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Landessortenversuche 2019: Sommerbraugerste

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Viele Braugerstengerstenbestände konnten 2019 nicht optimal beregnet werden, weil die Wasserkontingente bereits im Jahr 2018 stark beansprucht wurden. Damit waren in diesem Jahr die Mengen für die Braugerste je nach Region unterschiedlich stark eingeschränkt, um die wirtschaftlich wichtigsten Kulturen ausreichend zu versorgen. 

 

 

Braugerste
BraugersteCarsten Rieckmann
Der Sommerbraugerstenanbau in Niedersachsen ist gegenüber dem Vorjahr wieder um knapp 10 % zurückgegangen und wird laut der Braugersten-Gemeinschaft e.V. mit 30.300 ha ausgewiesen. Der drastische Rückgang des Sommergerstenanbaus von 85.000 ha in 2018 auf 43.400 ha in 2019 ging in erster Linie also zu Lasten der Futtergerste. Dies ist leicht erklärbar, weil wieder Winterungen in den Regionen bestellt wurden, wo im Herbst 2017 keine Wintergetreideaussaat möglich war. Landwirte, die im vergangenen Jahr erstmalig in den Braugerstenanbau eingestiegen sind, wurden aufgrund der extremen Sommertrockenheit vielfach enttäuscht, weil Ertrag und Qualität oftmals nicht den Erwartungen entsprachen. Dieses werden die Hauptgründe für den Rückgang der Braugerstenfläche sein.

Die Auswirkungen der extremen Trockenheit 2018 bekamen die Landwirte in den typischen Braugerstenanbaugebieten im nordöstlichen Niedersachsen noch für das aktuelle Jahr zu spüren. Die letztjährige intensive Beregnung führte vielfach dazu, dass die Wasserkontingente stark aufgezehrt waren. Einzelne Landkreise setzten massive Reglementierungen bei der Beregnung durch, sodass viele Landwirte 2019 ihre Braugerste nicht mehr optimal bewässern konnten. Hackfrüchte, in erster Linie Kartoffeln, Zwiebeln und auch Rüben, weisen eine höhere wirtschaftliche Beregnungswürdigkeit auf.

Das bekamen auch konkret die Versuchsstandorte zu spüren. Mit nur einer möglichen Beregnungsgabe musste beispielsweise der Standort Celle-Habighorst zurechtkommen. Die geringen Erträge von knapp 40 dt/ha belegen das. Aber auch die anderen Standorte konnten nicht in der gewohnten Weise optimal mit Wasser versorgt werden. Entsprechend gering fielen die diesjährigen Durchschnittserträge gegenüber den Vorjahren aus.

Erste Angaben zur erzeugten Braugerstenmenge in Niedersachsen weisen Werte von 120.000 bis 130.000 t aus. Diese Mengenreduktion um ca. 25 % gegenüber dem Vorjahr ist in erster Linie den schwachen Erträgen und weniger dem Flächenrückgang geschuldet. Die Qualitäten in der Praxis fielen insgesamt auch schwächer als in den Vorjahren aus. Die nicht optimale Wasserversorgung führte zu etwas höheren Eiweißgehalten mit der Folge, dass der Anteil der Erntemengen, die oberhalb von 12,5 % RP-Gehalt lagen, auf 16 % angestiegen ist. Parallel dazu fiel auch der Vollgerstenanteil mit 85,5 % schwächer aus, der durch den hitze- und trockenstressbedingten Abbruch der Kornfüllungsphase erklärbar wird. Da die gesetzten Grenzen bei Eiweiß und Vollgerstenanteil häufiger nicht ganz eingehalten werden konnten, wurden von Seiten der aufnehmenden Hand jedoch auch gewisse Zugeständnisse gemacht.

Außer in Niedersachsen traten auch Probleme bei den Qualitätsparametern in den Bundesländern Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt auf.

