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Landessortenversuche 2020: Wintergerste

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Die Wintergerste hat 2020 ihre Anbaubedeutung gefestigt. Es wurden sowohl in der Praxis als auch in den Versuchen durchweg gute Qualitäten erzielt, wobei es regionale Unterschiede gab. Neu in die Landessortenversuche aufgenommene Sorten lieferten zum Teil vielversprechende Ergebnisse, doch auch altbewährte Sorten zeigten nach wie vor ihre guten Eigenschaften.

Wintergerste, Landessortenversuch
Wintergerste, LandessortenversuchCarsten Rieckmann

Die Anbaufläche für Wintergerste ist nach dem deutlichen Zuwachs 2018/2019 im Anbaujahr 2019/2020 um etwa 3.000 ha auf ca. 155.500 ha zurückgegangen. Sie liegt damit immer noch auf einem hohen Niveau im Vergleich zum Zeitraum zwischen 2011 und 2018. Der Wintergerstenanbau hat sich gegenüber anderen Kulturen behauptet, dies dürfte in erster Linie zu Lasten des Winterweizens und der Wintertriticale gegangen sein.

Die Aussaat der Landessortenversuche Wintergerste erfolgte standortabhängig zwischen der 2. Septemberhälfte und Ende Oktober. Nach dem erneut trockenen Sommer 2019 fiel Ende September endlich wieder Regen, daher waren die Aussaatbedingungen an einigen Versuchsstandorten ungünstig, teilweise konnten die Flächen nicht befahren werden und die Aussaat musste später erfolgen als geplant.  Dennoch konnten sich durchweg zufriedenstellende bis gute Bestände entwickeln. Durch den milden Winter kam es kaum zu einer Vegetationsruhe. Die sehr hohen Niederschläge im Februar 2020 führten vielfach dazu, dass die Flächen für die N-Startgabe nicht befahrbar waren. Die anschließenden trockenen Bedingungen in Verbindung mit den verspäteten N-Gabe führten zu einer unbefriedigenden Düngerwirkung und sind zum Teil die Ursache für viele Flächen mit geringer Bestandesdichte. Späte Nachtfröste, die bis Mitte Mai zu verzeichnen waren, verstärkten die unzureichende Zahl ährentragender Halme. Wie in den Vorjahren waren sowohl die leichteren Sandstandorte im westlichen und im nordöstlichen Bereich durch die Frühjahrstrockenheit betroffen. Da die Temperaturen in diesem Frühsommer nicht so hoch waren wie im vergangenen Jahr, hatten die Bestände nicht zusätzlich unter Hitzestress zu leiden und gravierende Trockenschäden waren optisch nicht so klar erkennbar. Die insgesamt günstigeren Witterungsbedingungen während der Kornfüllungsphase konnten in diesen Regionen die Auswirkungen der schwachen Bestandesentwicklung nicht kompensieren, sodass hier in der Praxis häufig Erträge unter 50 dt/ha gedroschen wurden. Daher sind auch in diesem Jahr wieder gravierende Ertragsunterschiede zwischen den einzelnen Regionen festzustellen. Die besseren Lehmstandorte im Westen sowie die Bördestandorte im südöstlichen Bereich erzielten teilweise wieder sehr gute Erträge oberhalb von 100 dt/ha.

An Standorten, an denen die Wasserversorgung ausreichend war, entwickelten sich gute Bestände; kamen die Niederschläge zu spät, verursachten sie Zwiewuchs und verzögerten an manchen Standorten die Abreife und die Ernte. Sie begann ab der zweiten Julidekade und konnte bereits zu Beginn der 3. Julidekade beendet werden. Krankheiten, hier in erster Linie Zwergrost, traten regional unterschiedlich ausgeprägt auf.

Die Ergebnisse der Landessortenversuche

Die Landessortenversuche Wintergerste 2020 umfassen 26 Sorten, hiervon sind 3 zweizeilig und 3 Hybriden. Neu im Sortiment sind 7 Kanditaten, die 5 mehrzeiligen Sorten KWS Memphis (2xGMV), Esprit, Viola, Teuto und Finola sowie die beiden zweizeiligen Sorten KWS Moselle und Bordeaux. Im zweiten Jahr stehen Journey, KWS Flemming, Melia, SU Laurielle, Diadora und Paradies und die Hybriden SY Baracooda und Jettoo in der Prüfung. Die Sorte Pixel wird noch in der Marsch und auf den Standorten Sandböden Nordhannover dank guter Vorjahresergebnisse geprüft. Die 2xGMV-resistenten Sorten Joker und KWS Keeper sowie die neuere zweizeilige Sorte Valerie wurden in folgenden Regionen geprüft. Joker wurde mit Ausnahme der westlichen Lehm- und Sandstandorte in allen anderen Regionen geprüft, KWS Keeper in den Höhenlagen und Valerie auf den Sandböden West und Nordhannover sowie in den Höhenlagen.

