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Siliermittel für Gras und Leguminosen dominierte Bestände – gleich mehr Sicherheit im Silo

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Der Siliermittelmarkt hat eine große Produktpalette zur Auswahl. Doch welches davon ist das Richtige für den jeweiligen Anwendungsfall im eigenen Betrieb? Die online-Entscheidungshilfe der DLG gibt einen Überblick. 
Auf welche Besonderheiten bei dem Siliermitteleinsatz für den 1. Aufwuchs in 2024 zu achten ist, wird nachfolgend erklärt. 
 

Mit Siliermitteln Gärqualität sichern 

Wie sich die Silierbedingungen zum ersten Schnitt des Grünlandes darstellen, ist aktuell ungewiss. Gewiss ist aber schon jetzt, dass die Ausgangsbedingungen auf den Flächen vielerorts nicht günstig sind. Durch die seit Herbst anhaltende Nässe sind so manche Grasbestände viel zu lang in den Winter gegangen. Sowohl Pflegearbeiten als auch Düngungsmaßnahmen konnten nur bedingt durchgeführt werden. Vor dem Hintergrund kann der hygienische Status von Anfang an ungünstig sein. Konnte bislang keine Düngung erfolgen, handelt es sich um Nitrat armes Futter. Nitrat bzw. Nitrit kann als indirektes Siliermittel betrachtet werden, denn ein Teil des in den Pflanzen enthaltenen Nitrats wird in der ersten Gärphase stufenweise abgebaut. Diese Vorgänge hemmen anfänglich Buttersäurebakterien bzw. das Auskeimen der Sporen von Buttersäurebakterien. In Nitrat armen Futter kommt es somit zeitgleich zur Konkurrenzsituation zwischen Milch- und Buttersäurebakterien um den Pflanzenzucker. 
Die Daten der Grünlandreifeprüfung bestätigen gleichfalls, dass die Entwicklung stark heterogen ist und sich daraus Schwierigkeiten für die Silierung ergeben könnten. 
Inwieweit die Grünlandflächen bis zur Silierreife der Grünlandgräser abgetrocknet sind, bleibt eine weitere offene Frage. Der Verschmutzungsgrad des Futters könnte zum ersten Aufwuchs höher ausfallen als in den Vorjahren. 
Zum aktuellen Zeitpunkt muss davon ausgegangen werden, dass das Siliergut bevorzugt als mittelschwer oder auch schwer vergärbar einzustufen ist. Diese besondere Situation ist für den ersten Aufwuchs in 2024 bei der Siliermittelwahl zu berücksichtigen. Die ansonsten bevorzugt eingesetzten biologischen Produkte könnten für manche Fälle an ihre Wirkungsgrenzen geraten. 

Siliermittel Gras
Siliermittel GrasDr. Christine Kalzendorf

Spielregeln für die Anwendung von Siliermitteln
Achten Sie bei dem Kauf von Siliermitteln auf die deklarierte Wirkungsrichtung. Siliermittel können, je nach Inhaltsstoffen, entweder bevorzugt Fehlgärungen vermeiden oder das Nacherwärmen während der Verfütterungsphase verzögern.
Wählen Sie aus dem Portfolio von DLG-geprüften Siliermitteln jenes Produkt aus, was ihrer anvisierten Wirkungsrichtung entspricht (Tabelle 1). Besprechen Sie die Dosierung und Ausbringung mittels Dosiergeräten mit dem Lohnunternehmer. Siliermittel können nur dort wirken, wo sie appliziert wurden. Für eine gleichmäßige Verteilung im Futterstrom in der vorgeschriebenen Ausbringmenge ist Sorge zu tragen.
Für chemische Siliermittel sind höhere Aufwandmengen und demzufolge höhere Pumpleistungen des Dosiergerätes erforderlich. Flüssige Siliermittel sollten bevorzugt zur Anwendung kommen, denn sie haften besser am Siliergut als Granulate. 

