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Fachtagung Betriebswirtschaft: Mal anders in die Zukunft schauen

Webcode: 01039776
Stand: 15.10.2021

Am 12.10.2021 fand die 17. Beratertagung des Sachgebiets Betriebswirtschaft im Blattpavillion der DEULA-Nienburg statt. Anders als gewohnt konnte die Tagung in diesem Jahr nur eintägig, aber dafür wieder in Präsenz durchgeführt werden. AKtuelle Themen aus Politik, Beratung und Förderung standen auf dem Programm.

17. Fachtagung Betriebswirtschaft
17. Fachtagung BetriebswirtschaftRuth Beverborg
Moderiert wurde die Veranstaltung mit 73 Teilnehmer*innen von Ruth Beverborg, Leiterin des Sachgebietes Betriebswirtschaft. Auf der Tagesordnung standen in diesem Jahr sechs aktuelle Themen der Landwirtschaft. In der Begrüßungsrunde von Frau Beverborg durften sich rund 20 neue Berater*innen in der Runde vorstellen und ausführen, warum sie für die Landwirtschaftskammer Niedersachsen brennen.

Den ersten Fachvortrag hielt Herr Prof. Dr. Ludwig Theuvsen, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zu dem Thema „Die Agrarpolitik im Wandel – Chancen und Herausforderungen für die Wirtschaftsberatung“. Nach Prof. Dr. Theuvsen nimmt die Agrarpolitik zunehmend die Rolle des Moderators in einer umfassenden Transformation der Landwirtschaft ein. Im Rahmen dieses Transformationsprozesses der gesamten Landwirtschaft ergibt sich nach Prof. Dr. Theuvsen häufig auch eine Transformation des Einzelbetriebs. Hieraus entsteht ein hoher Unterstützungsbedarf der Betriebe durch die Beratung.

Anschließend stellte Herr Stefan Ortmann, Geschäftsbereichsleiter Landwirtschaft, den Niedersächsischen Weg vor. Die Gesetzesänderungen finden vor allem durch das Maßnahmenpaket im Natur-, Arten- & Gewässerschutz durch Änderungen im Niedersächsisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz, im Niedersächsisches Wassergesetz und im Niedersächsisches Gesetz über Wald und die Landschaftsordnung statt. Ortmann betonte, dass die Ziele vor allem durch Freiwilligkeit vor Anordnung und Förderung und Anreiz vor Regelung erreicht werden sollten. Die frühzeitige Mitgestaltung der Landwirtschaftskammer bei Gesetzgebungen in dieser Angelegenheit lobte Ortmann.

Nach der Mittagspause haben Herr Andreas Freytag, Leiter Fachgruppe Betrieb/Tier Bezirksstelle Hannover, Herr Nils-Joachim Meinheit, Leiter Bezirksstelle Nienburg und Herr Klaus Meyer, Außenstellenbeauftragter Stade, die Ergebnisse des Seminars „Mal anders in die Zukunft schauen“ präsentiert. Einleitend stellte Freytag fest, dass die Zukunft bereits da ist, jedoch unterschiedlich wahrgenommen wird. Da man sich dennoch mit ihr beschäftigen muss, haben die drei Referenten der Landwirtschaftskammer Niedersachsen an einem zweitägigen Seminar mit etwa 25 Landwirten teilgenommen. Ziel war es, mögliche Entwicklungen der Zukunft systematisch zu erkennen und anhand dessen sich ergebende Geschäftsfelder zu erarbeiten. Die Kernfragen „Was kommt auf Sie zu?“, „Was könnte Sie überraschen?“, „Wovon leben Sie morgen?“ und „Wo führen Sie Ihren Betrieb hin?“ wurden mit den Landwirten diskutiert und als Ergebnis des Seminars auf die einzelnen Betriebszweige heruntergebrochen. Dabei stellten die Referenten fest, dass ein klares Zukunftsbild dazu beiträgt, den strategischen und finanziellen Erfolg eines Betriebes sicherzustellen.

