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Landessortenversuche 2023: Wintergerste

Webcode: 01042076
Stand: 27.07.2023

Die Wasserversorgung war auch in diesem Jahr der entscheidende Faktor für die erreichten Ertragsleistungen in den Anbauregionen und an den einzelnen Standorten. Geringere Erträge waren häufig mit geringen Hektolitergewichten gekoppelt. Im Sortenspektrum der Wintergerste zeigen sich Fortschritte in der Virus-Resistenzzüchtung, die zu Einsparungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmassnahmen beitragen können.

Wintergerste, Landessortenversuch
Wintergerste, LandessortenversuchCarsten Rieckmann
Die Anbaufläche von Wintergerste hat sich für das Anbaujahr 2023 in Niedersachsen wieder konsolidiert. Nach einem kontinuierlichen Rückgang in den vergangenen Jahren liegt die Anbaufläche nach Angaben des Landesamtes für Statistik Niedersachsen (LSN) derzeit bei 146.000 ha und hat sich damit wieder um ca. 8.600 ha erhöht. Dieser Anbauumfang ist sicherlich den günstigen Aussaatbedingungen im Herbst sowie den zu diesem Zeitpunkt attraktiven Marktpreisen und insgesamt guten Erträgen 2022 zu verdanken. Das Preisniveau hat sich gegenüber dem Vorjahr wieder drastisch verschoben, sodass sich die Preise aktuell (21.07.) wieder auf dem Niveau des Jahres 2021 bewegen. Inwiefern mögliche politische Verwerfungen die Preise in der Nacherntevermarktung beeinflussen, bleibt abzuwarten.

Vegetationsverlauf

Im Zeitraum von der letzten Septemberdekade bis 12. Oktober 2022 wurden die Versuche zumeist unter günstigen Witterungsbedingungen ausgesät. Die etwas verzögerte Aussaat war an einzelnen Standorten den zuvor sehr trockenen Bodenbedingungen geschuldet.

Bei günstigen weiteren Wachstumsbedingungen im Herbst konnte sich die Wintergerste bis zum Winter hin insgesamt gut entwickeln; zum Teil zeigten sich vor Winter recht üppige Bestände, die im späteren Verlauf jedoch auch keine Auswinterungsschäden zeigten. Bis auf eine kurze Frostperiode vor Weihnachten war der Winter mild.

Dank ergiebiger Niederschläge im März und April waren die Bestände bis in den Mai hinein durchweg gut mit Wasser versorgt. Vor allem auf den leichteren Standorten machte sich dann die Anfang Mai einsetzende Trockenheit bemerkbar, sodass im nordöstlichen Bereich Mitte Mai Praxisbestände und auch ein Versuch beregnet wurden. Probleme durch den Zuflug von Blattläusen traten praktisch nicht auf. Der Krankheitsdruck hielt sich in diesem Jahr in Grenzen. Regional war in unterschiedlicher Ausprägung ein Befall mit Mehltau, Netzflecken, Zwergrost, Ryhnchosporium und später Ramularia festzustellen.

Durch Starkregenereignisse – teilweise einhergehend mit Hagel – trat um den 20. Juni stärkeres Lager an einigen Versuchsstandorten auf, wobei in vielen Fällen die sortenspezifischen Anfälligkeiten hinsichtlich Lager sowie Halm- und Ährenknicken erkennbar wurden.

Die Ernte der Versuche erfolgte im Zeitraum vom 07. bis 18. Juli unter zumeist günstigen Bedingungen.

