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Der Gemüsebau in Niedersachsen

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Der Gemüsebau ist eine Top Nische für Spezialisten. In den letzten Jahren ist die Gemüseanbaufläche stetig angestiegen und liegt nun bei ca. 20000 ha in Niedersachsen und damit im bundesdeutschen Ranking nach Nordrhein-Westfalen auf Platz 2. Der Trend zu wenigen und größeren Betrieben ist auch im Gemüsebau eindeutig:  Die Anzahl der Betriebe ist seit Jahren rückläufig und beträgt noch 881 Betriebe, die durchschnittliche Betriebsgröße betrug damit fast 23 ha. Im Anbau dominieren die Kulturen Spargel, Zwiebeln, Möhren, Eissalat und verschiedene Kohlarten wie Blumenkohl, Broccoli und Grünkohl. Je nach Vermarktung  und auch Regionalität sind unterschiedliche  Gemüsekulturen gefragt.

Kopfsalat
KopfsalatErich Klug
Der Gemüsebau in Zahlen
Ein deutlicher Anstieg des Pro-Kopf-Verbrauchs von Gemüse von 64 kg (1980) auf ca. 96 kg (2013) und ein gleichbleibender Selbstversorgungsgrad von ca. 35 bis 40% (BMEL, verschiedene Jgg.) haben für eine deutliche Ausweitung des Gemüsebaus in Deutschland gesorgt. Im Jahr 2017 wurden deutschlandweit auf einer Freilandfläche von 128.228 ha Gemüsekulturen angebaut. Das sind weniger als 0,7% der landwirtschaftlich genutzten Fläche.


Entwicklung der Gemüseanbauflächen in Niedersachsen
Entwicklung der Gemüseanbauflächen in NiedersachsenErich Klug
Anbaufläche
Die größten Gemüseanbauflächen in Norddeutschland sind in Niedersachsen zu finden. Auf einer Anbaufläche von 20.195 ha (inclusive Mehrfachnutzung und ohne Erdbeeren und Arznei- und Gewürzpflanzen im Freiland) wurden im Jahr 2017 die unterschiedlichsten Gemüsekulturen angebaut. Nach Nordrhein-Westfalen mit 26.850 ha steht unser Bundesland damit im deutschen Flächenvergleich auf dem zweiten Platz knapp vor der Pfalz mit 19.520 ha.

Im Unter-Glas-Anbau (incl. Folientunnel) wurden im gleichen Zeitraum auf einer Anbaufläche von 86,1 ha Gemüse angebaut.
Während deutschlandweit 9,4 % der Gemüseanbaufläche im Jahr 2015 nach ökologischen Richtlinien bestellt wurden, betrug dieser Anteil in Niedersachsen nur 7,5 %. Cirka 150 Betriebe kultivierten auf knapp 1.400 ha Ökogemüse.


Anbau
Je nach Anbauumfang und Verwendungszweck variiert der Grad der Mechanisierung und damit das Produktionsverfahren. Die Erschließung von Absatzmärkten und deren Absicherung ist das höchste Gebot für eine wirtschaftlich erfolgreiche Produktion, bevor das Gemüse als Saatgut oder Jungpflanze auf den Acker kommt.

Niedersachsen bietet mit seinen unterschiedlichsten Bodentypen und -arten sowie den unterschiedlichsten Klimabereichen vorzügliche Voraussetzungen für einen erfolgreichen Gemüseanbau, sofern die Anbauflächen, auch auf schwereren Lößlehmstandorten, beregnungsfähig sind.
Traditionelle Anbaugebiete für frisches Gemüse sind in der Nähe der Ballungszentren, den Randgebieten der Städte, zu finden. Hierzu zählen Ronnenberg bei Hannover, Bardowick bei Lüneburg / Hamburg, Wolfenbüttel bei Braunschweig, Stuhr / Brinkum bei Bremen, sowie Oldenburg und Osnabrück.


Betriebsstruktur
Der Strukturwandel ist wie überall in der Landwirtschaft auch im Gemüsebau deutlich zu beobachten. Die Anzahl der Betriebe nimmt kontinuierlich ab und betrug 2017 nur noch 881 Unternehmen. Die durchschnittliche Flächengröße pro Betrieb ist in den letzten Jahren weiter stark angestiegen und betrug 22,9 ha.

Die einzelnen Betriebsstrukturen variieren je nach Region, Kultur und Vermarktungsstruktur sehr stark. Direktvermarktende Betriebe (Wochenmarkt, Hofladen) kultivieren oftmals noch eine Vielzahl an Kulturen auf kleinen Flächen während spezialisierte Betriebe hunderte ha einer Kultur (z. B. Salate) anbauen, um den Lebensmitteleinzelhandel direkt oder über eine Erzeugerorganisation zu beliefern.

Aufgrund der Vermarktung von regionaler Ware (Stichwort: Regionalität) im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) ist das scheinbar unbegrenzte Wachstum einzelner Spezialkulturen in Großbetrieben eingebrochen. Diese Betriebe reagieren mit Niederlassungen in anderen Regionen auf die Regionalität beim LEH und stellen sich den geänderten Absatzbedingungen: Die Kulturvielfalt in den Betrieben nimmt wieder zu.


