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Landessortenversuche 2021: Winterweizen

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Die optimistischen Ertragserwartungen, die an den Weizen noch bis kurz vor der Ernte gestellt wurden, haben sich wie bei der Gerste oftmals leider nicht erfüllt. Während auf den sonst eher schwächeren Standorten noch aktzeptable Erträge gedroschen wurden, sorgten die Erntemengen auf den Hochertragsstandorten häufig für Ernüchterung. Wieder einmal zeigt sich, dass erst der Drescher belastbare Fakten liefert. Hier finden Sie den Bericht über die Ergebnisse des Landessortenversuchs Winterweizen 2021. 

LSV Winterweizen
LSV WinterweizenCarsten Rieckmann
Der Anbauumfang von Winterweizen in Niedersachsen hat sich gegenüber dem Vorjahr um 27.000 ha erhöht und weist mit ca. 368.000 ha nun einen Anteil an der Ackerfläche von knapp 20 % auf. Die Ausdehnung geht in erster Linie zu Lasten der Anbauflächen von Sommergerste und Silomais. Absatzprobleme beim Bier sowie wieder größere Futtervorräte der rinderhaltenden Betriebe und der Biogasanlagen sind als mögliche Gründe hierfür zu nennen.

Laut aktualisierter Prognose des LSN vom 20. August wurde der Durchschnittsertrag von gut 85 dt/ha auf 77 dt/ha korrigiert. Dieser Wert wird die diesjährigen Weizenerträge niedersachsenweit sicherlich besser beschreiben. Während der Ernte wurden viele Landwirte enttäuscht, weil die bis in den Juni hinein sich sehr gut präsentierenden Bestände aufgrund schlechter Kornfüllung nicht die erhofften Erträge lieferten. Das spiegelt sich vielfach in schwachen TKM-Werten und Hektolitergewichten wider. Als eine der Hauptursachen wird der sprunghafte Temperaturanstieg Mitte Juni angenommen, der vor allem in den östlicheren Bereichen bis zu drei Tage mit Höchsttemperaturen deutlich über 30 °C andauerte. Die westlicheren Standorte, vor allem in der Marsch, waren hiervon weniger betroffen. Das Entwicklungsstadium der Sorten zum Zeitpunkt der Hitzeperiode könnte das Ausmaß der Auswirkungen mitbestimmt haben.

Mussten in schwierigen Jahren vielfach an leichteren Standorten trockenheitsbedingt deutliche Ertragseinbußen hingenommen werden, so trifft es in diesem Jahr vermehrt Betriebe auf den Hochertragsstandorten im südlichen und südöstlichen Niedersachsen. Aber auch innerhalb einzelner Regionen waren wieder starke Ertragsschwankungen feststellbar, die oftmals auch durch Vorfruchteffekte zu erklären sind, aber nicht nur. Schwächere Erträge wurden vermehrt beim Stoppelweizen gemeldet, während nach Raps und Leguminosen häufig besser gedroschen wurde. Aus der Praxis wurde zudem berichtet, dass tendenziell auf den sich langsamer erwärmenden tonhaltigeren Böden der Ertragsabfall geringer ausfiel. Weitere Gründe liegen möglicherweise auch in einer nicht angepassten Bodenbearbeitung. Bestände mit erhöhten Anteilen von Weißährigkeit als Zeiger der Schwarzbeinigkeit könnten darauf zurückzuführen sein. Das Phänomen der schwachen Kornausbildung, das bereits bei der Wintergerste zu verringerten Erträgen führte, trat auch beim Weizen auf.

