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Grassilage – An den Stellschrauben der Siliergüte arbeiten

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Mit dem ersten Grasschnitt wird der Silagevorrat für den nächsten Winter angelegt. Wie die Erträge im Jahr 2023 ausfallen werden ist unklar. Umso mehr gilt es, die Verluste von der Mahd bis zur Fütterung so gering wie möglich zu halten. Was es bei der Silagebereitung im Wesentlichen zu beachten gilt, um beste Silagequalitäten zu erzielen, wird nachfolgend dargestellt. 

Grassilagen sind in der Winterfütterungsperiode für das Milchvieh eine wesentliche Grundfutterkomponente. Hierbei nicht nur gute, sondern eine maximal mögliche Silagequalität zu produzieren, gehört zu einem Grundstein für gesunde und leistungsfähige Kühe. Letztendlich haben beste Silagequalitäten Einfluss auf den Betriebsgewinn. 
All das sollten hinreichende Beweggründe sein, sich stetig mit Verbesserungsmöglichkeiten der Silagebereitung auseinanderzusetzen. 
Vor dem Hintergrund werden im Folgenden wesentliche Verfahrensmängel dargestellt, die in Beratungsfällen sehr häufig Ursache für eine unzureichende Lagerstabilität sowohl bei einem geschlossenen als auch bei einem offenen Silo sind.

Mindestvorschub einhalten und Silogeometrie danach ausrichten
Für das Erwärmen und Verpilzen von Silagen ist eine unangepasste Silogeometrie eine sehr häufige und teilweise auch wesentliche Ursache. Je geringer der Futtervorschub bei Siloöffnung ist, desto mehr steigt das Risiko des Abbaus von Nährstoffen und Gärsäuren im Silofutterstock. Die unerwünschte Nacherwärmung ist Ausdruck dieser Prozesse. Die Energie- und Nährstoffverluste können in den betroffenen Partien zwischen 5 – 25 % (täglich bis zu 3 %) liegen. 
Daher ist es wichtig, die erforderlichen Silomaße auf Grundlage der geplanten Fütterung bereits vor der Grassilageernte zu berechnen. Das Ziel muss ein wöchentlicher Vorschub von mindestens 2,50 m sein.
Ein Rechenbeispiel für die an den Tierbestand angepasste Silogeometrie ist im Kasten 1 aufgeführt.
Es ist vor dem Hintergrund richtig, dass sich die Praxis aktuell vermehrt mit dem Thema Silobau und damit mit der Siloerweiterung auseinandersetzt. In welchen Fällen das Übereinanderstapeln von Grasschnitten als sinnvoll betrachtet werden kann, ist in dem Zusammenhang u.a. auch eine Frage des Futtervorschubes. 

Schnitthöhe prüfen und an Narbendichte anpassen
Fehlgärungen und Nacherwärmungen stehen häufig im Zusammenhang mit dem Einbringen unerwünschter Keime in das Silo. Rohaschegehalte von mehr als 10 % in der Trockenmasse sind Ausdruck für einen erhöhten Erdanteil. In den zurückliegenden Jahren wurde das Grünland durch Mäuseschäden und Dürre recht stark in Anspruch genommen. Wo Nachsaaten nicht zum Erfolg führten, sind die Narben immer noch lückig. Auf diesen Flächen ist besonderes Augenmerk zu legen. 
Im Allgemeinen sollte für Grünlandbestände eine Schnitthöhe von 5 cm nicht unterschritten werden. Handelt es sich aber um lückiges und unebenes Grasland tut man gut daran, die Schnitthöhe mit mindestens 7 cm genauso hoch einzustellen wie für Ackergräser. Mit der relativ hohen Einstellung der Schnitthöhe wird nicht nur das Risiko des Schmutzeintrages bei der Mahd gemindert, sondern auch für allen anderen, nachfolgenden Arbeitsgängen wie dem Zetten und Schwaden. 
Mit dem Wachsen der Betriebe werden die Kontrollaufgaben des Betriebsleiters und eine korrekte Arbeitseinweisung des Personals wichtiger denn je. Auf diese Zusammenhänge hinzuweisen und im Vorfeld die Besonderheiten der einzelnen Schläge zu besprechen, ist gleichfalls wichtig, um gut vergorene und damit schmackhafte Silagen zu erzeugen.