Welches Siliermittel für welche Bedingungen?
Für diese Fragestellung darf gern die online-Entscheidungshilfe (https://siliermittel.dlg.org/) auf der Homepage der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) zu Rate gezogen werden. Hier wird bei der Grassilierung zwischen guten und schwierigen Ausgangsbedingungen unterschieden. Weitere Abfragen betreffen den Trockenmassegehalt, die Verdichtung, den Siloverschluss, die Abdeckung, den Vorschub und die Entnahmehäufigkeit. Sind alle Optionen ausgewählt, wird daraus eine Auswahl von geeigneten Produkten vorgeschlagen. 
Wer diese Anwendungshilfe testet und unterschiedliche Optionen der Silier- und Entnahmebedingungen bei den Eingaben wählt, wird entweder bevorzugt chemische Silierzusätze als Vorschlag erhalten oder auch biologische Produkte oder auch Kombinationen von beiden Produktgruppen. 
Der Vorverkauf von Siliermitteln ist insofern schwierig, da letztendlich die Witterung die große Unbekannte zum Mahdzeitpunkt ist. Im Allgemeinen werden Gutwetterbedingungen bei der Silierung vorausgesetzt und im Allgemeinen sind auch biologische Produkte für diesen Einsatzbereich richtig. Doch diese Produkte geraten an ihre Grenzen unter nassen Bedingungen, die zudem eine erhöhte Verschmutzung erwarten lassen. Sprechen Sie mit dem Händler ihres Vertrauens über dieses Problem und räumen Sie sich für den Bedarfsfall die Option für einen Umtausch hin zu einem chemischen Produkt oder eine biologisch-chemische Anwendung ein. 

Wetter schlecht – was einsetzen?
Gelingt das Anwelken mit TM-Gehalten von mindestens 25 % TM nicht, haben nur chemische Siliermittel in der Wirkungsrichtung 1a (zur Verbesserung der Gärqualität) das Potential, Fehlgärungen im nassen Mahdgut zu vermeiden.  Die spezielle Wirkstoffzusammensetzung (z.B. auf Basis Nitrit, Formiat, Hexamin) unterdrückt gezielt unerwünschte Gärorganismen wie die Buttersäurebakterien. Die Aktivität der Milchsäurebakterien bleibt davon unberührt. Die Gärungsarbeit der Milchsäurebakterien führt zu einer Absenkung des pH-Wertmilieus im Futterstapel. Das saure pH-Milieu inaktiviert unerwünschte Gärkeime nachhaltig. Einen Überblick über DLG geprüfte Siliermittel der Wirkungsrichtung 1a gibt (Tabelle 2).

Kurze Schönwetterperioden mit Siliermittelzusatz nutzen
Kann im Rahmen von kurzen Schönwetterperioden bereits ein Anwelkgrad zwischen 25 bis etwa 30 % TM erreicht werden, erweitert sich der Einsatzbereich von Siliermitteln biologischer Art. Es sollten dann aber nur homofermentative Impfkulturen zur Anwendung kommen, die für diesen schwachen Welkgrad geeignet sind. Das DLG-Gütezeichen in der Wirkungsrichtung 1b ist ein Hinweis dafür, dass es sich um derartige biologische Siliermittel handelt. Bei der Gärung des schwach angewelkten Siliergutes kommt es darauf an, dass der Pflanzenzucker rasch von homofermentativen Milchsäurebakterien genutzt und effizient zu Milchsäure vergoren wird. Deshalb sollten für diesen Einsatzbereich noch keine heterofermentativen Milchsäurebakterien integriert sein, die neben Milch- auch Essigsäure bilden. Fragen Sie bei dem Verkäufer Ihres Vertrauens speziell nach Milchsäurebakterienpräparaten nach, die nur homofermentative Kulturen enthalten.

