Bezirksstelle Emsland

Hermann Diekmann im Ruhestand

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Nach 32 Jahren bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen verabschiedet sich Hermann Diekmann in den Ruhestand.

Sonnenblume vor Mais
Sonnenblume vor MaisHermann Diekmann
Liebe Landwirtinnen und Landwirte, liebe Beraterkolleginnen und -kollegen!

Nach 32 Jahren bei der Landwirtschaftskammer, davon 27 Jahre in der Leitung der Diensstelle in Lingen, verabschiede ich mich in den - vorzeitigen - Ruhestand. Es waren für mich spannende und gute Jahre, für die ich sehr dankbar bin. 
Meine Wünsche auch für Sie / euch habe ich in meiner Festansprache auf der Freisprechungsfeier in Lingen zusammengefasst:

Im Wald ist der Bär los

In einem kleinen Wäldchen herrscht große Unruhe. Die Tiere erzählen sich gegenseitig, dass der Bär eine Todesliste hat.

Die Angst ist sehr groß. Das Älteste der Tiere, ein Hirsch, ist als erster so mutig und geht zum Bären. Er fragt ihn: „Hallo Herr Bär, ich habe von deiner Todesliste gehört und wollte dich fragen, ob ich auf der Liste stehe?“ Der Bär grummelt: „Ja, du bist auch auf meiner Liste!“ Der Hirsch rennt schreiend weg, und seitdem hat ihn keiner mehr gesehen.

Die anderen Tiere bekommen immer größere Angst. Doch man ist sich trotz der größer werdenden Gerüchte nicht sicher, ob das Gerücht denn wirklich wahr ist. Das Wildschwein hat keine Lust mehr, in dieser Angst zu leben. Es geht zum Bären und stellt ihm dieselbe Frage wie es der Hirsch vorher getan hat. Der Bär erwidert: „Auch du stehst auf der Liste!“ Zwei Tage später wird das Wildschwein tot aufgefunden.

Die Angst der Tiere ist jetzt unbeschreibbar groß. Keiner wagt es mehr, zum Bären zu gehen. Nur das Kaninchen macht sich auf den Weg und fragt den Bären: „Herr Bär, stehe ich auch auf deiner Todesliste?“ „Ja“, antwortet der der Bär kurz und knapp. „Kannst du mich dann bitte von deiner Liste streichen?“, fragt das Kaninchen. „Klar, kein Problem“, sagt der Bär und das Kaninchen hoppelt zufrieden davon.

Was lernen wir daraus? Zwei Dinge:

  1. Kommunikation ist von zentraler Bedeutung für alles!
    Das Leben ist eine Aneinanderreihung verpasster Chancen und das Meiste wird durch fehlende Kommunikation verursacht. Das Reden und der Austausch eröffnen neue Sichtweisen und Möglichkeiten.

       2. Mut gehört dazu! Ohne Mut hätte das Kaninchen weiter in der Schockstarre der Angst festgehangen.

Ihr habt mit dem erfolgreichen Abschluss gezeigt, dass ihr etwas könnt. Meinen herzlichen Glückwunsch dazu!
Ihr seid jung, dynamisch und gut ausgebildet. Traut euch was zu!

Ich habe da keine Angst: Bei der Ausbildung junger Referendarinnen, Inspektoranwärterinnen und auch bei der Einarbeitung meiner Nachfolgerin habe ich erfahren dürfen, wie schnell sie neue Sachverhalte verstehen, Probleme systematisch angehen und Aufgaben zügig abarbeiten. Und das erst recht, wenn es um Digitales geht. So schnell kann ich nicht einmal schauen!

Bei all dem, was wir tun, stellt sich die Frage nach der Basis unseres Handelns. Es ist das urchristliche Fundament der Bewahrung der Schöpfung und der Achtung der menschlichen Würde. Landwirt und Forstwirt heißen nicht umsonst schon länger „grüne“ Berufe, als es „die Grünen“ überhaupt gibt. Sie wissen, dass es ohne den Schutz unserer Lebensgrundlagen kein gedeihliches Wachstum gibt und handeln danach. Und sie kümmern sich leidenschaftlich um ihr Vieh. Nach wie vor gilt für die Meisten die Devise: Erst wird morgens das Vieh versorgt, danach gibt es Frühstück. Wenn ich hingegen – das ist sicher eine Ausnahme – von einem Mäster höre: Mich interessiert nicht das Schwein im Stall, mich interessieren nur die Kilos auf der Waage, dann tut es schon weh.

