnell Rohfaser ein wie die Futtergräser. Damit wird ein hoher Energiewert und eine gute Verdaulichkeit der Kleegrasmischung sichergestellt. Die für Wiederkäuer erforderliche Struktur ist durch die Gräser des Gemischtbestandes gegeben.
Das tiefe und viel verzweigte Wurzelwerk der Leguminosen lockert den Boden auf, was sich günstig auf die Bodenstruktur und das Beheben von Bodenverdichtungen auswirkt. Eine gute Nachfruchtwirkung wird durch die Wurzelrückstände des Gemenges erreicht. Aktuell ist der Vorteil der Tiefwurzler auch darin zu erkennen, dass sie trotz Hitze und Trockenheit in der Lage sind, Blattmasse und damit einen nennenswerten Ertrag zu bilden.
Zum Anbau
Gras und Leguminosen gehören zu den Feinsämereien, die bei der Saat nur flach in den Boden zu bringen sind. Deshalb ist zur Vorbereitung ein feinkrümeliges und gut abgesetztes Saatbeet herzustellen. Zudem empfiehlt sich ein Walzgang nach der Saat, um insbesondere den kapillaren Wasseraufstieg zu fördern. Die Blanksaat sollte möglichst so früh wie möglich im August erfolgen, denn die Leguminosen entwickeln sich langsam und sollten noch eine gute Vorwinterentwicklung erreichen.
Da keine Unkrautbehandlung im bestehenden Bestand möglich ist, empfiehlt sich die Bekämpfung von Auflaufgetreide und Unkräuter im Vorfeld der Saatbettbereitung. Je unkrautärmer das Saatbett, desto günstiger gestaltet sich die Entwicklung des Leguminosengrases. Wird der Saattermin wegen Trockenheit und Hitze sowie bei ausbleibenden Niederschlägen vorerst vertagt, kann auch dieser Zeitraum zur nochmaligen, mechanischen Unkrautbekämpfung genutzt werden.
Ob zur Saat der Leguminosengrasmischungen aktuell noch eine N-Gabe in den nicht Nitrat belasteten Gebieten erfolgen darf, hängt vom Saatzeitpunkt und der Vorfrucht ab. In den nicht mit Nitrat belasteten Gebieten darf bei Vorfrucht Getreide und einer Aussaat bis 15. September noch eine N-Düngung mit maximal 60 kg Gesamt-N/ha und/oder maximal 30 kg NH4-N/ha (mineralisch + organisch) erfolgen. Die Düngungsmaßnahme muss bis zum 01. Oktober abgeschlossen sein. Die Düngung ist in Höhe der N-Ausnutzung im nachfolgenden Frühjahr anzurechnen (siehe auch webcode 01039283). Pflanzenbaulich betrachtet, bringt eine geringe N-Gabe kurz vor oder auch gleich nach der Saat den größten Effekt für eine rasche Jugendentwicklung der Bestände.
In mit Nitrat belasteten (roten) Gebieten ist die N-Düngung zu jetzt ausgesätem Feldfutter ohne Ernte im Herbst nicht zulässig.
Sobald sich die Stickstoff bindenden Bodenbakterien der Leguminosen (Rhizobien) mit der Jungpflanzenentwicklung manifestiert haben, tragen diese zur optimalen N-Versorgung des Bestandes bei. Wenn es gelingt, die Leguminosen relativ gleichmäßig im Bestand zu etablieren, kann Klee- bzw. Leguminosengras nach kurzer Anpassungszeit trotz des Verzichtes auf weitere N-Gaben annähernd das Ertragsniveau von reinen Ackergrasbeständen erreichen.
Der N-Bedarf dieser Mischungen wird in den jeweiligen Nutzungsjahren vom Anteil an Leguminosen beeinflusst. Grundsätzlich liegt der N-Düngebedarf deutlich unter dem der reinen Ackergrasmischungen.
Dem Boden pH-Wert ist besonderes Augenmerk zu widmen. Für Rotklee sollte der Boden pH-Wert auf sandigen Böden > 5,5 und auf lehmigen Böden > 5,8 liegen. Noch höhere Ansprüche stellt die Luzerne an den Mindest-pH-Wert:
6,0 für schwach lehmigen Sand
6,2 für stark lehmigen Sand und
6,5 – 6,8 für sandigen Lehm.
Kalidünger sind mindestens drei Wochen vor der Saat zu streuen und einzuarbeiten, da Luzerne- und Rotkleekeimlinge gegenüber Kalisalzen empfindlich reagieren. Bei ungünstiger Mg-Versorgung ist auch eine Magnesiumdüngung erforderlich. Molybdän und Bor sind für die Leguminosen gleichfalls wichtige Spurenelemente.
