4. Mitteilung Grünlandreifeprüfung – Erträge häufig noch gering
Es zeigte sich auch in der zurückliegenden Woche eine in den nördlichen und nordöstlichen Klimaregionen recht verhaltene Entwicklung der Grünlandbestände. Dabei waren die Ergebnisse innerhalb der Klimaregionen stark differenziert und durch Boden- und Standortparameter deutlich beeinflusst.
Die Schnittreife für die Einsilierung als Viehfutter für das Milchvieh wird beginnend mit der 20. Kalenderwoche erreicht.
Ernteempfehlungen 2023 vom Einzelstandort abhängig
Die Ergebnisse zur Reifeprüfung im Dauergrünland vom 8. Mai wurden beim Deutschen Wetterdienst in Braunschweig für die aktuelle Prognose der Entwicklung bis 18. Mai genutzt. Die Unterschiede unserer Ergebnisse innerhalb der Regionen lassen sich mit dieser Prognose leider nicht ausreichend abbilden, weshalb der eigene kritische Blick auf die Grünlandbestände in diesem Jahr besonders wichtig ist.
Stand und Entwicklung im Dauergrünland
Es zeigte sich auch in der zurückliegenden Woche eine insbesondere in den nördlichen und nordöstlichen Klimaregionen weiterhin verhaltene Entwicklung der Grünlandbestände. Dabei waren die Ergebnisse auch innerhalb der Klimaregionen stark differenziert und durch Boden- und Standortparameter deutlich beeinflusst.
Die Vegetation war zudem nicht einheitlich mit Deutschem Weidelgras, sondern (infolge der Sommertrockenheit 2022) teilweise von eingewanderten einjährigen (Weiche Trespe) oder auch etablierten Gräsern wie Gemeine Rispe, Wolliges Honiggras und Wiesenfuchsschwanz geprägt, auch wenn es sich um intensiv genutzte Weidelgras-Weißkleeweiden Bestände handelte. An kalten Standorten verzögerte sich die Entwicklung der Untergrasbestände (Deutsches Weidelgras, Gemeine Rispe), während Bestände die von Obergräsern (Wiesenfuchsschwanz, Weiche Trespe) durchwachsen sind auch in klimatisch ungünstigen Lagen den notwendigen Ertrags- und Rohfaserzuwachs frühzeitiger erreichten.
Die Erträge in der Region Küste (Region I) waren bisher (Stand 8.Mai) bei Bestandshöhen zwischen 21,5 bis 35,8 cm und mit durchschnittlich 32 dt TM/ha in einer Spanne von 19 bis 36 dt TM/ha nicht zufriedenstellend. Die Rohfasergehalte in der Wesermarsch und im Landkreis Cuxhaven erreichten dabei nur 19,4% bis 19,6% XF in der Trockenmasse (XF i.TM), während Standorte in Ostfriesland (AUR) und in Friesland (WTM) mit 21,2 bis 22,0 % XF i.TM bereits die frühe Silo-Schnittreife erreichten. Um Himmelfahrt 2023 (18. Mai) könnten viele Standorte in der Region Küste bei voller Siloreife und mit angemessenen Erträgen um 40 dt TM/ha geerntet werden. Benachteiligte Standorte (kalte Böden) werden voraussichtlich nur etwa 30 dt TM/ha einfahren können, wobei der Eiweißgehalt in den schwachwüchsigen Beständen etwas höher ausfallen könnte als im Mittel für die Klimaregion Küste mit 15,6 % XP i.TM prognostiziert.
Klimaregion II (nördliches Niedersachsen) wird durch 4 Standorte repräsentiert, die sich in ihrer Entwicklung ebenfalls deutlich unterscheiden. Die zwei im Landkreis Rotenburg angesiedelten Standorte erreichten zu Beginn der zweiten Maiwoche keine 30 cm Bestandshöhe und fallen auch im Ertrag mit 14,7 bzw.16,5 dt TM/ha gegenüber den Standorten im Landkreis Cuxhaven (36 dt TM/ha) und im Landkreis Stade (41,6 dt TM/ha) deutlich zurück. Trotz der fortgeschrittenen Bestands- und Ertragshöhe waren die Rohfasergehalte der ertragsstärkeren Standorte mit 18,5 % XF i.TM (Stade) und 19,6% XF i.TM (CUX) geringer als jene in Rotenburg, die bereits 20,0 bzw. 20,6 % XF i.TM (ROW) erreichten. Bis Mitte Mai wird die volle Siloreife an den Standorten der Klimaregion nördliches Niedersachsen mit 23,2 % XF i.TM erreicht sein, allerdings bei sehr unterschiedlichem Ertragsniveau von weniger als 30 dt TM/ha (Moorstandorte, Niederungen) bis deutlich über 45 dt TM/ha (Elbmarsch).
In der Region östliches Niedersachsen (Region III) konnten zwei Standorte ausgewertet werden. Der Standort in Echem ist aufgrund seiner kalten Marschböden und mit seiner geringen Aufwuchshöhe und dem niedrigen Ertragsniveau von 12 dt TM/ha noch weit von seiner Nutzungsreife als frühe Silage entfernt. Auch der niedrige Rohfasergehalt (18,5 % XF i.TM) und der relativ hohe Eiweißgehalt (22,8 % XP i.TM) dieser aktuellen Ergebnisse sind gute Gründe für ein weiteres Abwarten der Siloernte in Echem, etwa bis in die zweite Maihälfte bzw. dritte Dekade des Monats.