Gewiss, die wirtschaftlichen Aussichten sind nicht rosig und der Konkurrenzdruck steigt. Da kann die Neigung, den eigenen Erfolg auch auf Kosten anderer zu suchen, schon steigen. Doch ist das keine Alternative auf Dauer. Wie sagt es der Volksmund so treffend: „Im Leben trifft man sich immer zwei Mal“. Also Bleibt euren Werten und damit euch selbst treu! Behandelt andere so wie ihr selbst behandelt werden möchtet!

Das gilt auch in der Familie. Ein Hof ist ein Generationenprojekt. Voran geht es nur, wenn alle am gleichen Strick ziehen – und zwar auf derselben Seite. Die Jungen achten das Werk ihrer Eltern. Sie haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Und die Älteren lassen los und vertrauen den Jungen in dem Wissen, dass jede Generation auf neue Fragen neue Antworten finden muss.

Das Landjugendlied fasst das alles gut zusammen:
„Wenn’t Kruis hoog övert Dagwerk steiht, wenn jung un old to hoope geiht, und alle sett‘d den Ploog doför, kumm wi wal dör“.

Wo aber und wie den Pflug ansetzen? Was früher einfach ging, geht heute schlecht oder gar nicht mehr. Neue Perspektiven müssen geschaffen, neue Wege gegangen werden. Was ist konkret für mich das Richtige? Entscheidungen sind gefragt. Aber Entscheidungen werden gefürchtet, denn Entscheiden heißt Verzichten – nämlich auf die nicht gewählte Alternative. Doch das Nicht-Entscheiden ist auch eine Entscheidung – und meist eine schlechte. Also entscheidet aktiv! Entscheidet immer gemeinsam und mit dem Kopf, aber nie gegen den Bauch.

Eure Entscheidungen werden Nutzen bringen, sind aber in der Regel ohne Kosten – ohne persönlichen Einsatz - nicht zu haben. In den Informationsveranstaltungen zu den Meisterkursen wurde nach der Darstellung des Kursplans und der zu erbringenden Prüfungsleistungen immer auch die Frage gestellt, ob es denn nicht auch „eine Nummer kleiner geht“.

Meine Antwort war stets die Auswahl: Change it, leave it, love it.
Change it: Versuche es zu ändern! Das ist bei einer geltenden Prüfungsordnung ziemlich ausgeschlossen.
Leave it: Lass es bleiben, es geht auch ohne Meisterausbildung. Das ist wohl nur eine sehr kurzfristige Sicht.
Dann bleibt nur noch: Love it, liebe es! Und das meine ich wörtlich! Ich kann mich aktiv dazu entscheiden.
leiner Einschub: Ich muss leider zugeben, dass die Intensität der Liebe bei den Meisteranwärtern recht unterschiedlich ausgefallen ist.

Dennoch: Wenn es um die Umsetzung eurer Entscheidung geht, gilt meine Empfehlung: „Tue das, was du tust ganz und tue nur dieses und halte nichts für wichtiger als das, was du gerade tust.“

So viel Kraft, Mut und Leidenschaft auch da sein mögen, manches Ziel wird nicht erreichbar sein. Weil die Voraussetzungen nicht stimmen oder euer Einfluss auf die Verhältnisse zu klein ist. Verzweifelt nicht daran, sondern tretet einen Schritt zurück, schaut euch die Sache quasi von außen an, lächelt und erkennt es an.

In einem Gebet aus Spanien finde ich das wunderbar zusammengefasst: „Herr, gib mir die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann und die Weisheit, das eine von dem anderen zu unterscheiden.“

Manches will aber nicht gelingen. Wenn die Weisheit nicht gereicht hat und eure Entscheidung sich als falsch herausstellt, seht es so wie es ist: Euer Vorhaben ist gescheitert, aber nicht ihr als Mensch seid es. Dann heißt es Aufstehen, „Krone richten“ und Weitergehen.

„Krone richten“, das ist ein schönes Wort. Es erinnert uns daran, dass wir Menschen mit königlicher Würde sind. Wir sind Kinder Gottes, von ihm geschaffen und berufen zum Leben in Fülle! Da, wo eine Tür zugeht, geht immer auch eine andere auf! Das Ziel des Lebens ist das Leben selbst.

In diesem Sinne ermuntere ich euch:
Arbeitet mit Leidenschaft!
Haltet zusammen!
Entscheidet aktiv!
Wenn etwas scheitert, lernt daraus und denkt an eure Krone!
Genießt mit Freude das Leben!

Die Zusage gilt: Gott sei Dank sind wir alle in Gottes Hand!