Luzerne wie auch Rotklee und die übrigen Kleearten sind mit sich selbst und den meisten anderen Leguminosen unverträglich, denn sie sind gegenüber Krankheiten und Schädlingen höchst anfällig. Deshalb gilt es, Anbaupausen von 4 bis 5 Jahren für das Gemenge und von 5 bis 6 Jahren für die Reinsaaten einzuhalten. Je enger die Fruchtfolge, desto wichtiger ist die Nutzung von Sorten mit geringer Krankheitsanfälligkeit. Die für den nordwestdeutschen Raum empfohlenen Sorten für Gräser und Leguminosen werden jährlich neu im Faltblatt „Qualitätsstandardmischungen für den Ackerfutterbau“ bekannt gegeben (siehe auch Webcode 01039795).
Auch die Nutzung muss mit gewissem Augenmerk erfolgen, um eine hohe Pflanzenanzahl im Bestand über die Jahre zu wahren. Das gilt vor allem für Mischungen mit Luzerne. Rotklee zeigt sich robuster und nutzungsintensiver.
Die endgültigen Leguminosenanteile im Bestand werden von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Die Witterung nach der Saat und im Nutzungszeitraum sowie die Nutzungsintensität wirken sich genauso aus wie Mäuse- und Schneckenfraß an den Pflanzen, Krankheiten und Auswinterungsschäden. Im Allgemeinen nimmt die Anzahl der Leguminosenpflanzen über die Nutzungsjahre ab.
Es ist vor dem Hintergrund besonders anzuraten, bei der Saatgutware auf gute Qualität, auf empfohlene Sorten und spezielle Eigenschaften zu achten. Für den Rotklee wären das neben einer hohen Winterhärte, geringe Anfälligkeiten gegen Kleekrebs und Stängelbrenner. Für längere Nutzungsdauer ist auch die Ausdauer von Interesse. Die Beimpfung des Saatgutes mit Rhizobien ist vor allem für die Luzerne sinnvoll.
Kleegrasmischungen
Als Blanksaat im August sind fünf Kleegras- und eine Luzernegrasmischung empfohlen. Die Luzerne könnte gleichfalls in Reinsaat noch im August gedrillt werden, doch sollte dies bevorzugt so früh wie möglich in der ersten Augusthälfte erfolgen. Die Zusammensetzungen der Mischungen sind in Tabelle 1 zu entnehmen.
Bei den Bezeichnungen „A3 plus S“ und „A5 plus S“ handelt es sich hierbei um Rotkleegrasmischungen, die für den 2- bis 3-jährigen Anbau mit bevorzugter Schnittnutzung konzipiert sind. In aller Regel sind von den Mischungen vier bis fünf Schnitte zu erwarten. Bei mehr als vier Schnitten pro Jahr nimmt der Rotkleeanteil ab dem zweiten Nutzungsjahr allerdings ab.
Ist in den Mischungen zusätzlich Weißklee enthalten (A3 plus W oder A5 plus W) kann der Weißklee den Rückgang des Rotklees über den Nutzungszeitraum kompensieren. Der Weißklee schließt durch seine Kriechausläufer die Lücken, was die Fläche zudem trittsicher macht. Rotklee-Weißkleegrasmischungen eignen sich daher besonders für die Beweidung neben der Schnittnutzung.
Soll die Mischung sich aus noch mehr Arten zusammensetzen, dann ist insbesondere die Kleegrasmischung mit der Bezeichnung „A7“ zu empfehlen. Im Vergleich zu den oben aufgeführten Kleegrasmischungen ist die A7 zwar nicht so ertragsstark, doch punktet sie aufgrund ihrer Ausdauer und Nutzungselastizität. Sind von den Weidelgräsern besonders ertragsstarke Sorten in der Mischung integriert, so verbessert sich die Massenwüchsigkeit.
Wir fassen zusammen
Vor allem Rotkleegas ist für den Anbau im nordwestdeutschen Raum besonders geeignet. Rotklee ist konkurrenzstark. Mit hohen Ertragsanteilen im Bestand ist auch ein guter Futterwert vor allem hinsichtlich Proteinertrag möglich.
Luzerne ist eine anspruchsvolle Leguminose. Hohe Luzerneanteile gelingen nur bei geeigneten Standortbedingungen, eher mittelintensiver Nutzungsweise und konkurrenzschwächeren Graspartnern.
Mit Leguminosenanteilen oberhalb von 30 % und Schnittzeitpunkten vor Blühbeginn liefert das Futter viel Protein.
Leguminosen bringen Abwechslung, sowohl auf den Futtertisch als auch in der Fruchtfolge.
Kontakte
Dr. Christine Kalzendorf
Beraterin Grünland, mehrj. Ackerfutterbau und Futterkonservierung
0441 801-428
0152 5478 2428

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