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Landessortenversuche 2016: Winterweizen

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Aktuelle Ergebnisse der LSV Winterweizen.

Landessortenversuch Winterweizen
Landessortenversuch WinterweizenWilli Thiel
Die Anbaufläche von Winterweizen hat sich im Vergleich zum Vorjahr um gut 20.000 ha auf nunmehr gut 400.000 ha verringert. Auch beim Weizen konnten die hohen Erträge der beiden letzten Jahre nicht erreicht werden, allerdings war der Ertragsrückgang weniger ausgeprägt im Vergleich zu Wintergerste und Winterraps. Regionale Unterschiede sind deutlich feststellbar, auch innerhalb einzelner Anbauregionen wie beispielsweise in der Marsch. Aber auch Unterschiede in der Vorfruchtwirkung von Blattfrucht- und Stoppelweizen wurden wieder erkennbar. So konnten an gleichen Standorten bei Anbau nach Blattvorfrüchten ca. 10 % höhere Erträge erzielt werden.

Die Witterung im Herbst lieferte gute Bedingungen zur Etablierung der Bestände, auch bei später Aussaat. Wachstum fand quasi bis ins neue Jahr hinein statt. Eine kurze intensive Frostperiode führte dank einer vorhandenen leichten Schneedecke zu keinen Beeinträchtigungen beim Weizen. Hier war Niedersachsen im Gegensatz zu den nordöstlichen Gebieten von Schleswig-Holstein, vor allem aber in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, begünstigt. Starke Auswinterungsschäden auch in Sortenversuchen zeigten dort eine deutliche Sortendifferenzierung im Merkmal Winterhärte. Diese Ergebnisse werden auch in der niedersächsischen Sortenbeschreibung mit berücksichtigt. Kühle Temperaturen im April mit geringer Sonneneinstrahlung und längere trockene Phasen wirkten sich beim Weizen scheinbar weniger negativ auf die Ertragsbildung aus als es bei Gerste und Raps der Fall war. Auf Flächen mit zeitweiliger Staunässe hingegen reagierte der Weizen entsprechend negativ.

Die Weizenernte begann vielfach in der letzten Julidekade mit entsprechend hohen Fallzahlen im Erntegut. Bestände, die nach der Regenperiode erst ab dem 15. August beerntet werden konnten, mussten vielfach Qualitätseinbußen hinnehmen, insbesondere wenn es sich um Bestände mit stärkerem Lagerdruck handelte.

Gelbrostjahr 2016

Auch in diesem Jahr war ein verstärkter Druck durch Gelbrostbefall an anfälligen Sorten bereits frühzeitig festzustellen. Besonders die anfälligen Sorten, wie z. B. JB Asano, Matrix, KWS Loft oder Landsknecht zeichneten stark. Wurden diese Bestände nicht zeitnah behandelt, so waren bereits die ersten Ertragsverluste vorprogrammiert. In den Sortenversuchen war auch erkennbar, dass weitere Sorten zunehmend empfindlicher auf Gelbrost reagieren. Entsprechende Umstufungen in der Sortenbeschreibung sind daher vorzunehmen. Ursache des starken Befalls sind neben günstigen Witterungsbedingungen für die Infektion auch neue aggressive Gelbroststämme, die über Dänemark und England nach Deutschland eingewandert sind. Gleiches gilt auch zunehmend für den Braunrost.

Durchführung der Landessortenversuche

Die Landessortenversuche (LSV) Winterweizen werden aufgrund der hohen Bedeutung dieser Kultur intensiv an einer Vielzahl von Standorten in insgesamt 6 Anbauregionen Niedersachsens geprüft. In der Region Marsch fließen zusätzliche Versuchsergebnisse aus Schleswig-Holstein mit ein. In den westlichen Regionen der Sand- und Lehmstandorte sowie bei den Höhenlagen wird die Datengrundlage zur Sortenbeurteilung durch Ergebnisse aus Nordrhein-Westfalen ergänzt. Dadurch wird die hohe Aussagekraft der Landessortenversuche erhöht, sodass Fehlentscheidungen auf Grund von Einzelstandortergebnissen unter Umständen vermieden  werden können.