Die Erträge der diesjährigen Ernte variierten sowohl in der Praxis als auch in den Landessortenversuchen (LSV) in einem breiten Bereich von 50 bis über 120 dt/ha. Dabei erwies sich die Wasserversorgung vielfach als ertragsbegrenzender Faktor. Während die sehr hohen Erträge in der Marsch sowie auf den gut versorgten Lehmböden mit entsprechend hohen Hektolitergewichten (hl-Gewichte) einhergingen, lagen diese hl-Gewichte auf den ertragsschwachen Standorten zum Teil deutlich unter 60 kg, vereinzelt wurden Werte um 50 kg ermittelt. Auf dem Marschstandort Otterham (LK AUR) sowie dem Lehmstandort in Borwede (LK DH) konnten durchschnittlich über 120 dt/ha gedroschen werden. Die Lehmstandorte Südhannover lagen in einem Bereich von 100 dt/ha, während sich die Sandstandorte ertraglich in einem Bereich von 55 dt/ha bis 87 dt/ha bewegten. Hier spielte vor allem die Wasserverfügbarkeit eine entscheidende Rolle.

Ergebnisse der Landessortenversuche

Für die sechs Anbaugebiete Marsch, Lehmstandorte Nordwest, Sandböden Nordwest, Sandböden Nordhannover, Lehmstandorte Südhannover und Höhenlagen Mitte/West wurden auch in diesem Jahr wieder entsprechende Versuche durchgeführt. Dabei wurden für einzelne Anbauregionen Ergebnisse aus den Nachbarbundesländern einbezogen: Marsch (SH), Sandböden und Lehmstandorte Nordwest (NRW) und Höhenlagen (NRW, HE). Bei den Anbauregionen der Sandstandorte fließt in der mehrjährigen Verrechnung das jeweilige Nachbargebiet mit ein. Der mehrjährige Durchschnittsertrag wird mit Angabe der dahinterstehenden Anzahl Versuchsergebnisse ausgewiesen. Durch Einbeziehung der Vorprüfungsergebnisse aus WP- und EU-Prüfungen können die im LSV ein- und zweijährig geprüften Sorten bereits verlässlicher beurteilt werden. Es zeigte sich auch in diesem Jahr wieder, dass die Aussagekraft der Sortenergebnisse über den Mittelwert der Prüfstandorte je Anbauregion betrachtet wesentlich aussagekräftiger ist, da die Einzelortergebnisse oftmals stärker streuen. In den Ertragstabellen ist für das aktuelle Jahr die Spalte Minderertrag bei Verzicht auf Wachstumsregulatoren und Fungizide eingefügt. Die Werte geben entsprechende Hinweise auf die Robustheit der Sorten bei reduzierten Pflanzenschutzmaßnahmen bzw. deren Wegfall. Zu beachten ist allerdings, dass vornehmlich in der Anbauregion Sandstandorte Nordhannover durch die Wachstumsreglermaßnahmen an einzelnen Standorten die kurzstrohigen Sorten benachteiligt waren, da sie in der unbehandelten Stufe höhere Erträge erzielten. Ökonomisch betrachtet sollte daher sehr wohl überlegt werden, ob ein Wachstumsreglereinsatz auf schwächeren Standorten immer sinnvoll ist.

In den 2023er Prüfungen wurden neben zahlreichen etablierten Sorten, darunter zwei Hybriden, drei neu vom Bundessortenamt (BSA) zugelassenen Sorten und zwei EU-Sorten erstmalig getestet. Mit SU Virtuosa, Integral sowie Sensation (an Einzelorten bereits 2022 geprüft) wird neben KWS Exquis die Palette der Sorten, die sich durch eine Resistenz gegenüber dem Gerstengelbverzwerungsvirus auszeichnen, erweitert. Darüber hinaus ging die 2022 zugelassene zweizeilige Sorte KWS Tardis erstmalig an den Start. SU Urmel (2x GMV resistent) wurde in zwei Anbauregionen getestet.

Der Anbau zweizeiliger Sorten spielt in Niedersachsen vornehmlich auf den ertragsschwächeren Sandstandorten eine gewisse Rolle, da sie hier mittlere Erträge mit zumeist sicheren hl-Gewichten erreichen. Wird die Gerste vermarktet, bekommt vor allem ihr hohes hl-Gewicht als Qualitätskriterium eine entsprechende Bedeutung. Auf die einzelnen Sorten wird im Folgenden näher eingegangen.

