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Getreide-GPS kann Futterlücken schließen

Webcode: 01044253
Stand: 06.06.2025

Der 1. Schnitt konnte zwar unter guten Bedingungen geerntet werden, war aber mengenmäßig nicht überall zufriedenstellend. Wenn weiterhin mit nicht ausreichenden Niederschlägen zu rechnen ist, sollten futterknappe Betriebe auch die Silierung von Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) in Erwägung ziehen. Damit können sie einem möglichen Engpass von strukturwirksamem Grobfutter zuvorkommen.  Allerdings dürfte dies nicht auf alle Standorte zutreffen, da die Getreidebestände vor allem auf den leichten Böden schon unter Trockenheit gelitten haben.

Getreide-GPS ist eine eiweißarme, leicht silierbare Mischung aus stärkereichen Körnern und Stroh bzw. grünen Pflanzenteilen. Das Grobfutter bringt Struktur in die Ration. Weitere Vorteile sind die Auflockerung enger Maisfruchtfolgen und die höhere Ertragssicherheit auf Maisgrenzstandorten. Da bei trockenen Bedingungen die Abreife schnell voranschreitet, ist das Erntezeitfenster eng. Deshalb müssen Erntetermin, Erntetechnik und Silierung gut geplant und organisiert werden.

Energiegehalt wird unterschätzt

Die Silage weist eine mittlere Verdaulichkeit (Weizen>Triticale>Roggen) auf, die geringe Stärkebeständigkeit von 10 % liegt auf dem Niveau von Maissilage. Laut DLG-Tabelle (1997) hat Weizen-GPS mit einem Körneranteil von ca. 50 % einen mittleren Energiegehalt von knapp 5,5 MJ NEL bzw. 9,3 MJ ME /kg Trockenmasse. In Riswicker Versuchen wurden höhere Verdaulichkeiten gegenüber den DLG-Werten ermittelt. Die alte Schätzgleichung unterschätzte bei allen GPS-Arten den NEL-Gehalt, beim Weizen um rund 0,7 MJ NEL/kg TM.

TM-Erträge

In den letztjährigen Landessortenversuchen wurden TM-Erträge von 153 dt/ha beim Roggen und 169 dt/ha bei Winter-Triticale erzielt.

Tabelle 1: LSV-Ergebnisse 2024 aus Niedersachsen

 

Roggen

Triticale

TM-Ertrag             dt/ha

153

169

TM-Gehalt               %

36,6

36,5

 

Hohe Kornerträge bzw. niedrige Strohanteile sind erforderlich, wenn GPS den Ansprüchen von Hochleistungstieren genügen soll. Durch längere Stoppeln lassen sich die Energiedichte und der TM-Gehalt erhöhen. Eine Stoppellänge von 30 cm gegenüber 10 cm führte bei Roggen- und Triticale-GPS zu einem 4 bis 6 %-Punkte höheren TM-Gehalt, der TM-Ertrag/ha sank bei Roggen-GPS um rund 17 % und bei Triticale-GPS um rund 8 %. Als Faustzahl gelten etwa 0,1 MJ NEL/kg TM je 10 cm längere Stoppel, aber auch höhere Energiekonzentrationen von bis zu 0,3 MJ NEL/kg TM werden in der Literatur angegeben. Wie stark der Strohanteil den Energiegehalt von GPS beeinflusst, zeigt Tabelle 2.

Tabelle 2: Zusammenhang von Energiekonzentration und Strohanteil von

                 Getreide- GPS (Steinhöfel, 2006)

 

Energiekonzentration (MJ NEL/kg TM)

Strohanteil in der GPS (% der TM)

   30                                   50                              70

Gerste

Roggen

Triticale

Weizen

6,7

6,9

6,7

6,9

6,0

6,0

5,9

6,1

5,3

5,1

5,1

5,2

In der Teigreife ernten

Stärke wird in nennenswertem Umfang erst zu Beginn der Milchreife ins Getreide eingelagert. Der optimale Erntezeitpunkt ist ein Kompromiss zwischen möglichst hohen TM-Erträgen und nicht zu hohen TM-Gehalten und liegt im Stadium der Teigreife. In dieser Phase sind Verdaulichkeit und Energiegehalt am höchsten. Angestrebt werden 35 bis 40 % TM, bei Roggen-GPS eher 35 %. Die dann noch ausreichend vorhandenen leicht löslichen Kohlenhydrate ermöglichen eine gute Vergärung. In diesem Stadium sind die Halmknoten noch grün, und das Stroh beginnt sich gelb zu färben. Das Korn lässt sich mit dem Fingernagel eindrücken, spritzt aber nicht mehr. Gemäht wird also etwa zwei bis drei Wochen vor dem üblichen Dreschtermin. Bei einem späteren Schnitt sinken die Erträge; außerdem lässt sich die GPS schlechter verdichten, so dass das Risiko der Nacherwärmung steigt. Die Wartezeiten nach Pflanzenschutzmaßnahmen sind einzuhalten.

Ernte mit Häcksler oder Ballenpresse

Das Getreide wird so exakt gehäckselt, dass ein Aufspleißen der Halme und Knoten gewährleistet ist. Werden nicht alle Körner angeschlagen, werden heile Körner unverdaut mit dem Kot ausgeschieden. Dies verursacht erhebliche Körner- und somit Energieverluste. Ein Zerkleinern mittels Cracker ist also vorteilhaft. Die Häcksellänge sollte möglichst unter 8 mm liegen. Verfügen die Exakthäcksler über Vielmessertrommeln, Corn Cracker und Reibeböden, kann die GPS auch etwas später geerntet werden. Vorteil dabei ist der höhere Stärkegehalt. Voraussetzung ist aber, dass alle Körner auch zerschlagen sind.