Landessortenversuche

2019 wurden wieder an vier Standorten im östlichen Bereich Niedersachsens, genauer gesagt in den Landkreisen Uelzen, Celle, Hannover und Peine, Sortenversuche mit insgesamt sieben Braugerstensorten durchgeführt. Neben den langjährig geprüften Sorten Quench, Avalon und RGT Planet wurden noch Cervinia und Accordine weitergeprüft. Leandra, die vom Berliner Programm die Verarbeitungsempfehlung 2019 erhalten hatte und die für die großtechnischen Versuche vorgesehene Sorte Prospect wurden im zweiten bzw. ersten LSV-Jahr geprüft. Dabei streute das Ertragsniveau der Einzelorte in Abhängigkeit von der Beregnungsintensität mit 40 bis 73 dt Kornertrag je ha sehr stark. Die Vorjahreserträge von durchschnittlich 84 dt/ha wurden bei weitem verfehlt.

Durch die Reglementierungen bei der Beregnung konnte - wie beschrieben - der Standort Celle-Habighorst lediglich einmal mit 25 mm beregnet werden.

Die Standorte Hamerstorf (UE) und Wehnsen wurden jeweils viermal mit insgesamt 100 mm beregnet. Am Standort Arpke (H) kam die Beregnung zweimal zum Einsatz mit jeweils 25 mm.

Die Versuche wurden je nach Ertragserwartung auf einen N-Bedarfswert von 140 bis 150 kg/ha (incl. Nmin 0 - 90 cm) mineralisch gedüngt. Wachstumsregler wurden auf zwei Standorten eingesetzt, die in diesem Jahr möglicherweise aber auch nicht erforderlich waren.

In der Ertragstabelle werden neben den Ergebnissen der Einzeljahre auch die Durchschnittserträge im fünfjährigen Mittel dargestellt. In diesen Durchschnittserträgen sind zu den Landessortenergebnissen auch die zahlreichen Wertprüfungsergebnisse in die statistische Verrechnung einbezogen worden, die in dieser Anbauregion durchgeführt wurden. Dadurch werden Aussagen zur Ertragsleistung der Sorten, insbesondere der neueren Kandidaten, deutlich belastbarer, weil unterschiedliche Jahreseinflüsse berücksichtigt werden können.

Erträge der Sorten

Von den mehrjährig geprüften Sorten erreichte RGT Planet wie in den Vorjahren auf allen Prüfstandorten wiederum sehr gute Erträge und bestätigt ihre Ausnahmestellung in puncto Ertrag und Ertragsstabilität. Quench, seit 2006 in den Prüfungen, konnte mit rel. 100 bessere Leistungen als in den Vorjahren erzielen. Avalon hingegen lag auf allen Standorten unter den Erträgen von Quench. Cervinia konnte an die Ergebnisse der Vorjahre ebenfalls nicht anknüpfen. Die im dritten Jahr geprüfte Sorte Accordine erzielte 2019 ihr mit Abstand bestes Ergebnis, beruhend allerdings vor allem auf ein sehr gutes Einzelortergebnis. Die vom Berliner Programm mit der Verarbeitungsempfehlung 2019 ausgestattete Sorte Leandra hingegen büßte ein gutes Jahresertragsergebnis durch einen unterdurchschnittlichen Einzelortertrag ein. Durch sehr hohe Erträge auf allen Standorten konnte die neue Sorte Prospect überzeugen, die zumindest in diesem Jahr das Ertragsniveau von RGT Planet erreichte.

Bei Betrachtung der mehrjährigen Ergebnisse lieferte nach wie vor RGT Planet eindeutig die höchsten und konstantesten Erträge. Die von der niedersächsischen Braugerstengemeinschaft schwerpunktmäßig für den Anbau empfohlenen Sorten Quench und Avalon erreichten im Mittel der Jahre ihr normales Ertragsniveau, allerdings mit geringen Vorteilen für Quench. Mit Relativerträgen von 98 bzw. 97 % lagen sie gegenüber der ertragsstärksten, aber nicht empfohlenen Sorte RGT Planet wieder um 6 bzw. 7 % zurück. Die Sorte Cervinia, die im geringen Umfang im Vertragsanbau eingesetzt wird, konnte sich trotz schwachem Jahresergebnis knapp über Quench und Avalon behaupten. Accordine, die trotz Verarbeitungsempfehlung durch das Berliner Programm von der niedersächsischen Braugerstengemeinschaft nicht in ihre Empfehlung aufgenommen wurde, konnte sich mit rel. 100 dreijährig verbessern. Leandra liegt nach zwei Prüfjahren ein bis zwei Prozentpunkte über den empfohlenen Sorten Quench und Aavalon. Sie wurde für das aktuelle Jahr bereits für den Probeanbau empfohlen. Einen guten Einstieg schaffte die neue Sorte Prospect, die als einzige von den fünf vom Bundessortenamt neu zugelassenen Sorten für die großtechnischen Praxisversuche zur Untersuchung auf die Braueignung neu aufgenommen wurde. Dank guter Vorprüfungsergebnisse hebt sie sich ertraglich mit rel. 104 deutlich von den übrigen Braugerstensorten ab. Sie könnte daher künftig als ertragsbetontere Sorte interessant werden, wenn sie die Verarbeitungsempfehlung im Berliner Programm erhalten sollte.

