3. Mitteilung Grünlandreifeprüfung - Grasbestände machen den Unterschied
Feldgrasbestände wurden weitgehend mit mittleren Erträgen bei guter Qualität geerntet. Das Dauergrünland kommt erst jetzt in Schwung, nachdem es lange kalt war und die Entwicklung stockte. Auch innerhalb der sechs Klimaregionen ist die Entwicklung der Grünlandaufwüchse in Abhängigkeit vom Standort und dem Bestandtyp (Vegetation) sehr unterschiedlich. Die Entwicklung in den Regionen schreitet nun rasch voran und die Erntefahrzeuge sind startbereit (siehe Ackergras).
Ackergras geerntet, Grünland uneinheitlich
Die Ergebnisse unserer aktuellen dritten Mitteilung zur Reifeprüfung Grünland und die Wetterprognosen, die der Deutsche Wetterdienst (DWD) bereitstellt, werden mit einem Prognosemodell verarbeitet, um die Entwicklung bis 12. Mai einzuschätzen.
Stand der Feldgrasbestände
Die Entwicklung der Ackergrasbestände verlief in diesem Jahr sehr unterschiedlich. In Verbindung mit kalten Nächten und wiederholt sehr geringen Tagestemperaturen wirkten sich standörtliche Mängel in Bezug auf Nährstoff- und Wasserverfügbarkeit umso deutlicher in der Masseentwicklung und damit auch in der Rohfaserbildung aus, wobei die Zuckergehalte stabil hoch waren. Die Feldgrasbestände wurden in den meisten Fällen bis Anfang Mai mit sehr günstigen Inhaltsstoffen und hohen Energiegehalten geerntet. Die in diesem Jahr letzten für den ersten Aufwuchs vorliegende Probenahme erfolgte am Dienstag 2. Mai:
Ergebnisse beim Ackergras (Tabelle 1)
Für das Welsche Weidelgras zeigte sich bei relativ ausgewogenen Bestandshöhen zwischen 57 bis 65 cm ein vergleichsweise differenziertes Ertragsergebnis: während der Standort im Raum Hannover (Region IV) bei 65 cm Aufwuchs mit 37,6 dt TM/ha in der vorangegangenen Woche nur wenig Ertragszuwachs (0,37 dtTM/ha/d) hatte, lagen die Zuwachsraten in den weiteren Regionen mit 1,34 dt TM/ha/d (Westliches Niedersachsen) bzw.1,47 dt TM/ha/d (Küste) deutlich darüber. Auch der Standort mit Deutsches Weidelgras als Ackerfutter erreichte in diesem Zeitraum vom 24. April bis 2. Mai mit 35,6 dt TM/ha eine tägliche Zuwachsrate in Höhe 0,73 dt TM/ha/d.
Die Rohfasergehalte der `echten´ Ackergräser (Welsches Weidelgras) lagen bis 2. Mai bei geringem Unterschied zwischen den Einzelstandorten auf einem sehr günstigen Niveau von 22,0 XF i.TM (Küste, Hannover-Braunschweig) bis 22,5 % XF i.TM (Westliches Niedersachsen). Die Variation der Rohfasergehalte zwischen den Standorten lag allein innerhalb der Region Westliches Niedersachsen bei 20,2 % XF i.TM (Emsland) bis 24,4 % XF i.TM (Ammerland).
Der Ackergrasbestand mit Deutsches Weidelgras lag dagegen mit 19,8 % XF i.TM noch in einem für die Ernte noch zu jungen physiologischen Bereich. Auch der Rohproteingehalt lag an diesem Standort im Weser-Leine Bergland mit 20,1 % XP i.TM noch auf sehr hohem Niveau. Das Ackergras kann hier ggf. zeitgleich mit dem Dauergrünland geerntet werden.
Die Eiweißgehalte der weiteren Ackergrasbestände lagen zum Erntezeitpunkt 2.Mai bei 13,1 % XPi.TM (Küstenregion) bis 15,8 % XP i.TM (Westliches Niedersachsen) in den Regionen. Die Zuckergehalte lagen allgemein deutlich über den Eiweißgehalten in der Trockenmasse und beschreiben mit 15,0 % bis 22,9 % Gesamtzucker in der Trockenmasse (XZ i.TM) sowohl die Spanne der Regionen als auch der Einzelstandorte.