Durchführung der Landessortenversuche

Der Landessortenversuch (LSV) Winterweizen 2021 wurde in Niedersachsen an 20 Standorten in 6 Anbauregionen angelegt, wobei in der Anbauregion Lehmböden Südhannover drei Standorte (Höckelheim, Königslutter und Poppenburg) jeweils als Blatt- und Stoppelweizen geprüft wurden. Von den drei niedersächsischen Marschstandorten konnte ein Standort noch nicht geerntet werden. In die Auswertung wurde bis jetzt noch ein Standort aus Schleswig-Holstein einbezogen. In der Anbauregion Lehmstandorte Nordwest fließen in diesem Jahr vier Standorte aus Nordrhein-Westfalen mit ein, da in Niedersachsen nur der Standort Borwede (LK DH) zur Verfügung steht. Sobald die noch fehlenden Versuchsergebnisse vorliegen, wird diese Veröffentlichung aktualisiert. In den Höhenlagen waren vier Versuche wertbar (2 x Nds, 2 x NRW). Auf den Sandböden Nordwest konnten alle drei Versuche genutzt werden und auf den nordhannoverschen Sandstandorten waren vier von fünf auswertbar.

Im LSV wurden 26 Sorten an allen Standorten geprüft. Hinzu kommt mit Ponticus eine E-Sorte, die nur auf den Lehmböden Südhannover neben der generell geprüften E-Sorte KWS Emerick einbezogen wurde. Obwohl in der Praxis Weizensorten der Qualitätsgruppe E um 30 kg/ha höher gedüngt werden könnten, sind in den LSV alle Sorten mit dem Bedarfswert der A und B Sorten versorgt worden; die Düngung der Versuche in den roten Gebieten wurde entsprechend angepasst. Bei KWS Keitum als Vertreter der C-Sorten wurde ebenfalls das gleiche Düngungsniveau der A/B-Sorten zu Grunde gelegt.

Da die Ernte vielfach immer wieder durch Niederschläge sowohl kurzzeitig als auch mehrtägig unterbrochen wurde, stehen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung leider noch nicht die Daten aller Standorte zur Verfügung. Wie sich die erschwerten Erntebedingungen bei den spät gedroschenen Versuchen qualitativ ausgewirkt haben, wird in einem gesonderten Artikel später erläutert.

Bei den in den Tabellen dargestellten mehrjährigen Durchschnittserträgen wurden auch Ergebnisse aus Vorversuchen wie Wert- und EU-Prüfungen sowie aus dem Bundessortenversuch (BSV) mit einbezogen, um auf diese Weise erstmalig im LSV stehende Sorten bereits verlässlicher beurteilen zu können. Die Ergebnisse der Sorten wurden dafür auf das aktuelle Leistungsniveau der diesjährigen Verrechnungssorten transferiert und anhand der absoluten Einzelortergebnisse ermittelt.

Die ergänzenden Ergebnisse des diesjährigen BSV können im Internet unter www.Bundessortenversuch.de eingesehen werden.

Um im Bereich des A-Segments mögliche Alternativen zu den derzeit etablierten Sorten an den Start zu bringen, wurden mit Foxx (begrannt), Akzent, Sinatra, Attribut, KWS Imperium und SU Jonte sechs neue Kandidaten in den LSV aufgenommen. Im B-Bereich wurden mit Knut eine vom Bundessortenamt als sehr ertragsstark eingestufte Sorte sowie mit Akasha eine blattgesunde und gegenüber Ährenfusarium gering anfällige Sorte ausgewählt.

Hinweise auf die Krankheitsanfälligkeit der Sorten

Die ein- und mehrjährig verrechneten Ertragsergebnisse bilden das Leistungsvermögen der Sorten bei optimaler Gesunderhaltung der Bestände ab. In der Spalte Minderertrag wird der Ertragsverlust der unbehandelten gegenüber der behandelten Stufe (Einsatz von Wachstumsregulatoren und Fungizidmaßnahmen) dargestellt. Gesunde und standfeste Sorten zeichnen sich durch entsprechend geringe Ertragsverluste aus. Dies kommt in der Empfehlungs- und Eigenschaftentabelle entsprechend zum Ausdruck, wo u. a. die Lager- und Krankheitsanfälligkeit beschrieben wird. Für das Jahr 2021 ist festzuhalten, dass die Ertragsdifferenzen behandelt/unbehandelt eher gering ausfielen, da Krankheiten, wenn überhaupt, dann erst recht spät auftraten. Lediglich die bekannten anfälligen Sorten zeigten ihre Schwächen wieder deutlich, in erster Linie gegenüber Gelb- und abgeschwächt gegenüber Braunrost.

