Ergebnisse der Landessortenversuche Öko-Winterweizen 2023
Die diesjährige anhaltend, regnerische Witterung ab etwa der letzten Juli-Dekade verzögerte die Weizenernte deutlich. Häufig konnte erst ab Mitte August mit der Ernte begonnen werden, die zudem teilweise durch Lager und Auswuchs behindert wurde. Die Fallzahlen waren in vielen Beständen bereits auf ein niedriges Niveau abgerutscht. Backfähige Partien dürften deshalb in diesem Jahr in geringeren Mengen zur Verfügung stehen. In den Öko-Landessortenversuchen zeigen sich aber auch deutliche regionale und sortenbedingte Unterschiede bei den Fallzahlergebnissen. Die Feuchtkleber- und Rohproteinwerte fallen gegenüber den Vorjahren nur tendenziell schwächer aus. Die Erträge sind in der Praxis und auch in den Versuchen überwiegend noch zufriedenstellend bis gut ausgefallen.
In Niedersachsen nimmt der Öko-Winterweizen unter den Getreidearten die höchste Anbaufläche ein und ist im Anbaujahr 2022/2023 um rund 30 Prozent auf 10.443 ha ausgedehnt worden. Das ist damit zu begründen, dass zahlreiche Betriebe wegen des eingebrochenen Dinkelmarktes auf andere Getreidearten wie Weizen und Roggen ausgewichen sind. Das ist an den Flächenentwicklungen dieser Kulturen auch gut erkennbar. Die Öko-Dinkelfläche ist im Jahr 2022/2023 um 56 Prozent auf 1869 ha deutlich zusammengeschrumpft.
Im Ökolandbau sind Back- und Futterweizen gefragt. Wobei in diesem Jahr ein deutlicher Überhang an Futterweizen vorliegen und die Preise drücken dürfte. Backfähige Partien werden dagegen knapp sein und von den Erlösen stabiler ausfallen.
Sortenwahlkriterien
Bei der Auswahl der geeigneten Öko-Weizensorten steht primär die Verwertungsrichtung im Raum. Soll gezielt Konsumweizen oder Futterweizen angebaut werden? Gute Backqualitäten zu erzielen ist im Ökolandbau immer wieder eine Herausforderung. Eine ganze Reihe von Parametern beeinflussen die Backqualitäten. Neben Sorte, Standort, Fruchtfolge und Erntezeitpunkt sind die Stickstoff- und letztlich die Wasserversorgung zentrale Faktoren. Der für gute Feuchtkleber- und Rohproteinwerte erforderliche Stickstoff kann nicht immer bedarfsgerecht und in ausreichender Höhe bereitgestellt werden. Das liegt daran, dass die N-Mineralisation organischen Materials wie beispielsweise von Leguminosenrückständen und auch die N-Versorgung über Wirtschaftsdünger in hohem Maße witterungsabhängig ist. Eine zentrale Stellung nimmt aber die Sortenwahl ein. Überwiegend kommen E-Sorten für den Öko-Backweizenanbau in Frage. Vereinzelt eignen sich auch Sorten aus dem A-Segment. Die für die Vermarktung entscheiden Parameter ist der Feuchtklebergehalt und die Fallzahl.
Beim Futterweizen kommt, neben der eigenen Verwertung im viehhaltenden Betrieb, die Nachfrage von Futtermischwerken, oder im Rahmen von Futter-Mist-Kooperationen. Auch Betriebe, die sich in der Umstellung auf Ökolandbau befinden, können in den ersten zwei Jahren nur Futtergetreide erzeugen. Hier bietet sich in Abhängigkeit der Bodengüte der Anbau von Futterweizen an. In den Öko-Landessortenversuchen werden dazu Sorten aus dem A-, B- bzw. C-Weizensegment geprüft.
Bei der Sortenwahl sind unabhängig von der Verwertungsrichtung verschiedene Parameter zu berücksichtigen. Wichtig ist eine ausgeprägte Blatt- und Ährengesundheit. Es ist besonders auf eine hohe Gelb- und Braunrosttoleranz zu achten, da diese Pilzkrankheiten zu hohen Ertragsausfällen führen können. Da neue Gelbrostrassen schnell eine Sortenresistenz durchbrechen können, sollte nicht nur auf eine Sorte gesetzt, sondern zur Risikostreuung mindestens zwei bis drei als gesund eingestufte Sorten für den Anbau gewählt werden. Besonders bei älteren Sorten ist häufig eine Abnahme der Resistenz zu beobachten.
