Heimisches Saatgut mit hervorragender Qualität
Verband Niedersächsischer Saatguterzeuger und Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeichnen vier Betriebe aus – Verbands-Geschäftsführer Thiel scheidet nach mehr als einem Jahrzehnt aus dem Amt – Vermehrungsfläche in Niedersachsen sinkt – Experten-Rat für den Soja-Anbau
Vertreter der Unternehmen Wilhelm Günther (Hanstedt II, Uelzen), Gräflich Bernstorffsche Betriebe (Gartow, Kreis Lüchow-Dannenberg), Peper GbR (Marxen, Kreis Harburg) sowie die Wirtschaftsbetriebe Meppen (Lathen, Kreis Emsland) erhielten Urkunden sowie Fachbuchpräsente aus den Händen von Arnd-Kristian Lauenstein (stellvertretender VNS-Vorsitzender), Ulrich Löhr (Mitglied der Kammerversammlung der LWK, Vorsitzender des LWK-Ausschusses Arbeitnehmerberatung/Weiterbildung und Landvolk-Vizepräsident), Henrich Meyer zu Vilsendorf (im Landwirtschaftsministerium zuständig für Ackerbau, Grünlandwirtschaft und Nährstoffmanagement) sowie von Andreas Otte (beim Saatguthersteller KWS Leiter Produktion und Logistik Deutschland). Das hochwertige Hoftorschild aus Messing mit der Aufschrift „Premium-Vermehrungsbetrieb Saatgut Niedersachsen 2023“ wird den ausgezeichneten Betrieben vor Ort überreicht.
Heimische Saatguterzeugung mit hohem Stellenwert
In seinem Grußwort betonte Meyer zu Vilsendorf die enorme Bedeutung der heimischen Saatguterzeugung. Hierzu ist ein Gespräch mit der Spitze des Ministeriums geplant, damit Agrarministerin Miriam Staudte einen vertieften Einblick in diesen wichtigen Betriebszweig erhält. Das Land Niedersachsen möchte überdies den Leguminosenanbau fördern und baut hierbei auf die große Projekterfahrung der LWK.
In seinem Jahresbericht hob der stellvertretende VNS-Vorsitzende Lauenstein, der den erkrankten Vorsitzenden Albrecht Brammer vertrat, neben den Punkten SUR (Sustainable Use Regulation, nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln), PRM (Plant Reproductive Material, sprich Saat- und Pflanzgut) und der Diskussion um gebeiztes Saatgut auf die Anstrengungen von Landes- und Bundesverband ab, die Wirtschaftlichkeit der Saatgutvermehrung zu verbessern. Denn hier sind Erosionserscheinungen deutlich spürbar: Immer mehr Betriebe geben den Betriebszweig Saatgutvermehrung auf oder reduzieren ihre Aktivitäten bei der Vermehrung.
Anerkennung für scheidenden VNS-Geschäftsführer Thiel
Ein letztes Mal trug Willi Thiel als VNS-Geschäftsführer die Jahresrechnung 2022 und die Haushaltsplanung 2023 vor. Vorstand und Geschäftsführung wurden einstimmig entlastet. Thiel scheidet zum 1. Juli als Geschäftsführer aus. Der VNS-Ehrenvorsitzender Wilhelm Lauenstein sowie Manuela Schneider, Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Saatguterzeuger, würdigten die mehr als ein Jahrzehnt andauernde Geschäftsführertätigkeit Thiels. Beide betonten das hohe Maß an Sachverstand und enorme Fachwissen, das große Engagement und die Präzision, mit welcher der scheidende Geschäftsführer seine Tätigkeiten ausgeübt habe.
Thiel wünschte dem VNS viel Erfolg und Durchhaltevermögen in einem immer schwieriger werden agrarpolitischen Umfeld. Mit dem VNS verbindet ihn weiterhin eine Ehrenmitgliedschaft. Vom 1. Juli an tritt Dr. Matthias Benke, bei der LWK Leiter der Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut, Thiels Nachfolge als VNS-Geschäftsführer an.