 Vermehrung in Niedersachsen

Die Sommergerstenvermehrung hat sich in Niedersachsen gegenüber dem Vorjahr um 330 ha reduziert. Quench ist auch 2019 wieder mit über 500 ha die vermehrungsstärkste Sorte. An zweiter Stelle rangiert bereits mit über 400 ha die 2017 zugelassene Sorte Leandra. Hieran wird ersichtlich, dass der Züchter künftig eindeutig auf diese Sorte setzen wird, während Avalon von 240 ha auf unter 60 ha zurückgenommen wurde. Da RGT Planet nach wie vor kaum als Braugerste angebaut wird, ist der Vermehrungsrückgang auf 140 ha erklärbar, zumal die Futternutzung wieder drastisch eingeschränkt wurde. Prospect wurde als neue Sorte mit 56 ha auch bereits nennenswert an den Start gebracht, da die Sorte schon im Probeanbau getestet wird, in der Hoffnung die Verarbeitungsempfehlung künftig zu erhalten.

Die Sorten im Einzelnen

Quench war 2019 in Niedersachsen mit 70 bis 75 % Anbauumfang nach wie vor die Hauptsorte für den Braugerstenanbau. Die aktuellen Erträge bescheinigen der Sorte ihre hohe Verlässlichkeit. Bundesweit gesehen hat die Sorte in Niedersachsen sicherlich ihr Hauptanbaugebiet

Die Sorte erweist sich sowohl bei den agronomischen Eigenschaften, wie z. B. im Bereich Halm- und Ährenknicken als auch in der Widerstandsfähigkeit gegenüber Mehltau und Lager als sehr robust. Lediglich beim Zwergrost- und Netzfleckenbefall zeigt sie gewisse Schwächen. 

Avalon war in Niedersachsen die zweite empfohlene Braugerstensorte. Ihre Vermehrungsfläche ist jedoch zugunsten der neueren Sorte Leandra deutlich eingeschränkt worden. In Deutschland ist sie 2019 nach wie vor die bedeutendste Braugerstensorte und hat bundesweit in der Vermehrungsfläche nur geringfügige Einbußen zu verzeichnen. Ertraglich gesehen rangiert sie knapp auf dem Ertragsniveau von Quench. Die gute Standfestigkeit sowie die Resistenzen gegenüber Zwergrost und Netzflecken sind bei den agronomischen Merkmalen hervorzuheben. Schwachpunkt ist die etwas höhere Anfälligkeit gegenüber Mehltau und die Gefahr des Ährenknickens.

RGT Planet hält ihre ertragliche Spitzenposition. Sowohl in der Widerstandsfähigkeit gegenüber Lager und Ährenknicken als auch in der Robustheit gegenüber allen bedeutenden Krankheiten überzeugt diese Sorte nach wie vor. Da die Sorte in Niedersachsen keine Braugerstenempfehlung erhalten hat, wird sie vornehmlich als ertragsstarke Futtergerste eingesetzt. Bundesweit gesehen steht sie in der Vermehrungsfläche bei Sommergerste an erster Stelle.

Cervinia wird regional im Vertragsanbau eingesetzt und konnte ihre früheren guten Ertragsleistungen 2019 leider nicht ganz bestätigen. Mit Ausnahme der sehr guten Einstufung gegenüber Mehltaubefall ist sie in den weiteren Merkmalen wie Lagerneigung, Halm- bzw. Ährenknicken sowie gegenüber den sonstigen Krankheiten als eher durchschnittlich eingestuft worden.

