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3. Maisreifeprüfung: Vielfach wurden zu späte Häckseltermine vereinbart

Webcode: 01042221 Stand: 12.09.2023

Erste Bestände früher und mittelfrüher Sorten haben im östlichen und südlichen Niedersachsen die Silierreife erreicht. Aufgrund der vielfach gebuchten Erntetermine ist mit zu hohen TS-Gehalten in den Silagen zu rechnen; dies geht zu Lasten der Restpflanzenverdaulichkeit

Silomaisernte
SilomaisernteKarl-Gerd Harms
Die Abreife der Maisbestände hat sich in den einzelnen Regionen Niedersachsens erwartungsgemäß entwickelt. Aktuell ist aufgrund der sehr warmen und sonnigen Witterung mit einem rasanten Fortschreiten der Abreife zu rechnen.

Bestände genau im Blick behalten

Maisanbauer sollten daher ihre Bestände im Blick behalten und insbesondere die Kolbenentwicklung prüfen, denn diese eilt häufig der Restpflanze leicht voraus. So vermitteln die vielfach noch saftig grünen Bestände, dass die Ernte noch in weiter Ferne sei, das Gegenteil ist allerdings häufig der Fall (siehe Reifeprognose unter den Grafiken).

Keine Restpflanzenverdaulichkeit verschenken

Ist die Stärkeeinlagerung im Kolben mit Erreichen von 55 – 60 % TS-Gehalt in selbigem weitgehend abgeschlossen, sollte unverzüglich geerntet werden, um die in diesem Jahr noch ungewöhnlich gute Restpflanzenverdaulichkeit auch ins Silo zu bekommen. Warten führt dann nur noch zum Verholzen des Pflanzenmaterials und senkt die Verdaulichkeit. Darüber hinaus führen trockene und abgereifte Restpflanzen zu einer schlechteren Verdichtbarkeit der Silage mit der Folge von erhöhter Schimmelbildung in den Randbereichen und insgesamt geringer aerober Stabilität, so dass Nacherwärmung und Futterverluste vorprogrammiert sind. Nicht selten reagieren Milchkühe hierauf mit einer größeren Empfindlichkeit für Euterentzündung.

Abreifesituation Regionen Süd und Ost

Die Proben der Reifeprüfungen zeigten bereits zur Beprobung am 04.09. für frühe Sorten das Erreichen der Silierreife. Es muss davon ausgegangen werden, dass bereits jetzt mittelfrühe Sorten erntereif sind. Auch mittelspäte Genetik wird unter diesen Bedingungen bereits die anzustrebenden TS-Gehalte von min. 32 % im Siliergut erreicht haben.

Region West

Die um die Monatswende April/Mai gesäten Bestände hatten zum 04. September noch keine 30% TS-Gehalt erreicht. Die Kolben-TS-Gehalte lagen bei den frühen Sorten jedoch bereits um 50 %, bei mittelfrühen Sorten nur knapp darunter. Mais der mittelspäten Reifegruppe erreichte zu diesem Termin gut 40 % TS-Gehalt im Kolben und 25 % im gesamten Erntegut.

Nach den sehr sommerlichen Witterungsbedingungen mit Temperaturen von regelmäßig um die 30°C ist davon auszugehen, dass in dieser Woche (KW 37) bereits frühe und mittelfrühe Sorten die Silierreife erreicht haben werden. Mittelspäte Sorten folgen mit einer Woche Entwicklungsverzögerung. Später gesäte Maisbestände wie der Standort Astrup (siehe Tabelle) zeigen, bezogen auf die jeweilige Reifegruppe, ca. eine Woche Reifeverzögerung, wobei Lage und Aussaattermin die Verzögerung beeinflussen.

Region Nord

Im nördlichen, noch nicht von der Nordsee beeinflussten, Niedersachsen lagen die TS-Gehalte zu Beginn der KW 36 bei frühen Sorten zwischen 27 und 30 %. Die Kolbenentwicklung dürfte hier nach den hohen Temperaturen der Woche die Silierreife erreicht haben. Mittelfrühe Sorten werden die Silierreife voraussichtlich nur wenig verzögert erreichen. Mittelspäte Sorten werden in diesem Bereich der Region Nord ebenfalls noch im September erreichen.

Küstennähe

Die küstennahen Sandstandorte der Maisreifeprüfung konnten, wie häufig auch auf den Praxisbetrieben, erst Mitte Mai bestellt werden. Die Reifeentwicklung des Maises verläuft erwartungsgemäß gegenüber den angrenzenden Gebieten verzögert ab.

Die Gesamt-TS-Gehalte aller Reifesortimente lagen Anfang September nur knapp über 20 %. Die Reifeentwicklung lässt sich jedoch an den Kolben-TS-Gehalten gut erkennen. Frühe Sorten erzielten hier bereits 40 % TS, mittelfrühe rund 38 %; Mittelspäte Sorten zeigen mit 30 % TS im Kolben, dass sie nicht in diese Breiten gehören. Am Marschstandort Wirdum zeigt sich die Entwicklung der Reifegruppen jeweils um ca. eine Woche bzw. ca. 5 % verzögert.