Eine Besonderheit war in diesem Jahr das stärkere Auftreten von Schwarzbeinigkeit. An zahlreichen Standorten in der Praxis und auch auf einzelnen Versuchsstandorten machte sich dieser Befall durch das Aufreten vollständig weißer Ähren (Weiß- bzw. Taubährigkeit) im Bestand ab der Kornfüllungsphase bemerkbar. Durch Laboruntersuchungen wurde der Erreger Gaeumannomyces graminis als Ursache für die tauben Ähren diagnostiziert. An Standorten mit Befall wurde das Merkmal "Taube Ähren je Parzelle" erhoben. Aufgrund der Qualität sind ausschließlich der Standorte Werlte und Astrup im die finale Bewertung eingeflossen. Es erfolgte eine Einteilung der geprüften Sorten in drei Gruppen mit Bezug zur Höhe der bonitierten Befallshäufigkeit tauber Ähren: + = gering, o = mittel, - = hoch. Diese Bonitur ist in den Eigenschaftstabellen als vorläufige Beurteilung mit dargestellt.

Sortenempfehlungen

Erfolgreiche und für die Praxis zu empfehlende Sorten zeichnen sich neben aktuell hohen Erträgen vor allem durch konstante Leistungen in unterschiedlichen Jahren und auf unterschiedlichen Standorten aus. Weitere Faktoren wie die Festigkeit gegen Lager, Resistenzen gegen Krankheiten und nicht zuletzt die Winterhärte der Sorten sind ebenso mitentscheidende Größen bei der Sortenbeurteilung und -auswahl.

Letzteres Merkmal kam in diesem Jahr in den Versuchen glücklicherweise nicht zum Tragen, da zum Zeitpunkt des Wintereinbruchs mit empfindlichen Minusgraden Ende Januar eine leichte Schneebedeckung auf den Versuchsflächen vorhanden war. Dank der spezifischen Untersuchungen der Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen können jedoch auch viele der neuen Kandidaten bereits vorsichtig beurteilt werden. Probleme durch Auswinterung könnten in erster Linie bei Benchmark und eventuell bei KWS Keitum auftreten. Die Entscheidung für den Anbau auswinterungsgefährdeter Sorten muss jeder Landwirt betriebsspezifisch treffen.

Die Qualitätskriterien wie die Rohproteingehalte und die Fallzahl bzw. Fallzahlstabilität sind vor allem bei der Vermarktung wichtige Parameter. Die Einstufung der Sorten hierzu sind in der Tabelle „Sorteneigenschaften und Empfehlungen“ auf Basis der Noten des BSA dargestellt. In einem späteren Bericht zur Qualitätsbeurteilung werden die aktuellen eigenen Untersuchungen und Ergebnisse bewertet und veröffentlicht.

Folgende Sorten sind für die unterschiedlichen Anbauregionen zu empfehlen:

Zur besseren Orientierung werden die empfohlenen Sorten in den beiden Tabellen „Eigenschaften und Empfehlungen“ für die einzelnen Anbauregionen mit einem „x“ gekennzeichnet. Ergänzend werden die besonderen Anbaueignungen und die wichtigsten Qualitäts- und Krankheitseinstufungen sowie die Standfestigkeit und Winterhärte beschrieben. Als blattgesund gelten Sorten, wenn sie gegenüber Mehltau, Gelb- und Braunrost sowie Blattseptoria keine Schwächen zeigen und sich in wenigstens einem dieser genannten Merkmale als robust („+“) erweisen.

RGT Reform zählt im Bereich der A-Sorten nach wie vor zu einer planbaren Größe, auch wenn einzelne neuere Sorten ertraglich etwas stärker sind. Auf der Marsch und den Sandböden erreichte sie noch mittlere Erträge. Da sie in den weiteren Eigenschaften Standfestigkeit, Fusariumtoleranz und Winterhärte positiv eingestuft ist, gegenüber Krankheiten keine besonderen Auffälligkeiten zeigt sowie eine sichere A-Qualität hat, wird sie in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Ertragsleistung uneingeschränkt (Marsch und Sand) bis eingeschränkt (Lehmböden und Höhenlagen) empfohlen.

