4. Maisreifeprüfung: Silomaisernte wird durch Regen ein wenig entspannt
Selten hat Norddeutschland eine so zügige Maisabreife wie in diesem Jahr erlebt. Die Geschwindigkeit, mit der die TS-Gehalte im Erntegut zunehmen, ist vergleichbar mit der Entwicklung in 2018. Der Regen zum Ende der letzten Woche verschafft den Beständen z.T. neue Frische und den Lohnunternehmern mehr Zeit für die Ernte. Reifeprüfungen wurden im Süden und Westen bereits eingestellt.
Die Maisbestände zeigen nur auf bis zur Teigreife ausreichend mit Wasser versorgten Standorten eine harmonische Abreife von Kolben und Restpflanze. Eine solche ist nur in den Reifeprüfungen von Borwede (besserer Boden und Niederschläge), Borgholt (Sand mit rel. guter Wasserführung) und Wirdum (Marsch) zu beobachten. Die dortigen Maisbestände haben bislang kaum unter der Trockenheit leiden müssen. Vergleichbare Praxisbestände haben sich infolge der Niederschläge vom Wochenende nun wieder mit Wasser vollsaugen können und werden dieses auch nutzen, um die häufig noch nicht abgeschlossene Kolbenfüllung zu beenden. Somit sind unter den beschriebenen Bedingungen in der Regel noch akzeptable Erträge und gute Qualitäten zu erwarten.
Vielfach keine harmonische Abreife
In der Abreifegrafik ist zu erkennen, das vorwiegend in Küstennähe die TS-Gehalte von Kolben und Gesamtpflanzen noch zusammenpassen. In allen anderen Regionen haben die Werte für das Gesamt-Erntegut bereits das Silierfenster durchschritten, während die Kolben an sich die optimale Silierreife noch nicht einmal erreicht haben. Dieses Phänomen tritt durch akuten Wassermangel und damit dem Vertrocknen der Restpflanzen auf und zeigt sich selbst auf intensiv beregneten Flächen wie zum Beispiel den Reifeprüfungen der Region Ost. Auch im Süden und Westen Niedersachsens war und ist häufig ein Vertrocknen der Bestände noch vor Erreichen der physiologischen Kolbenreife zu beobachten.
Pflanzen saugen sich wieder voll
Die nun aufgetretenen Niederschläge führen zu sinkenden TS-Gehalten im Siliergut, so dass auch Sickersaft auftreten kann. Jedoch ist bei bereits überwiegend abgestorbenem Blattapparat nicht mehr zu erwarten, dass noch positive Effekte auf Ertrag oder Qualität auftreten werden; bei Beständen mit noch vitalem Blattapparat oberhalb der Kolben können jedoch durchaus wieder Assimilate gebildet werden, so dass bei diesen die Stärkeeinlagerung in die Kolben, falls nicht ohnehin schon abgeschlossen, fortgesetzt wird. Gänzlich abgeschlossen ist die Kolbenfüllung, wenn an der Kornbasis der markante schwarze Punkt sichtbar wird. Ab diesem Zeitpunkt kann Mais auch als CCM oder LKS (Lieschkolbensilage) geerntet und einsiliert werden.
Abreife in den Regionen
Eine regionsabhängige Reifeeinschätzung ist in so außergewöhnlich trockenen Jahren wie diesem kaum möglich. Wie bereits beschrieben hängt die Reifesituation stark von der Wasserversorgung des jeweiligen Standorts ab.
Für relativ gut mit Wasser versorgte Bestände kann jedoch – bei üblichen Aussaatterminen – davon ausgegangen werden, dass jetzt, Mitte September, in fast ganz Niedersachsen die Maisbestände die Silierreife erreicht haben. Ausnahmen bilden lediglich küstennahe Standorte und spät gesäte Flächen.
Frühe und mittelfrühe Sorten haben in der Regel bereits TS-Gehalte von mehr als 35 %, häufig auch über 40 % erreicht. Bestände mit Trockenschäden liegen z.T. deutlich über diesen Werten. Die Kolbenabreife hat die angestrebten rund 55 % TS-Gehalt nun ebenfalls erreicht (frühe Sorten) bzw. wird diesen Wert voraussichtlich in dieser Woche erreichen (mittelfrühe und mittelspäte Sorten).
Lediglich in Küstennähe sind die Bestände, bedingt durch die moderateren Temperaturen im Sommer, noch nicht ganz so weit entwickelt, jedoch zeichnet sich auch hier eine ungewöhnlich frühe Ernte ab. Frühe Sorten können hier vielfach schon gehäckselt werden, da auch die Kolbenabreife schon weit fortgeschritten ist (siehe Grafik und Tabelle). Mittelfrühe Sorten werden dort voraussichtlich in der letzten Dekade dieses Monats erntereif werden und dank des Regens eine relativ harmonische Abreife durchlaufen können. Für mittelspäte Sorten, die hier nicht angebaut werden sollten, ist das Jahr außergewöhnlich gut gelaufen, denn bei ausreichend Wasser haben sie ihr höheres Ertragspotential ausnahmsweise ausnutzen können. Anfang Oktober sollte auch diese Reifegruppe die Silierreife erreicht haben. Der Blick auf die drei Prüfstandorte in der Region „Küstennähe“ zeigt jedoch auch klar, dass insbesondere auf Marschböden die optimale Abreife nochmal ein bis zwei Wochen später erreicht werden wird, hier werden auch frühe Sorten erst ab Ende September silierreif sein, bei Aussaatterminen ab der zweiten Maiwoche auch noch später. Mittelfrühe Sorten werden also noch bis Anfang Oktober brauchen, um mindestens 32%, besser 35 % zu erreichen und somit auch hohe Stärkegehalte zu erzielen.
Das Maisabreifemonitoring 2022 der LWK Niedersachsen endet mit dieser 4. Mitteilung.
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