Empfohlene Sorten - mehrzeilig

Esprit wird von den aktuell geprüften Sorten aufgrund ihrer hohen und in der Regel konstanten Ertragsleistung in allen Anbauregionen nach wie vor empfohlen. Darüber hinaus sind die Blattgesundheit und noch ausreichende Strohstabilität sowie ein sehr hoher Marktwareanteil und ein gutes hl-Gewicht positiv hervorzuheben. Gegenüber Ramulariabefall wird sie als wenig anfällig eingestuft; leichte Schwächen in der Standfestigkeit waren auch in diesem Jahr erkennbar.

Julia bestätigte die positiven Ergebnisse der Vorprüfungen und des ersten LSV-Jahres und wird daher in allen Anbauregionen empfohlen. Hinzu kommt ihre doppelte GMV-Resistenz. Darüber hinaus überzeugte die Sorte durch eine gute Blattgesundheit und Strohstabilität mit hohem Marktwareanteil bei allerdings durchschnittlichen hl-Gewichten.

SU Midnight ist eine dreijährig geprüfte doppelt GMV resistente Sorte, die 2023 nicht in allen Anbauregionen ertraglich voll überzeugen konnte. So zeigte sie in einzelnen Anbaugebieten stärkere Ertragsschwankungen. Mit Ausnahme der Lehmböden Südhannover wird sie jedoch uneingeschränkt empfohlen, was durch die 2xGMV-Resistenz sowie ihre Strohstabilität und Blattgesundheit weiter untermauert wird. Gegenüber Rynchosporium-Befall zeigte sie sich allerdings etwas anfälliger.

Teuto erzielte wieder auf den Lehmböden Nordwest und Südhannover sowie den Höhenlagen gute Ergebnisse, die die Vorjahresleistungen und damit die Anbauempfehlung dort bestätigen. In der Marsch und auf den Sandböden hingegen wurden leicht unterdurchschnittliche Erträge erreicht. Die Strohstabilität und Blattgesundheit, besonders gegenüber Zwergrost, und die geringe Ramulariaanfälligkeit sprechen für ihren Anbau. Bei der Vermarktung sind der hohe Marktwareanteil sowie ein hohes hl-Gewicht hervorzuheben.

KWS Orbit lieferte auf den Sandböden gegenüber dem Vorjahr wieder etwas bessere Erträge, liegt im mehrjährigen Vergleich jedoch leicht unter dem Durchschnitt. Das trifft auch für die Marsch sowie Lehmböden Nordwest zu. Recht konstante Leistungen erzielte sie auf den Lehmstandorten Südhannover und den Höhenlagen, wo sie empfohlen wird. Aufgrund der zunehmenden Schwächen gegenüber Rhynchosporium und Zwergrost allerdings nur eingeschränkt. Ihre hohe Anbaubedeutung beruht auf den positiven Eigenschaften hohes hl-Gewicht, hoher Marktwareanteil und Strohstabilität.

Winnie konnte vor allem auf den Lehmböden Nordwest und Südhannover sowie den Höhenlagen Mitte/West ertraglich überzeugen und wird dort empfohlen. Trotz ihrer Pflanzenlänge ist sie als strohstabil eingestuft. Sie erwies sich als blattgesund, vor allem gegenüber Zwergrost, Mehltau und Ramularia. Überdies sind auch das hohe hl-Gewicht und der sehr gute Marktwareanteil hervorzuheben.

Avantasia bestätigte in der Marsch, auf den Sandböden Nordwest und Nordhannover sowie auf den Lehmstandorten Nordwest ihre guten Vorjahreserträge und wird dort trotz ihrer Schwächen in der Blattgesundheit empfohlen. Eine eingeschränkte Empfehlung wird noch für die Lehmstandorte Südhannover ausgesprochen, da sie wie Julia und SU Midnight über die doppelte GMV-Resistenz verfügt. Die erwähnte Schwäche gegenüber Blattkrankheiten, besonders gegenüber Zwergrost, und auch die geringere Strohstabilität aufgrund von Halmknicken sind zu beachten.