Neben einer exakten Häckseltechnik sind eine hohe Verdichtung und eine sofortige Abdeckung der GPS sehr wichtig, da sie sich sonst schnell erhitzt. Bei einer GPS mit 35% TM sollte nach Honig (1987) eine Verdichtung von 230 kg TM/m3 erreicht werden, bei 45 % TM liegt der Sollwert bei 260 kg. Der Einsatz von Siliermitteln auf der Basis von Milchsäurebakterien ist zu empfehlen. GPS ist nitratarm, was die Bildung von Buttersäure durch Clostridien begünstigen kann. Bei der Siloentnahme neigt GPS zu Instabilität. Um möglichen Risiken von Nacherwärmungen entgegenzuwirken, sollten in diesen Fällen ein ausreichender Vorschub (je Woche 1,5 m im Winter bzw. 2,5 m im Sommer) gewährleistet und Siliermittel zur Sicherung der aeroben Stabilität eingesetzt werden. Fehlt im Falle eines späteren Erntetermins Zucker für die optimale Silierung, kann der Zusatz von Melasse leicht vergärbare Substanzen liefern.

Neben einer Silierung im Fahrsilo oder im Schlauch ist auch eine Silierung in Rund- oder Quaderballen möglich, wobei eine Vorzerkleinerung des Langgutes unbedingt zu empfehlen ist. Da die Körner in den Ballenpressen aufgrund des fehlenden Corn Crackers nicht angeschlagen werden, muss früher geerntet werden (Milchreife). In der Praxis werden die Ballen bis zu achtmal gewickelt. Zu beachten ist, dass das Futter aus dem Schwad aufgenommen werden muss und Getreidekörner ausfallen können. Die Empfehlungen zur Silierdauer sind unterschiedlich und reichen von mindestens vier Wochen bis zu 90 Tagen.

Futterwert von GPS

Untersuchungen zeigen erhebliche Schwankungen im Futterwert. Beispielhaft sind einige Analysen von Proben aus den Landessortenversuchen dargestellt, für die neben den mit der Schätzgleichung ermittelten Energiegehalten auch die Energiegehalte aufgeführt sind, die mittels Verdauungsquotienten (VQ) berechnet wurden. Diese liegen deutlich über den geschätzten Werten (Roggen 5,5 vs. 5,0 MJ NEL/kg TM, Triticale 6,0 vs.5,2).

Tabelle 3: Roggen- und Triticale-GPS (Angaben in 100 % TM)

 LSV-Proben (2020)

Roggen (n=6)

Triticale (n=6=

 

Trockenmasse            %

Rohprotein                  %

nXP                             %

Rohfaser                     %

Stärke                         %

NEL*)                        MJ/kg

ME *)                        MJ/kg

NEL (VQ) **)             MJ/kg

ME (VQ) **)               MJ/kg

   Ø           min. - max.

   40,8          34,4 - 48,5

     6,3            5,4 - 7,6

   105              98 - 111

   30,6          26,3 - 34,4

   14,7          10,8 - 19,8

    5,0              4,7 - 5,2

    8,7              8,2 - 9,0 

    5,5              5,4 - 5,6

    9,4              9,3 - 9,5

     Ø             min. - max.

   37,9          33,8 - 40,9

    6,9             4,7 - 8,1

   110              97 - 115

   27,0          23,4 - 33,2

  18,3           12,7 - 22,6

    5,2             4,7 - 5,5

    9,1             8,3 - 9,4

    6,0             5,9 - 6,0

   10,0            9,9 - 10,1

*) Schätzgleichung    **) Energieberechnung mit Verdauungsquotienten

Die Energiegehalte von GPS-Proben der letzten drei Ernten lagen im Mittel zwischen 5,0 und 5,2 MJ NEL/kg TM. Dabei wurde nicht nach Getreidearten differenziert.

Tabelle 4: GPS-Futterwert (LUFA Nord-West, Angaben je kg TM)

 

 

2024

2023

2022

Trockenmasse

%

31,9

41,0

33,1

Rohprotein

g

96

76

86

nXP

g

113

107

113

RNB

g

-2,6

-5,0

-4,2

Rohfaser

       g

295

298

277

ADFom

g

329

336

322

aNDFom

g

530

551

545

Stärke

g

79

107

102

Rohasche

g

71

65

91

NEL

MJ

5,1

5,0

5,2

ME

MJ

8,8

8,7

9,0

Calcium

g

4,4

3,8

4,0

Phosphor

g

3,4

3,0

2,5

Kalium

g

25,7

21,1

26,3

Einsatzmengen

GPS kann an Milchkühe und Bullen gut in Kombination mit Grassilage verfüttert werden. Wegen des niedrigen DCAB-Gehalts (Kationen-Anionen-Bilanz) passt GPS auch gut in die Ration der Trockensteher. Etwa 4 bis 6 kg GPS-TM können je Kuh und Tag eingesetzt werden, wobei die schnell abbaubare Stärke insbesondere in der Hochleistungsphase zu beachten ist. Für Bullen und Rinder kann mit ca. 20 % der TM-Aufnahme kalkuliert werden. Wegen der Grannen ist Gerste-GPS weniger schmackhaft.