Daraus ergeben sich voraussichtliche optimale Erntetermine um den 25.09. bei frühen Sorten und ab Anfang Oktober bei mittelfrühen Sorten. Abhängig von Bodenart und Aussaattermin sowie der aktuellen Witterung kann die Siliereife um ca. eine Woche variieren.

Die nächste Beprobung, die ab spätestens 15.09. auch im Internet unter www.lwk-niedersachsen.de eingesehen werden kann, wird zeigen, ob die sommerlichen Temperaturen ggf. eine noch frühere Ernte notwendig machen. Eine gute Ausreife der als Hauptfrucht ausgesäten Bestände ist bereits jetzt gewiss.

Ernteplanung beginnen

Angesichts der für den Maisanbau recht günstig verlaufenen Witterung stehen in den meisten Regionen gute bis zum Teil sehr gute Maisbestände mit gut gefüllten Kolben und hohen Kolbenanteilen. Somit besteht in diesem Jahr die Möglichkeit Futterreserven anzulegen und aufzubauen. Gleichzeitig werden auf einigen Betrieben oder Biogasanlagen voraussichtlich die Lagermöglichkeiten auf befestigten Siloplätzen nicht ausreichen. Eine ähnliche Situation bestand auf vielen Betrieben bereits vor zwei Jahren.

Grundsätzlich ist das Anlegen von Feldmieten möglich, jedoch muss hierbei die sogenannte Niedersächsische Feldmieten-Verordnung beachtet werden (siehe auch Webcode: 01041614).

Demnach muss der zu wählende Lagerplatz diverse Kriterien erfüllen. Diese sind im Wesentlichen:

  • Die Lagerung muss auf landwirtschaftlich genutzten Flächen stattfinden
  • TS-Gehalt der Silage über 30% 
  • Max. Lagerdauer: 6 Monate
  • Max. Mietenhöhe: 3 Meter
  • Bei ebener Fläche min. 20 m GrabenabstandAbstand zum Gewässer, hierbei ist die Ausuferung des Gewässers zu berücksichtigen
  • Mittlerer Grundwasserabstand min. 1,5 m
  • Niederschlagswasser darf nicht in die Miete eindringen können, weder seitlich noch von oben
  • Der Lagerplatz muss so gewählt/eingerichtet werden, dass Sickerwasser nicht in oberirdische Gewässer (inkl. Gräben, Straßen- und Wegegräben) gelangen kann
  • Keine Anlage in Senken oder Überflutungsbereichen
  • Keine Drainagen im Untergrund
  • Keine Lagerung auf und neben hanggeneigten Flächen, wo die Gefahr besteht, dass anlaufendes Oberflächenwasser den Mietenfuß durchsickert
  • Unter der Mietenfläche min. 25 cm Krumentiefe und darunter min. 50 cm durchwurzelbarer Boden
  • Keine Lagerung ins WSG-Zone 2, Heilquellenschutzgebieten oder  bzw. in Vorranggebieten zur Trinkwassergewinnung im Umkreis von 150 m um Brunnen
  • Keine wiederkehrende Lagerung im Folgejahr auf gleicher Stelle
  • Bearbeitung erst zur nächsten Bestellung

Unter Beachtung dieser Maßgaben ist eine vorübergehende Lagerung (max. 6 Monate) auf unbefestigtem Boden zulässig.

Soll oder muss die Ernte auf der vorhanden Siloplatte untergebracht werden, stellt auch der Hochschnitt eine mögliche Reaktion auf die zu erwartenden guten Erträge dar. Eine Stoppelhöhe von 50-60 cm gegenüber den üblichen ca. 25 cm senkt den Trockenmasseertrag um ca. 5 %, andererseits erhöht sich je 10 cm höherer Stoppel der TS-Gehalt um ca. 1 % und die Energiedichte um ca. 0,1 MJ NEL. Mit einer auf diesem Wege energetisch aufgewerteten Silage lassen sich Kraftfutterkosten effizient senken.

Eine weitere Nutzungsvariante kann die alleinige Ernte der Kolben darstellen, so dass die gesamte Restpflanze auf dem Feld verbleibt. Grundsätzlich sind hierbei 2 Verfahren zu unterscheiden: Bei der Ernte mittels Häcksler mit Maispflücker entsteht Lieschkolbensilage (LKS), bei der Ernte mittels Mähdrescher wird CCM geerntet. Bei zweiter Variante ist im Anschluss eine Vermahlung und i.d.R Einsäuerung mit Propionsäure notwendig.

Überschüssiger Silomais kann bei entsprechenden Sorten bzw. nicht zu später Reife auch als Körnermais geerntet und als Marktfrucht veräußert werden. Sollte diese Variante der Verwertung überschüssiger Silomaismengen in Betracht gezogen werden, sollten geeignete Sorten und Flächen bei der Silomaisernte stehengelassen werden. Die Körnermaisernte kann i.d.R. rund vier Wochen nach der Siloreife der Bestände beginnen.

Ein Verkauf des Ernteguts kommt auch ab Feld grundsätzlich in Frage, so kann es durchaus eine Option sein, Übermengen z.B. an Milchviehhalter in Grünlandregionen zu veräußern. Hierbei sind LKS oder CCM vermutlich die interessantesten Produkte, da diese weniger hohe Transportkosten verursachen als Silomais.

 

Kontakte


Karl-Gerd Harms

karl-gerd.harms~lwk-niedersachsen.de

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