SU Hetti konnte als strohstabile 2xGMV resistente Sorte in diesem Prüfjahr vor allem auf den Sandstandorten mit überdurchschnittlichen Erträgen ihre Vorjahresleistungen verbessern. Insgesamt wird sie für die Anbauregionen Sandböden Nordwest und Nordhannover sowie in der Kombination der positiven Eigenschaften auch für die Lehmböden Südhannover und die Höhenlagen empfohlen.

Sorten mit der Resistenz gegenüber Gerstengelbverzwergungsvirus

Im Jahr 2021 traten durch das Gerstengelbverzwergungsvirus auf einzelnen Schlägen erhebliche Schäden mit entsprechend hohen Ertragseinbußen auf. Von daher ist es sinnvoll, die Gruppe dieser geprüften resistenten Sorten im Block zu betrachten.

Mit KWS Exquis wurde in Deutschland 2022 eine Gerstengelbverzwerungs (GvzV)-resistente Sorte mit mittlerer bis hoher Ertragseinstufung neu aufgenommen. Sie zeigte im zweiten Jahr ertraglich vor allem auf den Sandböden Nordwest gute Leistungen. Die oftmals recht kurzen Ähren kompensiert die Sorte durch eine höhere Anzahl ährentragender Halme. Die weiteren agronomischen Merkmale wie Blattgesundheit, Strohstabilität sowie ein hohes hl-Gewicht sind positiv hervorzuheben. Aufgrund ihrer besonderen Resistenzeinstufung ist die Sorte für alle Anbauregionen trotz ihrer zum Teil auch leicht unterdurchschnittlichen Erträge für GvzV-gefährdete Standorte empfohlen, auf den nordwestlichen Sandstandorten uneingeschränkt.

Die 2022 in einzelnen Anbauregionen ebenfalls bereits geprüfte GvzV-resistente EU-Sorte Sensation konnte auf den Lehmstandorten Südhannover sowie auf den Höhenlagen vergleichbare Erträge wie KWS Exquis erreichen und wird wegen ihrer besonderen Eigenschaft dort eingeschränkt für den Probeanbau empfohlen. In den agronomischen Merkmalen zur Beurteilung der Strohstabilität zeigte sie deutliche Schwächen, ebenso gegenüber Mehltau. Positiv hervorzuheben sind die guten hl-Gewichte.

Mit SU Virtuosa und Integral wurden 2023 zwei weitere GvzV-resistente Sorten vom BSA zugelassen. Im ersten LSV-Jahr erzielten beide Sorten durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Erträge, sie werden aufgrund der Resistenz jedoch eingeschränkt für den Probeanbau empfohlen. Integral kann darüber hinaus auch durch eine gute Strohstabilität sowie sehr hohe Marktwareanteile und hl-Gewichte punkten. Bei SU Virtuosa hingegen muss auf die Schwächen in der Strohstabilität und die Zwergrostempfindlichkeit hingewiesen werden.

Hybridsorten

SY Galileoo ist von den Hybridsorten die in der Praxis etablierteste und zeichnet sich durch eine sehr hohe Ertragskonstanz in den Jahren und auch innerhalb der Anbauregionen aus. Während sie in der Marsch, an den Lehmstandorten Nordwest und auf den Höhenlagenstandorten aktuell wieder überdurchschnittliche Erträge erreichte, konnte sie auf den Sandböden Nordwest und Nordhannover sowie den Lehmstandorten Südhannover nicht ganz an das Vorjahresniveau heranreichen. Vor allem die Ertragskonstanz sowie die Blattgesundheit sprechen für ihren Anbau. Da sich die Marktpreise für Futtergerste während der Ernte gegenüber den sehr guten Vorjahreswerten auf ein Niveau von unter 20 €/dt bewegten, lassen sich die Mehrkosten beim Saatgut nicht mehr mit nur 1 dt/ha Mehrertrag kompensieren. Für die ökonomische Bewertung müssten wohl wieder eher 2 bis 3 dt/ha Mehrertrag vorhanden sein. Von daher sollten die höheren Saatgutkosten gegenüber den beschriebenen Vorteilen abgewogen werden, worauf die eingeschränkte Sortenempfehlung beruht. Zu beachten sind die Schwächen in der Standfestigkeit und die schwächere Strohstabilität.