Das Steinbrandrisiko hat in der Praxis zugenommen und kann, neben ackerbaulichen Maßnahmen sowie mit im Ökolandbau zulässigen Saatgutbehandlungen, auch über die Sortenwahl reduziert werden. Dazu stehen mittlerweile mehrere Sorten mit einer Steinbrandtoleranz zur Verfügung.
Daneben spielt ein hohes Beikrautunterdrückungsvermögen durch ausgeprägte Bodendeckung, Frohwüchsigkeit und Pflanzenlänge eine wichtige Rolle.
Nicht zu unterschätzen ist die Winterfestigkeit der Sorten. Da in den letzten Jahren kaum Auswinterungen in den bundesweiten Sortenversuchen und Wertprüfungen zu verzeichnen waren, fehlt eine verlässliche Einstufung der Sorten.
Von den Länderdienststellen für das Sortenwesen der ostdeutschen Bundesländer ist 2020/2021 eine Einschätzung der Winterfestigkeit neuerer Weizen- und Triticalesorten herausgegeben worden.
Grundlage für die Einschätzung bildet die sogenannte „Weihenstephaner Kasten-Methode“ (Provokationsversuche) mit deren Hilfe eine Auswinterung simuliert wird.
Die Ergebnisse und Sortenempfehlungen der Landessortenversuche Öko-Winterweizen 2023 können am Ende dieses Beitrages heruntergeladen werden.
Beachten Sie bitte auch die Versuchsergebnisse zur Regulierung des Weizensteinbrands und zur möglichen Saatgutbehandlung im Ökolandbau. Den Bericht finden Sie unter dem Webcode: 01037383
Ergebnisse zu weiteren Öko-Versuchen auch aus zurückliegenden Jahren finden Sie unter: ISIP
Bei Winterweizen ist nur noch Saatgut aus ökologischer Erzeugung zulässig!
Der Winterweizen ist seit dem 1. April 2021 beim Saatgutbezug der Kategorie I zugeordnet. Das bedeutet: Für Arten bzw. Sortengruppen, die in die Kategorie I eingestuft sind, gilt grundsätzlich, dass keine Einzelgenehmigung zur Verwendung von konventionell, erzeugtem ungebeizten Saatgut, gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.1 der VO (EU) 2018/848 oder allgemeine Genehmigung gem. Anhang II Teil I Nr. 1.8.5.7 der VO (EU) 2018/848 erteilt werden kann. Eine aktuelle Übersicht im Handel erhältlicher biologisch erzeugter Saatgutpartien ist unter www.organicXseeds.de zu entnehmen.
Aktuelle Ausnahme laut organicxseeds: der Winterweizen ist im Moment aufgrund eines Lieferengpasses auf Einzelgenehmigung eingestellt.(Stand: Oktober 2023).
Grundsätzlich gilt: Für diese Sortengruppe ist die Verwendung von ökologisch vermehrtem Saatgut die Regel! Die Verwendung des angebotenen ökologisch vermehrten Saatgutes ist grundsätzlich geboten.
Sie können aber einen Antrag auf Genehmigung zur Verwendung von konventionellem, nicht-chemisch gebeiztem Saatgut stellen, wenn Sie begründen können, dass keine der angebotenen ökologisch vermehrten Sorten für ihren Betrieb geeignet ist.
Der Antrag kann nur gestellt werden, sofern die gewünschte Sorte nicht ökologisch vermehrt verfügbar ist.
Informationen zum Anbau von Sortenmischungen:
Um Krankheiten zu unterdrücken und Backqualitäten zu stabilisieren wird häufig der Anbau von Sortenmischungen empfohlen. Der Fachbereich Ökologischer Landbau der LWK Niedersachsen hat hierzu von 2016 bis 2019 einen Versuch durchgeführt. Informationen hierzu finden sie unter https://www.lwk-niedersachsen.de/index.cfm/portal/6/nav/346/article/35866.html.
Von den Länderdienststellen für das Sortenwesen der ostdeutschen Bundesländer ist aktuell eine Einschätzung der Winterfestigkeit neuerer Weizen- und Triticalesorten herausgegeben worden. Informationen hierzu finden sie unter: einschaetzung-winterfestigkeit-wiweizen-witriticale-data.pdf (isip.de)
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Kontakte

Markus Mücke
Berater Ökologischer Ackerbau, Mechanische Beikrautregulierung, Umstellungsberatung, Versuchswesen Ökologischer Landbau

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