2. Mitteilung Grünlandreifeprüfung: Ackergras erreicht Schnittreife
Die Grünlandreifeprüfung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen umfasst die Dokumentation und Beschreibung von Erträgen und Futterqualitäten der ersten Aufwüchse von Welschem Weidelgras (Ackergras) und vom Dauergrünland bis zum empfohlenen Schnitttermin für die Ernte und Konservierung der Bestände als Grundfutter für die Milchviehfütterung.
Kühle Witterung verzögerte das Wachstum und mindert die Erträge
Mit der Grünlandreifeprüfung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen liegt hier der zweite Bericht zum Stand der Ertrags- und Qualitätsentwicklung von sechs Ackergrasbeständen in vier Klimaregionen vor. Die Ergebnisse unserer Reifeprüfung Grünland und die Wetterprognosen, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) bietet, werden mit einer EDV-Anwendung, welches von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel bereitgestellt wurde, für die Einschätzung der Entwicklung (Prognose) der Grasbestände verarbeitet.
Stand der Feldgrasbestände
Feldgrasbestände `Welsches Weidelgras´ wurden am 24. April an sechs Standorten in vier Klimaregionen beprobt. Die Aufwüchse waren mit 47 bis 58 cm Höhe bereits ansehnlich und können auch ertraglich befriedigen. Die sehr kühle Witterung der letzten Wochen hat jedoch sowohl den Ertragszuwachs deutlich eingeschränkt, als auch die Rohfaserbildung.
Gegenüber dem Vorjahr wurden etwa um 10 bis 20% geringere Erträge bei vergleichbarem physiologischen Entwicklungsstand des Welschen Weidelgrases erreicht. Die in den Regionen ermittelten Erträge in Höhe von 34,6 dt TM/ha (Hannover-Braunschweig) bis 43,3 dt TM/ha (Westliches Niedersachsen) können zwar als gut eingestuft werden, liegen aber dennoch deutlich unter dem Durchschnitt der letzten Jahre.
Der Rohfasergehalt erreichte nunmehr eine Spanne zwischen 20,9 bis 23,9 % Rohfaser in der Trockenmasse (XF i.TM). Damit ist für alle Standorte die Siloreife erreicht. Die Streubreite der Rohproteingehalte lag beim Welsches Weidelgras mit dem Beprobungstermin vom 24. April 2023 zwischen 15,6 % XP i.TM (Küste) und 19,4 % XP i.TM (Hannover-Braunschweig). Auch hier ist der anzustrebende Zielkorridor für die Schnittnutzung gegeben.
Erwartungsgemäß fällt das im Weser-Leine Bergland geprüfte Deutsche Weidelgras als Ackergrasbestand in seiner Entwicklung gegenüber den Standorten mit Welschem Weidelgras zurück. Zwar ist der Rohfasergehalt mit 20,5 % XF i.TM schon recht hoch, doch verdeutlich der noch sehr hohe Rohproteingehalt mit 23,6 % XP i.TM, dass die Schnittreife noch nicht vorliegt. Im Vergleich zu dem Deutschen Weidelgras in Dauergrünlandbeständen ist dieser Ackergrasstandort im Landkreis Osnabrück jedoch schon relativ weit entwickelt. Mit zunehmend warmer Witterung wird auch hier schnell der optimale Schnittzeitpunkt erreicht sein.
Weitere Entwicklung des Ackergrases
Als optimalen Erntezeitraum für die Siloreife werden Rohfasergehalte in dem Bereich ab 21 bis 23 % XF i.TM empfohlen. In aller Regel liegen dann, je nach Aufwuchsleistung, die Rohproteingehalte deutlich unter 18 % XP i.TM.
Tabelle 2 enthält neben den für die Klimaregion ermittelten Mittelwerten aus der aktuellen Beprobung vom 24. April auch die vom Deutschen Wetterdienst bereitgestellte Entwicklungsprognose für die 18. Kalenderwoche bis 4. Mai 2023.