Während in den vergangenen Jahren ältere und bereits in der Praxis etablierte Sorten mit einzelnen erfolgversprechenden ausgewählten neuen Kandidaten geprüft wurden, hat sich die Zahl der erstmals in den LSV aufgenommenen Sorten drastisch erhöht. Neben wenigen, von den Länderdienststellen aufgrund ihrer Leistungen in den Wert- bzw. EU-Prüfungen ausgewählten Sorten wurden im Herbst 2015 alle zur Zulassung anstehenden Kandidaten aufgenommen. Von den insgesamt 45 im LSV stehenden Sorten sind alleine 21 neue Prüflinge. Der überwiegende Anteil davon wird bedingt durch schwache Leistungen künftig nicht weiter verfolgt und auch nicht besonders in den nachfolgenden Ergebniskommentierungen dargestellt.

Vor allem Sorten, die sich durch konstante Leistungen in den Versuchen und Jahren positiv hervorgetan haben, gilt es bei der Sortenwahl zu berücksichtigen. Neben dem Ertrag sollten dabei auch viele weitere Faktoren wie die Festigkeit gegen Lager, Resistenzen gegen Krankheiten und nicht zuletzt die Winterhärte der Sorten berücksichtigt werden. Aber auch Qualitätskriterien, wie die Rohproteingehalte und die Fallzahl bzw. Fallzahlstabilität sind zu berücksichtigen. Im Merkmal Winterhärte zeigten im vergangenen Winter,  vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, zahlreiche Sorten erhebliche Schwächen. Viele dieser Sorten sind in den Landessortenversuchen erstmalig oder zweijährig geprüft. Bei den besonders stark betroffenen Sorten handelt es sich um KWS Maddox, Rubisco, Benchmark und Porthus, die aus ertraglicher Sicht in den aktuellen niedersächsischen Versuchen ohne Auswinterungsschäden teilweise zu empfehlen wären. Ob diese betroffenen Sorten, wie auch weiterer Sorten mit Schwächen in der Winterhärte, dennoch für den Anbau ausgewählt werden, liegt in der unternehmerischen Entscheidung jedes Einzelnen und sollte vor allem auch vor dem Hintergrund des Standortes entschieden werden. Grundsätzlich beobachten wir jedoch eine Zunahme von Wetterextremen sowohl im Sommer als auch im Winter.

Zu den in diesem Jahr erstmalig geprüften Hybridsorten LG Alpha und Hyvento ist zu erwähnen, dass sie zum Teil sehr gute Erträge erzielt haben, diese Mehrerträge jedoch in aller Regel die erhöhten Saatgutkosten nicht kompensieren können. Aus diesem Grunde sind diese Sorten noch nicht für den Probeanbau in die Empfehlungen genommen worden.

Änderung der Ergebnisdarstellung

Die Ertragsergebnisse für das Jahr 2016 bilden das Leistungsvermögen der Sorten bei optimaler Gesunderhaltung der Bestände ab; bis 2015 wurden die Sortenergebnisse über die Stufe optimale und reduzierte Behandlung gemittelt. Um Aussagen über die Notwendigkeit einer intensiven Fungizidstrategie abzubilden, wird nicht nur der Minderertrag bei Verzicht auf Wachstumsregler- und Fungizideinsatz dargestellt, sondern auch der Ertragsverlust bei reduziertem Fungizideinsatz aber gleichem Wachstumsreglereinsatz. Auf diese Weise können vor allem Gelbrost anfällige Sorten gerechter beurteilt werden. Da in der reduzierten Stufe die erste Behandlung ab EC-Stadium 39 erfolgte, waren hier bereits deutliche Schäden, vor allem auf den südlichen Standorten, gesetzt. Unproblematischer war die Situation auf den östlichen Sandstandorten und in der Marsch. Sorten, die nur einen geringen Minderertrag von optimaler Fungizidbehandlung zu reduziertem Aufwand verzeichnen, sind als recht gesund einzustufen, da trotz Minderaufwand kaum Ertrag eingebüßt wurde.