Welches Produkt bei guten Witterungsbedingungen?
Für gute Witterungs- und Silierbedingungen steht eine große Produktauswahl zur Verfügung. 
Gut angewelkte und gut silierte, also Buttersäure freie Silagen neigen während des Entnahmezeitraumes schneller zur Nacherwärmung. Es sind daher bevorzugt Siliermittel anzuwenden, die auch Wirkstoffe zur Verbesserung der aeroben Stabilität (Wirkungsrichtung 2) enthalten. Liegen die Silier- und Entnahmebedingungen komplett im grünen Bereich (Tabelle 3) eignen sich Kombination aus homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterien besonders gut. 
Ob bevorzugt ausschließlich heterofermentative Milchsäurebakterien oder biologische-chemische Kombinationen oder gar nur chemische Siliermittel zu verwenden sind, lässt sich ebenfalls anhand der Silier- und Entnahmebedingungen beantworten.
Je stärker das Futter angewelkt (über 45 % TM) ist, lässt es sich schwerer verdichten und aufgrund des hohen TM-Gehaltes siliert das Futter nur noch schwach. Die Risiken von Nacherwärmungen steigen. Kommt dann noch ein unzureichender Futtervorschub bei Öffnung des Silos hinzu, ist der Anwendungsbereich von ausschließlich biologischen Produkten nicht mehr gegeben. Unter derartigen Bedingungen kann die Aktivität von Hefen und Pilzen nur noch durch chemische Silierzusätze zum Erliegen gebracht werden. Diese Siliersalze enthalten dann meist Wirkstoffe wie Benzoat, Sorbat oder Propionat. 
Da oft die letzten Futterschichten sehr trocken in das Silo gelangen, macht es durchaus Sinn, den Siliermittelzusatz chemischer Art speziell für diesen schwierigen Bereich anzudenken. Mindestens für die letzten 30 cm, besser noch die letzten 50 cm der oberen Schicht sollte die spezielle Behandlung erfolgen.

Gibt es Allround-Siliermittel?
Unter „Allround-Siliermittel“ können jene Silierzusätze betrachtet werden, die beide Hauptwirkungsrichtungen integrieren, also die sowohl Fehlgärungen verhindern als auch die aerobe Stabilität verbessern.  
Im Rahmen der biologischen Siliermittel sind die Mischungen aus homo- und heterofermentativen Milchsäurebakterien als Allround-Silierzusatz zu bewerten. Unter welchen Rahmenbedingungen biologische Produkte eingesetzt werden sollten und wann sie an ihre Grenzen der Wirksamkeit geraten, wurde oben bereits beschrieben.
Innerhalb der chemischen Siliermittel gibt es seit einiger Zeit auch neue Formulierungen, die Substanzen für die beiden Hauptwirkungsrichtungen enthalten. Die Mehrzahl der chemischen Siliermittel sind keine Säuren, sondern Siliersalze. Das erleichtert die Anwendung. Häufig sind die auf dem Markt verfügbaren Siliersäuren als abgepufferte Varianten zu erhalten. Das heißt, sie zeichnen sich durch eine geringere Korrosivität im Vergleich zu den reinen Säuren aus. 
Es lohnt sich demzufolge, der Deklaration der Produkte mehr Beachtung zu schenken.


Fazit
Gute Planungsarbeit im Vorfeld gehört prinzipiell zu einem allgemeinen Grundsatz für die wirkungsvolle Anwendung von Siliermitteln. Achten Sie bei dem Kauf auf das DLG Gütezeichen, denn es ist Beleg für den Einsatzbereich. Die oben aufgeführten Einsatzempfehlungen machen deutlich, dass die Produktauswahl des Siliermittels je nach Witterungssituation zu treffen ist. Sprechen Sie demzufolge im Voraus mit dem Händler Ihres Vertrauens und klären Sie, welche Mittelpalette zur Verfügung steht und ob für spezielle, nicht geplante Siliersituationen noch ein Umtausch des Produktes möglich ist. Kündigen Sie Ihrem Lohnunternehmer den Siliermitteleinsatz an, weisen Sie ihn auf die Notwendigkeit eines passenden Dosiergerätes hin und machen Sie ihn auf die zu applizierenden Aufwandmengen aufmerksam. 
Neben dem Siliermittelzusatz sind gut gepflegte und vor allem Weidelgras betonte Grasbestände von Vorteil für eine gute Silierung. Die zuckerreichen Weidelgräser sind die Basis dafür, dass hinreichende Milchsäuremengen gebildet werden und damit ein konservierend wirkender pH-Wert im Futterstapel entstehen kann.