Die niedersächsischen Standortergebnisse werden zum Teil durch die Einbeziehung der angrenzenden Standorte aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein (Marsch) ergänzt. Der mehrjährige Durchschnittsertrag wird mit Angabe der dahinterstehenden Anzahl Versuchsergebnisse ausgewiesen. Durch Einbeziehung der Vorprüfungsergebnisse aus WP- und EU-Prüfungen können auch die im LSV ein- und zweijährig geprüften Sorten bereits verlässlicher beurteilt werden. Auch in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass innerhalb der Anbauregionen die Streuung der Einzelergebnisse von Standort zu Standort recht ausgeprägt sein kann. Daher ist die Betrachtung der mehrortigen Auswertung Voraussetzung für eine seriöse Sortenberatung. In den Ertragstabellen ist für das aktuelle Jahr die Spalte Minderertrag bei Verzicht auf Wachstumsregulatoren und Fungizide angegeben. Die Werte geben entsprechende Hinweise auf die Robustheit der Sorten bei reduzierten Pflanzenschutzmaßnahmen bzw. deren Wegfall.

Die Anbauregionen im Einzelnen

Auf den drei Versuchsstandorten in der Marsch wurden mit durchschnittlich 98 dt/ha für diese Region mittlere Kornerträge gedroschen. Späte Aussaaten im Oktober, beispielsweise im LK Aurich, oder die schwierigen Aussaatbedingungen zum früheren Zeitpunkt, sind dafür als Ursache zu nennen.

In den Versuchen erzielten von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten Jettoo, SY Galileoo, SY Baracooda mit Abstand die höchsten Erträge. Die neuen Sorten Esprit, Viola und KWS Memphis sowie die von den zweizeiligen vor allem Bordeaux erreichten ebenfalls überdurchschnittliche Werte. Mehrjährig betrachtet erreichten Jettoo, SY Galileoo, Pixel, SY Baracooda, Joker, KWS Flemming und Paradies die besten Leistungen. Aber auch Quadriga und KWS Orbit sind auch aufgrund ihrer weiteren positiven Eigenschaften zu erwähnen.

Auf den Lehmstandorten Nordwest schwankten die Ertragsleistungen in Abhängigkeit von der Bestandesentwicklung und zeitweiligem Trockenstress in einem Bereich von 65 bis über 130 dt/ha. Im Mittel der Orte wurden Erträge von 94 dt/ha erzielt, vergleichbar zu den Jahren 2017 und 2018. Von den Sorten überzeugten 2020 ertraglich SY Galileoo, die beiden neuen Sorten Esprit und Viola sowie Jettoo, Journey, Teuto und KWS Higgins. Im mehrjährigen Vergleich erreichten von den zwei- und mehrjährig geprüften Sorten die drei Hybridsorten SY Galileoo, Jettoo, und SY Baracooda die besten Ergebnisse, gefolgt von den Liniensorten Journey, Melia, KWS Orbit, KWS Higgins, KWS Flemming und Quadriga. Von den neuen Sorten erreichten unter Einbeziehung der Vorprüfungen in der mehrjährigen Auswertung vor allem Esprit und Viola gute Werte. Die beiden neuen zweizeiligen Sorten KWS Moselle und Bordeaux zeigten mit rel. 98 leicht unterdurchschnittliche Leistungen.

Auf den Sandstandorten Nordwest und Nordhannover konnten in den vergangenen zwei Jahren in jeder Anbauregion lediglich zwei bis drei Standortergebnisse gewertet werden. Daher werden bei der Sortenbeurteilung in beiden Regionen schwerpunktmäßig die mehrjährigen Ergebnisse betrachtet, wo die Daten der Nachbarregion ergänzend mit einfließen. In diesem Jahr lag das Ertragsniveau der beiden unberegneten Standorte in Niedersachsen zwischen 38 (LK WL) und 47 dt/ha LK WST), während die beregneten und der NRW-Standort zwischen 70 und 80 dt/ha erreichten. Der ertragsschwächste Standort im Emsland konnte aufgrund starker Streuung der Ergebnisse leider nicht gewertet werden. Hier spiegelte sich die unterschiedliche Wasserversorgung der Standorte deutlich wider. Vor allem KWS Flemming konnte hier in diesem Jahr auf allen Standorten ertraglich überzeugen. Aber auch SY Galileoo, Journey und Jettoo konnten sich bei den mehrjährigen Sorten ertraglich deutlich positiv hervorheben. Von den neuen Sorten sind Viola und Teuto mit auf allen Standorten überdurchschnittlichen Erträgen zu erwähnen. Joker lieferte auf den Nordhannoverschen Standorten mit Abstand die besten Leistungen. Von den zweizeiligen Sorten erreichte KWS Moselle in dieser Anbauregion konstant sehr gute Ergebnisse. Mehrjährig betrachtet heben sich ertraglich SY Galileoo, KWS Flemming und Jettoo hervor. Aber auch Journey, KWS Orbit und KWS Kosmos erreichten in beiden Regionen gute Ergebnisse, wobei KWS Orbit 2020 auf den nordhannoverschen Standorten enttäuschte.