Leistungen der Sorten

In der Anbauregion der Marsch liegt das Ertragsniveau im Mittel der fünf Standorte mit 96 dt/ha deutlich unter denen der beiden Vorjahre, wobei geringe Erträge in erster Linie auf den schleswig-holsteinischen Standorten festzustellen waren. Im westlichen Bereich wurden durchaus Erträge oberhalb von 100 dt/ha erreicht. Julius konnte unter den A-Sorten die positiven Ergebnisse der Vorjahre nicht ganz wiederholen. Auch RGT Reform fällt gegenüber den ertragsstarken B-Sorten aufgrund eines schwachen Standortergebnisses ab. Sie erzielt aber auf den niedersächsischen Standorten im zweiten Jahr gute Erträge. Von den zwei erstmals geprüften Sorten erreichte Nordkap auf den in Niedersachsen geprüften Standorten ein zufriedenstellendes Ertragsniveau. Aus dem A-Segment empfehlen sich für den Anbau in erster Linie Julius und RGT Reform, da sie in ihren weiteren Merkmalen keine Schwächen zeigen.

Bei den B-Sorten erreicht die lager- und gelbrostanfällige Sorte KWS Loft dank zwei guter Einzelergebnisse einen sehr hohen Ertrag; muss aber intensiv behandelt werden. Von den mehrjährig geprüften Sorten konnte ebenfalls Johnny überzeugen und damit die etwas schwächeren Ergebnisse der beiden Vorjahre wettmachen; zu beachten ist die geringe Winterfestigkeit. Smaragd erzielte ein durchschnittliches Ergebnis, ist dreijährig betrachtet eine der ertragsstärksten Sorten in dieser Qualitätsstufe. Aufgrund der erhöhten Lageranfälligkeit und die geringe Festigkeit gegenüber DTR und Ährenfusarium wird sie in der Marsch nicht empfohlen. Von den zweijährig geprüften Sorten konnten alle ihr gutes Vorjahresergebnis bestätigen bzw. noch verbessern. Das trifft für Benchmark, Bergamo, Alexander und die frühabreifende Sorte Rumor zu. Alexander ist bei geringen Schwächen in der Festigkeit gegenüber Blattseptoria und Ährenfusarium eine recht ausgewogene Sorte. Bei der frühabreifenden Sorte Rumor ist die Schwäche gegenüber Gelbrost zu erwähnen. Bei der ertragsstarken Sorte Benchmark ist in jedem Fall die Gefahr der Auswinterung zu beachten. Bei der Sorte Bergamo ist die stärkere Mehltauanfälligkeit ein Schwachpunkt. Von der Vielzahl der erstmals geprüften Sorten erreichen Porthus, KWS Maddox und KWS Salix hohe Erträge, zeigen allerdings Schwächen in der Winterhärte.

Lear und Elixer erzielten von den C-Sorten die höchsten Erträge. Der mit einer sehr guten Fusarienresistenz ausgestattete Anapolis erreichte ein leicht unterdurchschnittliches Ergebnis und ist dreijährig betrachtet auf dem Niveau der beiden vorgenannten Sorten. Die einjährig geprüfte Sorte Sheriff überzeugt in den Erträgen und zeigt in den weiteren Merkmalen kaum Schwächen. Die Hybridsorte LG Alpha erreichte ebenfalls sehr gute Erträge, ist jedoch aufgrund der Pflanzenlänge etwas lageranfällig. Mozes lieferte ebenfalls ein gutes Ergebnis ohne auftretende Schwächen ab.

Empfohlen für den Anbau werden Julius und Reform aus dem A-Bereich, Benchmark Bergamo, Alexander, Rumor sowie Johnny aus dem B-Bereich. Hier kämen noch Porthus und KWS Maddox für einen Probeanbau in Frage, weil die Winterhärte in dieser Region nicht so stark gefordert wird. Von den C-Sorten sind Lear, Elixer, Anapolis zu empfehlen. Sheriff  kommt für den Probeanbau in Frage.

Auf den Sandböden Nordwest überzeugt bei den A-Sorten RGT Reform mit einem hohen Ertrag und bekräftigt damit die guten Ergebnisse aus den Vorjahren. Auch Julius kann überzeugen und liefert ein überdurchschnittliches Gesamtergebnis. Von den neuen Sorten erreichte lediglich die Hybridsorte Hyvento überdurchschnittliche Erträge. Die übrigen Sorten lagen unter den etablierten Sorten.