Die Sorte Accordine untermauerte 2019 ihre Ertragsvorteile gegenüber Quench und Avalon. Da von der niedersächsischen AG Braugerste bislang jedoch keine Anbauempfehlung ausgesprochen wurde, hat sie derzeit in Niedersachsen im Anbau keine Bedeutung. Bei durchschnittlicher Standfestigkeit erweist sich die Sorte gegenüber Halm- und Ährenknicken sowie gegenüber Krankheiten als robust.

Leandra erhielt als einzige neue Sorte eine Verarbeitungsempfehlung durch das Berliner Programm und wurde 2019 bereits probeweise im Vertragsanbau (ca. 10 %) getestet. Trotz der schwächeren aktuellen Erträge an Einzelstandorten überzeugte die Sorte mit durchweg guten bis sehr guten Einstufungen gegenüber Krankheiten, Lagerneigung und Halmknicken. Lediglich im Merkmal Ährenknicken wurde sie durchschnittlich beurteilt. Untersucht wird derzeit, ob sich die Sorte auch für die spätere Herbstaussaat eignet, um die Winterfeuchtigkeit entsprechend nutzen zu können und dadurch die Beregnungsbedürftigkeit zu reduzieren. Inwiefern diese Anbaumöglichkeit sich als tauglich erweist, werden bzw. müssen entsprechende Versuche und Praxiserfahrungen zeigen. Am Standort Hamerstorf wird sowohl der direkte Vergleich mit Winterbraugerste zu normalem und spätem Aussaattermin als auch mit Sommerbraugerste in Frühjahrsaussaat untersucht.

Prospect bekam als einzige von den neu zugelassenen Sorten eine Empfehlung für die großtechnischen Praxisversuche. Ertraglich konnte sie bislang überzeugen, sowohl in der Ertragshöhe als auch -konstanz. Sie erwies sich als sehr standfest, halmstabil und robust gegenüber Krankheiten. Aus Sicht der Anbauer könnte diese Sorte künftig wirtschaftlich eine Verbesserung gegenüber den etablierten Sorten darstellen, vorausgesetzt die Sorte erhält eine Anbauempfehlung.

 Qualitätsergebnisse

Bei kaum einer Fruchtart werden bei der Anbauempfehlung für eine Sorte so viele Parameter betrachtet wie bei der Braugerste.

Aus Sicht der Landwirtschaft sind vor allem Parameter wie Proteingehalt, Hektolitergewicht und die Siebsortierung von Interesse, da diese einen direkten Einfluss auf die Preisbildung haben. Im Malz- und Brauprozess spielen aber viele weitere Eigenschaften eine Rolle, die allerdings zu diesem Zeitpunkt von den aktuellen Sortenprüfungen noch nicht vorliegen. Sie sind für den praktischen Anbau und die Vermarktung allerdings auch weniger relevant.

Entscheidendes Kriterium bei der Braugerstenvermarktung sind die Eiweißgehalte, deren Werte eng eingegrenzt sind. Der Eiweißgehalt sollte in einem Bereich zwischen 9,5 % und 11,5 % liegen. Weder ein Zuviel noch ein Zuwenig an Protein ist beim Prozess der Bierherstellung gut. Hohe Proteingehalte oberhalb 11,5 Prozent können die Gärung beeinträchtigen, die Filtration erschweren oder Ausflockungen im Bier verursachen. Zu geringe Gehalte unter 9 Prozent sind wiederum auch ungünstig, da der Geschmack des Bieres beeinträchtigt werden kann und die Stabilität des Schaumes herabgesetzt ist. Ferner benötigen die Hefen einen gewissen Anteil an Stickstoffverbindungen für ihre Ernährung.

Qualitäten 2019

Die Rohproteingehalte lagen im Schnitt über die Sorten in der Ernte 2019 mit einem Wert von 11,4 % knapp innerhalb des geforderten Bereiches von 9,5 % bis 11,5 % und damit deutlich über denen der Vorjahre. Ursache für diese höheren Werte waren in erster Linie die unterdurchschnittlichen Erträge. Auf ertragsschwachen Standorten wiesen die Sorten teilweise auch überhöhte Eiweißgehalte auf. Davon waren die Sorten Leandra, Avalon und Cervinia betroffen, die alle im Mittel der Standorte Eiweißwerte oberhalb von 11,5 % erzielten.