Auf den Lehmstandorten Südhannover wurden mit durchschnittlich 105 dt/ha gute Erträge erreicht, wobei es auch hier deutliche Unterschiede zwischen den Orten gab. Der durch Hagelschaden geschädigte Standort Königslutter konnte leider nicht in die Bewertung mit einfließen, hätte den Durchschnittsertrag allerdings stärker gemindert. Von den mehrjährig geprüften Sorten erreichten Jettoo, Joker, KWS Flemming, SY Galileoo, SY Baracooda und KWS Orbit die höchsten Erträge. Sehr gute Leistungen zeigte auch die neue Sorte Esprit. Positiv überrascht haben dazu die beiden neuen zweizeiligen Sorten KWS Moselle und Bordeaux. Mehrjährig betrachtet waren Jettoo, SY Baracooda, KWS Orbit, SY Galileoo, KWS Flemming und KWS Higgins am ertragsstärksten. Durch die Einbeziehung der Vorprüfungen werden die einjährigen Ergebnisse von Esprit, Teuto sowie Bordeaux untermauert.

In den Höhenlagen wurden durchschnittliche Versuchserträge von 99 dt/ha gedroschen, wobei der niedersächsische Standort Mollenfelde und zwei NRW-Standorte deutlich über 100 dt/ha erreichten; allerdings lag der dritte NRW-Standort lediglich bei 69 dt/ha und die Sortenergebnisse differierten gegenüber den übrigen Standorten stark, sodass für diese Anbauregion auch vornehmlich auf die mehrjährigen Ergebnisse geschaut werden sollte. Die ertragsstärksten Sorten waren im mehrjährigen Mittel die Sorten KWS Higgins, Journey, Jettoo, Melia, Joker, SY Baracooda, KWS Flemming, KWS Kosmos, SY Galileoo, Quadriga und KWS Orbit. Auch die 2xGMV resistente neue Sorte KWS Memphis schnitt 2020, wie auch Joker und KWS Keeper überdurchschnittlich ab.

Für den Anbau 2020/2021 empfohlene Sorten

Quadriga zeigte auch in diesem Jahr wieder mit Ausnahme der Sandstandorte Nordwest eine konstante Leistung. Dank leicht überdurchschnittlicher Erträge wird sie auf den Lehmböden Nordwest sowie den Höhenlagen generell empfohlen. Ein hohes hl-Gewicht und der sehr gute Marktwareanteil bei ausreichender Strohstabilität und insgesamt durchschnittlichen Erträgen wird sie weiterhin auf den Sandböden Nordhannover und den Lehmböden Südhannover eingeschränkt empfohlen. Mit Ausnahme der Anfälligkeit gegenüber Zwergrost ist sie als langstrohige Sorte dennoch standfest und ansonsten gegenüber den weiteren Blattkrankheiten recht robust.

KWS Kosmos konnte vor allem auf den Sandböden und den Höhenlagen wieder ein gutes Ertragsergebnis einfahren, sodass sie auch dort wieder empfohlen wird. Sie liefert einen hohen Marktwareanteil und weist eine gute Winterhärte und Strohstabilität auf, ist jedoch empfindlich gegenüber Zwergrost.

Mit Ausnahme der Marschregion und den Sandböden Nordwest zeigte KWS Higgins in diesem Jahr in allen Anbauregionen gute Erträge bei hohen hl-Gewichten und Marktwareanteilen und wird aufgrund der mehrjährigen Ergebnisse für die Anbauregionen Sandböden Nordhannover, die Lehmböden Nordwest u. Südhannover sowie die Höhenlagen aus ertraglicher Sicht empfohlen. Mangelnde Standfestigkeit und Strohstabilität sowie die ausgeprägte Schwäche gegenüber Zwergrost gilt es jedoch zu beachten. Diese Punkte führen dazu, dass die Sorte sehr empfindlich auf den Verzicht von Wachstumsreglern und Fungiziden reagiert.