Demzufolge werden für die Regionen bis zum 4. Mai deutliche Ertragszuwächse um 10 dt TM/ha und Trockenmasseerträge von insgesamt 39,7 dt/ha im Weser-Leine Bergland bis 54,3 dt/ha im westlichen Niedersachsen erwartet.
Die Rohfasergehalte werden dann auch in den kalten und trockenen Lagen bei mindestens 22,2% XF i. TM im Weser-Leine Bergland und bis etwa 23,3% XF i. TM in Hannover-Braunschweig betragen. Die Ernte ist nunmehr mit Beginn Mai einzuplanen.
In der Klimaregion Küste werden zum 4. Mai bereits Rohfasergehalte von 24,9 % XF i.TM erwartet. Der Schnitt kann folglich so rasch wie möglich erfolgen, denn die Energiedichte nimmt nunmehr schnell ab (um 0,3 MJ NEL auf 6 MJ NEL/kg TM). Vor dem Hintergrund ist eine zeitnahe Ernte geboten, um gutes Grundfutter für das Milchvieh einzufahren. Das Ertragsniveau fällt mit knapp 50 dt TM/ha bei 12,4% XP i.TM relativ niedrig im Vergleich zu Vorjahren aus.
Vergleichbar wie für die Küstenregion ist die Entwicklung der Standorte im Kernbereich der Klimaregion des Westliches Niedersachsen (Landkreise Emsland, Oldenburg, Ammerland) einzuordnen. Bei der Ausweisung des Mittelwertes in Tabelle 2 (Ergebnis Ackergras) ist hier zu beachten, dass der Standort im Grenzbereich (Landkreis Diepholz) zum nördlichen Niedersachsen bisher noch vergleichsweise geringe Rohfasergehalte hatte. Dieser Standort beeinflusst damit den Mittelwert und die Prognosedaten. Das westliche Niedersachsen ist allerdings in der Beprobung mit drei Standorten vertreten. In den Landkreisen Ammerland und Emsland weisen die beprobten Ackergrasflächen eine vergleichbare Entwicklung auf, die deutlich vor dem Standort in Diepholz einzuordnen ist.
Gemäß den hier vorliegenden Daten ist bei einem Schnitt in der ersten Maiwoche noch eine gute Grassilagequalität erreichbar.
Als Ackergras genutztes Deutsches Weidelgras im Landkreis Osnabrück erreicht den optimalen Nutzungstermin gleichfalls in der 18. Kalenderwoche. Der Energiegehalt fällt dann mit etwa 6,5 MJ NEL/kg TM noch sehr hoch aus. Die Struktur ist aber bei einem Rohfasergehalt von etwa 22% XF i.TM gegeben. Zudem zeichnet sich das junge Futter noch durch hohe Rohproteingehalte aus. Wenn die Witterung ein gutes Anwelken zulässt, ist auch hier die eine Ernte in den ersten Maitagen möglich. Sind die Witterungsbedingungen ungeeignet, darf noch auf eine gewisse Nutzungselastizität des Deutschen Weidelgrases gesetzt werden.
Mit zunehmender Reife nehmen leider auch die Eiweißgehalte in der Pflanze deutlich ab. Rohprotein aus Grassilage wird mit der Rohstoffknappheit und Verteuerung auf den Weltmärkten im Bereich der Eiweißfuttermittel besonders wertvoll für Milchviehbetriebe, was für eine tendenziell frühe Nutzung spricht.
Erste Ergebnisse vom Dauergrünland
Es werden in jeder der sechs Klimaregionen mindestens zwei Standorte Dauer-grünland beprobt, insgesamt sind es 18 Standorte (vgl. Abb. 1). Zum aktuellen Bericht konnten alle Grünlandstandorte erfasst und eine Prognose erstellt werden.
Stand der Entwicklung im Dauergrünland
Das Dauergrünland ist noch durch den Vorjahreszeitraum geprägt und hatte im vergangenen Vegetationsjahr (2022) besonders unter der Trockenheit gelitten.