LG Initial zeigte auch in diesem Jahr wieder etwas schwankende Leistungen und kam an ihre besten Ergebnisse aus 2018 nicht heran. Mit Ausnahme der Schwäche gegenüber Braunrost ist sie ansonsten blattgesund und standfest. Empfohlen wird sie für die Marsch und die Sandböden Nordhannover, eingeschränkt auf den Lehmböden Südhannover und den Höhenlagen. Aufgrund der guten Fußgesundheit eignet sich die Sorte auch als Stoppelweizen sowie für eine frühe Saat.

Asory zeigte 2021 ihr schwächstes Jahr in allen Anbauregionen. Bereits im Frühjahr fiel die Sorte durch gelbe Blattspitzen auf. Diese Probleme setzten sich sichtbar bis in den Frühsommer hinein fort. Dank guter Qualitätseigenschaften ist Asory als A-Sorte eine feste Größe und derzeit die vermehrungsstärkste Sorte in Niedersachsen. Zu beachten ist sicherlich die mangelnde Standfestigkeit, was leider auch in diesem Jahr zum Tragen kam. Auf Grund der guten Vorjahresleistungen wird sie in allen Anbauregionen wieder empfohlen, auf den Lehmböden allerdings eingeschränkt. Mit Ausnahme der Schwäche gegenüber DTR ist sie als blattgesund, fusariumtolerant und winterhart einzustufen. Zu beachten ist die bereits erwähnte Lageranfälligkeit.

Von den beiden dreijährig geprüften Sorten Lemmy und RGT Depot erwies sich erstgenannte in fast allen Anbauregionen 2021 ertragsstärker. Für den Anbau der Sorte Lemmy sprechen trotz schwächerer Erträge im Vergleich zu anderen Sorten vor allem die sehr hohen Rohproteingehalte und die frühe Reife, sodass sie für die Marsch und Sandstandorte Nordwest sowie die Lehmböden Südhannover dank ihrer guten Eigenschaften eingeschränkt empfohlen wird. Die spät abreifende Sorte RGT Depot profitiert von ihren guten Vorjahresergebnissen, daher wird sie mit Ausnahme der Lehmböden Südhannover aufgrund ihrer Blattgesundheit und Standfestigkeit noch eingeschränkt empfohlen.

Die Hybridsorte Hyvega konnte ihre guten Vorjahresergebnisse eindrucksvoll bestätigen, muss sich jedoch aufgrund ihrer schwachen Fallzahl- und RP-Einstufungen tendenziell mit den ertragsbetonten B-Sorten messen. Als blattgesunde, fusariumtolerante und winterharte Sorte erhält sie eine eingeschränkte Empfehlung, da die erhöhten Saatgutkosten und die Lageranfälligkeit zu berücksichtigen sind.

LG Charakter zeigte im Vergleich zu manchen anderen geprüften A-Sorten auch im zweiten Jahr konstante Leistungen. So wird sie für die Marsch, Sandböden sowie Lehm- und Höhenstandorte empfohlen. Bei mittlerer Blattgesundheit ist die Schwäche in der Fallzahl zu beachten.

Im A-Bereich wurden mit der Grannenweizensorte Foxx sowie Akzent, Sinatra, Attribut, KWS Imperium weitere Sorten geprüft, die jedoch bis auf wenige Ausnahmen noch nicht die Erwartungen erfüllen konnten. Einzig SU Jonte erreichte überdurchschnittliche Erträge und überzeugte auch in den weiteren bereits beschriebenen agronomischen Merkmalen. Daher wird sie für den Probeanbau empfohlen.