Unter den B-Sorten untermauert Smaragd über die Jahre konstant gute Ergebnisse. Zu beachten ist bei dieser Sorte die erhöhte Anfälligkeit gegenüber Ährenfusariosen, so dass der Anbau nach Mais vermieden werden sollte. Johnny und Inspiration liegen dank hoher Leistungen in diesem Jahr ebenfalls mehrjährig ertraglich vorne. Bei Inspiration sei auf die Schwäche im Merkmal Spelzenbräune und Gelbrostanfälligkeit hingewiesen. Bei den zweijährigen Sorten überzeugte in erster Linie die auswinterungsgefährdete Sorte Benchmark, die ihr Einstiegsergebnis aus 2015 nochmals verbessern konnte. In den Leistungen aktuell etwas schwächer aber zweijährig betrachtet kann auch Bergamo überzeugen. Dank hoher Erträge in diesem Jahr liefert auch Alexander ein überdurchschnittliches zweijähriges Ergebnis ab. Von den neuen Sorten konnten vor allem KWS Maddox und Gustav ertraglich überzeugen, wobei bei Gustav zusätzlich die gute Winterhärte und eine geringe Mehltauanfälligkeit hervorzuheben sind. Bei KWS Maddox verhindert die Schwäche bei der Winterhärte eine Empfehlung für einen Probeanbau.

Die C-Sorten können das Ertragsniveau der besten B-Sorten sowohl einjährig als auch mehrjährig nicht erreichen. Die insbesondere in maisdominierten Fruchtfolgen interessante Sorte Anapolis erreicht im dreijährigen Vergleich nur ein gut durchschnittliches Ergebnis. Aufgrund der Fusariumresistenz spielt sie hier dennoch eine wichtige Rolle. Es handelt sich bei Ährenfusarium nicht nur um einen Schaderreger, der Ertrags- und Qualitätseinbußen beim Getreide hervorrufen kann. Bei Kontamination mit Mykotoxinen aufgrund von Fusariumbefall kann es zu erheblichen Problemen in der Fütterung, insbesondere bei Sauenhaltung, führen. Kontaminiertes Erntegut ist bei Überschreiten der Grenzwerte im schlimmsten Fall sogar als Sondermüll zu entsorgen. Die Sortenwahl und eine angepasste Bodenbearbeitung sind die beiden wichtigsten Stellgrößen um Mykotoxinbildung zu vermeiden. Elixer zeigt wie im Vorjahr ein durchschnittliches Ergebnis und zählt dank guter Winterhärte und geringem Gelbrostdruck zu den etablierten C-Sorten. Die neuen Sorten Sheriff und die LG Alpha (Hybride) konnten im ersten Prüfjahr ertraglich überzeugen.

Empfohlen für den Anbau mit den spezifischen dargestellten Besonderheiten der Sorten werden RGT Reform und Julius (A-Sorten), Benchmark, Bergamo, Smaragd, Johnny, Inspiration, Alexander (B-Sorten) sowie die C-Sorten Anapolis und Elixer. Für den Probeanbau kommen Gustav (B) und Sheriff (C) in Frage.

In der Region Sandböden Nordhannover erreichen RGT Reform und Linus aktuell und mehrjährig die besten Erträge. Während beide Sorten im Hinblick auf den Krankheitsdruck relativ unauffällig sind, ist bei Linus die Schwäche in der Fallzahlstabilität zu beachten. Julius, vor allem aber JB Asano, zeigen nur unterdurchschnittliche Leistungen.

Bei den zwei- und mehrjährig geprüften B-Sorten liefert wie im Vorjahr Benchmark mit Abstand die höchsten Erträge. Bergamo bestätigt die gute Leistung des Vorjahres. Aber auch Alexander kann zweijährig gesehen überzeugen. Von den etablierten Sorten zeigt Smaragd ein konstantes Ergebnis; berücksichtigt werden muss bei dieser Sorte die Schwächen in der Standfestigkeit und eine geringere Einstufung bei Ährenfusarium und DTR. Johnny erzielt mehrjährig betrachtet ein durchschnittliches Ergebnis.