Erst im September konnten sich die Bestände in Folge regelmäßig auftretender Niederschläge häufig noch vor Winter gut erholen. Trotz des insgesamt milden Winters kam es in diesem Zeitraum vereinzelt zu weiteren Schäden infolge der stark wechselnden Temperaturen und Frösten im Dezember. Auffällig ist nun eine in den häufig sehr lückigen Beständen auftretende starke Verkrautung mit Vogelmiere und Gewöhnlichem Löwenzahn im intensiv genutzten Dauergrünland. Feldmausbefall führte in manchen Regionen ebenfalls wieder verstärkt zur Lückenbildung im Grünland.
Insgesamt ergeben sich dadurch starke Unterschiede in der Ertragsentwicklung auf dem Dauergrünland. Mit dem ersten Beprobungsschnitt vom 24. April wurden im Mittel 16,7 dt TM/ha bei mittleren Aufwuchshöhen um 20 cm ermittelt. Die Erträge der Einzelstandorte lagen teilweise deutlich höher und teilweise waren diese sehr viel geringer als der genannte Mittelwert. Bei deutlich mehr als 20 cm Aufwuchshöhe wurden mit 25,9 dt TM (Landkreis Osnabrück) und 25,5 dt TM/ha (Landkreis Hannover) die höchsten Erträge an Einzelstandorten ermittelt. Die niedrigsten Erträge in Höhe 5,7 bis 6,6 dt TM/ha wurden im Landkreis Rotenburg Wümme (nördliches Niedersachsen) auf Moor- und Niederungsstandort ermittelt. Allgemein wurde auf dem Dauergrünland mit Rohfasergehalten von 18,0 bis 20,8% die frühe Weidereife erreicht. Als Ausnahme darf ein Grünlandbestand im Landkreis Osnabrück mit hohem Anteil Wiesenfuchsschwanz gelten. Vor dem Hintergrund hat die Fläche gemäß dem Rohfasergehalt zwar die frühe Schnittreife erreicht, alle anderen Parameter sprechen aber noch nicht für eine Schnittnutzung. Die weitere Entwicklung, auch der Untergräser, ist abzuwarten. Untergräser wachsen meist verzögert und können verjüngend auf einen Wiesenfuchsschwanz lastigen Aufwuchs wirken. Man tut aber gut daran, derartige Bestände ab jetzt intensiver im Blick zu haben. Je nach Witterung kann die Entwicklung plötzlich sehr rasch fortschreiten.
Entwicklung von Dauergrünland in den Regionen
In den Klimaregionen wurden Mittelwerte von 12,9 dt TM (nördliches Niedersachsen) bis 22,5 dt TM (Weser-Leine Bergland) mit Rohfaserwerten von 18,3% bis 20,3% XP i.TM ermittelt (vgl. Tabelle 3 - Ergebnis Dauergrünland). Die Energiegehalte in den Aufwüchsen waren mit 6,9 bis 7,2 MJ NEL/kg TM noch sehr hoch und die Rohproteingehalte lagen mit Ausnahme der Region Westliches Niedersachsen (20,3 % XP i. TM) in den weiteren Regionen mit 23,7 % bis 26,9 % XP in der Trockenmasse allgemein sehr hoch. Die Entwicklung wird gemäß den Prognosedaten des Deutschen Wetterdienstes nunmehr rasch voranschreiten. Es kündigt sich an, dass nach der Ackergrasernte auch bald der Schnitt für das Dauergrünland einzuplanen ist. In der ersten Maiwoche kann die Schwelle der frühen Schnittreife auf einigen Flächen bereits erreicht sein. Bei hoffentlich günstigen Witterungsbedingungen wird sich der Schwerpunkt der Grassilageernte von Dauergrünlandflächen voraussichtlich auf die darauffolgende 19. Kalenderwoche noch vor Mitte Mai konzentrieren.
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Gerd Lange
Berater Grünland und Naturschutzprogramme

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