Die Hybridsorte Jettoo wurde nur noch in der Marsch weitergeprüft, wo sie wieder überzeugen konnte und empfohlen wird. Während die Blattgesundheit und die geringe Ramulariaanfälligkeit sowie gute hl-Gewichte positiv hervorzuheben sind, sollte die mittlere Standfestigkeit beachtet werden.

SY Dakoota wurde mit Ausnahme der Anbauregion Lehmböden Südhannover im zweiten Jahr in den übrigen Regionen mit Erfolg geprüft. Dank der überdurchschnittlichen Erträge sowie der guten Strohstabilität, Blattgesundheit und guten Qualitätseigenschaften, besonders beim hl-Gewicht, wird sie für die Sandböden Nordwest und Nordhannover sowie die Höhenlagen uneingeschränkt, in der Marsch und für die Lehmböden Nordwest eingeschränkt empfohlen. 

Die neue EU-Sorte SY Loona zeigte im ersten LSV-Jahr nicht die Ertragskonstanz der übrigen Hybriden und wird für den Probeanbau eingeschränkt in der Marsch, den Lehmstandorten Nordwest sowie den Höhenlagen empfohlen. Bei hohen Qualitäten und einer guten Blattgesundheit zeigt sie eine mittlere Strohstabilität.

Weitere Sorten, die regional geprüft wurden

KWS Morris konnte vor allem in der Marsch und den Höhenlagen überzeugen und wird dort empfohlen. Für ihren Anbau spricht zudem die Strohstabilität und Blattgesundheit, die Vermehrungszahlen sind allerdings spürbar zurückgegangen.

Viola ist für die Anbauregionen Marsch, Sandböden Nordhannover sowie Sandböden Nordwest, wo sie 2023 noch geprüft wurde, nach wie vor auch dank der guten Strohstabilität empfohlen. Zu beachten ist die gewisse Schwäche gegenüber Mehltau und Zwergrost.

SU Jule wurde nur noch auf den Lehmstandorten Südhannover geprüft und konnte mit rel. 100 noch ein ansprechendes Ergebnis erzielen. Sie wird dort weiterhin voll empfohlen, weil die sehr gute Strohstabilität und Standfestigkeit sowie die sehr hohen Qualitäten für ihren Anbau sprechen. Die Mehltauanfälligkeit ist zu beachten.

Empfohlene Sorten - zweizeilig

Von den geprüften zweizeiligen Sorten konnte Bordeaux ertraglich in der Marsch überzeugen. Auf einzelnen Sandstandorten Nordhannovers lieferte sie, wie auch die kurzstrohigen Sorten KWS Tardis und Viola, nur unterdurchschnittliche Erträge in der mit Wachstumsregler und Fungizid behandelten Stufe, was das diesjährige schwache Ergebnis zusätzlich beeinträchtigte. Dank der sehr guten Qualitäten wird sie bei mittleren Erträgen in der Marsch noch eingeschränkt empfohlen. Mit Ausnahme der Ramulariaanfälligkeit ist sie als blattgesund einzustufen. Vor allem die hohen hl-Gewichte und Marktwareanteile waren Veranlassung, die Sorte insbesondere für ertragsschwächere Standorte zu berücksichtigen.

SU Laubella wurde lediglich auf den Sandböden Nordwest und Nordhannover geprüft und zeigte dort sehr gute Leistungen und wird entsprechend dort empfohlen. Im Gegensatz zu Bordeaux ist sie gegenüber Ramularia günstiger eingestuft, sodass sie neben den Erträgen auch durch Strohstabilität, Blattgesundheit, vor allem gegenüber Mehltau und Rhynchosporium überzeugen kann. Die Qualitätsparameter Marktwareanteil und hl-Gewicht sind ebenfalls hervorzuheben.