Die auswinterungsgefährdeten neuen Sorten KWS Maddox und KWS Salix lieferten bei den einjährig geprüften Sorten sehr gute Erträge. Bei KWS Salix ist auch die schwächere Fallzahleinstufung zu berücksichtigen.

Im Bereich der C-Sorten zählt Lear in dieser Anbauregion zu den ertragsstärksten Sorten und stellt es auch in diesem Jahr unter Beweis. Anapolis enttäuschte hier mit sehr schwachen Leistungen, sodass sie lediglich aufgrund ihrer übrigen Vorzüge vornehmlich in Maisfruchtfolgen interessant ist. Auch Elixer liegt im Vergleich zu den ertragsstarken B-Sorten auf einem nur durchschnittlichen Ertragsniveau. Etwas besser schneidet in diesem Jahr Manitou ab. Ertraglich positiv heben sich die neuen Sorten Sheriff und LG Alpha (Hybride) hervor. Empfohlen werden die Sorten RGT Reform und Linus (A), Benchmark, Bergamo, Alexander, Smaragd (B), sowie Lear und eingeschränkt Anapolis (C). Zur Probe bietet sich Sheriff an.

Auf den Lehmstandorten Nordwest konnte RGT Reform im dritten Jahr in Folge mit hohen Erträgen überzeugen. Neben kurzer Wuchshöhe und guter Standfestigkeit zeichnet sich diese Sorte durch eine gute Resistenzausstattung und Winterhärte aus. Mit ebenfalls hohen Leistungen kann Julius das schwächere Ergebnis aus 2015 kompensieren. JB Asano profitiert in diesem Jahr u. a. davon, dass die Ergebnisse in der optimal behandelten Stufe dargestellt werden und so die durch Gelbrostbefall negativ beeinflusste reduzierte Stufe nicht einbezogen wird. Der Anbau dieser behandlungsintensiven Sorte kann von daher nicht in die Empfehlung einbezogen werden, obgleich die Backeigenschaften dieser Sorte nach wie vor hervorzuheben sind. Von den erstmals im LSV geprüften Sorten erreichen die Hybridsorte Hyvento und Nordkap durchschnittliche Ergebnisse. Hier gilt es weitere Prüfjahre abzuwarten bzw. die Qualitätsergebnisse dieses Jahres zu betrachten.

Unter den B-Sorten erreicht Johnny wieder einen sehr guten Ertrag und überzeugt auch mehrjährig. Smaragd kann trotz schwacher Leistungen in 2016 im dreijährigen Mittel noch überzeugen. Bei den zweijährig geprüften Kandidaten überzeugt auch in dieser Region wiederum Benchmark (mögliche Auswinterung beachten), gefolgt von Bergamo, der früheren Sorte Rumor und Alexander. Porthus, Gustav und Bosporus liegen ertraglich von den neuen Sorten an der Spitze. Zu beachten ist bei Porthus die Schwäche in der Winterhärte und Standfestigkeit. Gustav hingegen präsentiert sich als Sorte ohne gravierende Schwächen.

Im Bereich der C-Sorten erreicht alleine Elixer von den älteren Sorten einen durchschnittlichen Ertrag und ist dank der guten Vorjahre ertragsstärkster C-Weizen ohne das Niveau der B-Sorten zu erreichen. Auch Manitou ordnet sich auf diesem Leistungsniveau ein. Anapolis konnte im zweiten Jahr in Folge nicht überzeugen, ist jedoch aufgrund der sehr guten Fusariumeinstufung in Maisfruchtfolgen eine wichtige Sorte. Bei den neuen Sorten erzielt LG Alpha die besten Leistungen gefolgt von der weiteren Hybridsorte Hylux und Sheriff. Für den Anbau empfohlen werden folgende Sorten mit den jeweiligen dargelegten Erläuterungen: RGT Reform, Julius (A), Johnny, Smaragd, Benchmark, Bergamo Rumor, Alexander (B), Eilixer, Manitou (C). Für den Probeanbau bieten sich an: Gustav, Bosporus (B) und Sheriff.