Die Qualitätsgruppe der B-Weizensorten umfasst das größte Sortenspektrum. Auch in diesem Jahr erreichte die hoch gelbrostanfällige Sorte Benchmark sehr konstante und hohe Ertragsleistungen in allen Anbauregionen und auf vielen Einzelstandorten. Insbesondere die Gelbrostanfälligkeit führt dazu, dass beim Verzicht auf Fungizide starke Ertragsminderungen hingenommen werden müssen. Für einen Anbau ist also der termingenaue Pflanzenschutzeinsatz unabdingbar. Neben Gelbrost ist sie darüber hinaus auch sehr anfällig für Braunrost und Blattseptoria; die unzureichende Winterhärte kommt hinzu. Die Sorte wird daher trotz der Ertragsleistungen nur noch eingeschränkt mit Ausnahme der Marsch empfohlen.

KWS Talent lieferte auch in diesem Jahr wieder ein überraschend gutes Ergebnis und wird wegen der mehrjährigen guten Leistungen in den Anbauregionen Marsch, Lehmstandorte Nordwest und Höhenlagen empfohlen. Sie hat eine sehr gute Winterhärte und ist damit besonders in den Höhenlagen auch für Frühsaaten geeignet. In der Standfestigkeit ist sie noch durchschnittlich eingestuft. Die zunehmende Schwäche gegenüber Gelbrost ist jedoch zu beachten.

Informer konnte ihre hohen Ertragserwartungen im zweiten Jahr in Folge nicht erfüllen. Als Einzelährentyp ist die Sorte auf eine hohe Anzahl Körner je Ähre und ein hohes TKM angewiesen. Vor allem das Korngewicht lag deutlich unter den Vorjahreswerten, dies erklärt die schwächeren Leistungen zum Teil. Die spät abreifende Sorte wird aus der Praxis als schwer dreschbar beschrieben und daher wird es spannend, ob sie die hohen Vermehrungszahlen aufrechterhalten kann. Eine Anbauempfehlung erhält sie noch für die Marsch, die Sandböden Nordhannover sowie die Höhenlagen. Aufgrund der Standfestigkeit, der sehr guten Blattgesundheit und der Winterhärte wird sie noch eingeschränkt auf den Lehmstandorten empfohlen. Bayerische Ergebnisse und eigene Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Sorte in Bezug auf Fusariumtoleranz Auffälligkeiten zeigen könnte und daher nicht in Maisfruchtfolgen angebaut werden sollte. Als B-Sorte ist sie im Rohproteingehalt noch vergleichsweise gut eingestuft und bestätigt das auch aktuell.

LG Vertikal zeigte auch in diesem Jahr etwas schwankende Leistungen zwischen den Anbauregionen und profitiert von den guten Ergebnissen aus den Vorjahren. In der Marsch sowie auf den Lehm- und Höhenstandorten konnte sie mehrjährig überzeugen und wird als blattgesunde und standfeste Sorte empfohlen, in Südhannover eingeschränkt.

Campesino wird für alle Anbauregionen empfohlen, da sie sowohl in diesem Jahr als auch im Mittel der Jahre hohe Erträge erzielen konnte. Die recht früh abreifende Sorte wird als standfest und blattgesund beschrieben, wobei sie oftmals schon Auffälligkeiten gegenüber Gelbrost aufweist. Bei Verzicht auf den Fungizideinsatz fällt die Sorte aber nicht durch erhöhte Mindererträge auf. Die hohen Vermehrungszahlen in Niedersachsen könnten sich daher fortsetzen.

Von den drei zweijährig geprüften Sorten erreichten KWS Donovan und Chevignon sehr konstante und hohe Erträge und bestätigen die guten Vorjahresleistungen. Als früh abreifende und blattgesunde Sorte wird Chevignon in der Anbaubedeutung zunehmen. Bei der standfesten Sorte KWS Donovan ist das Manko der Braunrostanfälligkeit zu erwähnen, dies muss bei den Behandlungsmaßnahmen bedacht werden. Qualitativ fällt sie durch hohe RP-Gehalte positiv auf.