Die 2022 zugelassene Sorte KWS Tardis wurde erstmalig in den LSV-Prüfungen in allen Anbauregionen getestet. Sie erzielte in den Anbaugebieten durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Leistungen. Auf den Sandstandorten Nordwest und Nordhannover lag sie ertraglich deutlich hinter der mitgeprüften Sorte SU Laubella und wird von daher noch nicht für einen Probeanbau empfohlen. In den agronomischen Merkmalen konnte sie sehr gut überzeugen. Sie ist als sehr strohstabil und blattgesund anzusehen und darüber hinaus weist sie in den Qualitätseigenschaften Marktwareanteil und hl-Gewicht sehr gute Werte auf.

Hl-Gewicht ist wichtiges Qualitätskriterium

In diesem Jahr zeigten die Ergebnisse der Einzelorte ein ungewöhnlich breites Spektrum an Werten. Während auf den Hochertragsstandorten, wie z. B. auf dem Marschstandort Otterham und auf dem Lehmstandort Borwede, wo über 120 dt/ha gedroschen wurden, die hl-Gewichte im Mittel über 70 kg lagen, beruhten die schwachen Erträge auf einzelnen Sandstandorten in hohem Maße auf den niedrigen hl-Gewichten. Bei Erträgen von 55 bzw. 64 dt/ha lagen die hl-Werte im Mittel der Sorten in einem Bereich von 52 kg bzw. 56 kg und zeigen die sehr schwache Kornfüllung auf. Entsprechende Preisabschläge bei der Vermarktung mussten daher in Kauf genommen werden.

2023 erreichten die drei zweizeiligen Sorten Bordeaux, KWS Tardis und SU Laubella die höchsten hl-Gewichte. Aber auch SU Jule, die beiden GvzV-resistenten Sorten Integral und Sensation sowie SY Dakoota und SY Loona erzielten hohe Werte.

Zusammenfassung

Das Sortenspektrum hat sich im Hinblick auf die Resistenz gegenüber Virusbefall in den letzten Jahren erweitert. Neben dem Zugang neuer doppelt Gelbmosaikvirus resistenter Sorten (GMV Typ 1 u. 2) stehen nunmehr auch vier Sorten mit einer Resistenz gegenüber dem Gerstengelbverzwerungsvirus (GvzV) in den Prüfungen, weitere sind bzw. werden in den nächsten Jahren sicherlich zugelassen. Wie die diesjährigen Versuchsergebnisse gezeigt haben, liegen die Erträge zwischen einfach resistenten Sorten und denen mit erweiterter Resistenz recht eng beieinander. Mit dem Anbau entsprechend resistenter Sorten besteht also die Möglichkeit auf Insektizidmaßnahmen zu verzichten und damit die Anbausicherheit generell zu erhöhen. Darüberhinaus stehen zahlreiche strohstabile und blattgesunde Sorten zur Verfügung die sowohl die Notwendigkeit des Wachstumsregler- als auch des Fungizideinsatzes begrenzen können. Für die Vermarktung ist nach wie vor das Hektolitergewicht eine entscheidende Größe, die es insbesondere auf ertragsschwächeren Standorten zu beachten gilt. Von daher haben auch zweizeilige Sorten nach wie vor ihre Anbaubedeutung, was auch an den Vermehrungszahlen offensichtlich wird.

 

Sorteninformationen können Sie auch auf Ihrem Handy bekommen

Mit dem Sortenfinder der „LWK Niedersachsen“-App können Sie nach bestimmten Auswahlkriterien gezielt nach geeigneten Sorten für Ihre Anbauverhältnisse suchen. Unter lwkn.de/lwk-app finden Sie alle Infos über die App sowie einen Direktlink fürs Smartphone zum App- bzw. Play-Store. Nach der Installation der App finden Sie den Sortenfinder unter der Rubrik „Rechner“.