Dr. Ludwig Diekmann, Unternehmensbereichsleiter Tier, stellte im nächsten Fachvortrag „Aktuelles aus dem Unternehmensbereich Tier“ vor und führte aus, was sich für die Tierhaltung in Niedersachsen ändern wird. Als zukünftige Herausforderung stellte Dr. Diekmann etwa das unterschiedliche Nachfrageverhalten bezüglich Rind, Schwein und Geflügel sowie die beschränkten Expansionsmöglichkeiten für die Tierhaltung heraus. Als Folge der dramatischen Entwicklungen auf dem Schweinemarkt wurde die Überlegung einer Ausstiegsberatung für Schweinehalter durch die Landwirtschaftskammer zur Diskussion gestellt. Für alle Bereiche sollte die Landwirtschaftskammer laut Dr. Diekmann auch in Zukunft Sachkundelehrgänge und Refresherkurse anbieten.

Stephanie Stöver-Cordes, Fachreferentin Markt und Dr. Albert Hortmann-Scholten, Unternehmensbereichsleiter Betriebswirtschaft, gaben in ihrem Fachvortrag zu ihren jeweiligen Sachgebieten Pflanze und Tier ein Update zur aktuellen Marktsituation. Deutlich wurde, dass Getreidepreise durch klimatische, produktionstechnische und politische Gründe ansteigen. Abschließend gab Frau Stöver-Cordes einen Einblick in die drastisch gestiegenen Düngemittelpreise. Hauptgrund für das aktuelle Rekordhoch sind die stark steigenden Strom- und Gaspreise.

Ebenfalls dramatisch gestaltet sich der Markt im Bereich Tier. Die Preisexplosionen von Futtermitteln machen Tierhaltern zu schaffen. Eine Erholung auf dem Schweinemarkt sei nicht in Sicht, ein erneuter Schweinestau ist nicht ausgeschlossen und ist ersichtlich anhand der bereits steigenden Schlachtgewichte der Schweine. Ein Hoffnungsschimmer für die Schweinehalter stellt die 5D-Regelung dar. Im ITW-System sind Länder mit besseren klimatischen Bedingungen im Vorteil und die regionale Produktion rutscht in den Hintergrund. Auch bei Dr. Hortmann-Scholten war die Ausstiegsberatung für die Schweinehalter ein Thema, da sich die Ferkelpreise in einem historischen Tief befinden. Der Absatzmarkt von Schweinen ist durch die ASP und Corona stark geprägt. Bei den Milchviehhaltern ist die Lage aufgrund der guten Grobfuttererträge in diesem Jahr etwas entspannter, allerdings ist die Konkurrenz durch Alternativen zu tierischen Produkten hoch, zumal das Preisniveau der Produkte ähnlich ist.

Im letzten Tagesordnungspunkt berichtete Dr. Thorsten Hollmann-Hespos, Geschäftsbereichsleiter Förderung, mit dem Fachvortag „Aktuelles für die Wirtschaftsberater*innen“ aus dem Geschäftsbereich Förderung." Dr. Hollmann-Hespos ist in seinem Vortrag auf Themen wie Antragsverfahren 2021, Agrarumweltmaßnahmen 2022, die GAP 2023  und Landes- und Bundesmaßnahmen eingegangen. Bezüglich der GAP 2023 stehen bereits Eckpunkte fest, allerdings fehlen noch detaillierte Regelungen für die Umsetzung des Förderverfahrens, sodass zum Zeitpunkt der Tagung keine konkreten Informationen gegeben werden können. Für die Kontrollen ab dem Jahr 2021 werden erste Sachverhalte durch KdM (Kontrolle durch Monitoring) geprüft. Hierzu zählen die Fruchtart (Anbaudiversifizierung) und Mindestnutzung (Brache/ Grünland).


Autoren: Kea Bohlen, Darius Brüggemann, Isabelle Schulenberg, Fabian Ebbighausen


Für Fragen zu diesen Themen stehen Ihnen die Wirtschaftsberater und Wirtschaftsberaterinnen der LWK Niedersachsen gerne zur Verfügung.