Die standfeste Sorte Gentleman zeigte vor und nach Winter an einzelnen Standorten leichte Schwächen in der Bestandesentwicklung. Das machte sich im Verlauf der Vegetation aber zunehmend weniger bemerkbar, sodass die Ertragsleistungen in allen Anbauregionen mittlere bis gute Werte aufwiesen. Als ausgesprochen blattgesunde und qualitätsbetonte Sorte erhält sie neben der allgemeinen Empfehlung in den Höhenlagen eine eingeschränkte Empfehlung für die übrigen Anbauregionen.

Mit Complice wurde eine sehr früh abreifende zweijährige Grannenweizensorte getestet, die vor allem auf den Lehmstandorten Südhannover überzeugen konnte und empfohlen wird. Mit Ausnahme der Höhenlagen wird sie für die weiteren Anbauregionen wegen der Frühreife, Standfestigkeit, Blattgesundheit und Fusariumtoleranz eingeschränkt empfohlen.

KWS Keitum als einziger Vertreter der C-Gruppe konnte im zweiten LSV-Jahr ertraglich absolut überzeugen und die Vorjahresergebnisse bestätigen. Sie wird damit klar empfohlen. Als blattgesunde und gegenüber Ährenfusarium gut eingestufte Sorte ist lediglich die Schwäche in der Stand- und Winterfestigkeit zu beachten. Das Manko, als C-Sorte in der Praxis mit 20 kg N/ha weniger gegenüber den B-Sorten auskommen zu müssen, hatte sie im LSV nicht. Dennoch zählt sie auch mit 20 kg/ha N geringerer Düngung bei dieser Ertragsleistung zu den leistungsstärksten Futterweizensorten, zumal die Preisgestaltung beim Weizen eindeutig durch die Futternutzung dominiert wird.

Sorten für den Probeanbau

Die beiden erstmalig geprüften Sorten Knut und Akasha konnten ertraglich nicht voll überzeugen. Insbesondere von Knut hatte man aufgrund der sehr guten BSA-Einstufung bessere Erträge erwartet.

Akasha erzielte in der Marsch hohe Erträge und wird dort für den Probeanbau empfohlen. Als blattgesunde Sorte mit allerdings leichten Auffälligkeiten gegenüber Gelbrost punktet sie vor allem durch ihre sehr gute Einstufung gegenüber Ährenfusarium, wodurch sie sich auch in maisintensiven Fruchtfolgen anbieten könnte.

Weitere Sorten in den Prüfungen

Mit KWS Emerick wurde eine E-Sorte im zweiten Jahr in allen Anbauregionen geprüft. Die Erträge fallen gegenüber den ertragsstärkeren A-Sorten deutlich ab. Bei den derzeit überschaubaren Preisaufschlägen für Qualitätsweizen wird der Anbau sich in der Regel nur im Rahmen eines Vertragsanbaus lohnen.

Von den sechs neu in den LSV aufgenommenen A-Sorten erhielt als einzige SU Jonte eine Empfehlung für den Probeanbau. Die Grannenweizensorte Foxx enttäuschte ertraglich in allen Anbauregionen. Akzent wurde als fallzahlstabilere Sorte und mit sehr guter Einstufung gegenüber Ährenfusarium in den LSV aufgenommen, konnte aber bei weitem nicht an die Ertragsleistungen von LG Character heranreichen. Auch Attribut und Sinatra zeigten keine Verbesserung gegenüber den etablierten A-Sorten, sie sind aber beide standfest und blattgesund. Die Qualitätsergebnisse sind im späteren Bericht zu betrachten. Ertraglich interessante Ergebnisse lieferte KWS Imperium, die allerdings an einzelnen Standorten durch extrem starkes Lager negativ auffiel und damit eine Weiterprüfung offenlässt.