Deutlich fortgeschritten ist dagegen der Grünlandbestand in Wittingen mit sehr ansehnlichen 46 cm Bestandshöhe und 38,9 dt TM/ha. Die volle Siloreife war in dieser Region mit 23,2 % XF i.TM bereits erreicht, die Rohproteingehalte lagen bei abnehmender Tendenz mit 15,4 % XP i.TM noch im günstigen mittleren Bereich.
Klimaregion IV (Hannover-Braunschweig) ist durch zwei vergleichsweise unterschiedlich geprägte Standorte in der Region Hannover repräsentiert. Der Hochmoorstandort in Neustadt war im Ertrag mit 22,9 dt TM/ha bei 20 cm Bestandshöhe weit hinter dem Mineralboden in Obershagen mit 46 cm Bestandshöhe und 34,9 dt TM zurück. Die Bestände ähnelten sich in Bezug auf den Rohfaseranteil mit 20,2 bz. 20,7 % XF i.TM dennoch in ihrer Silo-Reifeentwicklung. Der schwach entwickelte Bestand (Hochmoor) hatte mit 21% XP i.T. Rohprotein-gehalt deutlich mehr Eiweißanteil und ist damit etwas nutzungselastischer als der fortgeschrittene Bestand (lehmiger Sand) mit nur 16,2 % XP i.TM (Stand 8. Mai).
In der 20. Kalenderwoche werden die Grünlandbestände in der Klimaregion IV, der Region Hannover etwa 24% Rohfaser in der Trockenmasse aufweisen, das Ertragsniveau wird dann im Mittel mehr als 40 dt TM/ha betragen und die Rohproteingehalte werden deutlich auf 14,2 % XP im Mittel der Standorte absinken. Die Hochmoorstandorte und die Niederungen in der Region Hannover-Braunschweig sind aufgrund der weiterhin nicht wirklich erwärmten Böden häufig noch nicht erntereif und könnten daher erst in der 21. Kalenderwoche zur mittleren Silo-Schnittreife ab 22 - 23 % XF i.TM oder noch etwas später zur Erntereife bei >24 % Rohfaser in der Trockenmasse gelangen.
Die Untersuchungsflächen im Weser-Leine Bergland (Region V) erreichten am 8. Mai 2023 mit 22,3 bzw. 23,8 % XF i.TM bereits die volle Silo-Schnittreife. Sehr günstig sind die vergleichsweise hohen Rohproteingehalte von 19,0 bzw. 19,3 % XP i.TM in diesem Zusammenhang zu bewerten.
In der kommenden 20. Kalenderwoche werden in der Klimaregion Weser-Leine Bergland bereits 50 dt TM/ha Ertrag erreicht sein, womit der Rohfaseranteil der Trockenmasse deutlich auf über 26 % XF i.TM ansteigt und der Rohproteingehalt deutlich (15,3 % XP i.TM) abnimmt, so dass in der Futterration für die hochleistende Milchkühe eine entsprechend rohfaserarme Komponente notwendig würde.
Im westlichen Niedersachsen (Region VI) wurden für die Probenahme vom 08. Mai zwei von drei Standorten beprobt, da der südwestliche Standort Nordhorn bereits betrieblich genutzt worden war. In der Region VI wurden einheitliche Ergebnisse in Bezug auf die Rohfaser- (20,2 und 20,9 % XF i.TM) und Rohproteingehalte (14,1 bzw. 15,4 % XP i.TM) ermittelt. Die Bestandshöhen und die Erträge waren in dieser Region bei 28,3 cm mit 25 dt TM/ha (DH) und 37 cm mit 32 dt TM/ha (MI) etwas differenzierter ausgefallen. Bis Mitte Mai wird die volle Siloreife an den Standorten der Klimaregion westliches Niedersachsen mit 23,9 %XF i.TM und bei ausreichender Energiedichte um 6,3 MJ NEL/kg TM erreicht sein, allerdings bei relativ geringem Ertragsniveau von nur 30 - 35 dt TM/ha.
Wir fassen zusammen
Die Prognose der Reifeentwicklung basiert auf Mittelwerten der Ergebnisse von jeweils zwei bis sechs (Küste) Einzelstandorten. Die Einzelstandorte unterscheiden sich 2023 besonders innerhalb der Regionen deutlicher in der Ertragsbildung als in der Reife-Entwicklung. Untergrasbestände auf kalten Standorten (Moore, feuchte Marschen) waren zunächst deutlich geringer entwickelt als die Obergrasbestände, kommen aber demnächst ins Ährenschieben.
Fortgeschrittene Bestände können bei Aufwuchshöhen ab 35 cm einsiliert werden. Spät reifende, blattreiche Bestände Deutsches Weidelgras können mit Beginn des Ährenschiebens, fühlbar in der oberen Blattscheide der Halme, einsiliert werden. Die Ernte der Grassilage vom Dauergrünland hat bereits begonnen und wird sich im Verlauf der 20. sowie auch noch in der 21. Kalenderwoche fortsetzen.
Unsere Berichte basieren auf den Ergebnissen von Einzelstandorten und deren Mittelwerten in den verschiedenen Klimaregionen. Die Beobachtung der eigenen Grünlandbestände sollte immer vergleichend erfolgen, z.B. durch wiederholte Überprüfung der Obergrasanteile sowie des Beginns des Ährenschiebens in Grünland mit hohem Untergrasanteil (Deutsches Weidelgras).
Mit diesem Bericht beenden wir die Berichterstattung zur Silo-Schnittreifeprüfung 2023 für das Dauergrünland und den Ackerfutterbau.
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