Weitere Entwicklung bei Ackergräsern (Tabelle 2)
Das noch auf dem Halm stehende Ackergras sollte nun einsiliert werden, denn die Entwicklung lässt nun die Grenzen der für den Zielkorridor einer Qualitätsernte rasch näher rücken bzw. überschreiten. Die Rohproteingehalte werden auf Werte deutlich unter 14% XP i.TM absinken und durchaus unter 10% XP in Trockenmasse liegen können, während die Rohfaseranteile beim Welschen Weidelgras auf 24,5 % XF i.TM (Hannover Braunschweig) bis 26,3 % XF i.TM (Küstenregion) ansteigen werden.
Die Energiegehalte für Bestände `Welsches Weidelgras´ werden in der 19. Kalenderwoche auf Werte von 6,0 bis 6,1 MJ NEL/kg TM absinken. Das nutzungselastische Deutsche Weidelgras im Weser-Leine Bergland erreicht dann noch etwa 6,3 MJ NEL/kg TM, sollte dann aber auch dringend geerntet werden.
Erntetermine jetzt festlegen
Die ersten Maiwochen werden in den Milchviehbetrieben für die Ernte des ersten Grünlandaufwuchs reserviert. Mit der zweiten Probenahme vom 2. Mai rückt der Grasschnitt in niedersächsischen Milchviehbetrieben nun bereits deutlich nahe und kann geplant werden. Ertragsniveau und Inhaltsstoffe der Einzelstandorte sind in diesem kühlen Frühjahr deutlich differenziert. Auch die Entwicklung der Schnittreife welche von dem Rohfaseranteil in der Trockenmasse abhängt war bisher ebenfalls noch sehr unterschiedlich, so dass der Einzelstandort von den Empfehlungen der Schnitttermine in den Regionen abweichen kann.
Entwicklungsstand im Grünland (Tabelle 3)
Im Bereich der Klimaregion Küste wurden bei durchschnittlich 25,5 cm hohem Aufwuchs an sechs Standorten mittlere Erträge von 25,3 kg TM/ha erreicht. Auch die Rohfasergehalte der Einzelstandorte lagen mit 17,4% bis 19,8% XP in TM an allen sechs Standorten dieser Region deutlich unter dem Optimum, einzelne Standorte werden aber schon bald den angestrebten Bereich ab 21% bis 24% XF i.TM erreichen. Die Rohproteingehalte waren in einer Spanne von 19,9 % bis 23,7 % XP i.TM mit durchschnittlich 21,7 % XP in TM noch ziemlich hoch.
Klimaregion II (nördliches Niedersachsen) wird durch 4 Standorte repräsentiert. Die Spanne der Rohfasergehalte lag in dieser Klimaregion bei 2,0 % XF i.TM, wobei die Standorte im Landkreis Rotenburg (Wümme) mit 17,8 bzw. 18,2 % XF i.TM und nur etwa 11 dt TM/ha deutlich hinter den mit 24,3 bzw. 27,8 dt TM/ha ertragreicheren Standorten der Landkreise Cuxhaven und Stade lagen. Mit 18,9 bzw. 19,8 % XF i.TM waren deren Aufwüchse auch in der Reifeentwicklung weiter fortgeschritten.
In der Klimaregion IV im westlichen Niedersachsen werden für die Probenahme vom 02. Mai differenzierte Ergebnisse ausgewiesen. Der Standort im Landkreis Minden-Lübbecke war zu diesem Zeitpunkt mit 16,2 % Rohfaseranteil der physiologisch jüngste Bestand der gesamten Prüfung, was auf einen sehr blattreichen hohen Anteil Deutsches Weidelgras zurückgeführt wird, wobei die Schossphase möglicherweise aufgrund besonders später Sorten zur Probenahme noch nicht eingeleitet worden war. Die Bestände in den Landkreisen Diepholz und Nordhorn lagen dagegen mit 19 bzw. 19,6 % XF i.TM bereits auf vergleichsweise hohem Niveau, sowohl in den Aufwuchshöhen (19 bis 28 cm) als auch im Ertrag (13,8 bis 30,5 dt TM/ha) jedoch wiederum sehr unterschiedlich ausgeprägt.
