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Ab 100 kg nur noch Getreide füttern?

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Nährstoffüberschüsse und Ammoniakemissionen müssen noch weiter gesenkt werden. Das fordern die neue Düngeverordnung und die TA Luft. Wie weit lässt sich der Proteingehalt im Schweinefutter ohne Leistungseinbußen reduzieren? Hierzu hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bereits zahlreiche Versuche durchgeführt, insbesondere mit eiweißarmem Futter in der Endmast. Ob im letzten Mastabschnitt komplett auf Eiweißkomponenten verzichtet werden kann, hat die LWK in einem neuen Fütterungsversuch geprüft.

Versuchsdurchführung in der LPA Quakenbrück

In der Leistungsprüfungsanstalt Quakenbrück wurden 119 Ferkel (Pi x Danzucht) nach Gewicht und Geschlecht auf zwei Futtergruppen verteilt und in 10er Gruppen gehalten. In beiden Gruppen wurde das Anfangsmastfutter RAM 2.1 bis 65 kg Lebendgewicht und anschließend das RAM 2.2 gefüttert, in der Versuchsgruppe wurde ab 100 kg noch das RAM 2.2 a eingesetzt. Dieses Futter enthielt keine Eiweißkomponenten mehr, sondern als Futtermittel nur noch Getreide und Weizenkleie. Während beim RAM 2.2 die ersten vier essenziellen Aminosäuren ergänzt wurden, erforderte die Reduzierung auf 11 % Rohprotein noch einen Zusatz von Valin. Die Prüfung umfasste den Gewichtsbereich von 29 bis 122 kg. Zwischenwägungen wurden bei jedem Futterwechsel vorgenommen.

Tageszunahmen von 950 g

In diesem Versuch erreichten die Schweine durchschnittliche Tageszunahmen von 957 g, der  Futteraufwand je kg Zuwachs lag bei 2,59 kg. Die Kontrollgruppe erzielte 964 g, die Versuchsgruppe 949 g Tageszunahmen. Der Futteraufwand je kg Zuwachs lag in der Kontrollgruppe mit 2,56 kg signifikant niedriger als in der Versuchsgruppe mit. 2,62 kg. Die Tiere fraßen im Mittel 2,48 kg pro Tag. Die Tageszunahmen der Schweine, die ab 100 kg LG mit der Getreideration versorgt wurden, lagen im letzten Mastabschnitt bei 965 g, der Futteraufwand je kg Zuwachs betrug 3,37 kg. In dieser Phase konnten also mit einer Ration, die kein Eiweißfutter und nur 0,37 % Phosphor enthält, eine sehr gute Mastleistung erreicht werden.

Die Schweine wurden im Vion-Schlachthof in Emstek geschlachtet, die Klassifizierung der Schlachtkörper erfolgte nach AutoFOM. Mit 1,008 Indexpunkten je kg Schlachtkörpergewicht wiesen die Tiere der Kontrollgruppe signifikant höhere Werte auf als die Schweine der Versuchsgruppe mit 0,994. Insgesamt schieden drei Schweine vorzeitig aus, die Ursachen waren nicht fütterungsbedingt.

Futterkosten

Die Berechnung der Futterkosten beruht auf den Nettopreisen im Versuchszeitraum. Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs liegen in der Kontrollgruppe 61,95 € und in der Versuchsgruppe bei 63,25 €.

Nährstoffausscheidungen

Je Tier wurden folgende Stickstoff- und Phosphat-Ausscheidungen ermittelt:

Kontrollgruppe:           3,33 kg N und 1,34 kg P2O5

Versuchsgruppe:        3,07 kg N und 1,28 kg P2O5

 Somit schieden die Tiere der Versuchsgruppe 8 % weniger N und 4 % weniger P2O5 als die zweiphasig gefütterten Schweine aus. Denn der Anteil des ab 100 kg LG eingesetzten Futters beträgt immerhin 30 %.

Fazit

In einem Mastversuch wurde überprüft, welche Leistungen mit einem ab 100 kg LG eingesetzten Futter ohne Eiweißkomponenten erzielt werden können. Während die Kontrollgruppe mit dem zweiphasigen RAM-Futter versorgt wurde, erhielt die Versuchsgruppe das RAM-Futter nur bis 100 kg LG. Anschließend wurde ein Mastfutter mit 11 % Rohprotein eingesetzt, das zu ca. 96 % aus Getreide und Weizenkleie bestand und keine Eiweißkomponenten enthielt. Zudem war der Phosphorgehalt auf 0,37 % abgesenkt. Die Kontrollgruppe erzielte 964 g, die Versuchsgruppe 949 g Tageszunahmen. Die Schweine der Kontrollgruppe benötigten mit 2,56 kg signifikant weniger Futter je kg Zuwachs als die Tiere der Versuchsgruppe mit 2,62 kg. Der Unterschied in den Indexpunkten je kg Schlachtkörpergewicht war statistisch zugunsten der Kontrollgruppe knapp abzusichern (1,008 vs. 0,994). Die Futterkosten je 100 kg Zuwachs betrugen 61,95 € (Kontrolle) und 63,25 € (Versuchsgruppe). Für letztere wurden geringere Ausscheidungen von 8 % N und 4 % P2O5 berechnet. Mit stark nährstoffreduziertem Futter ab 100 kg sind hohe Leistungen möglich, der geringere Nährstoffanfall ist aber in diesem Versuch nicht zum Nulltarif zu haben, denn die Futterkosten für 100 kg Zuwachs liegen um 1,30 € höher.