Die Standortgruppe der Lehmböden Südhannover umfasst das vergleichsweise größte Sortiment an Weizensorten. Die einbezogenen Standorte sind allesamt in Niedersachsen, wobei an drei Standorten das Prüfsortiment sowohl nach Blattvorfrucht als auch als Stoppelweizen getestet wird. Der Bedeutung des Qualitätsweizenanbaus wird u.a. dadurch Rechnung getragen, in dem auch zwei E-Weizensorten geprüft werden. Das Ertragsniveau der Versuche liegt bei ca. 100 dt/ha und damit niedriger als im Vorjahr. Insbesondere die Versuche nach Stoppelvorfrucht weisen geringere Erträge auf.

Die in den letzten Jahren ertragsstärkste A-Sorte Linus erreicht trotz durchschnittlichem Jahresergebnis mehrjährig die besten Leistungen. Zu beachten ist bei dieser Sorte nach wie vor, dass sie große Probleme in der Fallzahlstabilität aufweist, die auch 2016 in einigen Regionen wieder einmal auf die Probe gestellt wurde. Als sehr Fallzahlstabil erweist sich RGT Reform, die in diesem Jahr ein leicht unterdurchschnittliches Ertragsergebnis aufweist, dennoch sicherlich zu den anbauwürdigsten A-Sorten in dieser Region zählt. Die ebenfalls qualitätsbetonte Sorte Julius erreichte gute Leistungen und konnte die schwächeren Erträge aus 2015 egalisieren. Die für Gelbrost hoch anfällige Sorte JB Asano profitiert auch in dieser Region davon, dass die Ergebnisse der intensiven Behandlungsstufe dargestellt werden; dennoch wurden nur unterdurchschnittliche Erträge erzielt. In der reduzierten Stufe ist bedingt durch den aufgetretenen Gelbrostbefall ein Minderertrag von 17 % festzustellen, während gesündere Sorten lediglich Ertragsverluste von etwa 4 % hinnehmen mussten. Bei vollständigem Fungizidverzicht ist ein Minderertrag von fast 40 % bei JB Asano ermittelt worden. Von den neuen Sorten erreichte Nordkap das Ertragsniveau von RGT Reform und Julius. Mit guter Fallzahlstabilität und günstigen Rohproteingehalten könnte die Sorte künftig eine Bereicherung in diesem Segment darstellen.

Im B-Segment bestätigen Benchmark und Alexander die sehr guten Leistungen aus dem Vorjahr. Bei Alexander sollte der Anbau nach Mais aufgrund der erhöhten Fusarienanfälligkeit vermieden werden. Die Probleme im Merkmal Winterhärte bei Benchmark dürfen aber auch in dieser Anbauregion nicht ausgeblendet werden. Die Sorte Bergamo erreicht zweijährig ein hohes Ertragsniveau, Schwächen liegen hier in der Winterhärte und Fallzahlstabilität. Smaragd und der winterschwächere Johnny zählen ebenfalls zu den ertragsstärkeren Sorten, gefolgt von der durchweg gesunden Sorte Kredo und Mulan. Langjährig stabile Erträge sowie eine gute Druschfähigkeit sprechen für den Anbau von Mulan. Die frühabreifende Sorte Rumor fällt im Gesamtvergleich mit späteren Sorten ertraglich deutlicher zurück. Von den erstmals geprüften Sorten erweisen sich Bosporus, KWS Maddox, KWS Salix, sowie Porthus und Halvar ertragsstark. Für einen Probeanbau käme in erster Linie die durchweg gesunde und sehr winterharte Sorte Bosporus in Frage. Bei Halvar gilt es die deutlich erhöhte Lagerneigung zu berücksichtigen, bei den übrigen Sorten vor allem die Schwächen in der Winterhärte. Landsknecht bleibt trotz deutlicher Gelbrostschwäche mehrjährig betrachtet stärkste C-Sorte dieser Anbauregion. Auch die mit einer Resistenz gegen die Orangerote Weizengallmücke ausgestattete spätreife Sorte Lear überzeugt durch konstant überdurchschnittliche Leistungen. Trotz bekannter Schwächen in Halmbruchanfälligkeit und Standfestigkeit zeigt sich Elixer auch aktuell wieder als ertragsbetonte stabile Sorte. Etwas enttäuschend fallen die Erträge der Sorte Anapolis aus, die dreijährig nur auf ein durchschnittliches Ergebnis kommt. Die neuen Sorten LG Alpha und Mozes erreichen gute Erträge und müssen diese jedoch durch weitere Ergebnisse bestätigen.