In der Region nordöstliches Niedersachsen (2 Standorte) konnte nur ein Standort im Landkreis Gifhorn ausgewertet werden. Dieser zeichnet sich durch einen hohen Anteil Deutsches Weidelgras sowie leichte Verkrautung mit Vogelmiere aus. Der Bestand hat bereits nahezu 32 cm Aufwuchshöhe und zeigt mit 29,8 dt TM/ha und 20,2 % XF i.TM eine fortgeschrittene Entwicklung auf.
Die Untersuchungsflächen im Weser-Leine Bergland konnten ebenfalls deutlich in der Rohfaserbildung auf 21,1 % XF in TM zulegen und erreichten bereits die frühe Schnittreife. Hierbei muss auf den Obergrasanteil am Standort im Kreis Osnabrück hingewiesen werden, der mit 21,9 % XF i.TM die Schnittreife erreicht hat, allerdings aufgrund eines höheren Anteils Wiesenfuchsschwanz im Bestand, der sich durch die nachwachsenden Untergräser relativ verringern kann.
Entwicklung in Klimaregionen (Tabelle 4)
Niederschläge und zunehmende Temperaturen befördern in den nächsten Tagen deutliche Ertragszuwächse um 1,5 bis 1,9 dt TM/ha täglich, was Auswirkungen auf die Rohfaser und den damit einhergehenden Eiweißrückgang haben wird.
Bestände machen den Unterschied
Bis zum 12. Mai ist in den Regionen Küste, Westliches Niedersachsen und Nördliches Niedersachsen mit Werten um 21,6 bis 22,1 % XF i.TM zu rechnen. Während fortgeschrittene Bestände sowie anteilig mit Obergräsern (z.B. Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz) gebildete Aufwüchse bereits zu Beginn der zweiten Maidekade die frühe Siloreife erreichen werden, sollte für die etwas weniger entwickelten, noch jungen Aufwüchse (ohne fühlbare Ähre im Halm) bei einem hohen Anteil Deutsches Weidelgras ein Erntetermin in der 20. Kalenderwoche gewählt (15. bis 21.Mai) werden.
In den Klimaregionen Hannover-Braunschweig und Nordöstliches Niedersachsen wird mit 22,7 bzw. 23,1 % XF i.TM bei 35 dt TM/ha und 17,1 bzw.15,7 % XP i.TM im Verlauf der 19. Kalenderwoche bis 12. Mai die volle Siloreife erreicht sein.
Im Bereich Weser-Leine Bergland werden bis 12. Mai bereits mehr als 42 dt TM/ha Ertrag bei 24 % XF i.TM erreicht sein, so dass eine zeitnahe Ernte in der 19.Kalenderwoche (8. bis 14. Mai), sofern die Witterung gute Erntebedingungen ermöglicht, angestrebt werden sollte.
Unsere Berichte basieren auf den Ergebnissen von Einzelstandorten und deren Mittelwerten in den verschiedenen Klimaregionen. Die Prognose der weiteren Entwicklung kann daher ebenfalls nur eine Annäherung an die tatsächliche Entwicklung sein und ist für die eigenen Grünlandbestände innerhalb der Klimaregionen nur bedingt zutreffend. Die Beobachtung der eigenen Grünlandbestände sollte immer vergleichend erfolgen, z.B. durch wiederholte Überprüfung der Obergrasanteile sowie den Beginnn des Ährenschiebens im Grünland mit hohem Untergrasanteil (Deutsches Weidelgras).
Wir fassen zusammen
- Aufgrund der weiterhin unbeständigen Witterung ist jetzt auf günstige Erntebedingungen für das Anwelken und schmutzarmes Einsilieren Wert zu legen.
- Die Ertragsbildung und die Reifeentwicklung fallen sehr unterschiedlich aus und können nicht auf jeder Einzelfläche optimal berücksichtigt werden.
- Fortgeschrittene Bestände können bei Aufwuchshöhen ab 35 cm einsiliert werden.
- Spät reifende, blattreiche Bestände Deutsches Weidelgras können mit Beginn des Ährenschiebens, fühlbar in der oberen Blattscheide der Halme, einsiliert werden.
- Die Ernte der Grassilage vom Dauergrünland hat bereits begonnen und wird sich im Verlauf der 19. und 20. Kalenderwoche fortsetzen.
Kontakte
Gerd Lange
Berater Grünland und Naturschutzprogramme

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