Getreide- und Ölsaatenmarkt: USDA-Bericht Mai 2023
Mit dem aktuellen Bericht hat das US-Agrarministerium den Blick auf das kommende Wirtschaftsjahr gerichtet. Im Vergleich zum Vorjahr wird mehr Weizen und deutlich mehr Mais und Soja erwartet. Damit schwindet zunächst die Hoffnung auf einen Preisaufschwung. Allerdings ist der Markt schnelllebig und Meldungen aus der Ukraine oder auch extreme Wettereignisse könnten in den nächsten Wochen noch für Überraschungen sorgen. Den Preis von morgen kann niemand wissen, aber Prognosen aus aktueller Sicht sind dennoch möglich. Im Folgenden fassen wir die Ergebnisse des USDA-Berichtes zusammen.
Weizen: Globale Rekordernte in 23/24 erwartet – doch Endbestände sinken
USA: Für den US-Markt wird in der kommenden Saison mit einem kleineren Angebot sowie geringeren Exportmengen gerechnet. Die Gesamtweizenproduktion erhöht sich zwar aufgrund einer Ausweitung der Erntefläche von 44,9 Mio. t auf 45,2 Mio. t, doch die geringeren Anfangsbestände drücken das zur Verfügung stehende Angebot. Mit einem höheren Verbrauch von 30,3 Mio. t sinken die Endbestände deutlich um gut 1 Mio. t auf 15,1 Mio. t.
Russland wird nach der Rekordernte im vergangenen Jahr eine kleinere Weizenmenge einfahren. Als Ursache werden eine kleinere Anbaufläche und sinkende Ertragserwartungen genannt. Für die Ukraine wird ebenfalls ein Minus von ca. 21% zum Vorjahr gerechnet. Hier ist es das Kriegsgeschehen, das zu einem Mangel an Saatgut, Betriebsmitteln und Arbeitskräften führt und damit erschwerte Bedingungen mit sich bringt. Die australische Ernte wird nach drei Rekordernten in Folge vermutlich auf ein Durchschnittsniveau von 29 Mio. t (Vorjahr 39 Mio. t) zurückfallen.
Der Verbrauch nimmt weltweit um ca. 3 Mio. t auf 791,7 Mio. t ab, übersteigt aber immer noch die Produktionsmenge von 789,8 Mio. t. Damit reduzieren sich die globalen Endbestände um knapp 2 Mio. t auf 264,3 Mio. t. Der Stock-to-use-Ratio (Verhältnis Bestände zu Verbrauch) beläuft sich demnach auf 33,4%.
Welt ohne China: Schaut man sich den Weizenmarkt ohne China an, zeigen sich auch hier sinkende Anfangsbestände und ein rückläufiger Verbrauch. Die Produktionsmenge reduziert sich jedoch ebenfalls leicht auf 649,8 Mio. t. Daraus resultieren sinkende Endbestände, die um 2,5 Mio. t auf 124,7 Mio. t zurückfallen. Und als Folge verringert sich der Stock-to-use-Ratio deutlich: er fällt auf 19,4% zurück und rutscht damit unter die kritische 20-Prozent-Marke.
Reaktionen an der Börse: An der US-Börse haben die schlechten Aussichten für die US-HRW Bestände die Weizenkurse bis zum Wochenstart in die Höhe gebracht. Doch im weiteren Wochenverlauf rutschten sie erneut ab, denn die Weltendbestände fielen im USDA-Bericht deutlich höher aus, als im Vorfeld von den Analysten erwartet worden war. Die Weizenkontrakte an der Matif passten sich den Vorgaben aus den USA an. Bis zum 15.5. ging es bergauf und bereits am Dienstag waren wieder schwächere Tendenzen spürbar. Der Schlusskurs des September-23-Kontraktes fiel auf 234,50 EUR/t zurück. Mittlerweile wurde auch die Vereinbarung für den Getreidekorridor um weitere zwei Monate verlängert. Das sorgte zuletzt ebenfalls für Druck.
Mais: Deutlicher Anstieg des Angebotes; Welt-Endbestände steigen; Hohe Lagerbestände in China
USA: In den USA zeichnet sich im Wirtschaftsjahr 23/24 eine komfortablere Versorgungslage am Mais-Markt ab. Sowohl höhere Anfangsbestände als auch eine deutlich größere Ernteerwartung erhöhen das Angebot von 383,73 Mio. t auf 423,73 Mio. t. Das entspricht der größten Menge seit dem Wirtschaftsjahr 2017/18. Eine größere Anbaufläche und höhere Ertragserwartungen lassen eine US-Maisernte in einer Rekord-Höhe von 387,75 Mio. t erwarten. Doch dem großen Angebot steht auch ein steigender Verbrauch gegenüber. Dieser erhöht sich laut USDA von 303,7 Mio. t auf 314,6 Mio. t. Dennoch steigen die US-Endbestände kräftig an. Sie werden auf 56,4 Mio. t geschätzt nach 35,98 Mio. t im Vorjahr.
