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Grünland so früh wie nie

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Insgesamt 17 Standorte Dauergrünland (Abbildung 1) werden mit Beginn der 16. Kalenderwoche beprobt und wöchentlich berichtet, um die Bestandsentwicklung und die Schnittreife zu dokumentieren. Bei guter Befahrbarkeit können die ersten zur Milchviehfütterung vorgesehenen Dauergrünlandflächen schon bis Ende April bei günstiger Witterung einsiliert werden.

Aufgrund der teilweise sehr schwierigen Standortsituationen mit hoch anstehendem Grundwasser oder ggf. Stauwasser sind im Dauergrünland sehr große Unterschiede in der Entwicklung der Praxisflächen zu erwarten. Auch die Standorte unserer Reifeprüfung sind durch die unterschiedlichsten Hochwassersituationen im Winter sowie dessen Folgen geprägt. Einige von Mitarbeitern der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und Landwirten beprobten Standorte erhielten bisher weder Grünlandpflege noch Düngungsmaßnahmen. Wo dies der Fall ist wurde, um den Praxisbezug unserer Reifeprüfung zu wahren, auf eine ergänzende `Parzellendüngung´ verzichtet. Dennoch stellen sich die ausgewählten Probeflächen insgesamt und durchweg besser dar, als viele andere Grünlandflächen mit besonders starken Narbenschäden in Folge der winterlichen Niederschläge, denn es wurden ausnahmslos Grünlandnarben mit wenigstens 75% Gräseranteil, davon mind. 50% Deutsches Weidelgras sowie geringer Verkrautung und geringen bis mittleren Mängeln ausgewählt.

Grünland
GrünlandOlaf Gansch
Ergebnisse der Probenahme vom 16. April

Die erste Prüfung der Bestände ergab bereits mittlere Aufwuchshöhen von 22 bis 32 cm in den Regionen, wobei die einzelnen Standorte zwischen 20 cm bis 38 cm Aufwuchs hatten. Die Narbendichte spielt nun eine entscheidende Rolle für die Ertragsbildung, was sich in der Ertragsleistung je cm Aufwuchs und dem daraus resultierenden Ertrag zeigt: die Aufwüchse erreichten mit 0,62 dt (Region II) bis 0,86 dt TM/ha (Region III) je cm Aufwuchs zwischen 14,2 dt bis TM/ha  in der Region II bis 23,7 dt TM/ha in der Region III (vgl. Tabelle 3). Darin zeigt sich auch bereits eine wesentliche Differenzierung der diesjährigen Bestandsentwicklung des Grünlands. Davon abgesehen sind die größten Unterschiede der Grünlandstandorte durch die Höhe der Düngung begründet: einige Standorte wurden bereits im Februar organisch und ab März mineralisch mit insgesamt 110 bis 130 kg/ha verfügbarem Stickstoff im ersten Aufwuchs gut versorgt, während andere keine Düngung erhielten.

NIRS-Ergebnisse im Dauergrünland

Die Ertragslage ist für Mitte April vergleichsweise gut und lässt eine frühe Nutzungsreife vermuten. Die ermittelten Rohfaserwerte bestätigen dies, denn in den Klimaregionen wurden zwischen 21,8 bis 23,6 % XF i.TM in den Aufwüchsen vom 16. April ermittelt.

Die angestrebten Rohfasergehalte liegen, abhängig von der Rationsgestaltung, bei 22 bis 24 % XF i.TM und erhöhen sich in der Grassilage gegenüber der Frischmasse durch Substanzverluste während der Silierung um weitere 1 bis 2 Prozentpunkte.

Die Rohproteingehalte der beprobten Bestände liegen mit 18,9 % XP i.TM (Region II) bis 24,7 % XP i.TM (Region V) auf einem relativ hohen Niveau. Der Einfluss der N-Düngung auf den Rohproteingehalt ist dabei deutlich an Einzelstandorten erkennbar, wo bisher nicht gedüngte Standorte Gehalte zwischen 12,8 und 19,1 % i.TM  aufweisen, während die Aufwüchse mit N-Düngung in den Proben immer Eiweißgehalte von deutlich >20 % XP i.TM (20,6 bis 29,6 % XP i.TM) erreichen.