Zügig und nicht zu hoch Anwelken 
In Silagen mit Trockenmassegehalten von weniger als 30 % finden Buttersäurebakterien (Clostridien) ihre optimalen Lebensbedingungen. Das Anwelken des Futters mindert hingegen die Stoffwechselaktivitäten der Buttersäurebildner. Durch das Anwelken wird ein wesentlicher und unerwünschter Gärkeim von vornherein besser unterdrückt. Das trägt zugleich zu einer guten Startphase der gewünschten Aktivitäten von Milchsäurebakterien bei. 
Trotz aller Vorteile des Anwelkens sollte dieses mit Augenmerk erfolgen. Trockenmassegehalte von über 40 % (maximal 45 %) sind zu vermeiden. Bei zu hohen Trockenmassegehalten lässt sich zum einen das Futter schwerer verdichten. Zum anderen wird der pH-Wert im Futterstapel aufgrund zu schwacher Gäraktivitäten nicht hinreichend gesenkt. Ein ausreichend tiefer pH-Wert ist jedoch zur Unterdrückung unerwünschter Gärprozesse erforderlich. 
In zu hoch angewelkten Silagen haben außerdem Schimmelpilze die Möglichkeit zu überdauern. Davon profitiert beispielsweise der Blauschimmelpilz Penicillium roqueforti. In den noch mit Luft gefüllten Poren des Futterstapels kann sich dieser spezielle Pilz lange Zeit am Leben erhalten. Wird zusätzlich das Silo zu schnell geöffnet, kommt es oftmals zu einer raschen Verpilzung der betroffenen Futterpartie. 

Für ein gutes Anwelken ist es empfehlenswert, den Grasbestand gleich nach der Mahd breit zu streuen. Dies kann zum einem durch den parallelen Einsatz von Mähwerk und Kreiselheuer oder mit Hilfe von Mähwerken mit Aufbereiter und Breitverteilhauben erfolgen. 
Je zügiger das Anwelken mit kurzen Feldliegezeiten gelingt, desto besser lassen sich Atmungs- und Bröckelverluste mindern. Vor dem Hintergrund sind die so genannten „24-Stunden-Silage“ als eine optimale Variante bei dem Verfahren der Grassilagebereitung zu betrachten.  

Walzarbeit Silo
Walzarbeit SiloDr. Christine Kalzendorf

Intensiv Verdichten – kein Stillstand auf dem Silo
Gärungsprozesse beginnen erst, wenn kein Sauerstoff im Futterstapel enthalten ist. Der Sauerstoff wird zunächst durch Atmungsprozesse der Pflanzenzellen verdrängt und durch Kohlendioxid ersetzt. Ist die Verdichtung unzureichend, so ist auch die Phase der Atmungsprozesse im Silo verlängert, was wertvolle Nährstoffe verbraucht. 
Mit der Verdichtungsarbeit geht es also darum, ein geringes Porenvolumen im Futterstapel zu erzielen und Gärungsprozesse schnell einzuleiten.
Die Lagerungsdichte des Futterstapels wird nicht allein durch eine intensive Walzarbeit, sondern auch durch physikalische Eigenschaften des Erntegutes beeinflusst. Mit erhöhten Anwelkgraden nimmt beispielsweise das Rückdehnungsvermögen des Erntegutes zu. 
Die Verdichtungsleistung wird darüber hinaus durch überständige Grasbestände aufgrund zu hoher Rohfasergehalten erschwert.  
Sowohl überständiges als auch zu hoch angewelktes Futter sollte deshalb kurz geschnitten werden. Es wird eine theoretische Schnittlänge von unter 4 cm empfohlen.
Nur für nasses Erntematerial dürfen die Schnittlängen mit etwa 6 cm höher ausfallen. 

