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Das Corona-Virus trifft auch Niedersachsens Privatwaldbesitzer

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Förster und Privatwaldbesitzer arbeiten derzeit mit Hochdruck an der Bewältigung der extremen Borkenkäferkalamität. Bis Anfang April mussten alle Bäume mit Borkenkäfern unter der Rinde aus den Beständen entfernt werden, um deren Ausflug zu verhindern. Doch damit nicht genug, wie Michael Degenhardt in einem Artikel in der Land & Forst 10/2020 schreibt.

Ortstermin: Sturmholz im südlichen Bereich des Forstamts Weser-Ems
Ortstermin: Sturmholz im südlichen Bereich des Forstamts Weser-EmsWolfgang Ehrecke
Die Stürme der vergangenen Wochen haben zu Einzel- und Nesterwürfen geführt. Besonders dort wo Bekämpfungslinien gegen die Fichtenborkenkäfer errichtet werden sollen, muss jetzt schnellstens alles Sturmholz aufgearbeitet werden. Die Borkenkäfer würden sonst bevorzugt diese Stämme anfliegen und das Fallensystem durch ihre natürlichen Pheromone unwirksam machen.

Die Vermarktung des Holzes ist seit zwei Jahren zunehmend schwerer geworden. Die Fichtenrundholzmärkte sind übersättigt. Da die heimische Industrie den gesamten Holzanfall trotz einer auf Hochtouren laufenden Produktion nicht verarbeiten konnte, sind die Nadelsägeholzexporte per Hochseecontainer nach Asien im vergangenen Jahr enorm angestiegen. Waren es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von Januar bis Oktober 2018 noch 153.244 Fm, sind im gleichen Zeitraum im Jahr 2019 2.260.532 Fm exportiert worden. Das Preisniveau für das Fichtenstammholz lang, B/C/D-Qualität liegt bei 40 bis 43 €/Fm, während im heimischen Markt selten mehr als 25 bis 30 €/Fm für das gleiche Sortiment zu erzielen sind.

Da die Koppelsortimente und hier vor allem das Industrieholz in F/K-Qualität nur begrenzt absetzbar sind, ist der Verkaufserlös des Exportholzes wichtig, um nach Abzug der Aufarbeitungskosten und Gebühren für die Forstbetriebsgemeinschaften eine „schwarze Null“ schreiben zu können. Nun droht auch dieser Vermarktungskanal wegzubrechen. Ab November 2019 gab es erste Erschwernisse für den Nadelrundholzexport, was exportierende Händler veranlasste, einen Lieferstopp zu verhängen. Hintergrund waren Polizeikontrollen von Container-LKW. Auf Basis des sogenannten CTU-Codes, der Rundholztransporte in Containern als möglicherweise nicht sicher darstellt, wurde die Weiterfahrt verboten. Der CTU-Code ist eine Empfehlung von Experten zu Seetransporten. Durch diverse Gutachten von Sachverständigen konnte ab Dezember 2019 die Transportsicherheit von Nadelrundholz in Containern bewiesen werden, so dass das Problem gelöst schien.

Nunmehr haben viele rundholzexportierenden Händler erneut um einen Lieferstopp gebeten. Hintergrund ist die Corona-Pandemie. In vielen Häfen in China werden wegen der Quarantänemaßnahmen oder wegen des krankheitsbedingten Ausfalls vieler Mitarbeiter*innen die Container nicht entladen. Neben dem Risiko der Verschlechterung des in den Containern lagernden Holzes hat dies auch zur Folge, dass immer weniger Leer-Container zurück nach Deutschland kommen, so dass der zur Verfügung stehende Frachtraum sinkt. Dies hat nach Angabe von Marktteilnehmern bereits zu einer Verknappung und zu steigenden Preisen für Frachtraum geführt. Mit einer Belebung des Exportmarktes wird ab Mai gerechnet. Zu spät für die Waldbesitzer, die Schlimmeres verhindern wollen.