Wintergetreidevermehrung vielfach rückläufig
Benke stellte die vorläufigen Anmeldezahlen für die Wintergetreidevermehrungen vor: Demnach geht die Wintergetreidevermehrungsfläche in Deutschland um etwa 4.000 Hektar (ha) auf nunmehr 90.512 ha zurück. Nahezu alle Bundesländer, so auch Niedersachsen, sind von diesem Rückgang betroffen und bis auf Winterroggen auch alle Fruchtarten.
Besonders stark ist der Rückgang bei der Anlage von Dinkelvermehrungen. In 2023 wurden vorläufig 2.029 ha zur Vermehrung angemeldet, im Vorjahr waren dies noch 4.974 ha. Bei Dinkel traten 2022 erhebliche Vermarktungsprobleme auf, da das Angebot die Nachfrage erheblich überstieg und die Verwendung als Viehfutter auf Grund begrenzter Schälkapazitäten nur eingeschränkt möglich war.
Bereits 27 Sojabohnen-Sorten in Deutschland zugelassen
Hauptthema der Fachvorträge auf der Tagung war der Anbau von Sojabohnen. Dr. Lena Sobko, die bei Ackermann Saatzucht für die Sojabohnenzüchtung zuständig ist, betonte, dass bei den Zuchtzielen die sichere Abreife im September, spätestens im Oktober, im Vordergrund stehe. Mittlerweile seien in Deutschland 27 Sorten zugelassen, wobei hier im Wuchstyp begrenzte Typen (Determinate) im Vordergrund stünden, da hier eine gleichmäßigere und frühere Abreife gegeben sei.
Seitens der Anbauberatung wiesen Roul Gamser (IG Pflanzenzucht) und Jörg Gleitze (Geno-Saaten GmbH) auf die große Bedeutung einer gesicherten Wasserversorgung während der lang andauernden Blühphase (20 bis 40 Tage) und der Samen-/Hülsenfüllungsphase (30 bis 40 Tage) hin. Hier sei der Wasserbedarf mit fünf bis acht Millimeter pro Tag enorm. Bezüglich des Wasserbedarfs sei die Sojabohne also eher vergleichbar mit Ackerbohnen denn mit Körnererbsen.
Bei Druschreife ist schnelle Ernte wichtig
Wenn die Samen in den Hülsen rascheln, ist nach Angaben der Anbauberater die Druschreife erreicht. Dann müsse es mit der Ernte rasch losgehen, weil ansonsten hohe Verluste durch Aufplatzen der Hülsen entständen. Der Drusch erfolge je nach Feuchtegehalt, der aufgrund des hohen Fettgehalts der Samen nicht leicht erkennbar sei, bei Konsumware bei 12 bis 15 Prozent, bei Vermehrungsware bei 16 bis 18 Prozent Wassergehalt.
Insgesamt sei der Sojasamen sehr empfindlich, so dass dieser möglichst wenig bewegt werden sollte und größere Fallhöhen zu vermeiden seien, rieten die Pflanzenbauexperten. Für Niedersachsen komme am ehesten die östliche beziehungsweise die nordöstliche Region in Frage. Dort sei für 2023 eine Anbaufläche von etwa 700 ha vorgesehen.
Sämtliche Vorträge sind in PDF-Form auf der Website des VNS verfügbar.
Ausführlicher Bildtext:
Als „Premium-Vermehrungsbetriebe Saatgut Niedersachsen 2023“ ausgezeichnet (von links): Johannes Robin und Martin Möllering (beide Wirtschaftsbetriebe Meppen, Lathen), Arnd Kristian Lauenstein (Stv. Vorsitzender VNS), Wilhelm Günther (Hanstedt II, Uelzen), Carl-Philipp Dicke-Wentrup (Betriebsleiter Landwirtschaft der Gräflich Bernstorffschen Betriebe, Gartow). Richard und Dieter Peper vom ebenfalls ausgezeichneten Betrieb Peper GbR (Marxen) konnten am Fototermin nicht teilnehmen.
Nutzungserlaubnis für Pressemitteilungen
Kontakte

Wolfgang Ehrecke
Pressesprecher
Dr. sc. agr. Matthias Benke
Leiter Anerkennungsstelle für Saat- und Pflanzgut

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