Welt: Auch auf globaler Ebene wird mit einer Rekord-Maisproduktion gerechnet. Die größten Zuwächse werden in den USA, Argentinien, in der EU, China und Serbien erwartet. Im Vergleich zum Vorjahr sinken vermutlich die Ernten in der Ukraine und Brasilien. Auf der Verbrauchsseite geht es ebenfalls bergauf. Hier erwarten die US-Experten einen Anstieg um 4% zum Vorjahr. Als Ergebnis aus Angebot und Nachfrage resultieren globale Endbestände in Höhe von 312,9 Mio. t. Das Vorjahresergebnis wird damit um knapp 15,5 Mio. t überschritten. Das Verhältnis von Beständen zu Verbrauch beläuft sich am globalen Maismarkt auf knapp 26%. Nimmt man China aus dieser Berechnung heraus fällt der Index deutlich auf 12% zurück. Hier machen sich insbesondere die hohen Lagerbestände Chinas bemerkbar. Diese werden mit 204,3 Mio. t angegeben und entsprechen einem Anteil von ca. 65% an den Weltendbeständen.
Reaktionen an der Börse: Die USDA-Zahlen haben an den Börsen keine großen Veränderungen hervorgerufen. Trotz der sehr hohen Prognosen ging es solidarisch mit dem Weizen zunächst einmal bergauf. Doch im weiteren Verlauf gaben die Maiskurse nach. An der Matif rutschte der Frontmonat zuletzt zurück auf 226,75 EUR/t und erreichte damit den tiefsten Stand seit September 21.
Ölsaaten: Globale Soja-Produktion steigt deutlich; Rapsproduktion nähert sich erneut Vorjahresmenge
Soja: Am globalen Sojamarkt wird sich das Angebot in der kommenden Saison deutlich erhöhen. Wie das USDA mitteilte, wird sich die globale Sojaproduktion auf 410 Mio. t steigern. Das entspräche einer Erhöhung von gut 40 Mio. t zum Vorjahr. Ein deutliches Plus wird dabei für Argentinien, Brasilien, Paraguay sowie China genannt. Auch die USA könnte mit einer Ausweitung der Anbaufläche auf 35 Mio. ha eine Rekordmenge von 122,7 Mio. t einfahren.
Allerdings wird auch eine deutliche Steigerung der Nachfrage erwartet. Diese soll sich auf 386,5 Mio. t erhöhen und überschreitet damit die Vorjahresmenge um gut 22 Mio. t. Am Ende übersteigt das Produktionsplus dennoch die Nachfragesteigerung deutlich. Als Resultat gibt es einen kräftigen Anstieg der globalen Endbestände auf 122,5 Mio. t nach 101 Mio. t bzw. 98,7 Mio. t in den beiden Vorjahren. Der errechnete Stock-to-use-Ratio beträgt dementsprechend komfortable 29,8%.
Raps: Die globale Rapsproduktion 23/24 liegt mit 87,2 Mio. t nur knapp unter der Vorjahresmenge. Höhere Ernten werden für China, Indien, Kanada und die EU erwartet. Geringere Mengen werden dagegen aus Russland und der Ukraine prognostiziert. Gleichzeitig legt der globale Verbrauch von 84 Mio. t auf 85,2 Mio. t zu. Daraus resultieren Endbestände in Höhe von 6,9 Mio. t. Einen großen Anstieg verzeichnet dort Kanada mit einem Zuwachs von 0,76 Mio. t auf 1,3 Mio. t.
Reaktionen an der Börse: Die sehr guten Aussichten für die Versorgungslage am Ölsaatenmarkt haben die Kurse an den Börsen wieder unter Druck gesetzt. Seit der Veröffentlichung des Berichtes war die 14-Dollar-Marke nicht mehr zu halten. An der Matif ist der August-Raps zur Wochenmitte bereits unter die 400-Euro-Marke gerutscht. Für einen erneuten Aufschwung fehlen derzeit die Argumente.
USDA Mai 2023 |
Erwartungen |
USDA April 2023 |
|
Weizen |
|||
Weltendbestände 22/23 (Mio. t) |
266,28 (+) |
265,09 |
265,10 |
US-Endbestände 22/23 (bn bu) |
0,598 (-) |
0,603 |
0,598 |
Mais |
|||
Weltendbestände 22/23 (Mio. t) |
297,40 (+) |
295,20 |
295,40 |
US-Endbestände 22/23 (bn bu) |
1,417 (+) |
1,366 |
1,342 |
Soja |
|||
Weltendbestände 22/23 (Mio. t) |
101,04 (+) |
99,03 |
100,30 |
US-Endbestände 22/23 (bn bu) |
0,215 (+) |
0,212 |
0,210 |
(-) unter Erwartungen
(+) über Erwartungen
Quelle: USDA/BQCI
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