Sehr oft zeigen Messungen zur Verdichtungsgüte von Silagen in der Praxis, dass die anzustrebenden Lagerungsdichten nur in wenigen Fällen erreicht werden. Die Ursachen sind nicht allein in der Diskrepanz zwischen der Bergeleistung und der Walzkapazität zu sehen. Vielen Betrieben fehlt es auch an Siloraum. Die Folge ist, dass pro Zeiteinheit zu viel Futtermasse in das Silo gelangt. Trotz schwerer Walztechnik kann dann keine ausreichende Verdichtung erfolgen. 
Welche weiteren Maßnahmen insbesondere der Walzschlepperfahrer zu beachten hat, ist im Kasten 2 zusammenfassend aufgeführt. 

Silo unverzüglich abdecken; Siloabdeckung perfektionieren
Eine sorgfältige Siloabdeckung schränkt den Gasaustausch des Futterstapels mit der Umwelt stark ein. Im geschlossenen Futterstapel treten anfänglich noch Atmungsprozesse auf. Die Restluft wird verbraucht und Kohlendioxid gebildet. Mit dem Ausschluss von Luft setzen nun die Gärungsprozesse ein. Diese tragen zur weiteren Kohlendioxidbildung bei. Das im Futterstapel entstehende Kohlendioxid hat zwei positive Effekte: es führt zu anaeroben Bedingungen und es wirkt auf aerobe Bakterien und Pilze hemmend. Vor dem Hintergrund ist das Absaugen von Gärgasen, auch bei einer starken Gasentwicklung, ein grundsätzlicher Fehler.

Prinzipiell sollte der Futterstapel mit zwei Folien abgedeckt und zusätzlich mit einem Siloschutzgitter geschützt werden. In der Praxis hat sich hierbei die Anwendung von Unterziehfolien mit einer Silofolie bewährt. Die Silokanten sind vollständig mit Sand- oder Kiessäcken auszulegen, so dass die Folie auch bei einer starken Gasbildung im geschlossenen Futterstapel fest verankert bleibt. Das Siloschutzgitter hat zwei wesentliche Funktionen. Es schützt die Silofolie vor mechanischen Beschädigungen und verhindert das Flattern der Folie.
Aller 4 bis 5 Meter sind über die Silobreite beschwerende Querriegel in Form von Silosandsäcken zu legen. Insbesondere für die Auslagerungsphase haben sich die eng gelegten Querbarrieren bewährt, da sie das Hochflattern der Folie und das Eindringen von Luft in tiefere Schichten verhindern.

Wir halten fest: Alle siliertechnischen Maßnahmen haben das Ziel, die Silierung so rasch wie möglich in Gang zu bringen. Je schneller dieses in Verbindung mit einer ausreichenden pH-Absenkung gelingt, desto besser können Nährstoffe des Siliergutes konserviert und Verluste gemindert werden.  
Neben einem gut gepflegten Grünlandbestand ist die Sorgfalt der Siliertechnik von hoher Bedeutung für die Absicherung einer guten Qualität im Silo. 

Kasten 1: Beispiel zur Berechnung der Silogeometrie
Um den Mindestanforderungen zum Futtervorschub im Winter von 1,50 m je Kalenderwoche entsprechen zu können, ist der an den Tierbestand angepasste wöchentliche Futterbedarf zu ermitteln. Daraus leitet sich bei festgelegter Silobreite die maximale Silohöhe ab. 
-siehe angefügte Datei-

Kasten 2: Empfehlungen zur Verbesserung der Verdichtungsarbeit

  • Walzschlepper mit Horizontalverteilern und Erntewagen mit Dosierwalzen ausrüsten, um das Futter im Silo breit zu verteilen und somit das Festfahren von Futterwülsten zu verhindern.
  • Schichtdicken des Futters von 15 - 20 cm nicht überschreiten.
  • für einen hohen Auflagedruck des Walzschleppers je Zeiteinheit sorgen durch: langsames Fahren (max. 3 bis 4 km/h), den Einsatz schwerer Walztechnik (Radachslast von mindestens 2 t plus weitere Beschwerung des Schleppers), Verzicht auf Zwillingsbereifung und einen Reifeninnendruck von 2 bar. 
  • Stellen Sie sicher, dass einzelne Futterschichten drei- bis viermal überfahren werden; ansonsten zwei Walzschlepper einsetzen oder Bergeleistung reduzieren oder parallel zwei Siloplatten befüllen.