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Grünland und Futterbau im Wandel

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Wie sieht die Zukunft der Grünlandnutzung aus? Diese Frage bewegt aktuell nicht nur Futterbauern in Niedersachsen, sondern in ganz Deutschland. Eine einfache Beantwortung ist nicht möglich, denn es gilt, sehr viele Themenfelder neu bzw. anders zu denken.

LWK Feldtag 2023
LWK Feldtag 2023LWK Niedersachsen

In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt natürlicherweise fast ausschließlich auf der Futterproduktion. Es galt und gilt, in Quantität und Qualität den Ansprüchen der jeweiligen Tierart im Rahmen der Futtererzeugung auf dem Grünland gerecht zu werden. Neben der reinen Futterproduktion für unsere Rinder- und Milchviehbestände kommen dem Grünland aber auch weitere Aufgaben zu, wie auch auf den diesjährigen LWK Feldtagen in Poppenburg deutlich wird.. Künftig sind zunehmend die nachfolgend aufgeführten Forderungen zu berücksichtigen:

  • Die Steigerung der Biodiversität, also die Zunahme der Artenvielfalt auf ausgewählten Flächen
  • Den Wasserschutz auch auf dem Grünland einen noch größeren Raum zu geben, sowohl durch eine reduzierte Stickstoffdüngung in nitratsensiblen Gebieten als auch durch Schaffung von Pufferstreifen an Gewässern
  • Den Klimaschutzzielen auf (noch) landwirtschaftlich genutzten Moor-Grünlandflächen nachzukommen, entweder durch Wasserstandsanhebung als auch durch eine teilweise Wiedervernässungsmaßnahmen
  • Maßnahmen des Wassermanagements durch Vorhalten von Flächen in Überschwemmungsgebieten zu unterstützen
  • Attraktive Lebensräume für Wiesenbrüter bereitzustellen
  • Das heterogene und vielfältige Landschaftsbild des Grünlandes unter Einbeziehung von Weidetieren auch bei einer gewissen Wolfspopulation zu wahren
  • Die Anwendung von Pflanzenschutzmittel so gering wie möglich zu halten, insbesondere in Schutzgebieten
  • Auf eine komplette Grünlanderneuerung sensibler Dauergrünlandstandorte so gut wie möglich zu verzichten.

Diese Auflistung an Forderungen ist nur ein Auszug. Sie macht die Multifunktionalität des Grünlandes deutlich.

Kräuterreiche Mischungen
Kräuterreiche MischungenDr. Christine Kalzendorf

Vor dem Hintergrund sind auch die Demonstrationsanlagen der Station „Grünland und Futterbau“ breit gefächert aufgestellt. Sie befassen sich beispielsweise mit dem Klimawandel und trockenheitsresilienten Arten für das Grünland und den mehrjährigen Futterbau. Für das Wachstum von Gras und von allen anderen mehrjährigen Futterkulturen wird viel Wasser benötigt. Im Vergleich zu allen anderen Ackerfrüchten ist der Wasserbedarf für das Grünland am höchsten. Es verbraucht während der Vegetationszeit am Tag durchschnittlich zwischen 2,2 bis 3,1 mm Niederschlag je Quadratmeter, im Extrem können die Werte zwischen 1,1 bis 15,5 mm liegen. Wassermangel ist für Gräser daher mit beträchtlichen negativen Konsequenzen für die Ertragsbildung der Futterpflanzen verbunden. Dennoch: mit Wasserstress können einige Futter- (Grünland)pflanzen besser umgehen als andere. Welche Gras-, Leguminosen- und Kräuterarten sich für trockenheitsresiliente Grünlandmischungen bewähren, ist auf einem Teil der Demonstrationsflächen zu sehen.

