Technik mindert Pflanzenschutzmitteleinsatz
Der chemische Pflanzenschutz soll in den kommenden Jahren deutlich reduziert werden.
Das erklärte Ziel der Farm-to-Fork-Strategie ist es bis 2030 die Verwendung, aber auch das mit der Applikation einher gehende Risiko von chemischen Pflanzenschutzmitteln insgesamt um 50 % zu reduzieren. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) will hierzu in 2023 ein Gesamtkonzept vorlegen.
Auch im Niedersächsischen Weg wurde verschriftlicht, dass der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) im Einklang mit der Anbaustrategie des Bundes nachweislich reduziert werden müssen. Hierfür sollen der Verzicht auf oder die Reduktion von „Pestiziden“ besonders gefördert werden. Das Land setzt für das Erreichen der Ziele nicht auf Grenzen oder Vorgaben einzelner Wirkstoffe sondern möchte vielmehr Anreize setzen und die Anschaffung neuer Techniken „massiv fördern“.
Welchen Anteil die Technik hierzu aktuell leisten kann und welche Ansätze es gibt, zeigen wir Ihnen am 1. und 2. Juni iauf den diesjährigen LWK Feldtagen in Poppenburg. Auf dem Feldtag erwartet Sie eine Mais-Versuchsfläche auf der verschiedene Verfahren zum teilflächenspezifischen Pflanzenschutz erklärt und vorgeführt werden. Auf dem Versuchsfeld wird die Reduzierung von Herbiziden in einer Reihenkultur (75cm) zu sehen sein. Die Möglichkeit der Pflanzenschutzreduktion ist jedoch nicht auf die Anwendung von Herbiziden im Mais beschränkt, sondern ebenso bei anderen Zielorganismen, als auch in anderen Kulturpflanzen möglich. Unsere Kollegen von der Pflanzenschutzmittel-Reduzierungsstrategie sind vor Ort und informieren Sie gerne.
Herbizid auf den Punkt gebracht
Insbesondere wird auf dem Feldtag das Prinzip der punktuellen Unkrautbehandlung, auch als SpotSpray oder Spot Applikation bekannt, demonstriert. Das Spot Spraying, bietet viele Vorteile. Durch die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln kann die Umwelt sowie der Geldbeutel entlastet werden. Speziell bei geringer Begleitvegetation kann bei gleichem Tankinhalt der Pflanzenschutzspritze mehr Fläche behandelt werden. Es ergeben sich somit zum Teil auch arbeitswirtschaftliche Effekte. Die Differenzierung von Kultur und Unkraut erfolgt anhand von hoch aufgelösten RGB-Bildern. Trainierte Algorithmen erkennen auf diesen Kultur- und andere Pflanzen und treffen anhand dieser die Entscheidung, wo ein Pflanzenschutzmittel appliziert wird und wo nicht. Es sind hier zwei Ansätze zu unterscheiden: Zum einen das Onlineverfahren (integriert), bei dem Unkrautdetektierung und Applikation in einer Überfahrt erfolgen. Hierzu zählt u.a. der Einsatz von Präzisionsfeldspritzen mit verbauter Kameratechnik und Prozessierungseinheit. Zum anderen das Offlineverfahren (absätzig), bei dem die Kartierung des Unkrautaufkommens separat mittels Kameradrohne und anschließend die Applikation mit einer betriebsüblichen Feldspritze erfolgt.
Auf dem Feldtag wird die Applikation des Offlineverfahrens live vorgeführt. Die Demonstration erfolgt durch das Projekt FarmerSpace, die Förderung dessen erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen der Förderung der Digitalisierung in der Landwirtschaft. Anders als bei kombinierten Verfahren lassen sich die möglichen Reduktionspotenziale im Bezug auf den chemischen Pflanzenschutz nicht pauschal quantifizieren, diese hängen unter anderem vom Unkrautaufkommen und der verwendeten Applikationstechnik ab und variieren stark.
Reihenbezogener Pflanzenschutz
Neben den Spot-Applikationen bietet auch das bekannte Hacke-Band Verfahren Einsparpotentiale für Pflanzenschutzmittel. In einer Überfahrt können bei diesem System zeitgleich bis zu drei Arbeitsschritte (Hacken, Spritzen, Untersaat) erledigt werden. Auf Grund geringer Flächenleistungen haben sich in den letzten Jahren jedoch überwiegend Feldspritzen mit immer größer werdenden Arbeitsbreiten durchgesetzt. Ferner sind die optimalen Bedingungen für den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und der Hacke nicht identisch.
Der Ansatz des absätzigen Verfahrens trennt daher diese zwei Arbeitsschritte wieder voneinander. Klassische Bandspritzgeräte zeichnen sich durch geringe Arbeitsbreiten und eine fest positionierte Düse über der Reihe aus. Bei Streifenspritzgeräten handelt es sich meist um umgebaute Flächenspritzgeräte, welche durch spezielle Düsentechnik einen Streifen um die Drill- oder Saatreihe applizieren. Der Zielflächenabstand ist mit 25 bis 50 cm deutlich größer. Durch den Einsatz von Düsentechnik mit einem schmalen Spritzwinkel zwischen 30 und 40 ° lassen sich behandelte Streifen in einer Breite von 12 bis 35 cm realisieren.
Die Vorteile dieses Systems liegen neben dem Einsparpotential ebenso in der größeren Flächenleistung als mit der konventionellen Hacke mit Bandspritze. Würde man - wie auf dem Feldtag zu sehen - Mais in einem 75 cm Reihenabstand legen und mit einem 25 cm breiten Streifen behandeln, könnte die dreifache Fläche mit einer Tankfüllung behandelt werden. Dem gegenüber steht arbeitswirtschaftlich ein separater mechanischer Arbeitsgang mit einer Hackmaschine, der wiederum zu einem optimalen Zeitpunkt vor oder nach der Pflanzenschutzmaßnahme erfolgen kann. Die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln ist bei diesem Verfahren somit immer gegeben und damit unabhängig von dem Unkrautbesatz der Fläche. Hierdurch ergibt sich früh eine gute Planbarkeit für den Bezug von Betriebsmitteln.
Über unsere Erfahrungen und weitere Vor- und Nachteile der Systeme informieren wir Sie gerne vor Ort.

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