KWS Orbit empfiehlt sich auf Basis der mehrjährigen Ergebnisse für alle Anbauregionen; zum Teil allerdings eingeschränkt, Da die aktuellen Ertragsleistungen auf den nordhannoverschen Standorten 2020 schwach ausfielen und in den Höhenlagen mehrjährig ebenfalls durchschnittliche Erträge erreicht wurden, beruht die Empfehlung hier aufgrund der positiven Eigenschaften in Bezug auf hl-Gewicht, Marktwareanteil und Strohstabilität. Sie hat ein gutes hl-Gewicht, ist standfest und stabil gegenüber Halm- und Ährenknicken, zeigt aber Schwächen gegenüber Zwergrost. Diese Schwäche mag Ursache dafür sein, dass sie in einigen Regionen bei Verzicht auf Fungizide deutliche Ertragsminderungen hinnehmen muss.

Mirabelle konnte in den meisten Regionen leider nicht an die guten Ergebnisse aus 2018 anknüpfen. Da die Sorte sich aber durch hohe hl-Gewichte und eine gute Standfestigkeit und sehr gute Strohstabilität auszeichnet und darüber hinaus auch als sehr blattgesund einzustufen ist, wird sie eingeschränkt auf den Sandstandorten empfohlen, wenn der Wintergerstenanbau auch mit reduziertem Pflanzenschutzaufwand betrieben werden soll.

SU Jule erreichte in allen Anbauregionen in diesem Jahr schwache Erträge, sodass sie lediglich eingeschränkt auf den Lehmböden Nordwest und Südhannover empfohlen wird. Gute Qualitäten sowie eine sehr gute Strohstabilität sprechen für ihren Anbau, allerdings ist die Mehltauanfälligkeit zu beachten.

Die mehrjährig geprüfte Sorte Joker wurde noch in den Regionen weitergeprüft, in denen Sorten mit doppelter Gelbmosaikvirusresistenz eine Bedeutung haben. Auf den Sandstandorten Nordhannover sowie den Lehmböden Südhannover und Höhenlagen konnte sie wiederum ihre Ertragsstärke unter Beweis stellen. Insbesondere wegen der schwachen Hektolitergewichte erlangt die Sorte als Marktfrucht in den Ackerbauregionen und als lageranfällige Sorte in den intensiv organisch gedüngten Veredelungsregionen nur eine geringe Anbaubedeutung.

Die recht früh abreifende Sorte Pixel wurde auf den Marsch- und Sandstandorten Nordhannover im dritten Jahr geprüft. Dank vor allem sehr guter Vorjahresleistungen wird sie daher empfohlen. Zu beachten ist bei dieser Sorte, dass sie nur ein sehr schmales Erntezeitfenster hat, da neben der höheren Lageranfälligkeit auch die Schwächen gegenüber Halm- und Ährenknicken zu beachten sind. Verspätete Beerntungen können zu empfindlichen Verlusten führen.

KWS Keeper wurde aufgrund der doppelten GMV-Resistenz noch in den Höhenlagen geprüft und bestätigte dort auch seine Anbaubedeutung mit aktuell sehr guten Leistungen. Trotz insgesamt schwächerer Erträge gegenüber Joker wird sie dank hoher hl-Gewichte und guter Standfestigkeit bei geringem Krankheitsdruck nach wie vor angebaut.

Die zweijährig geprüfte Sorte KWS Flemming erreichte in allen Anbauregionen überdurchschnittliche Erträge, insbesondere auf den Sandstandorten, und wird damit generell empfohlen. Bei hohen hl-Gewichten und einer guten Blattgesundheit ist allerdings die mittlere Standfestigkeit und die Schwäche im Ährenknicken zu berücksichtigen.

Journey konnte sich in den Ertragsleistungen in allen Regionen steigern und wird dank der guten Strohstabilität und Blattgesundheit in allen Regionen außer den Lehmstandorten Südhannover sowie der Marsch empfohlen.

Melia überzeugte in den Höhenlagen und auf den Lehmböden Nordwest auch in diesem Jahr und eignet sich daher dort für den Anbau; hinzu kommt die gute Qualität. Besonders die Schwächen hinsichtlich Lagerneigung und Ährenknicken sind Faktoren, die speziell in den Veredelungsregionen mit intensiver organischer Düngung Probleme bereiten könnten.