Futter zu produzieren mit Hilfe von Zwischenfrüchten ist ein weiterer Themenkomplex. Dass es gelingen kann, artenreiches Grünland nicht nur auf den extensiv genutzten Flächen anzusiedeln, sondern auch für das Intensivgrünland gute Chancen für ein erhöhtes Artenaufkommen bestehen, wird im Rahmen dieser Station deutlich.  Mit der Einbindung von Leguminosen und speziellen Kräutern auf dem Grünland kann gar der Futterwert und die Akzeptanz des Futters verbessert werden. Auch aus wirtschaftlichen Aspekten lohnt es sich, über diese futterbauliche Aufwertung nachzudenken, denn der Zukauf von Protein- und Mineralfutter aber auch von mineralischen N-Düngemitteln lässt sich dadurch reduzieren.

Futterbauliche Aufwertung
Futterbauliche AufwertungDr. Christine Kalzendorf

Was bei der erfolgreichen Etablierung derartiger Bestände zu beachten ist und welche Nutzung für eine hohe Verweildauer der Arten anzustreben ist, erfahren Sie an diesem Demonstrationsfeld.

Die novellierte Düngeverordnung bietet für das Grünland sehr viel Gesprächsstoff, denn die möglichen N-Gaben auf dem Grünland wurden erheblich im Vergleich zu der vor 2017 gegebenen Empfehlungen reduziert. Aktuelle N-Steigerungsversuche auf dem Grünland wurden vor dem Hintergrund seitens der Landwirtschaftskammer vor allem auf Moor-Praxisflächen angelegt. Es gilt, den N-Düngebedarf des Grünlandes einer Überprüfung zu unterziehen und neues Zahlenmaterial zur Evaluierung zur Verfügung zu haben. Als Demonstrationsanlage wurde auch in Poppenburg dieser N-Steigerungsversuch angelegt. Hier dürfen Sie sich nicht nur über die bisherigen Ergebnisse dieses Versuches informieren, sondern auch zu Empfehlungen der Düngung des Grünlandes in roten oder in den nicht nitratsensiblen Gebieten, die Gabenaufteilung sowie dem effizienten Einsatz von Wirtschaftsdüngern.

 

Die Station „Grünland und Futterbau“ bietet in gewisser Weise auch eine technische Ausstellung in Form von drei unterschiedlichen Bereichen. Das betrifft zum einen die sensorgestützte Ampferbekämpfung. Vor allem die großblättrigen Ampferarten sind als lästiges Unkraut auf dem Grünland bekannt. Eine Ampferpflanze produziert pro Jahr bis zu 60.000 Samen und im Boden bleiben die Samen über mehrere Jahrzehnte keimfähig. Damit wird das Problem für die Unkrautpflanze Nummer 1 auf dem Grünland deutlich, denn der Lichtkeimer bekommt in Dürrejahren zusätzlich Raum für seine Ausbreitung. Auf der anderen Seite besteht der Wunsch, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln so gering wie möglich zu halten. Die sensorgestützte Technik kann hierzu einen Beitrag leisten, denn hiermit wird eine Einzelpflanzenbehandlung ermöglicht. Welche Fortschritte die Automatisierung speziell für die Ampferbehandlung genommen hat, wird auf der Station gezeigt.

Wie mit Drohnentechnik Wild bei der Mahd von Grünlandflächen erkannt werden kann, stellt die Jägerschaft der Region vor. Die Rehkitzerkennung durch Wärmebildkameras ist in der Zwischenzeit eine anerkannte Methode zum Schutz der Tiere. An dieser Station kann man sich weitere vertiefende Informationen zur Vergrämung des Wildes vor der Mahd einholen.

Zu guter Letzt werden auf der Fläche aber auch wolfabweisende, elektrische Zäune ausgestellt, um Schafen, Ziegen, Pferden oder Rindern einen möglichst hohen Schutz im Rahmen der Beweidung zu geben. An dieser Station erhalten Sie Informationen zu aktuellen Wolfsgeschehnissen in Niedersachsen und zu den Fragen, wie man sich als Tierhalter bei einem vermuteten Wolfsübergriff verhält und wie man bei Wolfssichtungen und Wildtierfunden zu reagieren hat.

 

 

Kontakte

Frerich Wilken

Frerich Wilken

Nährstoffeffizienz im Futterbau

frerich.wilken~lwk-niedersachsen.de

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