Unter Berücksichtigung der jeweiligen Sortenerläuterungen werden für den Anbau folgende Sorten empfohlen: RGT Reform, Julius, Linus (A),  Benchmark, Alexander,  Bergamo, Mulan, Smaragd (B), Elixer, Landsknecht, Lear (C). Für den Probeanbau bieten sich an: Nordkap (A) und Bosporus (B).

Um bei dem Anbau von Eliteweizen zufrieden stellende Erlöse zu erzielen, sollte die Vermarktung optimalerweise bereits im Vorfeld mit den Erfassungsinstitutionen abgesichert werden. Die recht lange aber dennoch standfeste Sorte Bernstein überrascht 2016 mit Erträgen von knapp unter dem Durchschnitt. Die erstmals geprüfte E-Sorte Barranco fällt gegenüber dem Restsortiment zurück. Um den Anbau wirtschaftlich erscheinen zu lassen, müssen bei der Vermarktung aufgrund der Qualität entsprechende Mehrerlöse realisierbar sein. Andernfalls werden sich die Anbauer nicht für eine solche Sorte entscheiden.

In den Höhenlagen Mitte/West kann RGT Reform die guten Vorjahresergebnisse nicht ganz erreichen, liegt im Mittel der Jahre aber nach wie vor bei den A-Sorten vorn. Am besten hat in diesem Jahr Julius abgeschnitten und macht das schlechte Ergebnis aus 2015 damit teilweise wieder wett. Die sehr gute Winterhärte macht ihn aber vor allem für einen Anbau in frostgefährdeten Lagen interessant. Linus hat ein schwaches Ergebnis abgeliefert und erreicht im dreijährigen Mittel noch ein durchschnittliches Ergebnis. Aber auch die neuen Kandidaten Nordkap und Apostel konnten noch nicht voll überzeugen. Alleine Nordkap erreicht mit rel. 99 noch ein akzeptables Ergebnis.

Benchmark ist im Bereich der B-Qualitäten auch in dieser Anbauregion die ertragsstärkste Sorte und bestätigt die sehr hohen Erträge des Vorjahres. Insbesondere für diese Region ist nochmals auf die deutliche Schwäche in der Winterhärte bei Benchmark hinzuweisen. Frühsaaten nach beispielsweise Raps sollten vermieden werden. Als Stoppelweizen mit nicht zu üppiger Vorwinterentwicklung wäre vielleicht eine Möglichkeit für den Anbau von Benchmark. Bergamo und Alexander erreichen ebenfalls im zweiten Jahr überdurchschnittliche Ergebnisse und empfehlen sich unter Berücksichtigung der bereits erwähnten Schwächen (Auswinterung, Fallzahl bzw. Ährenfusarium) für den Anbau. Die frühreife Sorte Rumor zeigt ein durchschnittliches Ergebnis, ist aber für den Frühdrusch sicherlich interessant.

Von den länger geprüften Sorten  kann vor allem Johnny überzeugen, gefolgt von Smaragd. Auch bei Johnny ist die Schwäche in der Winterhärte zu beachten. Die sehr winterharte Sorte Desamo, die im Übrigen als recht gesunde Sorte einzustufen ist, enttäuscht jedoch aus ertraglicher Sicht.

Aus der Vielzahl der neuen Sorten heben sich ertraglich positiv lediglich Porthus, gefolgt von KWS Maddox hervor, die beide leider auch als auswinterungsgefährdet eingestuft werden müssen.