Sortenleistungen in den einzelnen Regionen (Sorteneigenschaften siehe Sortenempfehlungen)

In der Anbauregion Marsch konnten ertraglich die A-Sorten LG Initial sowie die Hybridsorte Hyvega überzeugen. Mehrjährig erreichten Hyvega, LG Initial und LG Character die besten Erträge, bei Hyvega sind allerdings höhere Saatgutkosten zu berücksichtigen. Asory und RGT Reform werden trotz schwächerer diesjähriger Erträge ebenfalls empfohlen. Lemmy verdankt ihre eingeschränkte Empfehlung den insgesamt positiven Eigenschaften, insbesondere den überdurchschnittlichen RP-Gehalten, bei RGT Depot sind es die Standfestigkeit und Blattgesundheit. Von den neuen A-Sorten wird lediglich SU Jonte für den Probeanbau empfohlen. Bei den drei- und mehrjährig geprüften B-Sorten erhalten LG Vertikal, Campesino, KWS Talent und Informer eine Anbauempfehlung. Dank hoher Erträge in beiden Prüfjahren sind die neueren Sorten KWS Donovan und Chevignon ebenfalls klar empfohlen. Gentleman und die frühreife und fusariumtolerante begrannte Sorte Complice erhalten wegen ihrer guten Blattgesundheit und Standfestigkeit eine eingeschränkte Empfehlung. Für den Probeanbau kommt Akasha aufgrund der Ertragsleistungen sowie sehr guter Fusariumtoleranz und Blattgesundheit in Frage. Aus dem C-Bereich erhält KWS Keitum eine klare Empfehlung dank bester Erträge.

Auf den Sandböden Nordwest überzeugten bei den A-Sorten mehrjährig Asory, LG Character und RGT Reform. Lemmy und RGT Depot lieferten schwächere Erträge, sie werden wegen ihrer günstigen Eigenschaften eingeschränkt empfohlen. Auch hier lieferte Hyvega sehr gute Erträge, die Einschränkung der Empfehlung erfolgt wegen der höheren Saatgutkosten. Für den Probeanbau bietet sich SU Jonte an. Im Bereich der B-Sorten erhält Campesino bei den drei- und mehrjährig geprüften Sorten eine Anbauempfehlung, bei Benchmark ist sie wegen Schwächen in der Blattgesundheit und Winterhärte eingeschränkt. Nach zweijähriger Prüfung werden KWS Donovan und Chevignon empfohlen. Complice und Gentleman erhalten trotz leicht unterdurchschnittlicher Erträge wegen ihrer Standfestigkeit und Blattgesundheit eine eingeschränkte Empfehlung, die begrannte Sorte Complice ist darüber hinaus auch fusariumtolerant. Auch hier wird die ertragsstarke C-Sorte KWS Keitum für den Anbau empfohlen.

In der Region Sandböden Nordhannover werden die A-Sorten Asory, LG Initial, LG Character und RGT Reform empfohlen sowie eingeschränkt die spätreife Sorte RGT Depot.

Auch in dieser Region empfiehlt sich SU Jonte dank ihrer Leistungen für den Probeanbau. Empfohlene Sorten aus dem B-Bereich sind aus ertraglicher Sicht KWS Donovan, Chevignon, Campesino und Informer sowie dank guter weiterer Eigenschaften Gentleman und Complice. Außerdem bietet sich die sehr ertragsstarke C-Sorte KWS Keitum an. Unter Berücksichtigung der Krankheitsanfälligkeit wäre auch Benchmark noch eine Option. Bei beiden genannten Sorten ist die mangelnde Winterhärte zu beachten.

Auf den Lehmstandorten Nordwest erreichte von den A-Sorten LG Charakter neben der Hybridsorte Hyvega (höhere Saatgutkosten beachten) die besten Erträge und wird empfohlen, Hyvega eingschränkt. Asory, RGT Depot und RGT Reform erhalten trotz schwächerer Erträge bei guten weiteren Eigenschaften eine eingeschränkte Empfehlung. Für den Probeanbau kann SU Jonte vorgesehen werden.

