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Landessortenversuche 2019: Sommerweizen

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Der Anbauumfang von Sommerweizen schwankt jährlich in Abhängigkeit von den Aussaatbedingungen für Winterungen im vorangegangenen Herbst. DIe Landessortenversuche Sommerweizen prüfen, welche Sorten sich aktuell durch gute Leistungen und Eigenschaften für den Anbau empfehlen.

 

Sommerweizen
SommerweizenWilli Thiel
Nachdem sich die Sommerweizen-Anbaufläche 2018 drastisch erhöht hatte, weil der geplante Winterweizen im Herbst 2017 witterungsbedingt nicht ausgesät werden konnte, schrumpfte die Anbaufläche 2019 mit 3.900 ha auf den niedrigsten Umfang seit Jahren. Für die diesjährige Aussaat hingegen zeichnet sich ab, dass der Anbauumfang wieder ausdehnt wird, weil speziell auf den nördlichen Marschstandorten im vergangenen Herbst die geplanten Winterungen nicht im angestrebten Maße ausgesät werden konnten. Sommerweizen spielt hier sicherlich neben weiteren Sommergetreidearten oder Leguminosen eine wichtige Rolle. Eine zeitige Saatgutbeschaffung ist in jedem Falle sinnvoll. Inwieweit in den nächsten Wochen noch mit Auswinterungsschäden bei den bereits bestellten Kulturen zu rechnen ist, kann derzeit noch nicht prognostiziert werden.

Der Aussaatzeitpunkt des Sommerweizens war in den einzelnen Regionen recht unterschiedlich. Während in den südhannoverschen Anbauregionen bereits ab Anfang März die Bestellung der Flächen begann, konnte in der Marsch oftmals erst ab Anfang April mit der Aussaat begonnen werden. Die Ernte in Niedersachsen erfolgte im Zeitraum Anfang bis Mitte August.

Die Erträge des Sommerweizens lagen gegenüber dem Vorjahr nochmals um knapp 6 dt/ha niedriger. Mit 47,2 dt/ha, wie sie vom Landesamt für Statistik Niedersachsen ausgewiesen wurden, wurde der langjährige Durchschnitt deutlich verfehlt. Während 2018 der Sommerweizen vorwiegend auf den feuchteren Standorten angebaut wurde und damit insgesamt noch durchschnittliche Erträge erzielt wurden, verteilten sich die Flächen 2019 über die gesamte Weizenanbauregion. Stark beeinflusst wurden die Ertragsleistungen durch die Wasserverfügbarkeit der Standorte. Konnten in der niedersächsischen Marsch auf dem Standort Otterham (LK AUR) und am Lehmstandort Königslutter (LK HE) mit 85 bzw. 82 dt/ha gute Erträge erzielt werden, fielen die Ergebnisse auf den Standorten Poppenburg (LK HI) und Astrup (LK OS) mit 58 bzw. 51 dt/ha enttäuschend aus. Insbesondere am Standort Poppenburg wirkte sich die Trockenheit der Jahre 2018 und 2019 besonders stark aus, weil dort die Winterniederschläge nicht ausreichten, um die unteren Bodenschichten wieder aufzufüllen. Die anhaltende Trockenperiode 2019 verschärfte das Niederschlagsdefizit zusätzlich.

Ergebnisse der Sorten

Der Prüfumfang hinsichtlich Sorten und Standorte ist bedingt durch die geringe Anbaubedeutung eingeschränkt. Allerdings wurden in den letzten Jahren doch wieder mehr neue Sorten in die Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes aufgenommen. Mit KWS Starlight (E-Sorte) und SU Ahab (A-Sorte) wurden zwei dieser Neuzulassungen in die LSV-Prüfungen aufgenommen. Quintus, Licamero und KWS Mistral wurden bereits wenigstens vierjährig geprüft. Servus, Zenon und Anabel standen im dritten sowie Jasmund im zweiten Prüfjahr.

In die niedersächsischen Auswertungen fließen Ergebnisse von Standorten aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein mit ein, um trotz geringeren Prüfumfanges für die jeweiligen Regionen ein aussagefähiges Ergebnis zu erzielen. Außerdem werden bei der mehrjährigen Verrechnung auch die Ergebnisse aus Wert- und EU-Prüfungen einbezogen, die an Standorten in den jeweiligen Anbauregionen durchgeführt wurden.

In der Marsch wurde mit Ausnahme von Anabel alle genannten Sorten an drei Standorten geprüft. Ertraglich konnten bei den A-Sorten vor allem die neue Sorte KWS Starlight sowie Quintus und Licamero mit überdurchschnittlichen Ergebnissen überzeugen, während KWS Mistral und Servus nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielten. Jasmund hingegen lag mit rel. 99 nur knapp unter dem Durchschnitt. Die E-Sorte Zenon erreichte mit rel. 101 im dritten Jahr in Folge ein sehr gutes Ergebnis, während SU Ahab im ersten Prüfjahr mit rel. 98 schwächere Leistungen zeigte.

Im mehrjährigen Vergleich überzeugte in der Marsch vor allem Quintus, die damit klar für den Anbau empfohlen wird. Darüber hinaus erhalten auch KWS Mistral, Servus, Jasmund sowie Licamero eine Empfehlung, die im Mittel der Jahre ein vergleichbares Ertragsniveau erreichten. Quintus und Licamero überzeugten über die Jahre durch sehr konstante Leistungen. Dies trifft auch für Zenon zu, die als E-Sorte das Ertragsniveau vieler A-Sorten erreichte.