Kulturen

Die TOP 10 Gemüsekulturen in Niedersachsen im Vergleich zum bundesdeutschen Anbau
Die TOP 10 Gemüsekulturen in Niedersachsen im Vergleich zum bundesdeutschen AnbauErich Klug
Das Spektrum der Gemüsekulturen ist vielfältig. Die 10 flächenstärksten Kulturen machen jedoch fast 80 % der niedersächsischen Gemüseanbaufläche aus. Hier einige flächenstarke Kulturen:

  • Spargel: Niedersachsen stellt mit einer Anbaufläche von 6.138 ha Spargel (im Ertrag stehend und Junganlagen) 22 % der deutschlandweiten Anbaufläche. Jede 5. Stange kommt aus Niedersachsen. Hauptanbaugebiete sind die leichteren Böden um Hannover, Lüneburg, Diepholz und Nienburg sowie die Weser-Ems Region.
     
  • Zwiebeln: In Niedersachsen befanden sich im Jahr 2017 mit 2.638 ha die größten Anbauflächen für Speisezwiebeln in Deutschland. Der Zwiebelanbau findet oftmals in landwirtschaftlichen Betrieben auf leichteren Standorten als Sonderkultur statt. Große Bedeutung haben hier der Landkreise Uelzen, Hannover und Braunschweig.
     
  • Möhren: Bundesweit ist Niedersachsen mit 2.007 ha Möhren das Bundesland mit der zweitgrößten Möhrenanbaufläche. Die Kultur wird sowohl auf leichten Standorten als auch bei schwereren Lößlehmstandorten auf Dämmen angebaut. Hauptanbaugebiete sind die Regionen Lüneburg und Hannover. Aufgrund der Notwendigkeit von weitgestellten Fruchtfolgen erfolgt der Anbau von Möhren für niedersächsische Waschmöhrenbetriebe auch in Sachsen-Anhalt.
     
  • Eissalat: Im Jahr 2017 wurden auf einer Fläche von 1.058 ha Eissalat, 2011 immerhin noch 3.012 ha angebaut. Die Kultur hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung verloren. Diese Entwicklung ist auf gezielte Regionalisierungsstrategien vom Lebensmitteleinzelhandel zurückzuführen, die eine deutschlandweite Zentralbelieferung stark einschränkt.
     
  • Weitere Kulturen: Beim Kohl sind Brokkoli (2017: 942 ha), Blumenkohl (2017: 747 ha) und Grünkohl (2017: 488 ha) die wichtigsten Kohlarten in Niedersachsen.

Vermarktung
Der Gemüsebau ist gekennzeichnet durch eine große Vielfalt an Kulturen und Produkten, die sowohl auf dem Frischmarkt (direkte Vermarktung auf dem Wochenmarkt oder im Ladengeschäft sowie über den Großmarkt / Großhandel / Lebensmitteleinzelhandel (LEH) oder indirekte Vermarktung über Genossenschaften oder Erzeugerorganisationen) als auch in der Verarbeitung Verwendung finden.

Kurze Transportwege und die große Nachfrage nach Gemüse sind unschlagbare Standortvorteile. Wochenmärkte und Großmärkte (Hamburg, Hannover, Bremen) haben mittlerweile etwas an Bedeutung verloren.

Durch die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wird mittlerweile über 80 % vom Frischgemüse über Discounter (z. B. ALDI, LIDL) und Vollsortimentler (z. B. REWE, EDEKA) vermarktet. Der LEH verfügt über eine ausgefeilte Logistik über Zentrallager. Große Mengen an Gemüse können so zentral von nah und fern angeliefert und an einzelne Märkte verteilt werden. Große Einzelbetriebe oder der Zusammenschluss von Gemüsebaubetrieben zu Genossenschaften oder Erzeugerorganisationen (z. B. Landgard eG, EO Mecklenburger Ernte GmbH, Gartenbauzentrale Papenburg eG, Erzeugergroßmarkt Langförden-Oldenburg eG) bündeln die Ware der einzelnen Betriebe zu großen Chargen und bedienen dann den LEH. Mittlerweile hat die Produktion von regionalen Gemüse wieder an Bedeutung gewonnen und in vielen Betrieben wurde das Sortiment stark erweitert (z. B. Radies, Bundzwiebeln)

Der Markt für die Verarbeitung von Industriegemüse (Tiefkühlware, Konserven, Getränke, Trockenware) ist in Niedersachsen mittlerweile sehr übersichtlich geworden. Hierzu zählen Unternehmen wie riha WeserGold Getränke GmbH & Co. KG in Rinteln, Symrise AG in Holzminden, Meyer Gemüsebearbeitung GmbH in Twistringen und R. Steinicke GmbH in Lüchow. In der Nähe der jeweiligen Werke hat sich eine lokale Produktion etabliert.


Fazit
Von allen Sparten im Gartenbau hat der Gemüsebau die höchste Bruttowertschöpfung aber auch ein gewaltiges Herausforderungspotential:

  • Kulturtechnisch werden langfristig zugelassene oder genehmigte Pflanzenschutzmittel benötigt.
  • Regelwerke aus dem Natur- und Umweltschutz, insbesondere aus dem Wasserrecht und dem Düngerecht, sollten die besonderen Belange des Gemüsebaues berücksichtigen. Hier ist intensive Versuchsarbeit aller Beteiligten erforderlich.
  • Die kostenintensive Handarbeit im Gemüsebau wird zunehmend durch geeignete Technik ersetzt. Der Gemüsebau wird zunehmend kapitalintensiver.
  • Die Planung und Absicherung vom Absatz wird auch in Zukunft oberstes Gebot für einen erfolgreichen Gemüsebau sein.