Beste C-Sorten sind zur aktuellen Ernte Elixer und Lear, während Anapolis mit durchschnittlichen Ergebnissen aufwartet. Bei dieser Sorte ist gerade in den am stärksten frostgefährdeten Höhenlagen zwischen der guten Eignung als Maisweizen und der erhöhten Gefahr der Auswinterung abzuwägen. Manitou kommt zweijährig auf ein gut durchschnittliches Niveau. LG Alpha kann als einzige neue Sorte ertraglich überzeugen, allerdings sind die höheren Kosten für Hybridsatgut zu berücksichtigen. Empfohlen werden: RGT Reform, Linus, Julius (A), Benchmark, Bergamo, Alexander, Smaragd (B) Elixer, Lear (C). Für den Probeanbau kann keine der erstmals geprüften Sorten empfohlen werden.

Frühreife Sorten

Um die Winterweizenernte insgesamt zu entzerren, macht es Sinn nicht ausschließlich mittel bis spät abreifende Sorten anzubauen, sondern durch die Wahl früher abreifender Sorten auch die eigene Maschinenauslastung zu optimieren. Hierfür wurden, wie in den Vorjahren, spezielle Versuche mit ausgewählten früher abreifenden Sorten durchgeführt. Mögliche Kandidaten für den Frühdrusch sind in der Empfehlungstabelle für die jeweilige Region markiert. Für die Eliteweizenproduktion wird in erster Linie die Region der Lehmstandorte Südhannovers in Frage kommen. Geprüft wurde in allen Anbauregionen die Sorte Kerubino, die im Ertrag ca. 3 bis 4 % unter dem Versuchsdurchschnitt liegt. Die hoch gelbrostanfällige Sorte JB Asano käme als A-Sorte bei intensiver Bestandesführung für die Lehmstandorte Nordwest sowie für die Höhenlagen vor allem für Spätsaaten in Frage. Boregar konnte vor allem in der Marsch auch 2016 wieder überzeugen. Zu beachten ist die Lageranfälligkeit und die Schwäche beim Braunrost. Rubisco überzeugt ertraglich in den drei geprüften Anbauregionen und ist auch als recht gesunde Sorte einzustufen, die in den Qualitätsmerkmalen Fallzahl und Rohproteingehalt im mittleren Bereich anzusiedeln ist. Aufgrund der Winterschwäche ist ein Anbau in Kahlfrost gefährdeten Lagen nicht zu empfehlen. Bei den B-Sorten erreicht Rumor dank guter Ertragsleistungen eine Anbauempfehlung. Die Schwäche beim Gelbrost ist zu beachten. Die neuere Sorte Faustus aus gleichem Hause verspricht ebenfalls hohe Leistungen bei besserer Einstufung in der Festigkeit gegenüber den Rosten und käme für den Probeanbau in Frage. KWS Ferrum liefert überdurchschnittliche Erträge in den Regionen Marsch, Lehm und Höhenstandorte. Hier wiederum gilt es die Rostanfälligkeit zu berücksichtigen. Als ertragsstarke und gleichzeitig frühreife C-Sorte käme die Sorte Expert in Frage, die mehrjährig in den Anbauregionen überzeugen konnte.


Zusammenfassung

Als Resümee der diesjährigen Landessortenversuchsergebnisse ist festzuhalten, dass ein Mehr an Sorten nicht gleichbedeutend mit einem Mehr an Empfehlungen einhergehen muss. Viele der neuen Kandidaten werden nicht weiterverfolgt. Hohe Erträge haben vornehmlich zweijährig geprüfte Sorten aus dem B-Qualitätssegment erreicht, die damit ihre guten Vorjahresleistungen unter Beweis gestellt haben. Im A-Bereich ist an den bekannten Sorten in der Regel festzuhalten, regionale Schwerpunkte sind zu beachten. Einzelne Sorten werden aufgrund ihrer besonderen Merkmale trotz schwächerer Ertragsleistungen nach wie vor für den Anbau schwer ersetzbar sein. Das Anbaurisiko, auswinterungsgefährdete aber ertragsstarke Sorten anzubauen, ist die unternehmerische Entscheidung jedes einzelnen. Bei der Sortenwahl sollten zudem die Gesundheit sowie die Standfestigkeit berücksichtigt werden, denn beide Parameter tragen in erheblichem Umfang zur Ertragsstabilität sowie zur Kostenreduktion bei.

Für die unterschiedlichen Anbauregionen und Einsatzbereiche steht ein breites Sortenspektrum zur Verfügung.