In der Anbauregion der lehmigen Standorte Nordwest wurde zusätzlich die E-Sorte Anabel geprüft, da sie in den beiden Vorjahren insgesamt gute Ergebnisse lieferte. KWS Mistral konnte auf allen Prüfstandorten überzeugen und erzielte 2019 mit Abstand die höchsten Erträge. Aber auch Licamero und KWS Starlight erreichten überdurchschnittliche Leistungen. Während Anabel und Jasmund mit rel. 101 ebenfalls gute Erträge lieferten, konnten Quintus, Servus und Zenon nicht überzeugen. Die neue E-Sorte SU Ahab wies Relativwerte von 96 auf.

Im mehrjährigen Vergleich überzeugten vor allem Licamero und KWS Mistral mit überdurchschnittlichen Ergebnissen und werden klar empfohlen. Aber auch Jasmund und Servus erhalten eine Empfehlung, weil sie insgesamt noch gute Leistungen zeigen. Quintus wird noch eingeschränkt empfohlen, weil sie trotz schwächerer Erträge gegenüber den Rosten und Ährenfusarium sowie Blattseptoria sehr robust reagiert.

Die neue Sorte KWS Starlight lieferte in beiden Regionen sehr hohe Erträge, die Ergebnisse aus den Vorprüfungen relativieren jedoch die Leistungen etwas. Die E-Sorte Anabel schnitt nach drei Prüfjahren mit rel. 98 deutlich besser ab als Zenon.

Die Qualitäten

Die geprüften Sorten erreichten im Mittel Proteingehalte von 13,6 % und liegen damit auf einem guten Niveau. Die höchsten Werte erzielten die E-Sorten Zenon, SU Ahab und die A-Sorte Servus. Als E-Sorte erreichte Anabel wie in den Vorjahren nur unterdurchschnittliche Werte.  

Die an sechs Standorten durchgeführten Fallzahluntersuchungen wiesen mit einem Durchschnittswert von 327 sek. sehr gute Werte auf. Hier erreichten Servus, Anabel und Zenon die besten Ergebnisse, während Quintus und KWS Mistral hier unterdurchschnittlich abschnitten. Aber auch die schwächeren Sorten lagen mit über 270 sek. noch auf einem guten Niveau.

Im Hektolitergewicht überzeugten vor allem KWS Mistral und Anabel sowie Licamero mit überdurchschnittlichen Gewichten, während die Werte vor allem bei Servus, aber auch Jasmund und Zenon schwach ausfielen.

Die empfohlenen Sorten im Einzelnen:

Die Sorte Quintus wird aufgrund der konstant hohen Ertragsleistungen in der Marsch und ihrer guten Widerstandfähigkeit gegenüber Blattkrankheiten und Ährenfusariosen für den Anbau empfohlen; aufgrund schwächerer Erträge auf den Lehmstandorten Nordwest nur eingeschränkt. Licamero lieferte als mehrjährig geprüfte Sorte in beiden Anbauregionen gute Leistungen. Mit leichten Schwächen gegenüber Braunrost aber besserer Einstufung gegenüber Mehltaubefall ist sie für den Anbau zu empfehlen. Sie ist derzeit die einzige Sorte im Sommerweizensortiment, die mehrjährig auch für Spätsaaten im Herbst mit Erfolg geprüft wurde.

KWS Mistral überzeugt insgesamt durch gute Erträge und punktet vor allem auch durch sehr gute Qualitäten, vor allem beim Rohproteingehalt sowie im hl-Gewicht. Zu beachten sind die insgesamt schwächeren Einstufungen gegenüber Krankheiten, vor allem bei Blattseptoria. Trotz der schwächeren Erträge in 2019 zählt Servus zu den empfohlenen Sorten, die vor allem sehr hohe Fallzahlen erreicht und gegenüber Mehltau und Gelbrost sehr robust eingestuft ist. Zu beachten sind die Schwächen im hl-Gewicht und gegenüber Braunrost. Als zweijährig geprüfte Sorte lieferte Jasmund konstante Erträge und zeigte sowohl in den Qualitäten als auch gegenüber Lager und Krankheiten keine negativen Auffälligkeiten.

Von den E-Sorten erreichte Zenon auf den Marschstandorten sehr gute und konstante Erträge, die sich darüber hinaus vor allem durch sehr gute Rohproteingehalte und Fallzahlwerte auszeichnet und auch gegenüber Lager und Krankheiten eine gute Einstufung besitzt. Lediglich das schwache hl-Gewicht gilt es zu beachten.

Zusammenfassung

Die deutlich schwächeren Erträge des Sommerweizens gegenüber dem Winterweizen belegen auch 2019 wieder, dass die Anbaubedeutung im Normalfall weiterhin relativ gering bleiben wird, vorausgesetzt der Sommerweizen muss nicht als „Notnagel“ zur Verfügung stehen. Die vorwiegend in den Marschregionen eingetretenen Aussaatschwierigkeiten im Herbst könnten aber genau dazu führen. Es ist daher davon auszugehen, dass die Anbaufläche von Sommerweizen wieder ansteigen wird, allerdings nicht in dem Maße, wie es 2018 der Fall war.