Bei den B-Sorten konnten KWS Donovan, Campesino, Chevignon, KWS Talent und Benchmark und LG Vertikal mehrjährig überzeugen und sind mit Ausnahme von Benchmark uneingeschränkt empfohlen. Eingeschränkt empfohlen werden Informer, Gentleman und Complice aufgrund etwas schwächerer Erträge. Sie zeichnen sich aber durch Blattgesundheit sowie Standfestigkeit und Complice durch Fusariumtoleranz aus. Die C-Sorte KWS Keitum ist dank der Ertragsstärke klar anbauwürdig, zumal sie blattgesund und fusariumtolerant ist.

In der Standortgruppe der Lehmböden Südhannover werden neben den A-, B- und C-Sorten auch die E-Sorten mitgeprüft. An drei Standorten wird das Prüfsortiment sowohl nach Blattvorfrucht als auch als Stoppelweizen parallel getestet. Die Erträge der E-Sorten werden in den Tabellen mit dargestellt. Eine Kommentierung dieser Sorten erfolgt jedoch in der Veröffentlichung zu den Qualitätsuntersuchungen.

Im Bereich der A-Sorten überzeugte von den mehrjährig geprüften Sorten ertraglich nur LG Charakter. Dank guter Einstufung in den agronomischen Eigenschaften werden auch, Asory, LG Initial, Lemmy und RGT Reform empfohlen. Bei der ertragsstärksten Sorte Hyvega sind die Saatgutkosten zu beachten. Von den neuen Sorten bietet sich SU Jonte zum Probeanbau an. Aus dem B-Bereich werden uneingeschränkt KWS Donovan, Campesino, Chevignon und Complice empfohlen. Gentleman, LG Vertikal und Informer erhalten bei schwächeren Erträgen eine eingeschränkte Empfehlung. Bei der krankheitsanfälligen Sorte Benchmark sowie bei der ertragsstärksten Sorte KWS Keitum (C) ist die Auswinterungsgefahr zu beachten.

In den Höhenlagen Mitte/West erreichten die empfohlenen Sorten Asory und LG Charakter die besten Erträge. Mit Abstand die höchsten Erträge lieferte Hyvega (Saatgutkosten beachten). Eingeschränkt bieten sich darüber hinaus RGT Depot, LG Initial und RGT Reform dank guter weiterer Eigenschaften an. SU Jonte kommt für den Probeanbau in Frage.

Aus dem B-Bereich werden empfohlen: Campesino, KWS Donovan, Chevignon, Informer, Gentleman, LG Vertikal und KWS Talent. KWS Keitum lieferte auch hier als C-Sorte die höchsten Erträge. Wie bei der krankheitsanfälligen Sorte Benchmark ist allerdings die Gefahr der Auswinterung zu beachten, daher sind beide eingeschränkt empfohlen.

Zusammenfassung

Die prognostizierten Erträge wurden beim Winterweizen in diesem Jahr vielfach leider nicht erreicht. Damit setzte sich die Ernüchterung, die bereits bei der Gerstenernte eintrat, entsprechend fort. Besonders betroffen waren die Hochertragsstandorte im südöstlichen Niedersachsen. Die gestiegenen Marktpreise führen hier zumindest zu einem gewissen Ausgleich.

Aus den Erfahrungen der letzten Jahre wird die Bedeutung der Sortenwahl erneut hervorgehoben. Sorten, die unter sich jährlich ändernden Umweltbedingungen konstante Leistungen erbringen, sind daher für die künftige Sortenwahl besonders zu berücksichtigen. Während in den letzten zwei bis drei Jahren im B-Segment sich zahlreiche ertragsbetonte Sorten in den Prüfungen beweisen konnten, muss im Bereich der A-Sorten vielfach auf altbewährte Sorten zurückgegriffen werden. Spielten C-Sorten zuletzt nur eine untergeordnete Rolle, könnte der Anbau sehr ertragsbetonter C-Sorten wieder interessanter werden, zumal die Preisgestaltung derzeit in erster Linie durch die Futtermittelpreise bestimmt wird. Ertragsbetonte und blattgesunde Sorten bieten derzeit gegenüber Qualitätssorten ökonomische Vorteile. Die Annahme, dass E-Sorten im Anbau zunehmen, scheint sich auch nach den derzeitigen Ergebnissen nicht zu bewahrheiten.