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Umgang mit kranken und verletzten Milchkühen – Handlungsempfehlungen für ein frühzeitiges Erkennen und richtiges Handeln

Webcode: 01042147

Das Tierwohlkompetenzzentrum Rind (Hessen) des Netzwerk Fokus Tierwohl hat einen neuen Leitfaden zum Umgang mit kranken und verletzten Tieren herausgegeben. Denn trotz bester Versorgung und Pflege können Krankheiten und/oder Verletzungen auftreten. Von daher ist es besonders wichtig, sich bereits frühzeitig mit solchen Situationen auseinander zu setzen um im Ernstfall schnell und zielgerichtet handeln zu können.

Passende Zeitpunkte zur Kontrolle können sein:

  • Zur Futtervorlage
  • Zum Auftreiben einer Kuhgruppe zur Melkzeit
  • Bei der Liegeboxpflege

Der Leitfaden gibt ebenfalls Hinweise auf welche Veränderungen am Tier zu achten sind ist und wie normales Tierverhalten aussieht.
So ist die totale Seitenlage etwa eine normale Liegeposition und Handeln nur erforderlich, wenn die Kuh nicht von alleine aufstehen kann. Das Aufstehen selber sollte flüssig und ohne längere Verweildauer auf den Vordergliedmaßen von statten gehen. Wenn die Tiere in Bewegung sind, sollte sich ein ebenmäßiges Bild zeichnen: die Rückenlinie ist gerade, der Kopf gesenkt und die Tiere bewegen sich in langsamem Tempo, ohne ersichtliche Schmerzen und Fehlstellungen.
In Ruhe sollten die Tiere aufmerksam und neugierig ihre Umwelt betrachten und auf äußere Reize entsprechend reagieren. Um zu erkennen, ob die Tiere aufgrund von Schmerzen leiden, lohnt es sich besonders auf Spannungen im Gesichtsbereich, hängende Ohren, Schwitzen und schwere Atmung zu achten. Dies sind alles Indikatoren für ein Schmerzgeschehen. Auch Ausfluss, Schwellungen oder blutiger Kot sollten Anlass zur Kontrolle sein.
Alles in allem sollen die Tiere weder zu dick, noch zu dünn sein. Ein Body-Condition-Score von 3,5 ist hierbei ideal. Dieser bedeutet unter anderem, dass die Linie vom Hüfthöcker über das Hüftgelenk zum Sitzbeinhöcker, von der Seite wie ein U aussieht. Die Dornfortsätze sind undeutlich erkennbar, es ergibt sich eine weiche Rückenlinie. Die Hungergrube ist nicht eingefallen. Eine entsprechende bildliche Erklärung findet sich in dem Artikel.
Wie bei allen Tieren, kann auch das Haarkleid Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand geben: Bei gesunden Tieren findet sich ein glattes, glänzendes und dichtes, sauberes Fell.

Landesentscheid Tierbeurteilung Nortrup 22.06.2017
Landesentscheid Tierbeurteilung Nortrup 22.06.2017Wolfgang Ehrecke

 

Fällt dann ein Tier bei dieser optischen Kontrolle auf, oder wird von den vorhandenen digitalen Systemen markiert, sollte es einzeln angebunden und genauer untersucht werden. Hierbei ist es empfehlenswert den Blickwinkel während der Untersuchung zu verändern und entsprechende Befunde schriftlich festzuhalten.

 

 

 

Entsprechend untersucht werden sollten:

  • Die Maulhöhle,
  • Das Flotzmaul,
  • Die Augen,
  • Der generelle Flüssigkeitshaushalt (Hauttugor und Lage der Augäpfel),
  • Die Atmung,
  • Puls/Herzschlag,
  • Der Pansen/Bauchraum,
  • Haut und Haarkleid
  • Das Euter über Eutergewebe, Euterhaut und die Milch
  • Die Gliedmaßen und Klauen
  • Die Scheide
  • Die Körpertemperatur
  • Der Kot, sowie Harnabsatz und Urin

 

Weitere Informationen zum 5-Minuten-Check und zum entsprechenden Untersuchungsgang können auf der Internetseite des Netzwerk Fokus Tierwohl nachgelesen werden.
Dort ist ebenfalls ein ausführlicher Artikel mit Fachinformationen zur Problem-Früherkennung, den passenden Maßnahmen und Links zu weiteren Informationen zu finden.