Die gegenüber Gelbverzwergungsvirus tolerante Sorte Paradies verdankt ihre Empfehlung für die Marsch den sehr guten Ergebnissen aus 2019. Bei guter Blattgesundheit sind allerdings die schwächere Standfestigkeit und die sehr schlechte Strohstabilität zu berücksichtigen.

Hybridsorten: (erhöhte Saatgutkosten je Hektar beachten)

Von den drei zwei- bis dreijährig geprüften Hybridsorten konnten in erster Linie Jettoo in allen Anbauregionen und SY Galileoo mit Ausnahme der Höhenlagen ertraglich überzeugen. SY Baracooda erzielte auf den nordwestlichen und südhannoverschen Lehmstandorten hohe Erträge.

Während SY Galileoo und Jettoo als blattgesund eingestuft werden, punktet SY Baracooda durch ein hohes hl-Gewicht. Schwächen beim Ährenknicken gilt es bei SY Galileoo und SY Baracooda sowie die geringe Standfestigkeit bei Jettoo und SY Galileoo zu berücksichtigen. Bei SY Baracooda sollte die Zwergrostanfälligkeit beachtet werden.

In den westlichen Regionen, wo Nachbau keine Rolle spielt, sowie bei schwierigen Aussaatbedingungen ist eine Zunahme des Hybridgerstenanbaus zu verzeichnen, da diese Sorten unter Stressbedingungen anscheinend unproblematischer reagieren. Bei Spätsaaten, wie sie zum Teil zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz durchgeführt werden, fällt die Sortenwahl auch zunehmender auf Hybridsorten, obwohl Versuchsergebnisse hierzu bislang noch keine eindeutigen Aussagen zulassen. Inwieweit sich der Hybridgerstenanbau wegen der höheren Saatgutkosten rechnet, hängt stark von dem Preisgefälle zwischen den Saatgutpreisen ab und dem Verhandlungsgeschick des Landwirts.

Probeanbau:

Die doppelt GMV resistente Sorte KWS Memphis erreichte in der Marsch und in den Höhenlagen hohe, auf den Lehmböden Südhannover gute, auf den Sandstandorten knapp durchschnittliche Erträge, weist aber sehr gute Marktwareanteile und hl-Gewichte auf und ist darüber hinaus auch strohstabil und blattgesund. Von daher wird sie dort für den Probeanbau empfohlen, zumal insbesondere die qualitativen Eigenschaften gegenüber den älteren 2xGMV resistenten Sorten eine Verbesserung darstellen.

Esprit erreichte mit Ausnahme der Höhenlagen sehr gute Erträge und wird darüber hinaus als strohstabil und blattgesund bei gleichzeitig guten Qualitätseigenschaften eingestuft. Sie wird daher für die Marsch, Sand- und Lehmböden für den Probeanbau empfohlen.

In der Marsch, den Sandböden sowie den Lehmstandorten Nordwest erreichte Viola hohe Erträge und eignet sich daher für den Probeanbau. Bei guter Strohstabilität muss allerdings die Schwäche gegenüber Mehltau und Zwergrost beachtet werden.

Teuto lieferte auf den Sandstandorten und den Lehmstandorten Südhannover hohe Erträge. Neben einer guten Blattgesundheit, insbesondere gegenüber Zwergrost, liefert sie auch gute Qualitäten. Zu beachten sind die Schwächen in der Standfestigkeit und beim Ährenknicken.

Von den neuen zweizeiligen Sorten konnte Bordeaux ertraglich in der Marsch und auf den Lehmstandorten Südhannover überzeugen. Neben sehr guten Qualitäten weist die Sorte auch eine hohe Blattgesundheit auf, allerdings mit Ausnahme der Ramulariaanfälligkeit.

Die weiteren neuen Sorten im Überblick

Die weiteren erstmalig im LSV geprüften Sorten Finola und die zweizeilige Sorte KWS Moselle konnten im ersten Jahr noch nicht überzeugen. Hier sind weitere Ergebnisse abzuwarten.

Zusammenfassung

In den diesjährigen Landessortenversuchen wurden zahlreiche neue Sorten erstmalig geprüft, die zum Teil sehr erfreuliche Ergebnisse lieferten. Viele dieser Sorten zeichnen sich durch eine bessere Blattgesundheit und Strohstabilität aus. Gleichwohl zeigt sich, dass auch einzelne ältere Sorten nach wie vor ertraglich überzeugen können. Neben den Ertragsleistungen werden zunehmend die weiteren Sorteneigenschaften mit in die Anbauentscheidungen einbezogen, die zum Teil stärker als der Ertrag berücksichtigt werden.