Die in den Landessortenversuchen ermittelten Hektolitergewichte bewegten sich mit durchschnittlich 68,4 kg in einem guten Bereich. Die Ergebnisse der Sorten lagen insgesamt in einem engen Bereich. Accordine erreichte Werte über 69 kg, die Gewichte von Prospect lagen bei 67,3 kg. Die geforderten Werte von 85 % Vollgerstenanteil (Sortierung > 2,5 mm) wurden von allen Sorten sicher erreicht. Eine stärkere Sortendifferenzierung zeigte sich erst ab einer Sortierung oberhalb von 2,8 mm. Hier erreichten Avalon, Accordine und Leandra mit über 70 % die besten Werte. Schwächere Ergebnisse waren vor allem bei Quench sowie Cervinia und Prospect festzustellen.

Angepasste N-Düngung und ausreichende Wasserversorgung Voraussetzung für erfolgreichen Braugerstenanbau

Um die Ertragsleistungen der Sorten und damit letztlich auch die Rentabilität des Braugerstenanbau zu verbessern, wurde in der Praxis, aber auch in den Sortenversuchen die N-Düngung in den letzten Jahren angepasst. So hat sich in Versuchen und in der Praxis eine zweigeteilte N-Düngung auf einen Bedarfswert von 140 kg/ha (incl. Nmin-Wert) bewährt, wobei die zweite Gabe in Höhe von 30 bis 40 kg N/ha zu Beginn des Schossens gegeben werden sollte. Diese Entscheidung hat sich auch 2019 wieder als richtig erwiesen, sofern keine gravierenden Trockenstressbedingungen eintraten. Auf den Standorten mit gleichmäßiger Wasserversorgung wurde sowohl ein hoher Ertrag erreicht als auch die Grenzen im Eiweißgehalt eingehalten. Bei schwachen Erträgen, hervorgerufen durch zeitweiligen Trockenstress, ist die Gefahr erhöhter Eiweißgehalte jedoch entsprechend höher. Die Höhe der N-Gaben sollten daher auch davon abhängig gemacht werden, wie intensiv die Bestände in Trockenjahren beregnet werden können.

 Zusammenfassung

Inwieweit sich ein lohnenswerter Sommerbraugerstenanbau unter den geänderten Rahmenbedingungen für die Beregnung noch im gewohnten Umfang aufrechterhalten lässt, wird sicherlich auch viel vom Witterungsverlauf, sprich den Niederschlägen während der Vegetationszeit, abhängen. Die Landwirte werden vorrangig die ökonomisch interessantesten Kulturen wie Kartoffeln, Zwiebeln und Zuckerrüben beregnen, sodass sich für die Braugerste das Risiko von Ertragsminderungen und Qualitätseinbußen tendenziell erhöhen wird. Überlegungen zu einer geänderten Fruchtfolgegestaltung mit verstärktem Einsatz von Winterungen zeichneten sich in diesem Jahr bereits ab. Hier könnte möglicherweise auch die Winterbraugerste oder aber der Anbau von ausgewählten Sommergerstensorten als späte Herbstaussaat, die bislang praktisch kaum eine Rolle spielten, zum Zuge kommen.

Bei ausreichender Wasserversorgung gewährleisten die zurzeit im Markt befindlichen Braugerstensorten bei entsprechender Produktionstechnik einen lohnenswerten Braugerstenanbau. Die Entscheidung, welche Sorten für das Anbaujahr 2020 eine Anbauempfehlung durch die AG Braugerste in Niedersachsen erhalten, wird in den nächsten Wochen fallen und dann entsprechend veröffentlicht. Es bleibt für die Praxis zu hoffen, dass zukünftig ertragsstärkere Sorten mit entsprechend hohem Qualitätsniveau zur Verfügung stehen, damit die Wirtschaftlichkeit des Braugerstenanbaus gestärkt werden kann. Preisliche Anreize von Seiten der aufnehmenden Hand wären natürlich sehr hilfreich, um den nach außen vorgetragenen Wunsch nach heimischer Braugerste auch entsprechend zu honorieren.