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Tiere mit rätselhaftem Lebenszyklus: Landwirtschaftskammer koordiniert Besatzaktion mit 300.000 Glasaalen

Webcode: 01041617 Stand: 15.03.2023

Gemeinschaftsinitiative Elbefischerei und Fachleute der Landwirtschaftskammer setzen 122 Kilogramm Fische in Elbe aus – 40.000 Euro Kosten zugunsten des Artenschutzes

Stefan Feichtinger vom LWK-Fachbereich Fischerei setzt Glasaale – hier am Elbufer in Wussegel (Hitzacker) – behutsam ins Wasser.
Stefan Feichtinger vom LWK-Fachbereich Fischerei setzt Glasaale – hier am Elbufer in Wussegel (Hitzacker) – behutsam ins Wasser.Christina Hiegel
Bleckede – Sie messen etwa 7-8 Zentimeter und sind um 0,4 Gramm leicht – aber Elbanrainer und Forscherinnen setzen große Hoffnung in sie: Jungaale sollen in der Elbe heranwachsen, um als erwachsene Blankaale quer über den Atlantik in ihr Laichgebiet abzuwandern. Fachleute der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK), Fischer*innen und Angler*innen der Gemeinschaftsinitiative Elbefischerei haben an diesem Mittwoch, 15. März, mit Start in Bleckede (Kreis Lüneburg) am West- und Ostufer der Elbe sowie in vielen Nebengewässern 122 Kilogramm der gläsernen Jungfische ausgesetzt.

Die Besatzaktion ist ein Baustein zur Stabilisierung und Wiederauffüllung des Bestandes des Europäischen Aals (Anguilla anguilla). Insgesamt waren es um die 300.000 Tiere. Die LWK hat die Besatzaktion zum 18. Mal koordiniert.

Elbe ist gutes Aufwuchsgewässer

Als winzige Glasaale wurden die Tiere schonend an der französischen Atlantikküste gefangen und an diesem Mittwoch nach Bleckede gebracht. Angereist sind sie gekühlt im Fischtransporter an die Elbe, die als gutes Aufwuchsgewässer gilt. Entlang des West- und Ostufers der Elbe, in den Altarmen und Nebengewässern wie Jeetzel und Krainke wachsen die Jungaale auf und können später als erwachsene Blankaale die Elbe in Richtung ihres Laichgebietes Sargassosee im Atlantik wieder verlassen.

Mit dem Wehr in Geesthacht existiert auf dem Weg zum Meer nur ein Absperrbauwerk. Und dort erleichtert je ein Fischpass an beiden Ufern den Weg der Aale zurück vom Süßwasser ins Meer.

Rätselhafter Lebenszyklus

122 Kilogramm der gläsernen Jungfische sind bei der von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen koordinierten Besatzaktion am Mittwoch, 15. März 2023, ausgesetzt worden.
122 Kilogramm der gläsernen Jungfische sind bei der von der LWK koordinierten Besatzaktion ausgesetzt worden.Christina Hiegel
„Der Europäische Aal gibt der Wissenschaft noch immer viele Rätsel auf“, erklärt Christina Hiegel, Leiterin des LWK-Fachbereichs Fischerei. Forscherinnen und Forscher arbeiten weiterhin an der künstlichen Nachzucht des Aals. Hiegel: „Die Aufzucht und Ernährungsweise der Larven bleibt komplex und gelingt kaum. Auch hat noch niemand das Laichgeschäft der Tiere im Atlantik beobachtet, und das Leben der Larven während ihrer Zeit im Golfstrom zurück nach Europa ist nicht entschlüsselt.“

In jedem Fall erreichen durchsichtige, weidenblattartige Larven mit dem Golfstrom nach Osten verdriftet nach etwa zwei bis drei Jahren die europäischen Küsten. Sie entwickeln sich zu Glasaalen. Gelingt es ihnen, die Flusssysteme hinaufzuziehen, werden die kleinen Glasaale durch Pigmentierung dunkel. Die Oberläufe der Flüsse sind ihre Aufwuchsgebiete, die sie nach sechs bis zwölf Jahren als erwachsene Aale verlassen, um wieder über die Nordsee zum Laichgebiet zu wandern.

Die Bestände des Europäischen Aals sind überall in Europa seit Jahrzehnten erheblich zurückgegangen. Das hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen: darunter klimatische Veränderungen, die Fischerei, Parasiten, natürliche Feinde wie die Vogelart Kormoran sowie Wasserbauwerke, die die natürliche Wanderungsbewegung der Aale stören bis vollständig verhindern.

Engagement für den Aalbestand

Insgesamt sind am Mittwoch, 15. März 2023, rund 300.000 Tiere in der Elbe ausgesetzt worden. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat die Aalbesatzaktion zum 18. Mal koordiniert.
Insgesamt sind am Mittwoch, 15. März 2023, rund 300.000 Tiere in der Elbe ausgesetzt worden.Christina Hiegel
Die Kosten der Besatzaktion liegen in diesem Jahr bei 40.000 Euro. Hiervon werden 60 Prozent vom Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) sowie vom Land Niedersachsen getragen. Den verbleibenden Eigenanteil von 40 Prozent erbringt die Gemeinschaftsinitiative Elbefischerei (GI-Elbe), die sich seit vielen Jahren engagiert um die fischereilichen Belange an der Elbe kümmert.

Zur Bestandssicherung des Aals hat die Europäische Union 2007 eine Aal-Verordnung erlassen. Jeder Mitgliedstaat erstellte Managementpläne und setzt diese seither um – mit dem Ziel des Wiederaufbaus des Aalbestandes. Neben Niedersachsen führen auch andere Länder des Elbeeinzugsbereiches Besatzmaßnahmen mit Glasaalen und Jungaalen durch. Klar ist, dass messbare Erfolge aller Maßnahmen und der zurückliegenden Besatzaktionen sich erst in einigen Jahren abschätzen lassen.

 


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