Die mit der DLG-Schätzformel für Frischgras ermittelten Energieschätzwerte betrugen am 16. April 6,4 MJ NEL bis 6,6 MJ NEL in Trockenmasse.

Grünland
GrünlandOlaf Gansch
Entwicklung im Dauergrünland

Die aktuelle 17. Kalenderwoche bremst die Entwicklung nun bei nächtlichen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt in den Mittelgebirgslagen und insgesamt vergleichsweise niedrigen Temperaturen etwas ab. Die Rohfaserzunahme wird trotz kühler Witterung nur verlangsamt und damit auch der Rückgang der Energiegehalte nur unwesentlich verzögert.   

In den Regionen werden tägliche Rohfaserzunahme von 01, bis 0,2 % XF i.TM bei teilweise recht sonnigem Wetter und mittleren Tagestemperaturen zwischen 6,6 °C im Weser Leinebergland (Göttingen) bis 8,0 °C an der Nordseeküste (Norderney) erwartet. Die Grünlandaufwüchse erreichen erstmalig schon im April 2024 in allen sechs Regionen die volle Siloreife aus Sicht der Anforderungen an diesen Inhaltsstoff.  Auch die Rohproteingehalte werden bis Samstag 28. April in fünf Regionen unter 20 % XP i.TM.  absinken, so dass einer Ernte aus Sicht der Tiergesundheit und der Futterqualität nichts mehr entgegensteht.

Die im Weser-Leine Bergland geprüften zwei Standorte konnten intensiv gedüngt werden, so dass die etwas höheren Eiweißgehalte dieser Region beispielhaft auch mit einer entsprechend guten Stickstoffversorgung erklärt werden können. Andererseits konnten manche Einzelstandorte anderer Regionen nicht zum 1. Aufwuchs gedüngt werden. Die berichteten und prognostizierten Rohproteingehalte in den Regionen sind daher als Mittelwerte zu verstehen und können im Einzelfall stark davon abweichen, je nach Düngeniveau und Standort. Ebenfalls von der gegebenen Stickstoffversorgung beeinflusst werden die Erträge in diesem besonderen Jahr.

Insgesamt ist die Ertragslage im Mittel der Standorte mit 26,4 dt TM/ha zum Zeitpunkt der vollen Siloreife bei 24,5 % XF i.TM und 18,7 % XP i.TM am 28. April 2024 noch sehr gering. Außerdem können viele Standorte aufgrund der hohen Bodenfeuchte und wassergesättigter Böden nicht beerntet werden.

Je nach Flächenstruktur müssen nun einzelbetriebliche Lösungen für eine Erntestrategie gesucht werden, um das beste aus der Situation zu machen. Befahrbarkeit vorausgesetzt, sollten die zur Milchviehfütterung vorgesehenen Dauergrünlandflächen am kommenden (letzten) Aprilwochenende bei günstiger Witterung einsiliert werden. Eine Ernte in Etappen mit sehr unterschiedlichen Futterqualitäten oder durchweg spät genutzte, strukturreiche Aufwüchse mit weniger als 6,0 MJ NEL/kg TM könnten in diesem Frühjahr jedoch häufiger vorkommen.

Dieser Hinweisdienst ist nur mit Unterstützung der vielen Landwirte und Probenehmer möglich. Außerdem danken wir der LUFA Nord-West für die zeitnahe Untersuchung der Proben sowie dem Deutschen Wetterdienst in Braunschweig für die Datenverarbeitung mit dem bewährten Prognosemodell, welches in Zusammenarbeit mit der Christian-Albrechts-Universität in Kiel entwickelt wurde.

Weitere Informationen zur Entwicklung im Dauergrünland in den Regionen erhalten Sie in der kommenden Woche!